Hallo, ich bin momentan in Therapie bei einer Psychatrischen-Institutz_Ambulanz und ich schreib hier jetzt mal weiter, was in den letzten Monaten passiert ist
Ich hatte ja erzählt, dass ich neben der Kommilitionin, die seit einem halben Jahr keinen Kontakt mehr mit mir möchte, nur noch einen anderen sozialen Kontakt hatte, unszwar diese andere Kommilitionin, die mir im August per WhatsApp geschrieben hat ,,Ich habe keine Lust mehr mich noch länger mit dir zu befassen''.
Anfang September gelang es mir, mich ein paar Tage von der Kommiltionin, die keinen Kontakt mehr mit mir möchte abzulenken, bis ich sie - per Zufall - im Fernsehen in einem Interview über studentische Initativen gesehen habe. Allein sie dort zu sehen hat mich erstmal so geschockt und runtergezogen, dass ich - aus Trauer/Verzweiflung - der anderen Kommiltionin, die mit mir im August den Kontakt abgebrochen hat, geschrieben habe ,,ich bring mich jetzt um''.
Ein paar Stunden später stand die Polizei vor meiner Haustüre und bat mich mit ihnen in die psychische Akutstation zu kommen. Ich habe ihnen erzählt, dass ich das mit dem Umbringen nur so aus Kummer geschrieben habe, aber sie meinten in etwa: ,,Wir kennen Sie nicht. Wir können nicht in Ihren Kopf reinsehen. Was passiert, wenn wir sie jetzt zu Hause bleiben lassen und Sie sich wirklich umbringen würden. Dann würden wir unseres Lebens nicht mehr froh''
Das Resultat war, dass ich für 3 Wochen eine sogenannte ,,freiheitsentziehende Unterbringung'' in einer geschlossenen Psychatrie verordnet bekam. Ich dachte erst, dass das in einem Rechtsstaat gar nicht möglich sei, aber mir wurde gesagt, dass der Paragraph der Freiheit und Unantastbarkeit dadurch aufgehoben sei, dass ich Suizid angekündigt hätte, und sie mich deshalb zu meinem eigenen Schutz beobachten müssen.
Das Positive zuerst: Es ist in den geschlossen Stationen nicht so wie man es aus Filmen wie ,,Einer flog übers Kuckucks-Nest'' kennt. Man wird nicht in sein Zimmer eingesperrt oder so, sondern kann sich auf der Station frei bewegen. Einige Patienten haben sogar bis zu 4 Stunden Ausgang ab Tag (welcher mir aber, aufgrund meiner vermeintlichen Suizid-Gefahr die erste Woche verwehrt blieb).
Auch wird keiner gezwungen, gegen seinen Willen Medikamente einzunehmen oder ,,weggespritzt'', wie es manchmal heißt. Nur ein einziges mal, in den 3 Wochen wo ich dort war, wurde ein Patient zur Beruhigung ans Bett fixiert und ihm eine Spritze verabreicht.
Die Pfleger waren größenteils ok. Einige - besonders die jüngeren - waren sehr engagiert und man konnte mit ihnen viele Gespräche führen. Sie nahmen sich - grade am Anfang, als ich noch sehr traurig war - sehr viel Zeit für Gespräche und versuchten mich auch so ein bisschen aufzumuntern. Andere Pfleger (das waren dann eher die älteren) beschränkten sich auf die Vergabe von Medikamenten.
Was mich am meisten erstaunte, war dass es für die Menschen dort so gut wie gar keine Beschäftigungs-Möglichkeiten gab. Es gab zwar einen Fernsehener, aber der war bereits bei meiner Ankunft kaputt und das hat sich bis zu meiner Entlassung nicht geändert. Es gab auch keine Therapie-Stunden oder psychologische Einzelgespräche mit Fachleuten. Die einzigen, die sich ein bisschen mit den Patienten befassten, waren die jüngeren Pfleger. Es soll wohl mal Tageszeitungen in der Station gegeben haben, aber die wurden - aufgrund von Budgetkürzungen - auch abgeschafft. Ich persönlich finde das sehr schade, weil es - zumindest während meines Aufenthalts - überwiegend ältere Patienten auf der Station waren. Ich hatte zwar mein iPad zur Unterhaltung mitgenommen, aber die älteren Leute hatten keinen computer, keine Zeitung,kein Fernsehn. kein nichts.
Am Anfang fühlte mich sehr unwohl auf der Station, weil es für mich ungewohnt war und ich ja zugegebenermaßen nicht grade freiwillig dort war. Hinzu kam noch, dass man die Station ausschließlich über Drei-Bett-Zimmer verfügt und einer aus unserem Zimmer hatte die Zwangerkrankung ständig gegen Sachen zu treten. Auf eigenen Wunsch durfte ich dann aber das Zimmer wechseln und konnte somit nachts halbwegs schlafen.
Irritierenderweise ging es mir dann auch die nächsten Tage ziemlich besser. Ich vermute, dass liegt vielleicht grade daran, dass es auf der Station so gut wie keine Unterhaltungs-möglichkeiten gab. Weil so konnte der Körper und Geist auch ein wenig ,,runterkommen'' und man findet sich selbst besser. Vielleicht ist das ja grade der Sinn daran - dass man durch diesen ,,Konsum-Entzug'', entspannender wird und zur Ruhe findet.
Zwei Tage vor meiner Entlassung ist dann was besonderes passiert. Unszwar ist eine neue Patientin eingeliefert worden und sie ist auch ungefähr in meinem Alter. Und das tollste war, sie hat von sich aus den Kontakt zu mir gesucht. Ich habe ihr meine Geschichte erzählt und sie mir ihre. Sie leidet ebenfalls unter Sozialphobie und daran, dass eine wichtige Person, den Kontakt zu ihr abgebrochen hat, was sie sehr schwer verarbeiten konnte und bis heute belastet. (Ich habe nebenbei, seit dem Kontaktabbruch über 25 Kilo zugenommen, das zeigt, dass es auch für mich sehr belasten ist).
Sie hat mich dann auch versucht ein bisschen aufzumuntern: ,,Hey, ich weiß genau, wie du dich fühlst. Ich habe das alles selbst durchgemacht. Ich vermisse auch jemanden, aber es wird irgendwan besser. Jetzt kommst du ja auch bald in ein neues Semester mit neuen Leuten, das ist dann auch wieder ein Neu-Anfang''.
Die letzten 2 Tage vor der Entlassung haben wir stundenlang im Gemeinschaftsraum verbracht und uns darüber ausgetauscht. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und auch so ein bisschen neue Hoffnung gegeben, neue Bekanntschaften zu schließen. Wir haben auch Nummern getauscht und grade die ersten Tage viel geschrieben.
Nach der Entlassung wurde ich für eine Therapei an eine Psychatrischen Insitut Ambulanz weitergeleitet. Bisher hatte ich leider nur 2 Sitzungen und dort hatten wir nur Gespräche, da die Psychologin noch nicht so genau weiß, in welche ,,Schublade'' sie mich enordnen soll und noch nicht genau weiß, was ich für eine Krankheit habe.Bisher wurden mir auch noch keine Medikamente oder so verabreicht.
Dann ist es aber wieder passiert, dass ich den selben Fehler gemacht habe, wie früher. Ich wusste wieder nichts besonderes zu erzählen und hab das Mädchen wieder endlos mit meinen ,,Ich-vermisse-sie''-Gedanken zugejammert. Da morgen wieder die Uni wieder anfängt, hab ich ihr letzte Woche geschrieben, dass ich etwas Angst habe, wieder in die Uni zu gehen und dort die kommiltionin anzutreffen, die keinen Kontakt mehr mit mir möchte. Darauf antwortete sie
,,Das tut mir leid für dich. Ich möchte mich an dieser Stelle gerne von dir und deiner Situation distanzieren. Ich wünsche dir, dass sich alles zum Guten wendet und du viel Unterstützung aus deinem Familienkreis erfährst
15.10.2017 12:17 •
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