Hallo Du,
ich kann sehr sehr gut nachvollziehen, wie Du Dich gerade fühlst. Das Ganze ist bei mir schon länger her, im Juli jetzt werden es 4 Jahre. Wir waren verheiratet (7 Jahre) hatten 2 Kinder. Knall auf Fall trennte er sich von mir und hatte gleich eine andere - auch mit 2 Kindern.
Heute weiß ich, daß das gar nicht so Knall auf Fall war, das hat sich lange lange vorher angebahnt.
Er hat auch herumgeschwafelt von wegen, er ist extra so gemein zu mir, damit ich mich schneller von ihm lösen kann. Was für ein Quatsch!
Dann wieder war er nett, hat gefragt wie es mir geht und sagte beim Verlassen meiner Wohnung (nachdem er die Kinder besucht hatte): Paß' auf dich auf.
Das hat mich dann wieder hin- und her gerissen. Ich hab' versucht, herauszufinden, was in seinem Kopf vor sich geht. Hab' gekämpft, Dinge verändert, die ihn gestört hatten, war wütend, hab' geheult, ihm SMS an den Kopf gefeuert (und er schrieb auch immer zurück).
Irgend jemand gab mir den Rat, ich solle ihm nichts antun (also ihn angiften) aber auch nichts FÜR IHN tun. Mich einfach neutral verhalten.
Leider hab' ich es doch getan, hab' ihm ein Parfüm gekauft (damit hat er sich dann eingeduftet und ist zu IHR gefahren!!!) und hab' manchmal schon gedacht, wie lächerlich ich mich doch damit gemacht habe.
Heute denke ich, ich hätte mal besser so handeln sollen wie eine Bekannte von mir. Die hat ihrem Ex, als er sie verließ, Enthaarungsmittel ins Shampoo getan *ggg*.
Tatsache ist: Für Männer ist eine Frau, die ihnen nachläuft, nicht attraktiv. Das wußte ich zwar damals mit dem Kopf, aber ich war nicht stark genug, so zu tun, als sei er mir egal. Immer wieder rief ich ihn unter einem Vorwand an oder schrieb SMS. Wollte wenigstens noch ein bißchen was von ihm haben.
Naja. Alles war umsonst. Dann war mit seiner ersten Freundin nach 14 Monaten Schluß. Er heulte sich bei mir am Telefon darüber aus, wie schlimm sie mit ihm jetzt in der Trennungs-Phase umgehen würde. Ich hab' versucht, sachlich zu bleiben und hab' natürlich gehofft, er käme zurück.
An einem Abend sah es sogar so aus, als hätte er noch Interesse an mir. Aber ich mußte bitter erleben, daß ich nur Lückenbüßer war. Das warf mich um Monate zurück in der Trennungsbewältigung!
2 Monate später hatte er eine neue Freundin. Mit der ist er heute noch zusammen. Naja, die haben es auch ein bißchen einfacher, weil sie keine Kinder hat. Die haben längst nicht so viel Konfliktpotential, das man hat, wenn man Kinder hat. Und alle 2 Wochen spielen sie dann Mama und Papa.....
Geholfen bei dem Ganzen hat mir vor allen Dingen in der ersten Zeit der Chat hier. Ich hab' hier jeden Abend 5 Stunden gechattet (da hatte ich noch eine Flatrate *gg*)
Und dann die Bücher (z. B. Doris Wolf: Wenn der Partner geht).
Und Telefonate mit Freundinnen, auch Gebete und Seelsorge und Therapie. Und wohl die Zeit einfach.
Damals hatte ich immer die Phantasie, daß ich mir die Pulsadern aufschneide. Ich fühlte mich so einsam und verlassen, daß es weh tat. Ich hätte nicht gedacht, daß das mal anders wird. Wären meine Kinder nicht gewesen, ich hätte wohl Dummheiten gemacht.
Naja, ich kann Dir aber heute wirklich Mut machen und Dir sagen: Die Zeit heilt wirklich alle Wunden.
So blöd es klingt. Aber es ist so.
Das Dumme ist: Dir kann niemand helfen. Nicht wirklich helfen. Du mußt da durch. Und Du mußt da alleine durch, weil Dir keiner den Schmerz abnehmen kann.
Ich hab' das immer mit einem Kind verglichen, das geboren wird und gerade im Geburtskanal feststeckt. Das hat sicher dann auch keine Lust mehr und will nicht mehr, aber es muß. Und irgendwann ist es geschafft )
Ach ja, mein Therapeut hat es tatsächlich geschafft, mich davon zu überzeugen, daß mein Ex-Mann und ich gar nicht zusammen gepaßt haben. Bei sachlicher Betrachtung hab' ich das eingesehen. Ich glaube, seine jetzige Freundin paßt viel besser zu ihm.
Naja, manchmal tut's noch weh, man hat ja schließlich Kinder zusammen. Das ist oft nicht so leicht. Es ist aber mehr so, daß mich die Ungerechtigkeit aufregt. Ich hab' die ganze Erziehungsarbeit allein und er macht sich ein schönes Leben mit seiner Neuen. Aber das kommt nur noch ganz selten mal hoch.
Neulich, als ich so mein kinderfreies Wochenende mit einem schönen Buch genossen habe, da dachte ich: Es war das Beste, was er machen konnte, daß er mich verlassen hat.
Ich muß nicht mehr ständig mit ihm streiten, ich kann meine eigenen Entscheidungen fällen, mein Geld allein ausgeben ohne daß einer darüber meckert usw. Ich genieße meine Freiheit. Hatte seitdem auch keine Beziehung mehr. Ich glaube, so weit bin ich noch nicht.
Jetzt im Moment ist es einfach nur schön, daß ich mein Leben wieder genießen kann.
Ich hab' mich irgendwie wieder selbst gefunden durch diesen ganzen Schmerz. Hab' mich sehr zu meinem Vorteil verändert, sagen alle meine Freundinnen. Überall ernte ich Komplimente, wie toll ich das schaffe mit den Kindern alleine. Und das macht mich verdammt stolz. Ich war während meiner Ehe ganz schön unselbständig und abhängig von ihm geworden und jetzt bin ich froh, daß es jetzt anders ist.
Ein Partner kommt dann später. Vielleicht, wenn die Kinder etwas größer sind. Mal sehen )
Ich wünsch' Dir alles Liebe und fühl' Dich mal
lieb gedrückt
Bärbel
30.03.2005 21:03 •
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