Hallo!
@Petit81
Ich habe lediglich auf die konkrete Frage der TE geantwortet.
Und diese war ja nicht, soweit ich es verstanden habe, ob sie einen Schlußstrich ziehen und dann etwas Neues beginnen soll. Im Gegenteil, es war ja eben davon die Rede, daß sie sich nicht trennen will. Und ob eine Affäre ihrerseits zu einer Heilung der Beziehung führen könnte.
Auch hat sie nicht um irgendwelche moralischen Beurteilungen gebeten.
Jeder Mensch wird wohl seine eigenen Wege finden und seine eigenen Erfahrungen machen müssen, kopieren läßt sich hier nichts, und zudem kann selbst bei einem kopierten Verhalten das Ergebnis ein vollkommen anderes sein.
Ich gehe davon aus, daß es sich bei der TE um eine erwachsene Frau handelt, die vermutlich keiner Belehrungen von der Kanzel herab bedarf, sondern die lediglich eine konkrete Frage gestellt hat.
Und wenn mich z. B. jemand nach dem Weg nach München fragt, erkläre ich ihm auch nicht den ganzen Globus und sage dann vielleicht noch, in Palermo sei es doch viel schöner und wärmer und er werde doch hoffentlich nicht so blöd sein und nach München fahren.
Moralisierende, ideologische, idiosynkratische Betrachtungungsweisen sind nun einmal nicht mein Metier.
Sondern ich nehme das, was jemand sagt, zumindest vorläufig einmal ernst, und sage, was mir dazu einfällt. Und in diesem Fall halte ich es eben nicht für ausgeschlossen, daß die angedachte Absicht der TE zumindest zu einer Verbesserung ihrer psychischen Situation führen könnte und dies wiederum zu einer Veränderung in ihrer offenbar zusammengebrochnen Beziehung. Denn eines steht ja außer Frage: solange sie sich in diesem niedergeschlagenen Ausnahmezustand befindet, werden die Gefühle ihres Mannes für sich nicht wieder aufblühen (was sie offenbar ja erhofft längerfristig).
Zur Arbeit an der Beziehung kann ich leider nichts sagen. Ich weiß weder, was das sein, noch was es bringen soll. Das ist nicht mehr als ein sprachliches Konstrukt ohne jeden realen Gehalt, ein Plakat, das man vielleicht über abgestumpfte und entleerte Beziehungen hängt als kleines Trostpflaster, das offenbar sinnstiftend wirken soll. Mir persönlich ist es in meinem ganzen Leben auch noch nie untergekommen, daß die Beziehungsarbeiter, so sehr sie vielleicht geschuftet haben in ihrer Verzweiflung, je zu einem Erfolg gekommen wären, der den Aufwand gelohnt hätte. Mehr als ein vorübergehend vielleicht glänzender Neuanstrich des vermorschten Hauses ist dabei noch nie herausgekommen. Obwohl man seine Bedürfnisse natürlich auch dermaßen zurückreden kann, daß sie schon gar nicht mehr vorhanden sind und man alleine schon viel fröhlicher und erleichterter durch die Gegend hüpfen könnte - denn von einer Beziehung im eigentlichen Sinne kann dann ja gar keine Rede mehr sein. Sondern eher von einem Lebensgeschäft, einem billigen und meist unzuverlässigen Tauschhandel, in dem man doch nichts anderes als kläglich versumpft.
@ysabell
Ja, da kann ich Dir nur beipflichten (siehe oben).
Mir scheint auch, daß die Beziehung an sich mehr oder weniger völlig am Sand ist. (Aber, wie gesagt, das war ja nicht die Frage.) Die TE hat nun ja selber gesagt, ihr Mann sei sozusagen davon ausgegangen, daß die Beziehung ohnehin vorüber sei, und sei deshalb bedenkenlos eine Beziehung eingegangen. Der emotionale Zustand ist ja dann tatsächlich auch nicht anders als hätte man eben keine Beziehung (mehr). Eine Beziehung, die nur formal, aber nicht emotional existiert, ist gewissermaßen automatisch offen.
Daß seine neue Beziehung von keiner so großen Bedeutung ist, habe ich daraus geschlossen, daß er ansonsten schon längst die Konsequenzen gezogen hätte bei diesen Gegebenheiten. Wenn einem nämlich tatsächlich eine Beziehung, eine Liebe so viel bedeutet, daß sich eine neue Welt auftut, dann zögert man nicht lange. Solche Chancen kommen nicht so oft im Leben.
Daher gehe ich davon aus, daß es sich bei dieser neuen Beziehung um eine banale Affäre handelt, die halt irgendeinen kleinen Hunger stillen sollte. Aber nicht um etwas wirklich Bedeutsames, das die Welt aus den Angeln hebt. Und bekanntermaßen verflüchtigt sich so etwas bald wieder oder versandet ebenfalls im Einerlei. Also nichts, das tatsächlich von größerem Wert und Bestand wäre.
Ja, mir ist durchaus bewußt, daß Frauen sehr oft dann auch tiefere Gefühle entwickeln und es durchaus nicht allein um S. geht (auch bei Männern kann das übrigens vorkommen). Und gerade bei der TE, die sich ja nach Zuwendung, Aufmerksamkeit, Nähe, Wärme usw. sehnt, ist die Gefahr nicht gerade klein, daß das geschehen könnte.
Nur liegt das ja in ihrem Ermessen, zumal sie diesen AM in spe ja schon länger kennt. Und wenn sie selber meint, nein, mehr als eine Affäre will sie auch gar nicht, dann kann ich ihrer eigenen Einschätzung ja nicht eine andere, von mir spekulierte entgegenhalten. Letztlich muß ja jeder selber entscheiden, was für ihn gut und richtig ist und was nicht, womit er leben kann und will, womit nicht.
Die Kernfrage war ja: Kann in einer solchen bodenversunkenen Situation eine Affäre belebend auf die eigentliche Beziehung wirken? Und dazu meine ich: ja, kann sie. Aber selbstverständlich können auch zwanzig andere Dinge passieren. Wer wüßte das im Vorhinein? Soweit ich den Menschen kenne, ist er so komplex und unterschiedlich, daß genauere Vorhersagen über den Lauf der Dinge unmöglich sind. Außer, man lebt ein Fließbandleben und vermeidet alles, was einen davon erlösen könnte. Aber selbst dann können bisweilen schicksalshafte Ereignisse, die man in keiner Weise in der Hand hat, zu einem regelrechten Umsturz führen. Und nicht wenige sind erst dann überhaupt einmal aufgewacht.
Liebe Grüße
25.10.2016 01:52 •
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