Im Tal der Tränen

E
Hallo ihr Lieben,

mir geht es mal wieder total schlecht und deshalb muss ich mich wieder einmal hinsetzen und hier meine Gedanken ordnen. seit 14 tagen habe ich das Gefühl ich stehe im Treibsand und mit jeder Bewegung geht es noch weiter nach unten. Was ist passiert!? Vor 14 Tagen war ich bei meinem besten Freund (nun ja im Augenblick ist er mir wohl mehr als nur ein Freund) und musste feststellen, dass ich nur noch mit Ängsten jeglicher Art rum renne, Ängste die da lauten, ich will ihn nicht an eine andere Frau verlieren, werde schon panisch, wenn er nur andeutungsweise von anderen weiblichen Personen erzählt, obwohl ich weiss, wir sind uns so ähnlich, dass es niemals mit uns eine Zukunft geben wird und trotzdem klammere ich wie verrückt. Aus dieser Angst heraus kann ich keine positiven Gefühle, wie Nähe oder Wohlgefühl mehr zulassen, blocke alles ab, male alles schwarz und denke mir, nein ich will mich nicht mehr in irgend etwas fallen lassen, Sätze wie: „ich hab dich lieb“ klingen wie Hohn in meinen Ohren und ich frage mich nach der Haltbarkeit dieser Sätze. Sass mein Ex nicht noch bis kurz vor unserer Trennung bei mir und spulte diesen Satz runter, der für mich eine Bedeutung hat und nicht einfach mal so gesagt wird.

Es ist völlig paradox, auf der einen Seite möchte ich nichts mehr als Nähe und auf der anderen Seite kann ich sie nicht mehr geniessen, weil ich Angst habe. Dann kommen Erinnerungen wie ich mich gefühlt habe mit meinem Ex als alles noch in Ordnung war, da war diese Nähe und die Geborgenheit da, ohne dass man darum kämpfen musste, DAS fehlt mir so.

Ich frage mich, was macht das Leben gerade aus mir, werde ich irgendwann mal so eine verbiesterte alte Zicke, die nichts mehr zulässt, nur noch hart mit sich und dem Leben ist. Sass ich nicht 16 Jahre in einem Elfenbeinturm und bin blind für das Leben geworden. Meine Gedanken und Tätigkeiten rasen in affenartiger Geschwindigkeit, habe das Gefühl völlig ausgebrannt zu sein. Erst gestern kamen mir so Sätze wie: mein Ex hat mich und mein Leben in den völligen Ruin gestürzt, was habe ich jetzt, keinen Mann mehr, keinen Halt, keine Geborgenheit und zudem muss ich mir einen Job suchen und das macht mir auch ein ungutes Gefühl, weil ich wohl einsehen muss, dass ich das, was ich jetzt 2,5 Jahre mit einer totalen Begeisterung betrieben und gelernt habe, nämlich die Programmierung, aufgrund der derzeitigen Arbeitsmarktlage vergessen kann. Also muss ich mich wohl wieder auf meinen alten Job besinnen, der mir noch nie eine wirkliche Berufung war, der mich am Ende krank gemacht hat und mit diesem Wissen und dem Wissen ich muss nun ganz allein für mich sorgen, fühle ich mich derartig in die Ecke gedrängt, dass ich fast schon aktionsunfähig geworden bin. Ich habe echt eine schei. ANGST!!! War bisher immer gut ‚behütet’, ich weiss, das klingt ziemlich prinzessinnenhaft, alles ist mir im Leben zugeflogen und hatte andere Menschen, die mich stützten, das ist jetzt vorbei. Ich vollführe hier innerliche Kämpfe, das ist unglaublich. Mir sind auch immer Menschen begegnet, bei denen ich NICHT das Gefühl hatte, ich wäre nur der Notnagel, jetzt begegnen sie mir zuhauf , vor allem Männer. Ich dachte, ich könnte mir diese Erfahrung ersparen, leider nicht und sie tun einfach weh. Ich habe beschlossen, jetzt einfach diese Kiste einmal zu schliessen und nicht ständig im Unterbewusstsein das Gefühl und die Sehnsucht zu haben, ich bräuchte einen Mann um mit dem Leben klar zu kommen, obwohl sie noch sehr stark in mir verankert sind. Anfangs dachte ich mir, nun jetzt bist du frei, kannst wieder flirten was das Zeug hält, wirst schon den passenden finden, aber gerade ist die Serie ‚Ar.’ und die läuft wie geschmiert.

Dann möchte ich noch über ein für mich sehr tragisches Ereignis sprechen, das mich jetzt völlig ausgebrannt erscheinen lässt. Ich habe vor ca. 3 Monaten einen Mann im Internet kennen gelernt, mit dem ich einen sehr innigen Mailkontakt hatte und merkte, da ist mal wieder jemand, der tut mir einfach nur gut, keine Anzüglichkeiten, ein wenig flirten und ernsthafter Gedankenaustausch. Er war wie ein Silberstreif am Horizont und seine Mails haben mir total gut getan. Er hatte eine Art, die mich faszinierte, ich dachte mir, gibt es so etwas noch, einen der dich im Herzen trifft ohne dass ich gleich auf Wolke 7 schwebe, ja das gab es. Plötzlich riss der Mailkontakt ab, nach 3 Wochen schrieb er mir, er hätte eine grosse Dummheit begangen und alles klang danach, als sei er fertig mit seinem Leben. Ich habe ihn versucht da heraus zu reissen, weil er mir auch oft Kraft gegeben hat. Gestern bekam ich die Nachricht von einer Freundin von ihm, dass er den Kampf des Lebens aufgegeben hat. Bin fassungslos, fassungslos in Anbetracht der Tatsache, dass seine letzten Worte an mich waren: „sei ganz lieb umarmt und bis bald! Dein J.“, dass mich wieder ein Mensch ohne viele Worte einfach so hat hier allein gelassen, das kannte ich von meinem Ex, der hat sich wegen einer anderen Frau aus dem Staub gemacht, ohne grosse Erklärungen und nun ein Mensch, den ich begann zu mögen, mich zu öffnen, der haut einfach ab, indem er den Freitod wählt. Bin echt verzweifelt und es ist kein Wunder dass ich nur noch Ängste mit mir herum trage, wieder jemanden zu verlieren, siehe meinen besten Freund, einfach abgeben zu müssen, aus welchen Gründen auch immer.

Mein Kopf ist einfach nur noch ein Wirrwarr, meine Gefühle völlig durcheinander und ich müsste handeln und auf Jobsuche gehen, ich bin so blockiert und um ehrlich zu sein, ich sehne mich manchmal auch danach alles weg zu schmeissen, weil ich das Gefühl habe, ich bekomme keinen Boden mehr unter die Füsse, komme mit mir und meinem Verhaltensmuster nicht mehr klar, opfere Herzblut und werde zurück gelassen.

Ich weiss, das klingt alles nicht sehr prickelnd im Augenblick, ich habe wieder ein riesiges Loch in dem ich sitze. Die Krönung mein Ex meinte letzte Woche, er müsse mich gerade mal ein wenig darüber informieren, dass es ihm nicht gut geht und er Probs mit seinen Freunden und der Umwelt hat, das klingt für mich wie Hohn in meinen Ohren, für das was er mir angetan hat und weshalb ich hier in diesen Situationen bin. Er hat doch seine Bumsnudel, mit der soll er seine Dinge besprechen, dafür bin ich nicht mehr zuständig.

Jetzt höre ich auf, das ist alles wahrscheinlich viel zu viel, was ich hier geschrieben habe, aber ich bin so aufgelöst.

Sabs

PS: Gestattet mir hier und an dieser Stelle noch ein paar Worte in Gedenken an J.

Lieber J., du warst ein zauberhafter Mensch, ich trauere um dich!!!!

26.02.2003 12:58 • #1


D
Liebe Sabs...

Es ist furchtbar, was wir hier zu lesen bekommen, was Du momentan durchmachst... Es lässt mich nach Worte ringen, ohne einen Faden zu Ende spinnen zu können... Einfach furchtbar...
Es kommt ein derart riesiger Schwapp an Emotionen, Enttäuschungen, Desorientierung rüber, dass es schwer fällt sich nicht anstecken zu lassen.

Ich denke, es wäre nicht sehr angebracht hier und jetzt nach Floskeln zu suchen, mit dem Vorwand Dir etwas Mut einflößen zu wollen. Es wäre auch nicht angebracht einfach nichts dazu zu sagen.
Also schreibe ich Dir einfach diese paar Worte, Dir zu sagen, dass ich Dich verdammt gut verstehe und WEIß, was Du durchmachst...

Nein, es wird Dir keine Hilfe sein.

Ich möchte stattdessen jemanden zitieren:

Manchmal beeinträchtigen wir unsere Fähigkeit, Freude zu empfinden, durch eine zu starke Beschäftigung mit der Vergangenheit. Wenn wir uns so verhalten, dulden wir es, dass zehn oder zwanzig Jahre zurück liegende Ereignisse unser Leben stärker beeinflussen als das, was heute geschieht. Ein verstörendes Kindheitserlebnis kann uns unter einer Eisschicht von Zweifeln und Ängsten gefangen halten. Bewusst oder unbewusst glauben wir dann vielleicht, entweder unfähig zu sein, ein glückliches Leben zu führen, oder dies nicht zu verdienen. Doch solche Erfahrungen lassen sich transzendieren, was uns zu völlig neuen Dimensionen der Freude führt.
Jemand, der gerade eine Scheidung oder den Bruch einer Beziehung durchlebt, denkt vielleicht: „Mein Leben ist ruiniert. Ich werde ohne diesen Menschen nie wieder glücklich sein.“ Er oder sie konzentriert sich stärker auf den erlittenen als darauf, sich ein neues Leben aufzubauen.

Es ist aus dem Buch „Leben in Freude“ von Salle Merrill Redfield (Heyne Verlag)

Liebe Sabs: ich wünsche Dir alles Kraft der Seele, dass Dir wieder positive Gedanken aufsuchen...

Dom

26.02.2003 13:56 • #2


A


Im Tal der Tränen

x 3


E
Lieber Dom,

danke für deine Worte!

lg Sabs

26.02.2003 15:38 • #3


E
Liebe Sabs

Du hast eine mail *lächel*

Du bist nicht allein, viele hier stehen dir zur Seite, viele fehlen die Worte, aber sie sind bei dir.

In diesem Moment ist es das mir schlimmste was du durchmachst und es ist nie einfach dafuer Worte zu finden, wie dom schon schreibt.

Einen Freund zu verlieren und noch dazu jemanden der dir so an Herz gewachsen war is noch schlimmer.

Ich wuensche Dir fuer diesen Moment erst mal recht viel Kraft und Mut, ich bin bei Dir.

Feechen

26.02.2003 15:59 • #4


E
Liebe Sabs,

ich hatte Tränen in den Augen, als ich deine Geschichte las und kann mich hier nur Dom mit seinem Beitrag anschließen.
Es ist wirklich sehr schwer hierzu etwas zu äußern, was nicht platt und floskelhaft klingt.

Deine Ängste dich einem anderen Menschen zu öffnen, kann ich verstehen, da ich diese derzeit auch durchmache, wenn auch in wesentlich abgeschwächter Form und aus anderen Gründen.

Auch was den Freitod deines Mailfreundes angeht und deine tiefe Trauer darüber kann ich nachempfinden, weil ich seit einiger Zeit auch mit einem Mann im Mailkontakt stehe, der depressiv und selbstmordgefährdet ist. Ich habe Angst, dass meine Hilfe nicht ausreicht und ich ihn dadurch verlieren könnte. Aber dennoch.....ich bin nicht verantwortlich für sein Leben und seine Entscheidungen. Wenn er sich also dazu entschließt diesen letzten Schritt zu tun, so werde ich es wohl nicht verhindern können. Und das tut verdammt weh.
Mein Trost wäre dann, dass ich es versucht hätte, auch wenn es nicht ausreichte.

Ja, trauere um ihn, aber lass dich von dieser Trauer nicht überwältigen. Denke daran, dass dieser wunderbare Mensch dich einige Zeitlang begleitet hat und er dir ein guter Freund war, so wie du für ihn eine gute Freundin. Sei Dankbar für diese Zeit und diesen freundschaftlichen Kontakt. Denk an die schönen Dinge und hol dir daraus noch die Kraft, so, als wäre er noch da. Selbst ein verstorbener Mensch kann einem noch Kraft geben, wenn man in guten Gedanken bei ihm ist und wenn du lernst ihm zu verzeihen, dass er dich allein gelassen hat. Er war einfach nicht stark genug, sein Leben wieder zu ordnen und hat für sich diese Entscheidung getroffen. Dieses zu akzeptieren ist sehr schwer und ich hoffe nicht, dass ich mal in dieser Lage bin, aber nur so kannst du dich aus deiner Aphatie und Aktionsunfähigkeit befreien.

Versuche die Nähe deines besten Freundes zuzulassen und nimm seine Freundschaft so an, wie sie ist. Vielleicht hilft er dir damit mehr als du jetzt glaubst.

Liebe Sabs, jetzt habe ich wieder mehr geschrieben, als ich wollte, wobei ich nicht weiß, ob es überhaupt Hilfreich für dich ist.

Kein Wort und keine Tat geht verloren;
alles bleibt und trägt Frucht.
(Karl Hilty)


Ich wünsche dir ganz viel Kraft, Mut und Stärke für deine Zukunft.

Alles Liebe und Gute für dich
Wolfsfrau

26.02.2003 16:16 • #5


E
Liebes Feechen, liebe Wolfsfrau,

erst einmal ganz herzlichen Dank für eure Worte, ich weiss, man kann nicht viel an Worten zu diesem Thema anbieten, mir ginge es wahrscheinlich auch so. In meinem Posting sind wohl mehrere Dinge, die ich zu bewältigen habe, jetzt ist es vordergründig erst einmal das Bewältigen von erneuter Trauer. Ich verstehe gar nicht, warum mich das so mitreisst, ich kannte diesen Menschen so kurz und unser Austausch beschränkte sich nur auf das Mailen, aber ich spürte eine Seelenverwandtschaft. Ich denke ich habe auch den Augenblick gespürt, als er gegangen ist, ist das nicht merkwürdig, mir ging es schon das ganze Wochenende schlecht und ich dachte nur, bitte mache keinen Mist. Aber gut, es rüttelt wieder einen Teil meiner Trennung auf, aber Relationen verschieben sich gerade, das merke ich. Ich werde ihm nicht böse sein, Hass fühlen so wie bei der Trennung meines Ex. Er wollte nicht mehr und das muss ich akzeptieren, sein Wunsch war derartig manifestiert, dass ihm nicht mal die helfen konnten, die ihm wirklich ganz nahe standen. Ich hoffe er hat mich in guter Erinnerung 'mitgenommen', weiss nun, es gibt noch Menschen auf diesem Planeten, die sind einfach liebenswert, ihrer Art wegen, sind nicht berechnend, taktieren und werten, nein sie schauen mit dem Herzen. Ich wünschte mir so sehr, dass ich irgendwann wieder so einen Menschen für mich finden werde.

Ich habe das Kapitel 'Ich suche dringend einen Mann, der mich jetzt und hier auffängt' erst einmal beendet, für unbestimmte Zeit. Ich glaube das was gerade passiert ist wird meine Spur ändern, so hoffe ich, da ich sehe, mit den alten Mustern von damals komme ich nicht weiter. Trotzdem werden noch massig Tränen fliessen, aber nichts ist umsonst im Leben, auch wenn ich das Gefühl habe, mich hat es wieder völlig aus der Bahn geworfen.

Ich danke euch aufrichtig für euer Mitgefühl, ich kann hier kommen, meinen 'Müll' abladen und werde aufgefangen, wo gibt es das denn noch?!

Morgen werde ich versuchen ein paar Dinge aus dem schlauen Bewerbungshandbuch zu lesen, damit ich hier das Gefühl bekomme es ein wenig voran. Dann wartet noch eine neue Programmiersprache auf mich, mal sehen, vielleicht ist ja doch nicht alles umsonst gewesen, das Lernen und die Begeisterung für ein völlig neues Berufsfeld.

Ich wünsche euch einen wunderschönen Abend, seid lieb umarmt

Sabs

26.02.2003 19:24 • #6


E
Liebe Sabs

Kopf hoch, du schaffst das schon, sei sicher ;)

Ja und komm ruhig her und rede dir den Frust von der Seele.
Ich drueck Dir fuer Morgen die Daumen *lächel*

Sabs es geht immer weiter, weil es muss, gib niemals auf, geh vorwaerts.

Viel Kraft und Mut dafuer

Feechen

26.02.2003 21:35 • #7




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