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Keine Schmetterlinge mehr im Bauch - Liebe / Gewohnheit?

B
Hi Sternchen,

gerne erkläre ich das ausführlicher. Du musst mir nur sagen, was genau Du wissen willst Frag einfach los.

Letztendlich muss man natürlich aufpassen, dass das Auswandern keine reine Flucht darstellt. Bzw. man muss sich darüber im Klaren sein, dass man ungelöste Probleme natürlich mitnimmt... vor sich selbst kann man nicht weglaufen, auch nicht ins Ausland.
Und die Integration ins Ausland kostet auch einiges an Kraft.
Aber es kann auch sehr viel Energie freisetzen, was ganz neues auszuprobieren.

In meinem Falle kam natürlich noch die Liebe dazu. Das war ein starker Motor und gab so viel Kraft.
Es ist aber auch alles gut gegangen mit meinem Freund, jetzigen Mann. Wenn es schief gegangen wäre (wovor mein Umfeld große Angst hatte), dann hätte vieles anders ausgesehen.

Nichtsdestotrotz wäre ich um eine tolle Erfahrung reicher gewesen, und wiegesagt, es war höchste Zeit für mich, aus den alten Fesseln auszubrechen. Sie waren dabei, mich krank zu machen, ganz heimlich still und leise.

Viele Menschen werden dann irgendwann auch physisch krank... weil man jahrelang fast unbemerkt etwas lebt, was einem schon längst nicht mehr gut tut.

Daher betrachte ich meine Krise von damals heute als Chance.

Und hier im Ausland ist natürlich definitiv NICHT alles Zuckerschlecken. Andere Sprache, andere Kultur (obwohl es nur Skandinavien ist) - sämtliche Informationen im neuen Land Preise, Produkte, alles muss man sich mühsam zusammensuchen.
Ich hatte jetzt eine neuerliche Krisensituation (Wochenbettdepression) zu meistern, und da konnte ich feststellen, dass das Leben im Ausland auch unbemerkt immer leicht Energie zieht. Aber so ist das eben.

Auch diese Krise wird gemeistert und man entwickelt sich wiederum weiter.

Bin gespannt, was Du zu Euren Plänen berichtest.
Wo wollt Ihr denn hin? Erzähl mal von Eurem Traum. Klingt spannend!

Und wie läuft es denn derzeit in Eurer Beziehung? Redet Ihr miteinander?

Was mich mal noch interessieren würde - aber nur falls es Dir nicht zu nahe tritt: Das Thema Kinder. Irgendwo hast Du geschrieben, dass Deine Mutter sich nun gerne schnell Enkel wünscht, aber das für Dich physisch wie psychisch eine sehr große Herausforderung ist.
Das erinnerte mich auch irgendwie an mich. Ich habe jetzt 2 kleine Kinder, aber es war für mich ein sehr schwieriges Thema.

LG
Belinda

@ Ralf
Deinem Beitrag zum Thema Schmetterlinge stimme ich zu 100% zu !
Es ist genauso wie Du schreibst.
Wenn die Vertrautheit wächst, gehen die Schmetterlinge. Ich kann das auch noch manchmal irgendwie bedauern, aber so ist der Lauf der Dinge und es ist ganz natürlich.

Erzähl doch mal von Deiner Krise und Entscheidung - Sternchen hat uns ja freien Lauf gelassen, in ihrem Thread davon zu berichten

19.04.2013 08:51 • #16


C
Huhu,

puuuh, wo fang ich denn jetzt an?

Unser Wunsch auszuwandern kommt in erster Linie daher, dass wir eigentlich unsere Kinder nicht in diesem Land und ganz speziell nicht in dieser Region großziehen möchten.
Hier auf dem platten Land ist es teilweise so, dass es Schulen gibt mit 12 bis 20 Kindern... die Leute genießen es vom Staat finanziert zu werden und in mir bzw. in uns bricht regelrecht die Panik aus, wenn ich drüber nachdenke, dass meine Kinder mit drei oder vier Kindern - um es nett zu formulieren - aus sozial schwachen Familien in eine Klasse gehen. Das Klassenziel orientiert sich schließlich immer am schwächsten und nicht am stärksten Schüler.
Zudem werden wir hier immer mehr für unseren hohen Lebensstandart belächelt, beneidet und gemieden. Ja, wir fahren drei Autos - wovon allerdings zwei schon bereits vor der Beziehung da waren und es einfach keinen Sinn gemacht hätte diese herzugeben und wir gönnen uns auch Dinge, die sich andere nicht gönnen. Aber wir gehen auch beide dafür arbeiten (was hier eine echte Seltenheit ist) um uns das zu ermöglichen, studieren beide noch berufsbegleitend.
Viele verstehen das nicht, fragen sich wieso wir nicht mit dem zufrieden sind was wir haben bzw. dass wir bei allem was wir haben trotzdem noch den Anspruch haben weiterzukommen und Neues zu lernen und zu erleben.

Der Wunsch hier wegzugehen ist daher einfach groß, der Wunsch ins Ausland zu gehen kommt daher, dass meine Eltern in Österreich leben (bzw. Vater lebte) und wir dann eher in ihre Nähe wollten.

Was das Thema Kinderkriegen angeht... es ist etwas schwierig, aber ich versuche mal es so kurz wie möglich zusammen zu fassen. Eigentlich wollten wir uns mit Kindern noch ein bisschen Zeit lassen, aber dann hatte ich irgendwann einen Termin beim Frauenarzt, eigentlich wollte ich mir von ihm eine andere Pille verschreiben lassen.. und er haut bei der Untersuchung frank und frei raus, ob mir denn noch nie jemand gesagt hätte, dass ich keine Kinder bekommen kann
Das war als hätte mir jemand die Füße unter dem Boden weggezogen. Wir haben dann noch eine zweite Meinung eingeholt, die war zwar netter formuliert, aber grundsätzlich nicht besser.
Meine Hausärztin hat mich dann an die Uniklinik überwiesen, die einige Untersuchungen gemacht haben, aber wieder meinten, so richtig sei es nichts für sie. Daraufhin hatten wir beschlossen es einfach drauf ankommen zu lassen... naja und nachdem jetzt nach über einem Jahr noch nichts passiert ist, sind wir eben wieder auf Ursachenforschung. Zum Glück dieses Mal mit einer sehr verständnisvollen Ärztin.
Psychisch ist eine Schwangerschaft und Kinder für mich schon seit jeher ein echtes Problem. Ich weiß gar nicht wie ich das beschreiben soll... es klingt total bescheuert, ist aber für mich echt ein Problem. Und zwar habe ich panische Angst davor mich selbst zu übergeben und auch wenn sich andere übergeben. Sprich, es braucht nur jemand sagen, dass ihm schlecht ist und schon breche ich in Panik aus. Ich habe einfach wahnsinnige Angst mit einem brechenden Kind total überfordert zu sein und das dann im Stich zu lassen. Weil der Papa wird ja nicht immer zur Hand sein, dass er das übernehmen kann. *seufz*
Wieso war Kinderkriegen denn für dich ein schwieriges Thema? Du musst natürlich nicht antworten, wenn du nicht möchtest.

Manchmal frage ich mich, ob es nicht vielleicht auch für die Beziehung besser wäre, wenn man einfach mal in einer neuen Stadt komplett neu anfängt... den ganzen Druck im Job hinter sich lässt, neue Kontakte knüpft und einfach von vorne startet?!
Ich weiß nicht so genau ob ich da unter die von Ralf zitierten Menschen zähle, die das Rad schnell weiterdrehen, aber irgendwie graust es mir davor zu lange auf der Stelle zu treten und das Gefühl zu haben, dass es nicht vorwärts geht.. im Job nicht mehr glücklich zu sein und eine neue Herausforderung zu suchen... diese einfach mal anzunehmen, wenn sie sich bietet.

Auf der anderen Seite weiß ich auch nicht so ganz genau, ob das jetzt der richtige Zeitpunkt wäre. Wenn sich doch schneller Kinder einstellen als jetzt vermutet (es soll ja doch Wunder geben) und dann gerade eine neue Stadt, vermutlich ein befristeter Vertrag... auf der anderen Seite, wer nicht wagt...

Momentan ist unsere Beziehung ok für mich... ich sitze nicht mehr jeden Abend hier und heule mir die Augen aus dem Kopf... wir haben uns ein bisschen angenähert und uns mal über die nicht mehr vorhandenen Schmetterlinge unterhalten. Dabei festgestellt, dass es eigentlich ganz gut so wie es ist.
Meine beste Freundin war mir auch eine sehr große Hilfe und total geschockt, als ich ihr mal mein Innerstes nach außen gekrempelt habe. Sie hat mir Mut gemacht zunächst so weiter zu machen wie bisher, einfach wieder in den Kampfmodus umzustellen, den sie von mir kennt. Und mittlerweile muss ich sagen, dass mir zum Glück wieder häufiger die Gedanken kommen, wie wir gemeinsame Kinder haben bzw. ich mir unsere Hochzeit vorstellen kann, als dass ich an TV-Stars und Romanhelden denke.
Wahrscheinlich kein Wunder, nachdem wir gemeinsam festgestellt haben, dass Robbie Williams irgendwie sehr viel schneller alt geworden ist als wir. Wir vermuteten, dass bei ihm ein Lebensjahr höchstens 8 Monate haben kann...

Ich vermute es ist noch vieles im Argen und es wird auch wieder schlechtere Tage geben, aber ich versuche einfach mal weiterzukämpfen und zu sortieren, zu beleuchten und im Notfall Schritte einzuleiten.

Ganz liebe Grüße
*chen

20.04.2013 20:16 • #17


A


Keine Schmetterlinge mehr im Bauch - Liebe / Gewohnheit?

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B
Hallo Sternchen,

gut so, nach einer Hängepartie hast Du Deinen Kampfmodus wieder eingestellt.
Aber gut auch, dass Du weiter nachdenkst und reflektierst. Ich finde Deine Beiträge sehr interessant und lese gerne über Dich.

Was die Kinderplanung angeht - habt Ihr denn die große Palette an Hilfsmöglichkeiten auf diesem Gebiet bereits in Angriff genommen? In meinem Bekanntenkreis sind es mittlerweile ca. 30-50 %, die auf natürlichem Wege erst mal nicht schwanger werden konnten, aber fast alle sind es nun auf die eine oder andere (ich nenns mal künstliche) Weise nun doch geworden.
Die meisten warten ja heute gar nicht mehr lange, bevor sie das Thema gleich zielsicher in Angriff nehmen.
Ich drücke auf jeden Fall die Daumen für Dich.
Und lese ein bisschen heraus, dass das sicher auch ein Thema ist, was Dich derzeit zusätzlich belasten muss. Du scheinst ja den Kinderwunsch auf alle Fälle zu haben.

Ja, warum war das bei mir ein schwieriges Thema.
Also ums kurz zu machen: Ich hatte einerseits den Kinderwunsch nicht ausgeprägt. Ich hätte auch gut ohne Kinder leben können, denke ich. (Jetzt natürlich nicht mehr, ich sehe schon, dass ich was verpasst hätte - aber das habe ich vorher ja nicht gewusst bzw. so nicht empfunden).
Ich habe dann einen Mann kennengelernt, der in seiner Lebensplanung auf alle Fälle Kinder vorgesehen hatte.
Mein Kinderwunsch hat sich dann auch mehr und mehr entwickelt und schließlich haben wir es einfach drauf ankommen lassen.
Wenn die Zwerge aber nun in der Realität SEHR anstrengend sind, (was sie eben im Kleinkind- und Babyalter oft einfach sind), dann fehlt mir doch manchmal die Tatsache, dass ich selbst 1000% die Kinder wollte. Also es wäre wahrscheinlich manchmal einfacher, gewisse Dinge zu ertragen, wenn der Kinderwunsch in mir selbst stärker gewesen wäre.
Ist schwer in Worte zu fassen.

Das andere Thema war, dass ich massive Geburtsangst hatte. Regelrechte Panik. Dieses Thema hat uns durch beide Schwangerschaften begleitet. Die Angst war auch ein Grund dafür, warum der Kinderwunsch bei mir nicht so ausgeprägt war. Ich habe die Angst gelöst, in dem ich zwei mal per Kaiserschnitt entbunden wurde, und das war dann echt ok.


So, zu Deinem psychischen Problem.
Sicher hast Du Dich ja damit schon beschäftigt. Es handelt sich bei Deiner Angst vor Erbrechen um eine diagnostizierbare Angsterkrankung Emetophobie. Warst Du deswegen in Behandlung? Das klingt auch gar nicht bescheuert, sondern es ist eine ernstzunehmende Angststörung.
Ich kenne sie zufällig auch gut, da meine Cousine darunter leidet bzw. litt. Es war bei ihr wie Du beschreibst. Und es wurde irgendwann auch mal ganz schlimm und sie musste eingewiesen werden, wobei der Krankenhausaufenthalt sie noch mehr verängstigte, da im Krankenhaus die Gedankenspirale aufgrund er vielen Viren usw. ja gleich auch noch mehr Nahrung bekommen kann.
Ich weiß jetzt nicht genau, wie es bei ihr besser wurde - aber sie hat mittlerweile 2 Kinder und meinte mal, dass die Emetophobie deutlich besser ist, kein Vergleich zu früher. Sie fühlt wohl immer noch Unbehagen, wenn ihre Angst getriggert wird und den Kindern übel ist usw., aber als Mutter wächst man da auch oft über sich selbst hinaus und leistet Dinge, die man vorher nicht für möglich gehalten hätte.
Falls Dich das beruhigt. Aber sie war auch länger in psycholog. Behandlung, denn jede Angststörung hat ja auch ihre Ursachen.
Ich habe selbst auch eine (leichte) Angststörung. Ich komme auch aus einem nicht ganz stabilen Elternhaus, Alk. war ebenfalls ein Thema, und das destabilisiert die Psyche ungemein, was oft erst im Erwachsenenalter richtig zu spüren ist.

Ich glaube nicht unbedingt, dass es für eine Beziehung an sich besser ist, wenn man woanders neu startet. Letztendlich ist ja auch der Stresslevel erst mal deutlich höher. Man tritt aus der Comfort Zone aus, bis man sich eingewöhnt hat, und das stresst auch.
Wenn man da vorhandene Belastungen mitschleppt, braucht man zusätzliche Kräfte.
Wenn man allerdings durch einen Ortswechsel alte belastende Faktoren tatsächlich ganz loswird, wie z.B. einen ungeliebten Job usw., dann kann das natürlich beflügeln, und das Energiekonto ist insgesamt wieder eher im Plus.

Manchmal kann man das vorher auch gar nicht sagen, wie sich ein Ortswechsel gestalten wird, bevor man es probiert Es muss sich auf alle Fälle richtig anfühlen und nicht nur ein reines Weglaufen vor Problemen sein.

Wenn ich es in meinem Falle genauer betrachte, würde ich auch sagen, dass meine Auswanderung auch dazu diente, vor bestimmten Problemen wegzulaufen. Aber mir war das auch während der Aktion schon klar, und ich wusste definitiv, dass ich - sofern es nicht klappt - zurückkommen werde, aber dann nicht dem alten Job nachtrauern werde.
Sondern dass ich diese Sache als Chance betrachte, dann eben etwas neues suchen zu MÜSSEN.
Ich habe mich somit ein bisschen selbst ins kalte Wasser geworfen, weil ich es vorher einfach aus der Situation heraus nicht geschafft habe, was zu ändern.

So, Sternchen, das wars mal an Input von meiner Seite für heute.
Mach weiter so, und ich freue mich wieder auf ein Update von Dir.

Alles Gute
Belinda

21.04.2013 19:26 • #18


C
*puuuuh* Nach über zwei Wochen schaffe ich es endlich mal wieder hier reinzuschauen.

War die ganze Zeit in Deutschland und Österreich unterwegs und hatte nicht immer die Möglichkeit ins Internet zu gucken bzw. hab auch versucht einfach mal in mich zu gehen und ein wenig nachzudenken und nachzuhorchen.

Trotzdem danke für deine Antwort Belinda

Was unseren Kinderwunsch angeht, sind wir noch ganz am Anfang. Wir hatten zwar schon mal einen Termin in einer Kinderwunschklinik, aber die meinten ich sei nicht unbedingt ein Fall für sie und ich solle mir einen guten Frauenarzt suchen... tja, das ist in unserer ländlichen Region eine echte Herausforderung. Bei den Guten bekommt man keinen Termin und bei denen, bei denen man schnell einen Termin bekommt, sollte man lieber nicht hingehen. Jetzt habe ich eine Ärztin gefunden, die sich zumindest alles mal angehört hat und bei der ich mich zumindest beim ersten Termin aufgehoben gefühlt habe. Ob sich das bewahrheitet werde ich in den nächsten zwei bis drei Wochen dann erfahren.

Es ist für mich ein bisschen komisch und belastet mich in der Tat auch total... auch das ist mal wieder eine Sache in meinem Leben bei der ich denke warum ich? oder auch vielleicht soll es ja auch so sein und ich soll wegen meiner - Kotzphobie - keine Kinder bekommen? Dann schwanke ich zwischen Trauer und Erleichterung... ganz komisch zu beschreiben.
Ich verstehe aber sehr gut was du ausdrücken wolltest und ein wenig geht es mir auch so... *seufz*

Wegen der Emetophobie war ich auch schon in Behandlung... ich hatte das einmal ganz ausgeprägt, dass wirklich mein komplettes Leben zum Erliegen gekommen ist. Damals war ich in einer unglücklichen Partnerschaft. Und da ich in meinen Beziehungen immer der Part war, der sich alles gefallen ließ ohne die Beziehung zu beenden, entwickelte sich daraus eine echte Extremsituation in der ich aus lauter Verzweiflung meinen Job kündigte und aufgehört habe zu Essen. Ich konnte das Haus nicht mehr verlassen, nicht mal mehr zum Briefkasten auf die andere Straßenseite und hab mich fast 9 Monate nur von täglich einem Brötchen und ein paar Salzstangen ernährt. In der Zeit habe ich ca. 25 Kilo abgenommen und am Ende gingen mir sogar die Haare aus.
Das war eine ganz ganz schlimme Zeit in meinem Leben... in der Therapie damals ging man allerdings nicht so sehr auf diese Phobie ein, sondern führte mich mehr oder weniger wieder in einen geregelten Alltag. Ich musste die einfachsten Sachen wieder lernen (wie z.B. Straßenbahn fahren).
Nachdem mich der damalige Partner dann betrogen hatte, was für mich dann so wie ein Wachrütteln war, hab ich ihm einen Mietwagen vor die Tür gestellt und ihn noch am gleichen Nachmittag rausgeworfen. Und von da an ging es mir wieder gut... ich habe kurz darauf meine zweite Ausbildung in Frankfurt angefangen und hatte seitdem eigentlich keinerlei Probleme mehr mit Panikattacken oder dergleichen.
Okay, wenn man von einer Ausnahme absieht... als sich eine Kollegin auf der letzten Weihnachtsfahrt übergeben musste und ich hinterher meinen Freund zur Schnecke machte, wieso er mich nicht einfach wieder weggeschickt hatte. Das war ca. 5 Minuten vorm Aussteigen und ich wollte eigentlich nur hinten im Bus meine Jacke und die Einkäufe vom Weihnachtsmarkt holen und stand dann eben direkt daneben.
Ich konnte dann wirklich die ganze Nacht nicht schlafen, weil ich die Bilder nicht mehr aus meinem Kopf bekommen habe und am nächsten Morgen sagte mein Freund dann zu mir, ob ich deshalb denn nicht mal zum Psychologen gehen wollte.. das sei nicht ganz normal.
Also es ist nicht so, dass ich ihm das nicht erzählt hätte... ich habe da immer mit offenen Karten gespielt, aber offensichtlich war ihm das nicht so bewusst, was das bei mir tatsächlich bewirkt.
Vielleicht wäre es da doch mal interessant rauszufinden, woher es eigentlich kommt.. bisher hatte ich mich damit begnügt die Symptome zu behandeln und empfand es nicht so schlimm mal wegzulaufen solange ich ansonsten einen normalen Alltag hatte.

So.. die letzten beiden Wochen waren sehr anstrengend.. obwohl die Zeit mit meiner Mutter in Österreich echt schön war und es ihr auch recht gut geht. Sie hat zwar am Anfang direkt nach der Chemo sehr viel geschlafen und war maximal eine Stunde am Stück wach, aber ich habe ihr dann gesagt, dass ich das gut finde.. dann liegt sie wenigstens nicht ewig rum und fühlt sich nicht so gut und die Zeit geht nicht rum.
Morgen hat sie dann schon die nächste Chemo und meine Schwester ist heute hingefahren.
Sie erzählte mir dann auch, dass sie schon das Gefühl hat, dass das blöde Knubbelchen ein wenig kleiner geworden ist und auch merkt, dass sich an der Stelle was im Körper tut nach/bei der Chemo. Morgen machen sie jetzt eine Kontrolle und ich bete so, dass alles nach Plan (oder besser) läuft und sie so weitermachen können.

Wieder daheim war ich zwei Tage arbeiten.. und hab mich mal wieder maßlos über meinen Chef aufgeregt... das ist aber wieder eine Geschichte für sich. Jedenfalls hatte ich nach 2 Stunden schon wieder keine Lust mehr und die ganze Erholung war im Eimer. War dieses Mal so schlimm, dass mein Freund in einer Dienstberatung etwas angesprochen hat... hinterher meinte er dann, dass er mir mit Absicht zuvor kam, weil wenn ich etwas gesagt hätte, dann hätte es vermutlich Tote gegeben.

Mittwoch haben wir dann ausgeschlafen und sind zu meiner Schwester und ihrem Mann gefahren. Eigentlich wollten wir das verlängerte Wochenende zu meinen Großeltern fahren, aber nachdem mein Vater dort ja lebt, wollte ich das nicht mehr, weil ich genau wusste, dass es Streit geben würde. Donnerstag hat mein Freund dann seinen Hochzeitsanzug gekauft und ich ein Kleid fürs Standesamt... Freitag ein schöner Messebesuch auf dem Maimarkt in Mannheim und Samstag eine Brille gekauft und wieder ab nach Hause... ein echt superschönes Wochenende, dass wir einfach gemeinsam genossen haben ohne auch nur ein einziges Wort über die Arbeit zu wechseln.
Das war wirklich einfach mal sooooooooo schön und ich war so glücklich. Das Kleid ist soooo toll.. und ich hab mich wieder richtig auf unsere Hochzeit gefreut.

Und das obwohl wir als ich in Österreich war, eine etwas unschöne Diskussion hatten wegen seinem Cousin. Der wurde während meinem Aufenthalt Vater und hat dann kurzfristig beschlossen seine Freundin zu heiraten. Eigentlich sollte das am Tag der Geburt passieren, aber da kam ihnen halt das Kind zuvor.. .und eigentlich sollte es keiner wissen. Blöd war nur, dass wir eigentlich genau die beiden fragen wollte, ob sie unsere Trauzeugen sein möchten... und sie bei einer Hochzeit im letzten Sommer, die ähnlich geheim war, noch sagten sowas würden wir NIE machen. Da hab ich mich dann echt drüber geärgert und zu meinem Freund gesagt, dass wir so langsam mal die Notbremse ziehen sollten... weil immer mehr Leute die bei uns davon ausgehen, dass sie drei Mal eingeladen werden (Polterabend, Standesamt und Kirche), heimlich heiraten und gar nicht feiern. Hab ihn dann gefragt, für wen wir denn eigentlich heiraten... ob für uns oder für andere. Also ich bin da bestimmt kein Pfennigfuchser, aber ich finde es schon verletztend wenn man bei jemandem, der einem selbst so wichtig ist, dass man ihn sich als Trauzeugen wünscht, feststellen muss, dass das überhaupt nicht auf Gegenseitigkeit beruht.. sehr unschön. Mein Freund ist aber der Meinung, dass er nicht so sein möchte wie die anderen... er wünscht sich eben eine große Hochzeit.

Seit dieser Woche sind wir jetzt wieder im Alltagstrott... und irgendwie kommen mir jetzt wieder doofe Zweifel und ich bin nicht so richtig zu 100% glücklich. Ich merke wie die Diskussionen zwischen uns häufiger werden... und denke mal das liegt auch daran, dass ich einfach unzufrieden bin. Sei es mit mir selbst, mit der Situation, mit meiner Umgebung... früher haben wir nie diskutiert oder gestritten... das macht mich traurig.
Jetzt sitze ich sogar schon wieder hier und frage mich, wie man eigentlich so bescheuert sein kann und zwei Hochzeitskleider kaufen, wenn man nicht mal sicher ist, ob die Hochzeit überhaupt richtig ist...
Und dann überlege ich mir wieder, dass ich als ich da stand und das Kleid ausgesucht habe, richtiges Kopfkino hatte wie toll das alles wird und wie ich davon überzeugt war.
Was ist jetzt schon wieder los? Es macht echt langsam keinen Spaß mehr.

Ganz liebe Grüße
*chen

09.05.2013 21:29 • #19




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