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Immer wieder Hinterfragen der Trennungsgründe

L
Hallo zusammen,

mittlerweile bin ich seit fünf Wochen getrennt von meinem Freund, es geht langsam bergauf, die Trauer nicht mehr allzu lähmend. Dennoch macht mir momentan etwas anderes fast mehr zu schaffen: Ich hinterfrage immer und immer wieder die Gründe für die Trennung, versuche mich erneut in die Situation hineinzudenken und zu -fühlen und merke dann, dass ich das volle Ausmaß des Dramas vor der Trennung nicht mehr rekonstruieren kann, bzw. wie GENAU ich mich fühlte. Ich muss dann immer wieder neu überlegen, ob es richtig war, sich zu trennen von ihm. Gibt es hier Leute, die auch immer wieder zweifelten nach der Trennung aber die sich nach einer Weile als völlig richtig herausstellte?

Ich will euch mal ein bisschen davon erzählen, was eigentlich die Trennungsgründe waren. Er will im kommenden Jahr ein Haus bauen auf dem (zugegebenermaßen) sehr großen Grundstück seiner Eltern, in einer Stadt (wobei, eher am Rande der Stadt, wo es beinahe dörflich zugeht) ca 800 km von meinen Eltern und meinem Heimatort entfernt. Das Problem ist in meinen Augen nicht nur die Nähe zu seinen Eltern (mit denen er auch noch ein sehr enges Verhältnis hat, er sieht sie fast jeden Tag), sondern ich fühlte mich nie wirklich wohl in dieser Stadt. Ich empfinde es dort als beengend, sie ist mir zu klein, zu undynamisch und wenig kulturell, es gibt keine schönen Cafés und Kneipen oder Bars. Ich kenne dort keinen, er hat auch nur ein paar sehr wenige Freunde, die ähnlich verwurzelt sind wie er und mein Problem daher nicht nachvollziehen können. Auch die Eltern leben in diesem Ort schon immer. Ich bin hingegen fürs Studium umgezogen und danach erneut (auch wegen ihm) und zwar noch weiter weg von Zuhause. Ich hatte mit ihm oft das Gefühl, dass mein restliches Leben schon vorbestimmt ist und das hat mir extrem Angst gemacht. Alles sah grau aus, die Zukunft war nicht bunt und lebendig, sondern angsteinflößend.

Seit Jahren schon merke ich, dass ich mich nach einem Ort sehne, an dem ich mal wieder ankomme. Habe schon lange kein richtiges Gefühl mehr von Zuhause und was das bedeutet und vermisse auch das Gefühl, Familie in der Nähe zu haben. Weil er lange Zeit praktisch genau dieses Gefühl vermittelt hat und mir sprichwörtlich ein Anker und Zuhause war, hab ich mich sehr schwer getan damit, für mich zu entscheiden, ob ich mit ihm diesen Plan für unser gemeinsames Leben leben will.

Ich hab so sehr gehadert mit mir, viel nachgedacht, mich aber auch versucht, von meinem Gefühl leiten zu lassen, hab das immer wieder mit Freunden und Familie durchgekaut und bin (nachdem er auch noch immer dollere Panikattacken und Angstzustände entwickelte, die uns immer mehr in unseren Aktivitäten einschränkten) schließlich soweit gewesen, ihm mitzuteilen, dass ich es wahrscheinlich nicht kann/nicht genug will (das mit dem Wohnen). Daraufhin brachen wir die Beziehung ab und haben seitdem keinen Kontakt.

Nun belastet mich aber, dass ich das trotz dessen, dass die Entscheidung längst gefallen ist, immer wieder durchdenken muss und mir quasi die Bestätigung einholen will, dass es richtig war. Da die ganzen beklemmenden Gefühle sich aber nicht in ihrer Intensität wieder heraufbeschwören lassen, ich dagegen aber ihn wahrscheinlich idealisiere und dann doll vermisse, bin ich mit meiner Entscheidung immer wieder nicht ganz zufrieden. Auch bezüglich dessen, dass ich nach dem Studium wieder frei meinen Wohnort aussuchen kann, erfreut mich momentan nicht sonderlich. Es macht mir Angst, dass ich mich falsch entschieden haben könnte, obwohl es ja gar kein richtig oder falsch gibt. Weiß jemand einen Rat? Ich will anscheinend noch nicht loslassen. Aber das muss ich doch :-/

Liebe Grüße,
Leuchtfrosch

18.09.2018 20:08 • #1


Luto
Zitat von Leuchtfrosch:
Er will im kommenden Jahr ein Haus bauen auf dem (zugegebenermaßen) sehr großen Grundstück seiner Eltern, in einer Stadt

und er bezieht Dich da nicht ein?

Zitat von Leuchtfrosch:
ch hab so sehr gehadert mit mir, viel nachgedacht, mich aber auch versucht, von meinem Gefühl leiten zu lassen, hab das immer wieder mit Freunden und Familie durchgekaut und bin (nachdem er auch noch immer dollere Panikattacken und Angstzustände entwickelte, die uns immer mehr in unseren Aktivitäten einschränkten)

klingt spontan nach 2 Betonklötzen, denen jegliche Leichtigkeit fehlt...

18.09.2018 22:23 • #2


Y
Hi Leuchtfrosch,

Zitat von Leuchtfrosch:
Das Problem ist in meinen Augen nicht nur die Nähe zu seinen Eltern (mit denen er auch noch ein sehr enges Verhältnis hat, er sieht sie fast jeden Tag), sondern ich fühlte mich nie wirklich wohl in dieser Stadt. Ich empfinde es dort als beengend, sie ist mir zu klein, zu undynamisch und wenig kulturell, es gibt keine schönen Cafés und Kneipen oder Bars. Ich kenne dort keinen, er hat auch nur ein paar sehr wenige Freunde, die ähnlich verwurzelt sind wie er und mein Problem daher nicht nachvollziehen können. Auch die Eltern leben in diesem Ort schon immer. Ich bin hingegen fürs Studium umgezogen und danach erneut (auch wegen ihm) und zwar noch weiter weg von Zuhause. Ich hatte mit ihm oft das Gefühl, dass mein restliches Leben schon vorbestimmt ist und das hat mir extrem Angst gemacht. Alles sah grau aus, die Zukunft war nicht bunt und lebendig, sondern angsteinflößend.


Du hast die Reißleine vor der Erstarrtheit dieser Atmosphäre gezogen. Ich ziehe den Hut vor dir! Hätte ich vor 20 Jahren auch tun sollen, habe ich nicht und bin arg auf die Nase gefallen.

Zitat von Leuchtfrosch:
Nun belastet mich aber, dass ich das trotz dessen, dass die Entscheidung längst gefallen ist, immer wieder durchdenken muss und mir quasi die Bestätigung einholen will, dass es richtig war. Da die ganzen beklemmenden Gefühle sich aber nicht in ihrer Intensität wieder heraufbeschwören lassen, ich dagegen aber ihn wahrscheinlich idealisiere und dann doll vermisse, bin ich mit meiner Entscheidung immer wieder nicht ganz zufrieden


Ich vermute mal, dass du Schuldgefühle hast, die du durchlebst. Kenn ich auch, wenn man eine Beziehung beendet, weil man sich selbst nicht in diesem Konstrukt sieht. Der Partner muss nicht zwangsläufig ein übler Kerl sein, aber die Vorhersehbarkeit, die Enge deiner neuen Heimat liegt dir nicht und der Selbstschutz in dir ist größer.

Zitat von Leuchtfrosch:
Es macht mir Angst, dass ich mich falsch entschieden haben könnte, obwohl es ja gar kein richtig oder falsch gibt.


Genau. Es gibt keine richtigen oder falschen Entscheidungen. Es gibt nur Entscheidungen. Geh mutig deinen Weg weiter, lass die blöden Gefühle zu und sei gewiss, dass sie nach einer gewissen Zeit verschwinden werden.

18.09.2018 22:54 • x 2 #3




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