Jetzt habe ich Abschied genommen

Z
Das waren Deine Worte:

Ich wollte meine Gefühle sortieren und Deine Reaktion war wie beschrieben eindeutig. Schau Dir die Korrespondenz an und entsinne Dich Deiner Worte. Jasmin, wir sind alt genug und sollten wissen, wie wir uns in entscheidenden Situationen verhalten. Wenn Dein Verhalten auch aus Enttäuschung und vielleicht auch verletztem Stolz heraus resultiert - mir hat es doch einiges gezeigt. Ich vermisse bei uns die emotionale Bindung. Ich erkenne zu wenige Gemeinsamkeiten im Charakter und in der Sprache des Herzens. Es ist daher so wie es ist gut für uns.

Getrennt hast Du Dich. Ich hab Dir nur mein Herz geöffnet und Dich reinsehen lassen. Anstatt diese Geste anzunehmen und darüber zu sprechen hast Du Dich aus der Beziehung verabschiedet. Anders kann man das nicht sehen.

Ich lese in Deinen Zeilen, dass Du verletzt bist, Du liest in meinen Zeilen verletzten Stolz und Enttäuschung. Dass ich mich aus der Beziehung verabschiedet hätte. Ich habe Dir bereits am Telefon gesagt, dass ich nicht weiß, ob ich der Situation emotional gewachsen bin, dass ich auch darüber nachdenken muss, dass auch ich meine Gefühle sortieren muss. Auch ich musste mit Ängsten umgehen, ich wurde verletzt. . Deine Worte waren: ich empfinde kein Gefühl der Liebe, mir fehlt der letzte Kick, so wirklich intensive Schmetterlinge im Bauch empfinde ich nicht. Dann hast Du von Deiner Ex-Freundin erzählt, wie es bei/mit ihr war (es war ein Vergleich). Hast Du mal einen Moment darüber nachgedacht, was diese Worte in mir ausgelöst haben? Wie sehr Du mich damit getroffen und verletzt hast? Und da erwartest Du wirklich, dass ich überlegt und bedacht reagiere? Ich finde diesen Anspruch wirklich erstaunlich, wenn ich daran denke, wir Du reagiert hast, wenn ich über meine Gefühle gesprochen habe.

Auch ich habe einen Seelenstrip hingelegt und Dir gesagt, warum ich auf was wie reagiere. Du bist mir nie entgegengekommen oder hast mich unterstützt. Nein, Du hast mich auch noch damit provoziert und aufgezogen. In bestimmten Situationen genau so reagiert, wie ich es mir nicht gewünscht habe! Und Du warst immer sehr darauf bedacht, dass ich Deine Bedürfnisse respektiere und mich auch danach verhalte! DU hast es geschafft, Dir das Gefühl der Eifersucht abzutrainieren, also bitte Jasmin, hör auf zu zicken! DU hast mal eine Freundin gehabt, die einen großen Freundeskreis hatte, mit überwiegend männlichen Freunden. Ihr habt euch mal gemeinsam mit einem Freund getroffen, Du hast gesehen, wie sie mit ihm umgeht und hast gemerkt, da ist nichts, Du kannst ihr vertrauen. Auf diesem Weg hast Du ein gutes Gefühl vermittelt bekommen, dass vorher offensichtlich nicht da war. Aber diesen Weg konnte ich leider nicht gehen! Du hast gesagt, ich solle Dir vertrauen, Punkt. So einfach ist das aber nicht immer, insbesondere dann nicht, wenn ich jemanden neu kennenlerne und wir uns eigentlich nur in trauter Zweisamkeit bewegen. Und an diesem Punkt wäre etwas Verständnis Deinerseits wirklich wünschenswert gewesen!
Du bist zu fast jeder Verabredung zu spät gekommen, ich musste Dich dann bitten, mir Bescheid zu geben, wenn Du Dich verspätest. Du hast keinen Gedanken daran verschwendet, dass ich hier sitze und warte. Zweimal ist es okay, aber beim dritten Mal werde ich dann echt sauer und das mit Recht! Was war Deine Antwort? Lieb sein, ICH habe einen anstrengenden Tag hinter mir! Ich habe auch anstrengende Tage hinter mit und – im Gegensatz zu Dir – habe ich einen Vollzeitjob, der mich den ganzen Tag beansprucht. Auch hänge fast den ganzen Tag am Telefon, muss flexibel sein, mich mit anderen Menschen und Kollegen auseinandersetzen. Ich kann nicht dann arbeiten, wenn ich es möchte und sagen: Freizeit ist mein höchstes Gut! Auch ich habe anstrengende Tage, aber dennoch habe ich bitte die Füße still zu halten, wenn Du, aufgrund eines anstrengenden Tages, zu spät zu einer Verabredung kommst!

Ich empfinde kein Gefühl der Liebe, mir fehlt der letzte Kick, so wirklich intensive Schmetterlinge im Bauch empfinde ich nicht. Dann hast Du von Deiner Ex-Freundin erzählt, wie es bei/mit ihr war (es war ein Vergleich).


Bei diesen Aussagen fehlt es mir an Demut vor dem, was eine beginnende Beziehung leisten kann. Es liest sich so, als hätte der andere Partner irgendwie eine Bringschuld von gesicherten Zutaten für eine glückliche Verbindung - und zwar flott! Es ist wirklich ein sehr hoher Anspruch, nach drei Monaten von Liebe sprechen zu könne. Und wenn ich bedenke, was Du mir am Telefon alles erzählt hast (Mauern, Verlustängste usw.), dann wird mir klar, dass Du Deine Ziele so hoch gesteckt hast, dass sie für Dich unerreichbar bleiben werden.

Du wirkst nach außen sehr selbstbewusst und gefestigt. Wenn ich mir dann aber ins Gedächtnis rufe, dass Du mich gefragt hast, ob Deine Krebserkrankung ein Ausschlusskriterium für mich sei, dann erkenne ich den wahren .... Ich sehe einen Mann, der in seinem Leben viel geleistet und erreicht hat, der Stolz auf das sein kann, was er hat. Aber ich sehe auch einen Mann, der viel durchgemacht hat, dessen Erlebnisse Spuren hinterlassen haben, der in – schmerzhaften- Situationen, meistens alleine war. Der all seinen Schmerz mit sich alleine ausgemacht hat. Der verletzt wurde und sein Herz nun hinter Mauern versteckt hat, damit ihm nicht wehgetan wird. Ich sehe einen Mann, der Angst davor hat, verletzt zu werden, der Angst hat, sich an jemanden zu binden und diesen dann wieder zu verlieren. Ich sehe einen Mann, der eine schwere Kindheit hinter sich hat, dessen Familie zerrüttet ist, der von seinem Vater keine Liebe erhalten hat. Einen Mann, der sich nach Liebe sehnt, sie aber nicht zulässt. Ich erkenne einen Mann, der von sich selber zu viel erwartet und sich dabei – manchmal- selber im Weg steht. Einen Mann, der nach Perfektionismus strebt und dabei den Blick nach rechts und links verloren hat. Einen Mann, der unruhig wird, wenn er dem potenziellen Mieter sagen muss: „Der Wohnungseigentümer hat sich für einen anderen Mieter entschieden.“ Dessen erste Worte dann sind: „wie stehe ich denn dann da“? Hey, wo ist das Problem? Hinfallen, aufstehen, Krone zurechtrücken und weitergehen! Ich sehe einen Mann, der einen Termin mit einem „Bewerber“ hatte, den er nicht mochte, dem muss er nun mitteilen, dass er die Wohnung nicht bekommt! Warum nicht einfach anrufen und sagen, es klappt nicht? Warum erst mal überlegen, wie man es so verpacken kann, dass es zwischen dem Paar zum Streit kommt? Die arme Frau war mit ihrem Freund doch schon genug gestraft, da muss man doch nicht noch Öl ins Feuer gießen! Ist es nicht ein schönerer Weg, die Schwächen der anderen Menschen einfach anzuerkennen und sie zu akzeptieren? Muss man schwächere Menschen, die schon am Boden liegen, wirklich noch treten? Kann man ihnen nicht einfach die Hand reichen und ihnen beim Aufstehen behilflich sein?

Ich werde jetzt 37 Jahre alt und ich habe in meinem Leben gelernt, die Menschen gerade FÜR ihre Fehler und Schwächen zu lieben, mit ihnen zu wachsen. Ich habe gelernt, zuzulassen, mutig zu sein, neue Wege zu gehen und die alten einfach mal loszulassen, auch Dinge anzunehmen, die eben nicht perfekt sind. Ich habe gelernt, den Menschen Zeit zu geben, sich an meiner Seite zu öffnen, entwickeln und ich habe auch mir diese Zeit gegeben.
Ich habe gelernt, meine Schwächen zu akzeptieren, zu Ihnen zu stehen und nicht zu versuchen, etwas darzustellen, was ich nicht bin. Ich habe gelernt, Fehler zuzugeben, zu verzeihen und dann wieder auf die Menschen zuzugehen.

Ich denke, dass wir beide Fehler gemacht haben, und sich nun jeder in sein Schneckenhaus zurückzieht, um seine Wunden zu *beep*. Ich denke, dass beidseitig Enttäuschung, verletzter Stolz und Angst im Spiel waren. Ich kann nur für mich sprechen: ich bereue nichts, aber mir tut es sehr leid und sehr weh, wie es endet, dass es endet. Ich hätte uns sehr gewünscht, dass wir uns –trotz der Geschehnisse- noch etwas Zeit geben uns besser kennenzulernen. Ich hätte uns gewünscht, dass wir viel öfter so offene Gespräche führen, wie wir es die letzten beiden Male getan haben, dass wir uns die Chance gegeben hätten, uns wirklich zu erkennen. Ich hätte uns gewünscht, dass wir beide mutig genug gewesen wären, uns aufeinander einzulassen, dass wir uns gegenseitig die Hand gereicht hätten, um den Ängsten entgegenzutreten und uns dabei gegenseitig Halt und Geborgenheit zu geben. Ich hätte uns gewünscht, dass es mir gelingt, Dein Herz zu berühren.
Ich bin unendlich traurig. Ich weiß, dass es kein Zurück mehr gibt und das bricht mir das Herz! Ich weiß aber auch, dass ich jemanden finden werde, der mich zu schätzen weiß, der mich sieht und sehen will. Jemanden, der erkennt, dass es in meiner Seele nicht viel anders aussieht, als in seiner.
Jemanden, der mir nicht sagt, ich hätte von etwas Abschied genommen, was mich nie begrüßt hat!

Du wirst für immer in meinen Herzen bleiben.

In Liebe
....

19.05.2012 15:07 • #1


Z
Was empfindet ihr, wenn ihr meinen Text lest? Könnt ihr mich verstehen?

19.05.2012 15:31 • #2




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