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Kann mir jemand helfen, meinen Freund zu verstehen?

E
Wir sind beide 24 Jahre alt und seit 5 Jahren zusammen.

Ich habe vor einiger Zeit beschlossen, dass ich mich trennen will und habe das nun endlich meinem Freund gesagt. Seitdem ist es so, als würden wir unterschiedliche Sprachen sprechen.

Er war total überrascht. Anscheinend hat er überhaupt nicht gemerkt, dass ich unglücklich bin und war der Meinung, dass ich ihm nie die Chance gegeben hätte, an der Beziehung zu arbeiten.

Ich habe ihm dann die Gründe genannt und bei vielen Dingen sagte er, dass er davon zum ersten Mal hört. Bei anderen Dingen meinte er, dass das mein persönliches Problem sei und er mir da nicht helfen könne. Es fiel immer wieder die Aussage, dass er dieses und jenes nicht wusste oder vergessen hatte oder ihm nicht klar war, dass mir das wichtig ist.

Aus meiner Perspektive habe ich immer deutlich gesagt, was ich mir wünsche. Er konnte mir die Wünsche nur nicht oft erfüllen, was mich zunehmend frustriert hat. Für mich kam und kommt es so rüber, als sei ich ihm einfach nicht wichtig genug, um sich Mühe mit mir zu geben.

Für ihn kommt es so rüber, als hätte ich von einem Tag auf den Anderen beschlossen, dass ich ihn nicht mehr liebe und als hätte ich jahrelang Sachen in mich hineingefressen, statt sie anzusprechen.

Ich bin total verwirrt.

10.06.2024 08:19 • #1


FrauDrachin
Hey @eternalsunshine

entschuldige, ich weiß, das ist gar nicht lustig, aber ich musste erst mal grinsen.
Bei mir eins zu eins das gleiche. Jetzt auf einmal? Er war ehrlich fassungslos.
Ich habe kurze Zeit später einen Jahre alten Brief von mir an ihn gefunden, in dem ich nach einem Streit alles das aufgeschrieben hatte, was mE an Richtungskorrekturen nötig wäre. Seine Reaktion damals: Eigentlich hast du recht! und hat den Brief an die Pinwand gehängt... passiert ist nichtst.

Ich denke inzwischen für mich, dass diese Überraschung eigentlich schon ein Zeichen ist, dass die Trennung das richige ist. Ob im Nachhinein gesehen ich nicht die Worte hatte, zu vermitteln worum es mir ging, oder ob er nicht die Ohren hatte... Tatsache ist, dass wir scheinbar in sehr wichtigen Punkten nicht in Kontakt miteinander gekommen sind.

Wenn du für dich ehrlich sagen kannst, dass du die Dinge angesprochen und versucht hast zu lösen, dann hast du dir auch nichts vorzuwerfen.
Und auch das ist ja leider normal nach einer Trennung, dass jeder sich seine eigene Geschichte dazu erzählt, dass man da eben nicht mehr auf einen Nenner kommt. Das gilt es auszuhalten.

10.06.2024 08:32 • x 3 #2


A


Kann mir jemand helfen, meinen Freund zu verstehen?

x 3


unbel-Leberwurst
Zitat von eternalsunshine:
Für ihn kommt es so rüber, als hätte ich von einem Tag auf den Anderen beschlossen, dass ich ihn nicht mehr liebe und als hätte ich jahrelang Sachen in mich hineingefressen, statt sie anzusprechen.

Und wie siehst Du das?
Hast Du ihm die störenden Dinge bei Zeiten deutlich gesagt?

10.06.2024 08:33 • #3


E
Zitat von unbel-Leberwurst:
Und wie siehst Du das?

Ich hatte ihm tatsächlich auch schon ein paar Mal vorsichtig gesagt, dass ich mir wegen unserer Zukunft nicht sicher bin wegen diesem und jenem. Aber das scheint bei ihm nicht so angekommen zu sein, dass für mich eine Trennung wirklich eine Option wäre oder dass es überhaupt so ernst ist.

Zitat von unbel-Leberwurst:
Hast Du ihm die störenden Dinge bei Zeiten deutlich gesagt?

Davon bin ich überzeugt. Bei unserem Gespräch meinte er, er hätte oft gedacht, dass ich das nur aus Spaß sage, oder ich hätte es so zwischen Tür und Angel in einem Nebensatz mal erwähnt usw. Es wirkte schon so als würde er mir vorwerfen, dass ich nicht deutlich genug war.

Aber ich weiß teilweise nicht wie ich noch deutlicher hätte sein können. Und ich wollte ihm auch nicht das Gefühl geben, dass er alles falsch macht und sich komplett nach meinen Bedürfnissen richten muss. Vielleicht war ich ja dann in meiner Formulierung deswegen zu vorsichtig. Aber wenn ich es direkter gesagt hätte, wäre er verletzt...schwierig.

10.06.2024 08:43 • #4


paul258
Zitat von FrauDrachin:
Wenn du für dich ehrlich sagen kannst, dass du die Dinge angesprochen und versucht hast zu lösen, dann hast du dir auch nichts vorzuwerfen.


Genau das ist der Punkt.
Mal als jemand von dem genau anderen Standpunkt aus: meine Ex hatte wirklich nie irgendwas angesprochen. Im Gegenteil war immer ich es der das Gespräch suchte und bekam nur ein Ach, ist doch alles gut zu hören.
Dementsprechend kann man sich ja vorstellen wie überraschend die Trennung dann war und verwirrt war dann logischerweise auch.

Zitat von eternalsunshine:
Ich hatte ihm tatsächlich auch schon ein paar Mal vorsichtig gesagt, dass ich mir wegen unserer Zukunft nicht sicher bin wegen diesem und jenem.


Klingt für mich ehrlich gesagt auf den ersten Blick auch nicht sehr direkt von dir, bzw. Ich wäre da wohl genau wie dein Ex gewesen.

Wegen mal vorsichtig angedeutet wirft man ja keine Beziehung weg. Meiner Meinung nach.

Zitat von eternalsunshine:
Aus meiner Perspektive habe ich immer deutlich gesagt, was ich mir wünsche. Er konnte mir die Wünsche nur nicht oft erfüllen, was mich zunehmend frustriert hat. Für mich kam und kommt es so rüber, als sei ich ihm einfach nicht wichtig genug, um sich Mühe mit mir zu geben.

Für ihn kommt es so rüber, als hätte ich von einem Tag auf den Anderen beschlossen, dass ich ihn nicht mehr liebe und als hätte ich jahrelang Sachen in mich hineingefressen, statt sie anzusprechen


Also du fragst ja, weil du ihn verstehen möchtest. Wenn ich tippen würde, würde ich sagen die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Hier war ja keiner in euer Beziehung dabei.

Sehr wahrscheinlich sah er die Probleme wirklich nicht so groß wie du und dachte vermutlich, dass auch du das alles nicht so schlimm einschätzt.
Man trennt sich ja nicht einfach Mal so.

Auf der anderen Seite wirkt es auch so als wenn er gut darin ist zu verdrängen, was ja auch nicht wirklich gut ist.

Im Grunde ist das aber alles egal nun, denn du hast doch getrennt. Das ist der große Elefant im Raum. Ob er das versteht oder nicht, mag zwar interessant sein, ändert aber im Grunde am Ende absolut gar nichts.

10.06.2024 08:47 • x 3 #5


Cagy
Hallo eternalsunshine,
wenn man längere Zeit zusammen ist ergibt sich oft ein Zustand das man dem anderen zwar zuhört aber nicht mehr hinhört bzw. seine EIGENE Meinung zum Problem in den Vordergrund stellt.
Schnell ist man geneigt die Gefühle des anderen als .. übertrieben / nicht wahr / Unsinn / etc. abzutun weil man selbst davon überzeugt ist das der andere sich irrt.
Die Abwärtsspirale dreht sich und einer der beiden kriegt es nicht mit ,weil er NUR seine Gefühle und sein Denken als *Wahrheit* empfindet.
Einer der häufigsten Gründe warum Partnerschaften scheitern ist, daß beide NICHT offen miteinander reden / zuhören (können).
Du fühlst dich nicht ernst genommen und er denkt du übertreibst bzw. weiss gar nicht was los ist....
Fatal.
Alles Gute dir.

10.06.2024 08:58 • x 2 #6


E
Zitat von paul258:
Im Grunde ist das aber alles egal nun, denn du hast doch getrennt. Das ist der große Elefant im Raum. Ob er das versteht oder nicht, mag zwar interessant sein, ändert aber im Grunde am Ende absolut gar nichts.

Das ist richtig. Aber zum einen habe ich jetzt extreme Schuldgefühle und auch Angst, dass ich doch nicht deutlich genug war und sich das Problem in meiner nächsten Beziehung wiederholen wird. Zum anderen möchte er noch ein zweites Gespräch, wo ich zugestimmt habe, um ihm die Trennung zu erleichtern. Ich weiß nur jetzt gar nicht, was ich noch sagen soll.

10.06.2024 09:02 • x 1 #7


Cagy
..hallo nochmal,
was du sagen sollst ?...Die Wahrheit.
Ungeschönt aber ruhig, freundlich und ohne Groll. Erklär es ihm.
Vielleicht *fällt ja der Groschen *....bei euch beiden-- nochmal.
Alles Gute dir.

10.06.2024 09:08 • x 1 #8


paul258
Zitat von eternalsunshine:
Aber zum einen habe ich jetzt extreme Schuldgefühle und auch Angst, dass ich doch nicht deutlich genug war


Das ist normal. Du warst ja der aktive Part. Das ist die Bürde.
Jemand der verlassen wird, wird verletzt...aber im Grunde muss er nur damit klarkommen lernen.
Jemand der geht wird immer im Zweifel sein. So ist das Leben.

Mach dir aber klar, dass du die Entscheidung ja nicht einfach Mal so nebenbei gefällt hast. Vermutlich wirst du Wochen oder Monate darüber nachgedacht haben.

Bei dem Rückblick auf Trennungen gibt es keine Kategorie richtig oder falsch in dem Sinne, weil keiner weiß wie diese fiktive Zukunft geworden wäre. Also natürlich gibt es toxische Beziehungen und gute Beziehung. Aber keiner kann voraussagen was wie wo noch gekommen wäre. Genau das macht es ja so schwierig sich zu trennen für viele.

Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass die Beziehung daran kaputt ging, dass du deine Probleme nicht adressiert hast...weil dann waren sie ja dennoch da.

Wie oben geschrieben war meine Ex total verschwiegen was das anging was mir wirklich den Boden wegzog.
...aber mittlerweile weiß ich, dass es ja dennoch da war. Sie hatte ja dennoch diese Gefühle, Sorgen und Zweifel und mit einigen hatte sie ja auch Recht. Sprich die Beziehung war eh am Ende.
Nur der Abgang wurde dadurch würdelos.

Aber an diesen Punkt sehe ich dich gar nicht, sonst würdest du hier ja nicht schreiben.

Zitat von eternalsunshine:
und sich das Problem in meiner nächsten Beziehung wiederholen wird.


Das ehrt dich, aber ich würde raten erstmal die eine Baustelle anzugehen.
Was in der nächsten Beziehung anders laufen muss, dafür hast du noch genug Zeit. Ich würde erstmal dazu raten jede Ruhe mitzunehmen die du bekommen kannst, weil die Trennung an sich schon stressig genug ist.

Ansonsten als kleiner Tipp: was ich als Mann oft nicht verstehe ist, dass man ja oft genug vorgeworfen bekommt zu einfach zu denken. Das klassischen Woran denkst du?, An nichts..
Es ist halt echt so.

Daher würde ich jeder Frau raten, wenn dir etwas wichtig ist, dann: klare Ansagen. 1:1 sagen was los ist. Und was das für Folgen hat.
Sollte das immer noch nichts bringen, weiß man auch Bescheid.

Aber ich hätte mir gewünscht meine Ex hätte gesagt Hör mal zu, ich habe nachgedacht. X, y und z ist los! Das müssen wir angehen oder ich sehe keine Zukunft für uns!.
Aber das passiert sehr selten...

Zitat von eternalsunshine:
Zum anderen möchte er noch ein zweites Gespräch, wo ich zugestimmt habe, um ihm die Trennung zu erleichtern. Ich weiß nur jetzt gar nicht, was ich noch sagen soll


Schwierig.
Auch hier ehrt es dich, dass du ihm entgegenkommen magst, aber pass auf dass es nicht zuviel wird. Also gibt es das Gespräch, weil es ihm wirklich beim verarbeiten hilft, oder einfach weil er noch hofft dich umzustimmen und du aus Schuldgefühlen hingehst?

Ich persönlich halte von so Gesprächen gar nichts. Im Grunde sind es ja zwei Menschen, die komplett andere Standpunkte haben und den anderen überzeugen wollen. Da wird dann gelogen dass die Balken biegen und jeder hat sein Narrativ. Schlimmstenfalls eskaliert es in Streit.

10.06.2024 09:27 • x 3 #9


A


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