Hallo Ihr Lieben!
Muss irgendwie meinen Senf dazu geben, auch wenn's nicht ganz zum Thema passt, aber es wühlt mich ziemlich auf.
Was ich mir ganz schnell abgewöhnt habe war das Schuldbewusstsein ihm keine intakte Familie bieten zu können, in meinen Augen ist das heutzutage sowieso fast immer nur ein Wunschtraum welcher in Wirklichkeit ganz anders aussieht. (Thilde)
Ich bin mit Vater aufgewachsen und hätte mir gewünscht, dass es nicht so gewesen wäre, denn niemand hat mir mehr Schaden zugefügt als mein Vater. Meiner Mutter hab ich jahrelang vorgeworfen, dass sie sich nicht früher von ihm getrennt hat. Außerdem habe ich es ihr lange Zeit übel genommen, dass sie wohl auch deshalb Kinder wollte, weil sie hoffte, dass mein Vater dann vielleicht ein besserer und verantwortungsvollerer Mensch wird, was natürlich gar nicht klappen konnte. Sie gehörte zu der Generation, der eingeredet worden war, dass Kinder für eine Frau das höchste Glück wären. Als sie dann merkte, dass Kinder nicht automatisch glücklich machen, mussten meine Schwester und ich es ausbaden.
Unabhängig davon denke ich aber, dass jeder Kinderwunsch immer auch egoistische Motive hat. Meiner Meinung nach bekommt kein Mensch ein Kind aus lauter Selbstlosigkeit, und ich finde das auch völlig ok. Manchen macht ein Leben mit Familie einfach mehr Spaß als ohne. Manche ziehen daraus das Gefühl, ein sinnvolles Leben zu führen. Für andere gehört es irgendwie einfach zum Leben dazu. Einige wollen etwas von sich selbst weitergeben, sehen wie das Leben auch nach ihnen weitergeht. Viele wollen im Alter nicht alleine da stehen ...
Und wenn man auf den richtigen Zeitpunkt wartet, kann es gut sein, dass der niemals kommt und es dann irgendwann zu spät ist.
Ich habe niemanden darum gebeten, geboren zu werden und bin meinen Eltern dafür auch nicht dankbar. Früher hatte ich sogar die Einstellung, dass ich mich dagegen entschieden hätte, wenn man mich hätte fragen können. Heute bin ich froh, dass es mich gibt, egal aus welchen Gründen ich in die Welt gesetzt wurde.
@ Jette: So wie Du Deinen Vater schilderst, dass er desinteressiert ist/war, denke ich, dass er dann, wenn sich Deine Eltern nicht getrennt hätten, eventuell auch nicht mehr Interesse gezeigt hätte (ist aber reine Spekulation). Es gibt so viele Väter, die zwar bei ihrer Familie leben, aber doch nicht da sind, die sich lieber halbtot schuften und abends so spät nach Hause kommen, dass die Kinder schon im Bett sind, und sich am Wochenende erholen müssen und dann auch keine Geduld aufbringen, sich mit ihren Kindern wirklich zu beschäftigen. Viele der dazugehörigen Frauen haben zwar auf dem Papier einen Partner, sind aber doch eher alleinerziehend (allerdings meist mit mehr finanziellem Spielraum als tatsächlich Alleinerziehende ).
Ich glaube, man kann nie wirklich ideale Bedingungen schaffen. Man macht Fehler, die Dinge entwickeln sich anders, als man es sich vorgestellt hat, es gibt immer etwas, was fehlt, was man seinen Kindern nicht geben kann ... Aber es ist schon viel Wert, wenn man sich bemüht, das Beste aus allem zu machen. Und noch mehr ist es wert, wenn man sich später seinen Kindern stellen kann, wenn sie einem vielleicht Vorwürfe machen, und dass man dann bereit ist, sich mit Ihnen auseinanderzusetzen. Ich hätte meinen Eltern alles verziehen, wenn sie zu einer solchen Auseinandersetzung bereit gewesen wären und wenn ich nur einmal gespürt hätte, dass ihnen wirklich etwas leid tut. Sie waren leider nicht dazu bereit, also musste ich ohne sie einen Weg finden, so etwas wie meinen Frieden mit allem zu machen. Heute sehe ich das alles so, dass es eben gelaufen ist wie es gelaufen ist und nicht mehr zu ändern ist und dass mir immerhin die Möglichkeit bleibt, das Beste daraus zu machen.
Schreibe das auch, weil ich finde, dass Mütter auch nur Menschen sind, und sich nicht immer so extrem viel Druck machen sollten.
Liebe Grüße! gusi