Hallo zusammen,
meine Freundin und ich waren 11 Jahre zusammen. Es war eine sehr glückliche Beziehung mit viel Liebe, viel Spaß, viel Zuneigung, viel gemeinsam verbrachter Zeit. Wir haben uns zusammen ein Leben aufgebaut. Seit 10 Jahren wohnen wir bereits zusammen. Unsere Beziehung verlief immer sehr harmonisch, richtige Streitigkeiten gab es bisher nur zweimal. Wir reden sehr viel miteinander, darüber wie es uns geht und wo jeder steht. Wir sind auch die besten Freunde, die man sich vorstellen kann.
Beginnend mit Dezember letzten Jahren hatte ich eine schwere depressive Phase. Ich war unglücklich und unzufrieden mit allem: Meinem Job, meinen Freunden, meinem Leben und mir selbst. Meine Freundin hat sehr versucht mich zu unterstützen und mich aufzubauen. Aber ich konnte sie einfach nicht an mich ranlassen. In dieser Situation habe ich ihre Annäherungsversuche nicht einmal verstanden. Ich habe sie über Monate hinweg immer wieder gegen eine Wand laufen lassen. Gegen Ende (Anfang März) habe ich auch ihr gegenüber viele verletzende Dinge gesagt, z.B. dass sie nie für mich da ist, mich nicht unterstützt etc. und dass das einfach nicht mehr so weitergehen kann.
Mir geht es mittlerweile viel besser und ich beginne jetzt zu verstehen, was ich da angerichtet habe. Ich habe den einzigen Menschen, der mir immer beigestanden ist sehr übel behandelt. Im nachhinein verstehe ich ihre Annäherungsversuche - ich könnte mich ohrfeigen
Ich unternehme auch Schritte (Therapie), damit mich so eine Krise nicht nochmal derartig in den Abgrund ziehen kann.
Wir wohnen noch zusammen, haben uns aber räumlich so gut es geht getrennt. Aber ihr geht es sehr schlecht. Sobald sie mich sieht geht es ihr körperlich schlecht. Sie isst kaum und ist sehr depressiv. Wir schaffen es zwar noch zu reden, aber es ist als wäre eine gigantische, unsichtbare Mauer zwischen uns.
Selbstverständlich habe ich mich entschuldigt, ihr erklärt wie es mir ging und jetzt geht. Sie sagt, sie finde es schön, dass es mir jetzt besser gehe und dass ich all das jetzt erkenne - aber es sei zu spät. Sie ist irrsinnig verletzt, ich hab sie bis ans Maximum ihrer Belastbarkeit getrieben und darüber hinaus. Aktuell kann sie sich nicht mal eine Freundschaft mit mir vorstellen. Sie akzeptiert meine Entschuldigung, kann mir aber nicht verzeihen.
Ich habe es also durchtrieben - und zwar so richtig. Das alles ist eine Lektion in Demut, die größer nicht sein könnte. Ich würde ihr so gerne helfen, aber ich komme einfach nicht an sie ran. Es ist fast schon ironisch, dass es sich so anfühlt, als hätten wir die Rollen getauscht.
Für die nächte Woche wohne ich erstmal bei einem Freund. Ich werde versuche ihr so viel Freiraum zu lassen wie es nur geht. Aber wie soll das weitergehen?
Ich verstehe, dass es meine Schuld ist. Aber trotzdem sehe ich es als unfair, dass nach 11 harmonischen Jahren alles wegen einer verdammten Krise vorbei sein soll. Ohne es nochmal zu probieren, ohne 2. Chance.
Ist es hoffnungslos?
03.04.2015 10:55 •
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