Hallo,
viele Beiträge habe ich hier schon gelesen und sie haben mir über den ersten Schmerz hinweggeholfen. Doch nun muss ich auch einmal schreiben, denn ich weiß nicht mehr weiter. Ich hoffe, ihr könnt mir helfen.
Wir (ich 35, er 40) hatten 8 Monate lang eine sehr innige und intensive Beziehung. 8 Monate mag nicht lang klingen, aber wir waren uns so nah und so vertraut, solche intensiven Gefühle der Nähe und der Liebe habe ich zuvor noch nie gespürt, nicht einmal gewusst, dass ich so sehr lieben kann, dass es solche Gefühle überhaupt gibt.
Seit 7 Wochen ist Schluss. Er machte Schluss, es brach mir das Herz. Wir haben danach darüber viel geredet, und ich kann seine Gründe inzwischen verstehen, und mein Kopf weiß es inzwischen auch, dass, so stark die Gefühle auch auf beiden Seiten gewesen sind, für eine langjährige Partnerschaft hätte es nicht gereicht, weil wir in einigen Dingen doch zu verschieden sind.
Und dennoch komme ich nicht über ihn hinweg. Die Arbeit lenkt ab und macht auch meistens Freude, aber sobald ich wieder allein zu Hause bin, eigentlich schon sobald ich im Auto sitze und von der Arbeit nach Hause fahre, drehen sich meine Gedanken im Kreis und ich fühle mich nur noch leer, wie eine Hülle, als ob es mich nicht mehr gibt, ich jeden Moment zusamenbrechen müsste, weil ich keine Kraft mehr habe.
Wir sehen uns jeden Tag auf der Arbeit. Er weiß, wie schlecht es mir geht, und das tut ihm auch sehr leid. Er möchte alles tun, was möglich ist, damit es mir wieder besser geht. Wenn ich mit ihm reden möchte, nimmt er sich die Zeit, nimmt mich in den Arm, um mich zu trösten, er erträgt, wenn ich ihn aus lauter Wut anschreie oder ihn böse anschaue, und er wäre auch bereit, mir so weit es geht aus dem Weg zu gehen, wenn ich das möchte.
Ich weiß nur gerade nicht, was besser ist. Auf der einen Seite weiß ich, dass ein Kontaktabbruch mir wahrscheinlich helfen würde, ihn zu vergessen. Auf der anderen Seite brauche ich einen Freund zum Reden. Und so seltsam es vielleicht klingen mag, ich kann über meine jetzigen Gefühle mit niemandem so gut reden wie mit ihm. Zum einen, weil da immer noch ein großes Gefühl der Nähe zwischen uns ist und wir einander vertrauen, zum anderen, weil nur er wirklich auch verstehen kann, wie ich fühle. Ihm brauche ich nichts zu erklären, wir verstehen einander ohne viele Worte. Meine Freunde können diese intensiven Gefühle nicht nachvollziehen, nicht verstehen, warum er sich trennte, und langsam wird es ihnen wohl auch zu viel.
Und noch viel seltsamer, ich freue mich auch jedesmal, wenn ich ihn sehe, wenn wir uns im Flur über den Weg laufen oder in der Kantine. Wir lächeln uns an und können auch miteinander scherzen und vor anderen Kollegen ganz ungezwungen miteinander reden. (Ich bin kein Mensch, der seine Probleme/Traurigkeit in der Öffentlichkeit zeigt, das mache ich nur, wenn wir unter uns sind.)
Ich liebe ihn immer noch. Ich weiß, dass er auch noch viel für mich empfindet, aber bei weitem nicht mehr so stark wie ich für ihn. Seine Zuneigung kann ich in seinen Worten und seinen Taten spüren. Er schaut jeden Tag nach mir, wie es mir geht, nimmt sich viel Zeit (manchmal 2h am Tag), um mit mir zu reden, überrascht mich manchmal mit kleinen Aufmerksamkeiten, die er mir morgens bevor ich komme auf meinen Schreibtisch stellt (Blumen, Zettel mit lieben Worten, selbstgemachte Marmelade u.a.). Es fühlt sich gut an, dass ich ihm auch noch wichtig bin, ihm unsere gemeinsame Zeit viel bedeutet hat.
Er ist aber auch immer ehrlich dabei, macht mir keine falschen Hoffnungen, sagt, dass er zwar auch noch viel über uns nachdenkt, aber er bei seiner Entscheidung bleiben wird und sich mit jedem Tag, der vergeht, sicherer wird, dass seine Entscheidung die Richtige war.
Am Liebsten würde ich noch gemeinsam mit ihm verschiedene Dinge, die uns beiden immer Spaß gemacht haben, unternehmen, als Freunde. Das lehnt er aber ab. Er sagt, später einmal sehr sehr gerne, das wünsche er sich auch, aber er ist der Meinung, dass mir das im Moment nicht gut tun würde, weil ich noch zu viel empfinde, dass es mir so nur noch schwerer fallen würde, ihn loszulassen. Er würde sich freuen, wenn ich einen neuen Partner kennenlerne, mit dem ich glücklich werden kann, und dann würde er auch sehr gerne wieder mit mir etwas unternehmen.
Ich weiß nicht, was ich tun soll. Was ist besser? Sollte ich den Kontakt wirklich erstmal ganz abbrechen, um besser loslassen zu können? Das macht mir Angst. Denn der Kontakt, den ich mit ihm habe, ist die einzige Zeit, wo ich es schaffe, auch mal wieder zu lachen und mich nicht einsam zu fühlen, außerdem, mit wem soll ich sonst reden?
Nun ist jetzt wieder WE und ich weiß nicht, wohin mit mir. Liege nur rum und starre die Wand an, habe einfach keine Kraft mehr. In den ersten Wochen nach der Trennung habe ich noch versucht, mich viel abzulenken, bin viel ausgegangen. Aber ich kann einfach nicht mehr, habe keine Lust und Kraft mehr auszugehen. Vor allem weil ich mich beim alleine Ausgehen genauso schlecht fühle wie beim alleine zu Hause sein. Und das Ausgehen mich, egal was ich mache, daran erinnert, dass er nicht mehr da ist, was mich zusätzlich traurig macht. (Wir sind sehr sehr viel ausgegangen). Meine Freunde haben leider auch nicht immer Zeit.
Ich hoffe, ihr könnt mir helfen.
Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, alles zu lesen.
LG
05.09.2015 10:14 •
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