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Ich fühle mich ihm überlegen und schäme mich dafür

T
Zitat von Nachtlicht:
Nein, das ist schon was Spezielles, wenn eine/r reinbuttert in ein schönes gemeinsames Zuhause, und der andere sich daran bedient, und es völlig ignorant gegenüber den Mühen des anderen sogleich wieder verkommen lässt. Ich sage damit nicht, dass es bei dir und deinem Freund so sein muss, nur dass das bei mir so war und ich das aus den Worten von zu verstehen meine, dass es bei ihr auch so war. Aus Erfahrung, Erzählungen und Beobachtungen weiß ich, dass ein ähnliches Verhältnis zu Ordnung/Sauberkeit beim Zusammenleben keine Nebensache, sondern eine Grundlage darstellt.

Für mich es das einfach eine Frage des Respektes und der Wertschätzung, also eine Grundlage einer Partnerschaft.

07.01.2022 02:38 • x 1 #61


BrokenHeart
Ich habe nur die Überschrift gelesen, aber es sind einige Erinnerungen in mir erweckt.....

Ich hatte mal einen Verehrer, der mir ............

nee, das wäre nicht fair ...... er hat aufrichtig geliebt
ich nicht

07.01.2022 02:50 • x 1 #62


A


Ich fühle mich ihm überlegen und schäme mich dafür

x 3


K
Liebe Giorgio,
ich habe bisher still und interessiert mitgelesen. Und da mir einiges am Herzen liegt, möchte ich das jetzt doch mal schreiben. Denn ich werde immer traurig, wenn Menschen dazu raten, eine Beziehung prophylaktisch zu beenden, weil sich da Eigenschaften auftun, die nicht zueinander passen könnten. Ich halte das in den meisten Fällen für völlig überflüssig und ich halte es für ein Weglaufen vor den normalen Herausforderungen des Lebens. Ausnahmen sind natürlich Gewalt, Droogen oder Alk.. Aber darum geht es hier ja auch nicht.

Als ich vor 24 Jahren mit meiner zweiten und jetzigen Frau zusammenkam, stellte sich nach und nach heraus, dass immer mehr Eigenschaften von uns beiden sich diametral gegenüber standen. Ich habe mal eine Liste gemacht von Angewohnheiten, Eigenschaften und Vorlieben, die NICHT zueinander passen. Nach 25 Punkten habe ich aufgehört. Fast alles, was du aufzählst, gehört auch dazu, und vieles mehr. Ebenfalls die Tatsache, dass sie ein Alpha-Typ ist. Einzig unser starkes Bedürfnis, immer miteinander ZU REDEN, besteht auf beiden Seiten. Auch heute reden wir noch etwa 2 Stunden am Tag miteinander, und da ist das Wetter noch nicht dabei. Unsere Liebe hat sich völlig verändert, aber sie ist nicht weniger und nicht kleiner geworden. Und das vor allem deshalb, weil wir die Eigenschaften des jeweils anderen akzeptiert haben und nicht versucht haben, sie ihm um jeden Preis abzuerziehen. Natürlich spricht man das an, aber wenn beide wissen, worum es geht, werden auch beide alles dafür tun, dass der andere nicht darunter leidet. Und dann steht es nicht mehr im Weg.

Ich halte die vielen Ausschlusskriterien bei der Partnersuche, vor allem im Internet, auch für weitgehend unsinnig. Denn unterschiedliche Interessenbereiche können belebend wirken, und wenn der Funke überspringt, spielen viele Unterschiede sowieso keine Rolle mehr. Wenn man aber alles Mögliche ausschließt, besteht auch gar keine Chance für den Funken um überzuspringen. Und dass Gegensätze sich anziehen, gilt vor allem für die leidenschaftliche Ebene der Liebe. Das schließt dann aber nicht aus, dass die beiden in bestimmten Bereichen auch ein gutes Team sein können.

Eine Liebesbeziehung sozusagen aus Vorsicht zu beenden, damit sie nicht problematisch werden kann, ist der sicherste Weg zum Dauersingle zu werden und man schadet sich selber dabei. Ich freue mich, dass du, liebe Giorgio, das erst einmal ausgeschlossen hast und dich den Herausforderungen stellen willst, die sich aus eurer Unterschiedlichkeit ergeben. Ein sehr wichtiges Instrument würde ich dir gern noch an die Hand geben, nämlich die so genannte Begrenzungsmacht. Das ist eine überwiegend konstruktive Machtform, die auch dein Partner kennen lernen sollte. Man stellt dabei in klaren Ich-Botschaften klar, was die persönliche Grenze ist, die der andere bitte einzuhalten versuchen sollte. Das beginnt mit: Ich möchte meine Post gern selber öffnen und kann auch die Bitte beinhalten, den Klodeckel nach der dementsprechenden Tätigkeit wieder zu schließen weil ich ein offenes Klo einfach eklig finde. Mal als Beispiel. Das sind immer Bitten und keine Imperative. Und sie haben damit zu tun, dass die Beziehung Schaden nehmen könnte, wenn solche Grenzen permanent überschritten würden.

Wenn sich in einer längeren Beziehung heraus stellt, dass dein Partner solche definierten Grenzen immer wieder überschreitet, dann sagt dieser Partner damit, dass ihm deine Interessen, Grenzen und Bedürfnisse nicht so wichtig sind. Und das kann dann tatsächlich dazu führen, dass man getrennte Wege gehen muss. Aber bitte nicht schon zu Beginn.

Abschließend noch etwas zu deinem Überlegenheitsgefühl. Ja, das kann störend und schädlich sein, das kann auch die Beziehung gefährden. Denn die kann normalerweise nur auf Augenhöhe funktionieren, zwischen zwei ebenbürtigen Partnern. Ich fürchte, dein Überlegenheitsgefühl hat sich entwickelt, weil dein Partner dir in den offensichtlichen Dingen (die dir sehr wichtig sind) unterlegen zu sein scheint. Das bildet aber nur einen kleinen Teil des Lebens ab. Möglicherweise ist er dir in ganz anderen und lebenswichtigeren Bereichen ebenbürtig oder gar überlegen, hat aber nicht das Bedürfnis das öffentlich zu machen. Das kann noch spannend werden, wenn du neugierig bleibst und ihm zugestehst, sich ebenfalls entwickeln zu dürfen; so wie auch du dich ja gern entwickeln möchtest. Denn Ent-Wickeln bedeutet ja nichts anderes, als sich aus alten bisher wichtigen Gewohnheiten und Zwängen heraus zu wickeln, frei zu machen. Das tut euch beiden gut.

Dass dein Partner sich nicht einfach unterordnet, sondern auch die Begrenzungsmacht zu nutzen versteht, zeigt dieses schöne kleine Beispiel:

Zitat:
Außerdem fange ich dann ständig an, mich bei ihm einzumischen und ihn an Dinge zu erinnern, die mich eigentlich nix angehen, was ihn (verständlicherweise) total nervt. Letztens sagte er schon, dass er vorher auch ohne mich überlebt hat und dass ich seine Probleme bitte nicht zu meinen machen soll.


Klasse. Der ist also gar kein Duckmäuser, er sagt schon Bescheid, wenn du ihm auf den Keks gehst. Und darin könntest du ihn bestärken: Nicht Kopf einziehen und brav sein, sondern klare Ansagen, wenn du mal wieder übers Ziel hinaus schießt. Dann hat eure Liebe große Chancen.

Ich wünsche es euch von Herzen.

07.01.2022 13:56 • x 14 #63


G
@KPeter Hallo du Liebe! Ich danke Dir von Herzen für diesen wunderschönen, einfühlsamen Beitrag. Ich hatte fast etwas Pipi in den Augen. Ich habe leider gerade keine Zeit ausführlich zu antworten aber ich wollte wenigstens mal richtig DANKE sagen (nicht nur über diesen Button hier)!

07.01.2022 14:16 • x 1 #64


L
Liebe Giorgio,

ich glaube das Beziehungsproblem, das du festgestellt hast ist wie so oft im Leben durch beide Beteiligten verursacht.

Wahrscheinlich ist dein Freund tatsächlich nicht ausreichend genug in der Lage Verantwortung für sich selbst und damit auch für andere zu übernehmen.
Als erwachsener Mann häufiger berufliche Termine nicht auf die Kette zu bekommen ist in meinen Augen ein deutliches Indiz dafür. Das ist ein anderes Kaliber als eine unordentliche Wohnung (die allerdings ein zusätzlicher Hinweis auf mangelnde Selbstfürsorge = 'Übernahme von Verantwortung für sich selbst' sein kann), denn er liesse dadurch seine Kunden hängen und würde das Unternehmen seines Vaters schädigen wenn dieser das zulassen würde (die Art und Weise wie sein Vater damit umgeht, indem er deinen Freund wie einen Teenager an seine Verpflichtungen erinnert statt für sich/das Unternehmen entsprechende Konsequenzen zu ziehen spricht für mich Bände bei der Frage woher dieses Verhalten deines Freundes rühren könnte).
Ich finde da schlägt dein Bauchgefühl zu recht an. Da zu sagen geht mich ja eigentlich nichts an, ist ja sein B., ich muss ihn selber machen lassen lässt für mich die Tatsache, dass seine Unzuverlässigkeit sich negativ auf andere auswirkt völlig außer Acht. Mit jemandem, der den Schaden anderer durch eigenes eigentlich leicht vermeidbares Verhalten billigend in Kauf nimmt möchte ich zumindest keine engere Beziehung welcher Art auch immer pflegen.
Und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich diese Eigenschaft deines Freundes nicht auch auf andere Lebensbereiche erstreckt. Ich denke das würdest du spätestens dann merken, wenn ihr beide zusammen irgendwann echte Verantwortungen in eurem gemeinsamen Leben übernehmen würdet (nur ist es dann ein bisschen spät, dann hat man eben diese Verantwortung, so schnell und einfach kommt man da oft nicht mehr raus (bei Kindern nie) und du wärst dann wohl diejenige, die das wohl oder übel trägt).

Deine eigenen Baustellen hast du ja selbst auch schon gut reflektiert, ich denke auch das Stichwort ist hier Kontrolle (Perfektionismus, selber machen wenn es richtig sein soll etc. sind in meinen Augen nur die Symptome).

Deine Befürchtung zur Mutti zu werden während er (dadurch) immer unselbständiger wird halte ich für sehr realistisch.
Als erstes geht dann die Anziehung flöten, das schiebt man eine ganze Weile auf die Kinder (und/oder andere gemeinsam übernommene Verantwortungen) und den damit einhergehenden Stress... und das Drama nimmt seinen Lauf. Am Ende bleibt kaum noch genug gegenseitige Achtung übrig um nach der Trennung wenigstens eine respektvolle, wertschätzende Elternebene zu finden.
Alles zu Hauf auch hier im Forum nachzulesen

Ich denke außerdem, dass es sich für dich lohnen könnte einen ehrlichen Blick darauf zu werfen was dein Kinderwunsch mit dir macht.
Das ist eine immens starke Triebfeder, die man nicht unterschätzen sollte und die für ein Wegsehen bzw. Umdeuten sorgen kann, weil ja sonst alles soo gut passt, man vermeintlich die Nadel im Heuhaufen gefunden hat. Das ist ist sehr tricky, da man meint gut reflektiert den Problemen auf den Grund zu gehen indem man - ggf. auch schwierige/komplexe - Beziehungsprobleme erdenkt, die aber lösbar sind. In Wahrheit richtet man dabei aber den Blick vorbei an den echten Baustellen, es ist der Trieb, der aus einem spricht, einen dazu treibt lösbare Probleme zu erdenken für das was man nicht sehen möchte.
Ein Dilemma. Eventuell könnte es hier hilfreich sein wenn du überlegst ob es für dich einen alternativen Lebensplan geben könnte, einen der unabhängig von einer funktionierenden Liebesbeziehung ist (zB. Coparenting).

Du bist offensichtlich sehr reflektiert und ich mutmaße mal (oder hoffe zumindest), dass du dir einen Partner gesucht hast, der da ähnlich tickt, bzw. ähnliches Potential hat.
Vielleicht schafft ihr es jeder für sich und miteinander aneinander zu wachsen und eine Beziehung auf einem Level, in einer Tiefe zu führen wie sie wohl nicht viele Menschen haben, statt euch zu trennen (jetzt oder nachdem ihr das Muttidrama durchlaufen habt).

Ein schweres Pfund in so früher Kennenlernzeit (nicht krumm nehmen, alles unter ca. 3 Jahren Beziehung ist für mich Kennenlernzeit ), aber auch wieder nicht wenn man beachtet, dass jeder von euch für sich diesen Prozess sowieso durchlaufen müsste um irgendwann mit irgendwem eine wirklich erfüllte Partnerschaft auf Augenhöhe und ohne Herumtriggereien zu führen (vorausgesetzt meine Vermutungen treffen zu), warum dann nicht gemeinsam schauen wie weit man kommt?
Ihr müsst dem jeweils anderen zum jetzigen Zeitpunkt ja nicht gleich jeden Abgrund offenbaren, der sich dabei vielleicht in euch zeigt, letztendlich sind es ja sowieso wie immer die Taten, die zählen (also die aus euren Erkenntnissen resultierenden Verhaltensänderungen)
ERzählen kann man sich später immer noch alles wenn es denn gut geht.

Ich zumindest wünsche dir von Herzen, dass es gut geht mit euch beiden, egal ob meine Vermutungen zutreffen oder nicht.

LG
Lumi

15.01.2022 01:54 • x 4 #65


M
Hallo liebe TS (und alle anderen natürlich),

ich habe mich in dem was du geschrieben hast, sehr gut wieder gefunden. Jedoch in der Rolle deines Freundes. Ich bin nicht wie er (z.B. was Termine, Ehrgeiz etc. angeht) aber habe dafür andere Schwachstellen. Z.B. bin ich nicht die beste Küchenfee, koche aber immer gerne, wenn ich die Muse habe und stelle mich gerne Herausforderungen am Herd. Mir fehlen auch die ein oder anderen Küchenutensilien, mein Kleiderschrank könnte sich stetig auch etwas verbessern und manchmal bin ich etwas trantütig. Jedoch habe ich auch zwei Abschlüsse, gute Praktika und nebenjobs gemacht, bin immer ehrenamtlich irgendwo dabei und wenn (ex) Schwiegermutter den Lieblingskuchen von mir selbst gebacken haben wollte, einfach weil ihr danach war, ich das voller Freude gemacht, weil ich weiß jemanden eine Freude zu machen.

Mein Ex-Partner hat nach 5 Jahren Beziehung meine Schwachstellen auf äußerst uncharmante weise mir vor die Füße geworfen (z.B. Küche (er hat mir mal gezeigt wie man eine Paprika schneidet, da das wohl auch falsch war wie ich es mache oder ich habe mal einen Studentenausweis vergessen und gleich ist man als Gesamtpaket unorganisiert) und es war für mich schon grausam, dass sowas so beziehungsentscheidend ist. Da ich jedoch nichts davon halte einfach wie ne Mauer abzuwehren und zu sagen "nimm mich wie ich bin", habe ich mich seiner Kritik angenommen und war einfach extrem aufmerksam, in allen Belangen, die ihn oder uns als paar irgendwie tangiert haben. Ich habe meinen Kleidungsstil (ebenso Kritik seinerseits) Stück für Stück mit meinem Studigehalt zu dieser Zeit verbessert, ebenso die Wohnung (wurde auch kritisiert). Ich habe Rezepte rausgesucht und für uns gekocht, ich habe ihm meine geupgradet Terminplanung gezeigt (dass er das Bild der unorganisierten irgendwie aus dem Kopf bekommt, das er nach ein paar patzern meinerseits sofort hatte) etc. Ich habe wirklich alles im Rahmen meiner Umstände gebessert mit Luft nach oben, da es ein Prozess ist. Das Ende vom Lied war jedoch die Trennung nach 9 Jahren mit einer Next, die er zweimal sah und wo er die Baustellen (wörtlich so gesagt), nicht sieht.
Er hat mich nur kritisiert, gefordert und klein gemacht. Und ja, Überraschung er wurde für mich der unattraktivste Mensch, da er ständig etwas auszusetzen hatte und auch meine Bemühungen nicht wertschätzte und sie auch nicht gereicht haben, er macht das ja nur richtig.

Was ich sagen will: rede mit ihm und sag warum dir was wichtig ist. Und wenn die Veränderungen, egal wie klein, siehst, sag ihm das! Er wird dann von selber angetrieben sein, es noch besser zu machen. Jeder ist anders, aber ich möchte mit einem Menschen alt werden, mit dem ich über alles reden, dem ich vertrauen kann, der mit mir lacht, mir den Rücken stärkt, mir zeigt, dass ich und meine Werte das wichtigste sind.

Manchmal muss man selber auch überlegen, warum einen das so stört, was der andere in den eigenen Augen falsch macht. Denn wenn man da nicht drüber nachdenkt, wird man immer irgendwas finden.

15.01.2022 18:00 • x 4 #66


ElGatoRojo
Zitat von Mio92:
es war für mich schon grausam, dass sowas so beziehungsentscheidend ist.

Eben - das von dir Geschilderte ist doch Kinderkram. Lohnt höchstens 5 Minuten darüber zu reden.

15.01.2022 23:17 • #67


Lebensfreude
wir mögen den anderen für das, was wir gut an ihm finden. Und lieben ihn, obwohl er ganz anders ist als wir ihn gerne hätten.

16.01.2022 02:17 • x 1 #68


G
Guten Morgen zusammen,

erstmal noch vielen Dank für euren weiteren Beiträge. Ich hab gar nicht mehr damit gerechnet, dass das Thema nochmal auflebt aber freue mich sehr darüber.

In den letzten Tagen hat sich tatsächlich ein bisschen was getan bei uns. Das resultierte aus zwei Dingen:

1) Ich habe mit ihm über meine Ängste/Sorgen (es wird alles an mir hängen bleiben, ich benehme mich irgendwann wie eine Mutti) offen und ehrlich gesprochen. Das ist die große Stärke unserer noch so jungen Beziehung. Wir können extrem offen miteinander sein und über alles miteinander reden. Am Anfang hat er erstmal mit viel Unverständnis und Ablehnung reagiert, was ich aber gut nachvollziehen konnte. Ich war darauf vorbereitet und bin daher ganz ruhig geblieben. Und ich habe versucht sehr darauf zu achten, dass ich ihm eher von meiner Angst und meinen Sorgen erzähle, statt ihm Vorwürfe zu machen. @mio92: ich wollte nämlich auf keinen Fall, dass er sich klein und schlecht fühlt, so wie es bei dir damals war. Und ich muss sagen: nach seiner anfänglichen Abwehrhaltung ist daraus ein sehr offenes Gespräch geworden, was uns beide nochmal sehr viel näher zueinander gebracht hat. Ich möchte hier gar nicht ins Detail gehen, weil das sehr privat ist. Aber es hat einfach wahnsinnig gut getan und mich an einigen Stellen sehr beruhigt. Klar sind das einfach erstmal nur gesprochene Worte und keine Taten aber unser Gespräch hat zumindest dafür gesorgt, dass ich dieses verrückte Gedankenkarussel etwas beruhigen konnte.

2) Wir haben am WE zwei Freundinnen von mir mit ihren jeweiligen Partnern getroffen. Ein Paar ist verheiratet, das andere ist genauso frisch zusammen wie wir. Mein Mann und der Freund meiner Freundin waren daher zum ersten Mal dabei. Der Freund meiner Freundin ist das, was ich aus der Ferne als Traummann beschreiben würde. Groß, gut gebaut, attraktiv, toller Job. Er kam rein und hatte direkt diese Hier bin ich, welches Tier soll ich erlegen-Ausstrahlung. Im ersten Moment war ich wirklich beeindruckt von so viel Präsenz. Nach relativ kurzer Zeit entwickelte sich dieser Mann aber zu einem lauten, dominanten Proleten, der den ganzen Abend davon geredet hat wie viel Geld er hat, dass er in 10 Jahren ausgesorgt hat usw. Nach einem kurzen Besuch auf der Toilette teilte er mir dann noch mit wie schlecht doch die Fliesen in meiner (Neubau!) Wohnung verlegt seien. Meinem Freund klopfte er immer nur gönnerhaft auf die Schulter. Und was macht mein Freund? Er erträgt alles mit stoischer Gelassenheit, lässt sich nicht auf irgendwelche Machtspiele a la was hab ich, was kann ich ein (rein Besitz-technisch hätte er den Proll sowas von alt aussehen lassen können) und sorgt stattdessen fürsorglich dafür, dass alle mit Getränken versorgt sind und ich ungestört mit meinen Mädels schnacken kann, anstatt alle 3 Minuten aufzuspringen und nachzuschenken. An diesem Abend hab ich mich quasi nochmal in ihn verliebt. Er hat das einfach gar nicht nötig, sich zu profilieren und seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Und ist das nicht eigentlich wirkliche Charakterstärke?

Natürlich sind unsere Unterschiede trotzdem Herausforderungen und wir werden beide aneinander arbeiten müssen. Aber ich möchte mein Bestes geben für diesen wundervollen Mann, der anders ist, als ich es mir vorgestellt habe aber trotzdem auf seine Weise auch wunderbar richtig.

17.01.2022 09:01 • x 6 #69


Acht
Zitat von Giorgio88:
An diesem Abend hab ich mich quasi nochmal in ihn verliebt. Er hat das einfach gar nicht nötig, sich zu profilieren und seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Und ist das nicht eigentlich wirkliche Charakterstärke?

Ich hab ja hier mitgelesen. Mein Gedanke war die ganze Zeit, dass es auf die Wertigkeiten ankommt. Mein Partner konnte Socken in Sandalen und Jogginghose mit Sakko tragen. Schnurzpiepegal. In Situationen, wie der von dir beschriebenen war er zwischenmenschlich absolut souverän, weitsichtig, ruhig und äußerlich tiefenentspannt, egal ob mit Jogginghose oder ohne, ein Traum und mir auch ein Stück weit Vorbild. Das hat mich letztendlich immer wieder auf´s Neue überzeugt.

17.01.2022 09:16 • x 3 #70


S
Liebe Giorgio88,

ich bin es Mio, hab mich diesmal eingeloggt.
Ich finde toll, wie gut und reflektiert du mit euren "Differenzen" umgehst! Mein Beitrag sollte auch gar nicht "feindlich" klingen, da sind meine Emotionen wohl einfach mit mir durchgegangen und dieses Thema triggers mich, ohne dass jemand ja was dafür kann. Außer ich. Und auch wie du mit ihm gesprochen hast, das hätte ich mir in der ganzen Beziehung auch gewünscht. Wie du schon gesagt hast, die anfängliche Abwehrhaltung ist verständlich, und hielt ja zum Glück im Gespräch nicht lange an. Es ist wirklich ein Gewinn, dass ihr so offen darüber reden könnt und, was ich als besonders wichtig empfinde, lösungsorientiert!
Je nachdem was ihr letztendlich besprochen habt, halte ein Auge drauf und zeig ihm dass du seine Bemühungen und Interesse an Veränderungen siehst! Das hatte ich leider jahrelang zu wenig und dann hat man auch wenig Ansporn es weiterhin auch fürs "Team" zu tun.
Es sind kleine Schritte, die man gehen muss, um erst kleine und dann große Veränderungen herbeizuführen. Also lass dem ganzen auf jeden Fall Zeit und denk dabei nicht "ich hätte das aber in Zeitrahmen XY verbessert".
Und wie schön, was du vom WE erzählt hast! Sind es nicht letztendlich diese Dinge, an die wir uns erinnern möchten, wenn wir an einen Menschen denken?

Alles Liebe für euch!

P.S.: auch die attraktivsten, ehrgeizigsten und präsentesten Männer sabbern aufs Kissen.

17.01.2022 09:47 • x 1 #71


G
@Summerdream28 Danke für deinen Beitrag!
Zitat von Summerdream28:
Mein Beitrag sollte auch gar nicht feindlich klingen, da sind meine Emotionen wohl einfach mit mir durchgegangen und dieses Thema triggers mich, ohne dass jemand ja was dafür kann. Außer ich.


Das ist bei mir auch gar nicht feindlich angekommen, alles gut. Ganz im Gegenteil -ich find das immer super hilfreich, wenn jemand aus der Perspektive meines Partners erzählt. Dann kann ich mich da viel besser reinversetzen. Danke dafür!

Zitat von Summerdream28:
Es sind kleine Schritte, die man gehen muss, um erst kleine und dann große Veränderungen herbeizuführen. Also lass dem ganzen auf jeden Fall Zeit und denk dabei nicht ich hätte das aber in Zeitrahmen XY verbessert.


Das wird eine kleine Herausforderung für mich aber ich arbeite dran und bemühe mich, die Füße still zu halten und auch kleine Schritte in meine Richtung anzuerkennen Ich kann meine Übergriffigkeit und meine Kontroll-Sucht ja auch nicht von heute auf morgen abschalten. Insofern müssen wir uns da wohl beide Stück für Stück aufeinander zubewegen.

17.01.2022 11:02 • x 1 #72


E
Zitat von Tatiana:
Fällt euch allen eigentlich auch auf, dass hier im Forum gefühlt in 99% aller Fälle die Themen auf Konfrontation oder 'Du hast ein Problem' hinauslaufen, wo sich dann alle Beteiligten darüber unterhalten, statt der TE handfeste Tipps zu geben?

Ja, ist aber in jedem Forum so.

Leider!

18.01.2022 18:56 • #73


W
Hi,
Wahrscheinlich bin ich zu spät mit meiner Antwort aber vielleicht hilft es ja anderen Usern.
Deine Situation kommt mit ziemlich bekannt vor, ich hatte auch eine ziemlich männlich dominierte Beziehung welche nicht gut geendet hat für mich.
Alle meine Beziehungen danach liefen irgendwann darauf hinaus das ich mich meinem Partner überlegen fühle und irgendwie gar nichts schönes mehr an ihm und unserer Beziehung sehen kann.
Ich fühle mich dann immer wie als wäre mein Partner ein parasit oder so.
Das fühlt sich furchtbar an und lief bis jetzt immer darauf hinaus das ich mich getrennt habe.

Es ist irgendwie sehr schwierig herauszufinden woher das kommt und ob es nur an mir liegt oder ich in meiner Partnerwahl vielleicht auch einfach Fehler mache.

Ich würde sogar tatsächlich auch behaupten das diese Gefühle sicher mit meiner negativen Beziehung in Verbindung stehen. Vielleicht traue ich das mir einfach nicht mehr zu mit jemandem zusammen zu sein der genauso stark ist wie ich.
Oder ich habe so sehr Angst die unterlegene zu sein das ich mein Partner erniedrige.

Ich glaube das ist sehr komplex und auch bei dir ist das alles nicht durch nur eine Sache ergründet.
Ich glaube es ist sinnvoll sich nicht gleich zu trennen und vielleicht sogar ganz offen und ehrlich mit dem patner zu reden wie du dich fühlst (auch wenn sich das echt sch. anhört).

Und naja ich weiß nicht wie du deine letzte Beziehung verarbeitet hast aber bei neuen Partnern kommt sowas denke ich wieder hoch und man schafft es vielleicht aus manchen erlernen Mustern nicht raus oder fängt erst an über einiges nochmal nachzudenken.

Ich freue mich sehr über deinen Beitrag irgendwie gibt mir das dass Gefühl ich bin nicht die einzige Frau der das so geht und das macht es irgendwie leichter.

25.05.2022 08:57 • x 1 #74


S
Hallo Giorgio88!
Was hat sich in den letzten Monaten getan und wie geht es dir?

Zitat von Giorgio88:
Und ist das nicht eigentlich wirkliche Charakterstärke?

Dieser Satz erinnert mich an etwas: Als ich in einer Beziehung, aufgrund der Verhaltensweisen des Mannes, nicht (mehr) zufrieden war, habe ich mit Menschen darüber geredet und wollte ihre Meinung dazu wissen. Ich hoffte, auch die Dinge so zu sehen, wie diese Menschen. Da ich dachte, so wie ich fühle und denke, ist es verkehrt bzw. nicht in Ordnung. Kurzfristig habe ich es mir anders zurechtgedacht und positiver gesehe, aber mein Gefühl hat immer wieder angeklopft....
Wenn ich mich wohlfühle, stimmen Kognitionen und das Gefühl. Ist nur so ein Impuls, der mir gerade einfiel. Alles Gute!

26.05.2022 11:45 • x 1 #75


A


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