Liebe Jacki!
Es ist fast, also würde ich meine eigene Geschichte hier lesen...Mir geht es im Grunde ganz genauso wie dir. Mein Freund hat letzten Dienstag mit mir Schluss gemacht, nach einem (sehr intensiven) Beziehungsjahr. Auch ich hatte bis dahin große Angst mich wieder zu binden. Ich war gerade ein halbes Jahr von meinem damaligen Mann getrennt, als ich IHN im Internet kennenlernte. Es ging alles ziemlich schnell, 2 Wochen Chat, dann haben wir uns getroffen - Liebe auf den ersten Blick. Ich wusste einfach, dass wir zusammengehören. Was unsere Beziehung allerdings von Anfang an belastete, war seine finanzielle Situation (er ist selbständig und hat einen großen Schuldenberg, durch Mangel an Aufträgen) und dass ich einen kleinen Sohn aus meiner Ehe mitbrachte. Wir hatten sehr unterschiedliche Auffassungen von Erziehung, er warf mir häufig vor, ich wäre zu inkonsequent. Er hatte auch nicht unrecht, ich hab in der Hinsicht auch an mir gearbeitet. Schwierig war für mich dann zu akzeptieren, dass er meinen Sohn bei jeder Gelegenheit maßregeln musste (sitz ordentlich, schmatz nicht, sei nicht so frech...). Wir haben aber immer über solche Dinge lange disskutiert und er hat immer wieder gesagt, wenn ihm an uns nichts liegen würde, dann wäre er schon längst wieder weg. Im Juni eskalierte das ganze dann jedoch. Wir konnten nicht mehr richtig miteinander reden und ich dachte, ich liebe ihn nicht mehr. Mein Sohn war mir schließlich auch wichtig - wobei ich sagen muss, er hängt sehr an meinem Freund, und so schrecklich war für ihn ein Streit mit ihm gar nicht. Meistens war es mein eigenes Problem. Schließlich war ich überzeugt davon, dass wir keine Zukunft miteinander haben, zumal er immer wieder vom Heiraten und Zusammenziehen anfing. Ich hatte plötzlich eine Wahnsinns-Angst, dachte, ich kann mit ihm nichts aufbauen, weil seine finanzielle Lage viel zu unsicher ist. Im Affekt sagte ich dann zu ihm, ich wolle überhaupt mit niemanden zusammenziehen. Das hat ihn sehr verletzt - und ich habe wohl mit dieser Äußerung den Anfang vom Ende heraufbeschworen. Ich hab das damals gar nicht so gemeint, und es tut mir heute noch leid, dass ich ihm das an den Kopf geknallt habe. Naja, wir rauften uns zusammen, aber nach knapp 2 Wochen kam es wieder zum Crash. Diesmal so heftig, dass ich eine Bedenkzeit von 2 Wochen haben wollte. Für ihn war die Beziehung vorerst beendet, das hat mich total geschockt, denn ich merkte plötzlich, dass es nicht das ist, was ich wollte. Ich wollte ihn und eine Chance, unsere Probleme in den Griff zu bekommen. Er war immer derjenige, der mich nicht gehen lassen wollte, und mir damit auch zeigte, dass er es ehrlich mit uns meint. Wir führten ein Vermittlungsgespräch mit einem Freund, damit wir überhaupt wieder vernünftig miteinander reden konnten. Ich dachte damals schon, es sei aus. Aber er überraschte mich wieder und sagte, er liebt mich, wir schaffen es. Wir gingen einen Tag später gemeinsam zu einer Beratung und er war so positiv und optimistisch, und ich auch. Ich wusste, dass ich bereit war, Kompromisse einzugehen, weil ich über alles liebe. Drei Wochen ging es wirklich gut - bildete ich mir ein. Das letzte Wochenende geschah nichts Außergewöhnliches, mein Sohn war bei uns, wir waren alle zusammen auf dem Spielplatz. Nur dann wollte mein Sohn meinem Freund nicht Tschüß sagen, als wir nach Hause fuhren. Etwas später erzählte er, er wäre so gerne bei meinem Freund geblieben, darum hätte er ihm nicht tschüß gesagt. Zwei Tage später dann kommt mein Freund mittags zu mir und sagt einfach, er habe sich für die Trennung entschieden. Er käme einfach nicht mit meinem Sohn zurecht, könne keinen Zugang zu ihm finden und seine finanzielle Situation sei jetzt auch viel zu schwierig, da er um seine Existenz fürchtet. Noch heute frage ich mich, was gewesen wäre, wenn ich ihn zurückgehalten hätte. Ich hab das alles wie in Trance hingenommen und bin heulend zusammengebrochen, als er weg war. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass er uns einfach aufgegeben hat. Er sagt, es ist ihm nicht leicht gefallen und er liebt mich immer noch. Aber er hat einfach nicht die Kraft, sich jetzt auch noch um die Probleme eines 4 Jährigen zu kümmern. Es gibt mich nun mal nur im Doppelpack. Wir haben inzwischen lange miteinander telefoniert und manchmal dachte ich, jetzt überlegt er es sich, er war auch unsicher, ob er das richtige getan hat. Ich glaube einfach, dass wir die Probleme gemeinsam in den Griff bekommen. Er aber zur Zeit eben nicht. Am stärksten ist für ihn die Belastung mit meinem Sohn, den er mag, aber den er nicht liebhaben kann, weil er so zwiespältige Gefühle ihm gegenüber hat. Im Grunde fällt es ihm schwer, Verständnis für so ein kleines Kind aufzubringen. Und erst recht, wo er jetzt beruflich vor einer großen Veränderung steht. Er sagt selbst, es belastet ihn, dass er uns keine Sicherheiten bieten kann. Das kann ich verstehen, obwohl ich das gar nicht erwarte. Trotzdem sagt er, dass er im Moment nicht anders handeln kann, und dass er zum ersten Mal seit Monaten wieder aufatmen kann (ich kann es nicht, seit er weg ist, hab ich das Gefühl, ich werde nie wieder durchatmen können). Er fehlt mir in jeder Minute, die vergeht. Und ich kann einfach nicht glauben, dass es das Ende sein soll, denn es war für uns beide die große Liebe. Wie soll ich je wieder einem anderen Mann vertrauen? Ich habe so fest an uns geglaubt, aber ihm ist wohl seine eigene Courage über den Kopf gewachsen. Er hat vielleicht zu viel von sich erwartet. Er möchte den Kontakt zu mir nicht abbrechen und er sagt, er weiß nicht, was in ein paar Monaten ist, wenn er seine Situation besser überschauen kann. Ich weiß nicht, wie ich mich im Moment verhalten soll, ich habe versucht, ihm klar zu machen, dass wir es gemeinsam schaffen könne. Er gibt mir auch recht, wenn da nicht mein kleiner Sohn wäre - der für ihn zur Zeit einfach Stress bedeutet. Ich bin so verzweifelt, weil sich meine Gedanken im Kreis drehen. Er war derjenige, der mich zurückgehalten hat und gesagt hat, weglaufen ist nicht die Lösung - und ich habe ihm vertraut und an mir gearbeitet, ihn mit seinen Fehlern akzeptiert... und genau drei Wochen später tut ER genau das, was er vorher mir vorgeworfen hat: weglaufen! Das verstehe ich einfach nicht!
Traurige und verzweifelte Grüße von
Ela
03.09.2002 00:26 •
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