Scheint ein gutes Buch zu sein!
Und auch noch von Frauen geschrieben,ein Wunder!!!!!!!!!
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Frauen sind höchst widersprüchliche Wesen. Sie haben sich ihre Freiheit erkämpft, geben sich stolz und selbstbewusst, zugleich sind sie in ihrem Innern aber hoffnungslose Romantikerinnen geblieben. Sie träumen den Traum von der großen, einzigen, wahren, erfüllenden und erlösenden Liebe. Partnerschaftsanzeigen, Singlebörsen, Blinddates, Zufallstreffer: Manche Frauen finden problemlos ihren Prinzen im Froschteich, doch andere stolpern währenddessen munter von einer Beziehungskatastrophe in die nächste. Warum? Wenn Frauen wüssten, was sie wollen, erhöhten sie damit ihre Chancen, auch genau das zu bekommen. Für alle, die den Teufelskreis von daten, lieben, jammern und verlassen gründlich satt haben und dennoch unbeirrbar hoffen: Es gibt viele Wege ins dauerhafte Liebesglück.
Prinzenrolle rückwärts
Frauen sind sensible Wesen und Männer gefühlskalte Idioten. Das ist ein Elend. Und genetisch. Oder biologisch? Schuld am ewigen Geschlechterdrama hat jedenfalls die Evolution. Von wegen, sagen die Buchautorinnen Angela und Juliana von Gatterburg und werfen den Frauen wenig schmeichelhafte Wahrheiten an den Kopf: Um glücklich zu werden, müssen sie endlich aufhören, Männer für emotionale Trottel zu halten und sich selbst für Beziehungsprofis.
In meinem Freundeskreis gibt es viele tolle Frauen. Seltsamerweise ist die Mehrzahl von ihnen unglücklich. Die Singles sehnen sich nach einer Beziehung, und die einen Partner haben, sagen: Wenn du dann einen Kerl hast, fängt der ganze Ärger erst an. Die wenigsten sind glücklich. Warum ist das so?
Angela von Gatterburg: Frauen sind heute zwar selbstbewusst und eigenständig. Gleichzeitig sehnen sie sich aber nach einem starken, stabilen Mann, haben sehr romantische Vorstellungen, träumen von anhaltender Idylle und Verschmelzung mit dem Liebsten. Diese meist unbewussten Sehnsüchte führen zu fatalen Verstrickungen, früher oder später.
Juliana von Gatterburg: Das Liebesideal im Sinne von Darling-lass-uns-möglichst-viel-zusammen-machen bekommt der Liebe nicht. Wenn Frauen lieben, lieben sie heftig. Männer lieben auch, haben aber zwischendurch zu tun. Sie sind pragmatischer, und das ist ja nicht unbedingt schlecht. Leider halten viele Frauen sich für Sachverständige beim Thema Liebe und versuchen deshalb, den Männern Nachhilfe zu erteilen, sprich: sie zu erziehen. Das haben die natürlich nicht so gern.
Lassen Sie uns mal den letzten Punkt vertiefen. Es gibt doch hundert Beispiele dafür, dass Frauen in Gefühlsdingen tatsächlich kompetenter sind, z. B. kapieren Männer Zwischentöne nicht - denen muss man Gefühle in Großbuchstaben auf dem Silbertablett servieren. Soll ich das etwa einfach so akzeptieren?
Juliana: Warum glauben Sie, dass Ihre Gefühlskompetenz besser ist als die eines Mannes? Männer gehen anders mit Gefühlen um als Frauen. Häufig haben Frauen sich gerade in diese Andersartigkeit verliebt, und sie sorgt auch für eine positive Spannung in der Beziehung. Viele Frauen halten ihre Gefühlskultur für richtig, sie fühlen sich überlegen und stellen sich zu wenig in Frage. Der Mann ist in ihren Augen, überspitzt gesagt, ein emotionaler Trottel, und so behandeln sie ihn auch. Die Überlegenheit führt zu einer konstanten Herabsetzung, zu einer Entwertung. Daran muss eine Beziehung scheitern. Wir haben in den letzten 25 Jahren ja viel über Frauenverachtung gesprochen und debattiert, über offene und subtile Formen, Frauen oder Mädchen herabzusetzen. Aber umgekehrt gibt es das eben auch: Manche Frauen halten Männer insgeheim für lernunfähige s.uelle und soziale Idioten.
Inwiefern s.uelle Idioten?
Angela: Das ist natürlich übertrieben formuliert. Trotzdem: Der Mann hat s.uell ein schlechtes Image. Dauernd sei er auf Eroberungen aus, seine Gene und sein Testosteron treiben ihn angeblich dazu. Außerdem muss man ihm beibringen, wie eine Frau zu befriedigen ist und dass er danach nicht immer gleich einschlafen soll. Die Mängellisten der Frauen sind groß. Aber für guten S. ist nicht nur der Mann verantwortlich. Wenn Frauen sich Spaß, Neugier und Experimentierfreude am S. erhalten, profitieren beide davon.
Zugespitzt lautet Ihre These also, dass es jetzt an den Frauen ist, sich zu ändern, und die Männer dürfen einfach so bleiben, wie sie sind. Das ist doch nicht fair! Da machen doch wieder die Frauen den Beziehungsjob.
Juliana: Was ist falsch daran, wenn Frauen sich fragen, welchen Anteil sie selbst haben an ihrem Liebesunglück? Frauen sollten aufhören, an Männern herumzuerziehen, als wären sie kleine Jungs. Es ist doch so: Frauen fahnden nach dem Mann fürs Leben: charakterfest, kinderlieb, gut situiert, kochtalentiert, Pferd kein Hindernis. Sie träumen von einem wunderbaren Prinzen - und dann treffen sie einen ganz normalen Mann. Und wie im Märchen werfen sie den Frosch gegen die Wand und hoffen auf seine Verwandlung. Und leben mit einem beschädigten Frosch zusammen. Unser Buch ist ein Buch für Frauen, die Männer lieben wollen, statt sie zu maßregeln.
Angela: Wenn eine Beziehung lieblos und abgestanden ist, sollte sich die Frau nicht ändern, sondern weggehen und einen Neubeginn wagen. Es geht in unserem Buch auch um Frauen, die sich nicht trennen - aus purer Angst vor dem Alleinsein. Oscar Wilde hat gesagt: Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze. Dem können wir uns nur anschließen.
Was ist denn der häufigste Konfliktpunkt zwischen den Geschlechtern?
Angela: In einer neuen großen Studie wurde untersucht, was Partner sich gegenseitig vorwerfen. Frauen beklagen an Männern, dass sie keine Gefühle zeigen, nicht reden wollen, bindungsunfähig sind. Männer finden, dass Frauen zu emotional sind und dauernd an ihnen rumerziehen wollen. Ergebnis: Sie meckert, er schweigt. Das sind die gleichen Muster wie vor 50 Jahren.
Auch in anderer Hinsicht scheint sich erschreckend wenig verändert zu haben. In Ihrem Buch sprechen Sie sogar von einer kindlichen Heilserwartung der Frau an den Mann. Hat die Emanzipationsbewegung, die uns heute so überholt erscheint, denn gar nichts genützt?
Angela: Doch, natürlich. Aber die äußere Selbstständigkeit von Frauen führt nicht automatisch zu einer inneren Selbstständigkeit. Heilserwartungen und Erlösungsfantasien geistern in unseren Köpfen herum, wenn wir ehrlich sind. Wir Frauen marschieren zwar durch unser Leben, ohne mit der getuschten Wimper zu zucken, aber wir sind nach wie vor auch von archaischen Mustern bestimmt. Deshalb kommt es ja zu diesen Liebesdramen. In den 60er und vor allem 70er Jahren gab es ein sehr viel größeres Interesse für diese unbewussten Abläufe. Ein Beispiel: In der Regel verlieben wir uns in einen, der uns etwas abfordert, mit dem wir, im guten Sinne, ringen können. Früher wusste man, warum das so ist, nämlich dass der Partner einem oft das spiegelt, was man bei sich selbst vermisst, sich aber nicht eingesteht. Dieses Verständnis fehlt heute, und wir wollen es wieder wecken.
Also leiden wir Frauen an eklatant falscher Selbsteinschätzung. Außerdem attestieren Sie uns mangelnden Optimismus und fehlende Lebenslust. Von Opferrolle ist da die Rede, von Selbstmitleid, Zögerlichkeit und Grunderschöpfung - das klingt, als tränken wir mehr Rheumamittel als Prosecco.
Angela: Man kann Prosecco trinken und trotzdem unglücklich sein. Sie selbst haben ja gerade Ihren weiblichen Freundeskreis als ziemlich unglücklich beschrieben. Viele der Frauen, die wir interviewt haben, empfinden sich als resigniert, verzagt, da ist wenig Schwung, Frechheit, Leichtigkeit. Zwar nicht immer, aber immer öfter, gerade so, als müssten sie dauernd die unendliche Traurigkeit des Seins beklagen. Oder sie werden von wilden Leidenschaften hingerissen, hergerissen, umgerissen. Auch Psychologen beobachten, dass junge Frauen häufig nach rund drei Jahren Beziehung jede Leichtigkeit verlieren, die Freude an sich und dem anderen. Und dass es am selbstironischen, humorvollen Blick fehlt.
Das klingt ja düster. Wie kann unsereine denn mehr Schwung und Spaß in ihr Leben und in ihre Partnerschaft bringen?
Angela: Frauen sollten sich mit Entschlossenheit, Aufrichtigkeit und Hingabe für ihr eigenes Lebensglück einsetzen und dabei gelassen und humorvoll bleiben. Sie sollten sich mit ihren Widersprüchen und Problemen befassen, statt sie zu leugnen, sie sollten lernen: Man muss auch in einer Liebesbeziehung auf eigenen Füßen stehen - die Liebe lebt von der Spannung, den anderen nie ganz und gar zu verstehen. Wenn Frauen sich selbst näher kennen lernen und was über die Gesetzmäßigkeiten der Liebe begreifen, wird das Leben spannender und schöner. Man muss sich dem eigenen Ich stellen, oder man stirbt, sagt die englische Schriftstellerin Fay Weldon.
Und bis dahin erwarten wir Frauen all das Glück von den Männern und überfordern sie damit heillos?
Juliana: In mancher Hinsicht ja. Wir erwarten häufig zu viel von unserer Beziehung, sie ist der Fixpunkt unseres Daseins. Also wird dauernd an ihr rumgebastelt. Ich glaube, wir Frauen sind emotional viel labiler und unselbstständiger, als wir uns eingestehen. Frauen wollen heute einen Mann wie Rhett Butler aus Vom Winde verweht, einen, der sie leidenschaftlich die Treppe raufschleift. Die er vorher gewissenhaft geputzt hat.
Das dürfte schwierig werden. Was raten Sie eigentlich den von unseren extremen Ansprüchen schwer gebeutelten Männern?
Juliana: Lasst euch nicht dressieren wie ein Pudel!
Sie schreiben, unsere Generation sei insgesamt viel zu angepasst und harmoniesüchtig. Sollten wir uns denn mehr streiten?
Angela: Ja, sich gut streiten können ist sehr wichtig. Übertriebenes Harmoniebedürfnis und Angepasstheit kaschieren junge Leute häufig durch eine schicke Optik und coole Posen. Man versucht, den anderen zu beeindrucken. Dabei geht man häufig emotional nicht aus der Deckung. So entsteht eine Art Pseudo-Intimität. Man beteiligt sich an diesem Spiel und versucht, die Traurigkeit zu verdrängen, die daher rührt, dass man nie jemanden richtig wahrnimmt. Das ist eine Art Verrat am eigenen Selbst. Denken Sie nur an dieses Spiel mit den Marken, wie wichtig uns das geworden ist. Nix gegen Marken - das Problem dabei ist die Pose der kühlen Unnahbarkeit, mit der man sich zur Schau stellt, um seine Unsicherheit zu verbergen. Auch wegen dieser Spielchen hat es die Liebe nicht leicht.
Inwiefern ist die Vorstellung der romantischen Liebe mitschuldig an unserer traurigen Situation?
Juliana: Die Idee der Liebe ist ja relativ neu, sie entstand im Zeitalter der Romantik, also im 19. Jahrhundert. Vorher machte man nicht so ein Gewese um Gefühle und Herzensangelegenheiten. In Japan, erklärt der Bestsellerautor Haruki Murakami, existiert die Idee von der perfekten Liebe nicht. Er hat den Eindruck, in der christlichen Welt müsse die Liebe perfekt sein, sonst sei sie nichts wert. Es ist gerade dieses Ideal der Perfektion, das die Liebe scheitern lässt.
Und wenn wir uns endlich vom Ideal der Perfektion verabschiedet haben: Besteht dann überhaupt noch Hoffnung, oder wird die Aussicht auf eine gute Beziehung mit jedem Liebeskummer trüber?
Juliana: Paarwissenschaftler wissen inzwischen: Wer sich auf die Liebe einstellt, emotional und kognitiv, erhöht seine Chancen enorm, sich auch zu verlieben. Das kann man regelrecht lernen. Gefühle altern zwar nicht, trotzdem spielt das Alter bei Liebesgeschichten eine Rolle: Wer 20 Jahre alt ist und sich verlieben will, marschiert unbekümmert und optimistisch los - wir wünschen alles Gute. Mit Ende 20 sieht die Sache anders aus. Die Endzwanziger sind weniger unbekümmert, sie haben schon einige Liebesversuche und Enttäuschungen hinter sich. Für sie wäre es gut zu wissen, in welcher Weise jede neue Liebe den Schatten der Vergangenheit in sich trägt. Und für jede längere Beziehung ist es ist wichtig, die Erkenntnisse aus dem Liebeslabor zu kennen, etwa die Vier apokalyptischen Reiter, die jede Beziehung zerstören.
Wer oder was sind denn die Vier apokalyptischen Reiter?
Angela: Grob gesagt: Kritik in destruktiver Form, Verachtung, Gegenangriff in massiver Form, totaler Rückzug. Aber die Sache ist kompliziert. Manche Reiter kommen über Gestik und Mimik daher, manche über eine kleine, flapsige Bemerkung, manche wirken harmlos, sind aber trotzdem Todsünden für jede Beziehung. Man muss sich intensiv damit beschäftigen, um sich selbst auf die Schliche zu kommen.
Und gibt es auch ein positives Pendant, so was wie die Vier Schutzengel der Liebe?
Juliana: Respekt, Humor, Offenheit und Fürsorge tun jeder Beziehung gut. Und es gibt auch eine Glücksformel für die Liebe. Sie lehrt, wie man das emotionale Konto einer Beziehung immer wieder positiv auffüllen kann. Grundsätzlich gilt: Liebe ist schön, macht aber viel Arbeit.
25.11.2005 12:17 •
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