Hallo,
Was du schilderst, ist die Königsdisziplin: vernünftig streiten. Wie schnell schliddert man in Rage in zerstörerische Muster.
Zunächst einmal: ich lese hier nur von dir. Dein Partner muss natürlich auch mitmachen und arbeiten. An sich, an euch.
1.: die Entscheidung zum Streit fällt man selbst. Fast immer unbewusst. Aber es ist gut, sich zu vergegenwärtigen, dass es nichts ist, was einem passiert oder was man tun muss.
2.: macht euch klar, dass 98% der Kommunikation nonverbal ablaufen und vor allem mit Interpretation und Vorwegnahme zu tun haben.
Beispiel: Mann und Frau im Auto.
Er: Es ist grün.
Sie: Ja./Fahr du doch!/Ich bin nicht blind/Oh, entschuldige. /Ich fahre schon schneller als erlaubt./.....
Alle Antworten außer ja entstehen, weil die Frau hier etwas in die Äußerung interpretiert - was aber vielleicht gar nicht gemeint war.
Natürlich macht das jeder. Und oft erleichtert es den Umgang auch - bei euch scheint es aber so zu sein, dass es eben zu Konflikten kommt.
Denke mal an dich: was bringt dich an die Decke? Das, was er tatsächlich SAGT, oder das, was du meinst zu hören bzw. voraussetzt?
Wie ist es umgekehrt? Fühlst du dich von ihm verstanden? Wenn nein, warum nicht?
3.: Wenn man wirklich merkt, ok, ich geh gleich an die Decke - ist es besser den Streit zu unterbrechen. Wir neigen dazu, Sachen ausdiskutieren zu wollen oder den anderen zu überzeugen und verstricken uns dabei häufig.
WICHTIG: Setzt euch einen neuen Termin für das Gespräch. Ich denke, es ist legitim zu sagen: ich möchte hier im Moment nicht weiter machen. Wir / Ich reagieren uns ab und reden in zwei Stunden /Morgen nochmal in Ruhe.
In der Zeit kann jeder auch nochmal überlegen, ob es einen konstruktiven Weg gibt oder was einen so geärgert hat.
4.: Nachfragen. Nicht einfach interpretieren. Du wirst erstaunt sein, wie oft man nicht ganz richtig liegt. Also meinst du damit, daß...? ich verstehe das so, dass....stimmt das? Wie meinst du das?
Für Streit und Gesprächsprobleme lassen sich gute Lösungen finden, wenn beide wollen. Genau dafür sind übrigens vor allem Paarberater da. Vielleicht kommt das ja für euch in Frage. Das Gesprächsverhalten zu reflektieren erfordert meist keine monatelange Beratung, meist reichen ein paar Termine um die Sache anzuschubsen.
So Gesprächsmuster sind erstmal anstrengend und ungewohnt. Aber wenn man das eine Weile durchhält, gewöhnt man sich an einiges. Anderes fällt dann auch wieder weg, klar, aber man kann darauf immer mal wieder zurückgreifen wenn es wieder schlechter läuft.
Alles Gute!
17.12.2014 13:50 •
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