Liebes Forum,
ich habe hier schon eine Weile gelesen und habe mich heute mal angemeldet, um von meiner Situation zu berichten.
Ich bin männlich, 34 Jahre alt und wurde vor 5 Monaten nach 3 Jahren Beziehung von meiner Partnerin verlassen. Ich werde von allen als freundlicher, weltoffener, lebenslustiger Mensch beschrieben, aber ich habe Probleme die noch aus meiner Kindheit resultieren, denen ich mich nie gestellt, sondern sie immer verdrängt hatte. Und auf Grund dieser Probleme aber zunächst ich und dann unsere Beziehung leiden mussten. Meine Ex-Partnerin ist auch nicht frei von Macken, aber sie ist die tollste Person die ich je kennenlernen durfte und ich glaub(t)e in ihr die Liebe meines Lebens gefunden zu haben. Wegen meiner Macken aber konnte ich nicht so auf meine Partnerin eingehen wie ich es gewollt hätte und habe des öfteren Streit vom Zaun gebrochen. Ich wusste vor der Trennung, dass es kriselt und wusste auch, dass ich etwas ändern muss, aber ich hatte damals weder klar, woran genau es liegt, dass ich mich so verhalte, noch wie groß der Leidensdruck meiner Partnerin war.
Nach der Trennung habe ich mich zunächst damit beschäftigt, an meinen Problemen zu arbeiten. Zunächst allerdings nur an den von außen erkennbaren Anzeichen, nicht an dem zugrunde liegenden Problem in meinem Unterbewusstsein. Daran werde ich auch noch arbeiten, denn ich habe bald einen Termin beim Psychologen.
Nach der Trennung hatten wir erst wenig Kontakt. Nach einem Monat präsentierte ich meine Veränderungen und bat um eine Chance. Als sie das ablehnte, brach ich den Kontakt ab (für immer, sagte ich), nahm ihn nach wenigen Wochen aber wieder auf. Ich dachte mir, dass ich nicht aufhören kann um sie zu kämpfen, aber auch, dass ich nicht will, dass sie in meinem Leben überhaupt keine Rolle mehr spielt. Seitdem ist es nun so, dass wir uns alle 2 -3 Wochen treffen um einen Kaffee zu trinken und uns ungefähr genauso oft zufällig irgendwo begegnen. Ich wollte nun keinen Druck mehr machen, aber weiter an mir arbeiten und hoffte, dass sie ihre Entscheidung noch mal überdenken würde. Es scheint bei ihr eine reine Kopfentscheidung gewesen zu sein. Die Gefühle, so meinte sie zumindest, seien noch da gewesen, aber es ginge so einfach nicht weiter. Ich kann mittlerweile nachvollziehen, warum sie sich getrennt hat. Und ich weiß auch, dass ich zwar vieles in meinem Leben in Ordnung gebracht habe, aber dass ich zusammen mit dem Psychologen noch viel Arbeit vor mir habe. Ich bin mir sicher, wenn ich jetzt noch eine Chance bekommen würde, dass ich es diesmal nicht wieder so versemmeln würde, aber ich würde eben kontinuierlich weiter an mir arbeiten müssen. Dazu bin ich auch gewillt, denn auch unabhängig davon, ob das mit ihr jemals nochmal etwas werden kann, wird es mir gut tun an den Problemen zu arbeiten.
Es ist nun so, dass ich mich bemühe ihr nicht zu zeigen, wie sehr ich unter der Trennung leide, aber eigentlich so gut wie jeden morgen erst mal traurig aufwache und auch tagsüber viel an sie und die vertane Chance denke. Ich lenke mich ab mit putzen, arbeiten, Freunde treffen, an mir arbeiten und ausgedehnten Spaziergängen. Wenn ich sie treffe und wir uns sehen, dann fühle ich mich gar nicht traurig und das bleibt auch danach erst mal eine Weile so. Aber spätestens am nächsten Morgen merke ich, dass der status quo sich nicht verändert hat, und ich noch immer durch meine Handlungen und meine Untätigkeit das Ende dieser Beziehung - der schönsten, die ich jemals hatte - herbeigeführt habe. Ich fühle mich nicht wohl damit, meine Traurigkeit und Schuldgefühle vor ihr zu verstecken, denn ich wollte immer offen und ehrlich mit ihr umgehen, aber ich will weder, dass sie sich deshalb schlecht fühlt, noch dass sie mich aus Mitleid wieder näher an sich heran lässt oder gar den Kontakt einstellt.
Beim letzten Treffen hatten wir eine schöne Zeit, haben zusammen gelacht, und ich dachte oft daran, dass es sich nun bald genauso anfühlt, wie als wir uns kurz vor unserer Beziehung zum Kaffee trinken trafen. Sie hat auch zugestimmt, mit mir beim nächsten mal Essen zu gehen. Als ich bei der Verabschiedung aber sagte, dass ich es sehr schön fand, entgegnete sie mir, dass es ihr auch so gehe, aber sie sich Sorgen mache, dass ich mir wieder Hoffnungen mache und sie nur Freundschaft will. Sie ist eine einfühlsame und rücksichtsvolle Person, von der ich weiß, dass sie mit meiner Hoffnung nicht spielen würde. Aber ich habe Hoffnung, nicht erst seit dem letzten Treffen, dass sie sich in der Sache nicht richtig sicher ist und wir wieder zusammenfinden können, wenn sie eine gute Perspektive für eine erneute Beziehung mit mir sieht.
Eigentlich würde ich einfach gerne weiter an mir arbeiten und abwarten, bis sie irgendwann von sich aus wieder auf mich zukommt. Manchmal sage ich mir, dass wir ja eigentlich alle Zeit der Welt haben. Was sind schon ein paar Monate, wenn ich mit dieser Frau den Rest meines Lebens verbringen möchte? Ich befürchte aber, dass wenn ich die Initiative nicht ergreife, sie es wohl auch nicht tun wird und sie sich irgendwann jemand anderen sucht. Darum überlege ich gerade, ob ich bei einem der nächsten Treffen doch noch einmal über die Fehler der Vergangenheit reden und versuchen möchte, ihr eine gute Perspektive für eine neue Beziehung aufzuzeigen. Ich glaube zwar nicht, dass Liebesbekunden etwas bringen, aber ich habe ihr nie gesagt, dass ich sie für die Liebe meines Lebens halte, und ich glaube auch, dass ich sie das nicht habe spüren lassen können. Darum werde ich ihr das auch irgendwann noch sagen wollen. Es tut mir für mich und für sie unendlich leid, dass ich es verbockt habe und mich meinen Problemen nicht früher gestellt habe.
Ich möchte gerne einen Spagat hinbekommen: Weiter kämpfen und die Hoffnung nicht aufgeben, aber mit der Trauer umgehen und mich daran gewöhnen, dass sie aus meinem Leben getreten ist und vielleicht niemals zu mir zurück möchte.
Ich schreibe hier, weil ich mich mitteilen und mit diesen Gedanken nicht alleine sein möchte. Meine Freunde möchte ich nicht über-strapazieren. Ich schreibe diesen Beitrag nicht, um zu hören dass ich mir keine Hoffnungen machen solle oder wie groß oder klein meine Chancen sind. Ob es berechtigt ist zu hoffen oder nicht, das wird mir die Zeit zeigen. Auch wenn ich mit Schmerzen und Trauer zu kämpfen habe, will ich nicht aufgeben, denn ich kenne sie und ich weiß, dass sie es Wert ist zu kämpfen.
Heute Abend gehe ich auf eine Feier, wo ich sie auch sehen werde. Manchmal träume ich, dass wir uns in so einer Situation in die Augen schauen, uns küssen, eine schöne Zeit haben und danach dieses klärende Gespräch führen, wo ich ihr die Perspektive für eine neue Beziehung aufzeigen kann. Das wird aber nur passieren, wenn sie mir klare Signale sendet. Ich habe nun ein wenig Sorge, dass ich den ganzen Abend nur auf sie achten werde und alles was sie macht auf mich beziehe. Dabei werde ich mich vorrangig mit meinen Freunden umgeben und darauf warten, dass sie einen Schritt auf mich zumacht. Allerdings wird sie mir wohl nur kurz Hallo sagen, mir einen Grossteil des Abends aber wenig bis keine Beachtung schenken. Immerhin steht unsere nächste Verabredung bereits und wir haben uns vor kurzem erst gesehen, und ausserdem sind ihre Freunde auch da, von denen ich glaube ich sie so einschätzen zu können, dass sie die Trennung von mir beklatscht haben, weil meine Ex sich so als starke und unabhängige Frau zeigt. Ich glaube ungefähr zu wissen was mich heute Abend erwartet. Wenn von ihr nicht groß was kommt, werde ich auch nicht groß was machen. Aber wenn sie mir Signale schickt, will ich auf diese reagieren. Einfach wird das heute aber nicht und ich habe Angst, dass irgendwann einmal wenn wir uns sehen die Trauer ausbricht und sie damit konfrontiert wird.
18.11.2017 12:27 •
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