Hallo,
ich bin neu hier und es ist ein wenig merkwürdig, völlig unbekannten Menschen von meinen Gefühlen zu erzählen, aber ich bin auch sehr dankbar dafür, dieses Forum gefunden zu haben.
Mein Freund trennt sich gerade von mir. Wir waren etwas mehr als vier Jahre zusammen und seine Entscheidung kam für mich sehr überraschend. Wir haben nie gestritten, verstehen uns gut. Wir passen in so vielen Bereichen einfach toll zusammen. Er sagt, er liebt mich nicht mehr genug, um das hier weiter zu machen.
Zum Hintergrund: Ich habe zwei Kinder (13 6), bin fünf Jahre älter als er und eine - wie man so sagt - sehr starke Frau. Ich bin (auch beruflich) selbstständig, habe mein Leben gut im Griff und schon Vieles erlebt. Er war und ist in seinem Leben an einem anderen Punkt: unbeschwert, bislang noch nie in einer Beziehung, die länger als ein Jahr dauerte. Ich bin sehr zielstrebig, mache Pläne und setze sie um. Er ist zwar ebenfalls sehr erfolgreich im Job, plant aber insgesamt eigentlich nichts, sondern lässt das Leben so auf sich zukommen. Zu Dingen wirklich und aus vollem Herzen Ja zu sagen, fällt ihm schwer, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen, ebenso. Da bin ich komplett anders.
Als wir damals zusammen gekommen sind, hatte ich mich nach langer, schlimmer Trennungsphase gerade relativ frisch nach 13 Jahren Beziehung vom Vater meiner Kinder getrennt. Er hat mir damals sehr viel Kraft gegeben, um das durchzustehen. Und er war auch in vielen so ganz anders als mein Ex. Er war genau das, was ich brauchte und hatte so viele Eigenschaften, die ich bis dahin in meiner Beziehung sehr vermisst habe.
Ich war mir irgendwie fast vom ersten Tag an sicher, dass das der Mann ist, den ich heiraten werde. Es passte und stimmte so Vieles.
Im Nachhinein sehe ich aber auch, dass einige Dinge doch nicht gut gelaufen sind. Nach etwa einem halben Jahr hatte ich einen schwachen Moment und habe EINMALIG und wirklich nur wenige Minuten lang mit meinem Ex geknutscht. Wir hatten wegen der Kinder natürlich weiterhin Kontakt und das war dumm, aber es ist passiert. Ich bin ein ehrlicher Mensch und habe es erzählt. Er war völlig von der Rolle, hat viel geweint.... Aber wir haben es wieder hinbekommen. Ein Jahr später hatte er dann so eine merkwürdige Knutsch-sms-Affäre mit einer erheblich älteren Frau, die ihm eigentlich überhaupt nichts bedeutet hat. Das war wiederum für mich ein echter Tiefschlag, zumal das über mehrere Wochen ging und ich - was das Fremdgehen angeht - aus meiner vorherigen Beziehung stark geschädigt bin.
Vielleicht waren diese beiden Geschichten der Auslöser dafür, dass ich ihn in der Folge immer ein wenig auf Abstand gehalten habe. Eigentlich wollte ich nichts, als Liebe und Sicherheit, aber ich hatte große Angst und habe irgendwie immer so eine kleine, aber spürbare Barriere zwischen uns gelassen. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass er drüber springt, aber das ist nicht passiert. Das kam nämlich verstärkend hinzu: Ich hatte bei ihm immer das Gefühl - und ich kann es bildlich am besten ausdrücken -, dass er ihm Türrahmen zu mir/uns steht, aber nicht durch die Tür geht.
Über die Jahre hat das offenbar alles zwischen uns soweit verändert, dass die Beziehung jetzt am Ende ist. Er ist ebenfalls sehr traurig, aber auch ich fühle, dass er Recht hat. Dass auch bei mir viel kaputt gegangen ist, dass wie beide offenbar schleichend unsere Beziehung kaputt gemacht haben.
Er sagt, er empfindet noch ganz viel Respekt und auch Zuneigung, aber unter dem Strich würden wir immer wieder an diesen Punkt kommen.
Schlimm ist es gerade nicht nur für mich, denn ich muss meinen Traum von einer gemeinsamen Zukunft aufgeben, verliere einen Menschen, mit dem mich ganz viel verbindet und bin ich ein tiefes Loch gefallen, sondern es wird auch schlimm für meinen Sohn (6). Die beiden sind großartig zusammen und lieben sich sehr. Ich weiß nicht, wei ich ihm diese Trennung klarmachen soll, wie ich ihn auffangen kann, wo ich doch selbst gerade das Gefühl habe, nur zu fallen.
Tut mir leid, wenn das so viel geworden ist. Aber es tut gut, es aufzuschreiben. Danke, fürs Zuhören!
22.06.2012 06:15 •
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