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Ich bin irgendwie am Ende

S
Hallo liebes Forum,

Mir geht es leider im Moment wirklich nicht gut und ich muss einfach mal irgendwie alles rauslassen. Ich weiß, dass viele Menschen sehr viel größere Probleme haben und ich versuche immer, einfach durchzuhalten, aber ich merke, dass ich einfach an einem Tiefpunkt angekommen bin. Ich hoffe, dass mir das Runterschreiben hilft und vielleicht ja sogar der ein oder andere ein paar Tipps für mich hat!?

Die Trennung von meinem Exfreund liegt nun fast 3 Monate zurück. Theoretisch könnte ich sagen, dass es mir damit besser geht als noch vor ein paar Wochen. Aber wenn ich ehrlich bin, dreht sich in meinen Gedanken eigentlich fast alles um ihn und ich vermisse ihn fürchterlich.
Ich fühle mich einfach unglaublich abgewiesen und nicht gewertschätzt. Ich habe so viel gegeben in dieser Beziehung und habe das auch gern gemacht. Ich verstehe einfach nicht, warum wir jetzt ohne Kontakt leben, als hätte es nie etwas gegeben. Sprach er doch vor ein paar Wochen noch von großer Liebe und er bräuchte nur Zeit, um seine Krankheit in den Griff zu kriegen. meine Unterstützung hat er abgelehnt. Das tut mir bis heute unendlich weh.

Ich wünsche mir so sehr eine schöne und gesunde Partnerschaft, aber ich habe das Gefühl, dass es sowas heute irgendwie garnicht mehr gibt. Oder auch nie wirklich gegeben hat. Ich hatte 5 bedeutende Beziehungen in meinem Leben und obwohl ich mit jeder davon abgeschlossen habe, bin ich über jede einzelne traurig, dass es nicht funktioniert hat.
Ich wünsche mir so sehr, dass mein aktueller Exfreund zurückkommt, auch wenn ich weiß, dass er erst einmal seine Krankheit behandeln müsste. Aber selbst dann denke ich nicht, dass er wiederkommt.
Stattdessen kam dann gestern mein Exfreund von vor zwei Jahren wieder an und hat mir seine Liebe gestanden und wie sehr er alles bereut und ich wäre die Frau fürs Leben für ihn gewesen. Das war das vierte Mal seit unserer Trennung, dass er so bettelt und es bereitet mir fast physische Schmerzen, ihn abzuweisen. Ich will ihm nicht wehtun und ehrlich gesagt zeigt er mir dadurch auch meine Position gegenüber meines aktuellen Exfreundes auf und meine Hilflosigkeit. Das tut mir tierisch weh. Ich muss heute dauernd an ihn denken und daran, wie leid es mir tut, dass ich mit der Beziehung abgeschlossen hab. So ging es mir mit zwei von den anderen Exfreunden auch. Als ich damit abgeschlossen hatte, kamen sie wieder. Da war es aber zu spät und mein Herz hat sich nicht mehr öffnen lassen.
Aber warum nur müssen Menschen so lange Zeit vergehen lassen, bis sie erkennen, was sie verloren haben?
Warum brauchen Männer immer Abstand von mir, um zu erkennen, dass sie mich lieben? Bin ich mit Nähe so schlecht auszuhalten?

Aber auch ansonsten geht es mir nicht gut. Ich fühle mich in dieser Welt irgendwie falsch. Als ob man mich versehentlich eine Haltestelle zu früh abgesetzt hätte. Oder zu spät oder wie auch immer.
Ich bin sehr aufgeschlossen und komme mit den meisten Menschen sehr gut zurecht. Aber wenn immer ich Menschen näher kennenlerne, bin ich irgendwie geschockt. Nicht bei jedem, aber doch bei sehr vielen. Irgendwie scheinen andere mit dem Leben und dieser Gesellschaft viel leichter uns besser klarzukommen als ich. Ich scheine irgendwie total abwegig zu sein.
Ich kann diesen ganzen Oberflächlichkeiten einfach nichts abgewinnen. Ich interessiere mich nicht für Instagram oder generell für gestellte Fotos. Auch gehe ich nicht gerne feiern und betrinken tu ich mich sowieso nicht gern. Ich gehe lieber wandern, ins Theater, philosophiere über das Leben oder mache schöne Spieleabende.
Ich hatte eigentlich immer viele Freunde, aber in den letzten 2 Jahren habe ich mich fast völlig zurückgezogen, weil mir dieser sporadische Kontakt alle paar Wochen einfach zu oberflächlich ist. Den meisten scheint das ja irgendwie zu reichen, aber mir gibt es einfach nichts.
Mittlerweile habe ich nurnoch eine (sehr) enge Freundin, die ich 2 mal die Woche sehe und mit der ich wirklich über alles sprechen kann.
Einerseits hätte ich gerne mehr Freunde, andererseits kann ich keine Freundschaften führen, wenn ich das Gefühl habe, mich verbiegen zu müssen. Daher sage ich den anderen Freunden meist ab, obwohl ich schon eigentlich den Wunsch nach Unternehmungen hätte. Aber eben mit anderen Menschen. mit tiefgründigen Menschen. Aber davon kenne ich eben nicht viele.
Ich bin ein Mensch, der sich gern bindet und auch bei Freundschaften lieber intensive Beziehungen hat als eben diese oberflächlichen Party-Freundschaften.
Dadurch fühle ich mich momentan einfach irgendwie einsam.

Dann noch ein riesen Punkt;
ich bin super unglücklich mit meiner Arbeit. Ich habe einen Beruf gelernt, der mir keinen großen Spaß bereitet und obwohl er nicht wirklich anspruchsvoll ist, hab ich das Gefühl, dass er mir jede Energie für andere Dinge raubt.
Ich scheine aber auch dort nicht den Ansprüchen zu genügen. Das, was ich gelernt habe, beherrsche ich sehr gut und der Umgang mit Kunden ist meine absolute Stärke. Gefragt wird aber irgendwie nur nach Schnelligkeit und möglichst höher Produktivität. Das liegt mir einfach nicht so sehr und macht mir auch keinen großen Spaß. Ich sehe daher auch keinen tieferen Sinn in meiner Aufgabe.
Ich hatte überlegt, noch zu studieren und von vorne anzufangen. Aber irgendwie traue ich mir ein Studium garnicht wirklich zu und mit 27 nochmal bei null anfangen?

Ich weiß, man könnte jetzt sagen, ich solle weniger jammern und mehr machen. Aber ich versuche es so sehr. Mache mir Pläne, schreibe alles auf, versuche mich zu überzeugen, dass alles gut wird. Aber dann ende ich wieder verzweifelt weinend auf meinem Bett und zerstreue alle Pläne, weil ich doch nicht dran glaube. Weil ich Angst habe, das Bisschen Sicherheit, das ich habe, auch noch aufzugeben.
Ich habe einfach den Glauben an mich selbst verloren.

Entschuldigt den langen Text. Ich muss mich einfach mal ausheulen.

28.05.2019 16:43 • x 3 #1


L
Liebe StarsofSantiago,

darf ich Dir eine PN schreiben?
In manchen Dingen finde ich mich da wieder bzw. ich hatte eine Zeitlang ähnliche Gedankengänge.

Ich mag die Art, wie Du schreibst und verstehe Dich in Deinen genannten Punkten sehr sehr gut.

Lass dir gesagt sein:
Auch Dein Leben darf leicht sein.
Manchmal hat man Phasen, da sieht man so viel Negatives und man hat Angst, dass diese Last einen erdrückt.
Man glaubt, dass es abwegig ist, wenn man bestimmte Werte und Prinzipien hat und gefühlt eckt man damit an.
Bleib bitte so, wie Du bist.

Vielleicht als Akutmaßnahme, also was mir in den Zeiten sehr geholfen hat, wenn ich nur noch traurig war:
Ich habe jeden Tag drei Dinge aufgeschrieben, für die ich dankbar bin.
Völlig egal wie groß oder klein sie sind.
Oft ist einem das erstmal gar nicht bewusst, wie viel Fülle wir in unserem Leben haben, weil wir gelernt haben (bewusst oder unbewusst, aktiv oder passiv) unseren Fokus auf den Mangel bzw. auf das Negative zu richten.
Am Anfang dachte ich, wenn ein Tag wieder so richtig besch... war, was zum Teufel soll denn bitte heute gut gewesen sein? Wofür soll ich denn da bitte dankbar sein?
Aber es geht auch um elementare Sachen, wie ich mir dann vor Augen geführt habe.
Die Sonne kam raus, ich wurde nicht nass als ich draußen war, obwohl es sonst den ganzen Tag geregnet hat.
Ich habe zwei gesunde Beine, ich kann atmen, sehen, hören usw.
Es ist Erdbeer- und Spargelzeit, ich freue mich darauf, es zu essen
Ich habe mir schöne Blumen für meine Wohnung gekauft
Das Wetter ist mies....hey, ich habe endlich Zeit mein Buch weiter zu lesen, oder bei Netflix endlich diese super Serie weiterzuschauen...

Den Rest gerne per PN wenn Du magst

28.05.2019 17:03 • x 5 #2


A


Ich bin irgendwie am Ende

x 3


vilrum
Ohne jetzt ein ausführliches Antwort zu scheiben, lasse ich einen kleinen Krümel hier.
Zitat von StarsOfSantiago:
Ich fühle mich in dieser Welt irgendwie falsch.

Dazu fällt mir ein Online-Zitat ein: Wenn du das Gefühl hast, nicht in diese Welt zu passen, dann ist es, weil du hier bist, um eine neue zu erschaffen. Soll heißen, dass du nicht versuchen sollst, dich anzupassen, sondern zu dir selbst finden und dann werdest du auch dein Platz finden.

28.05.2019 17:06 • x 5 #3


L
Zitat von vilrum:
Ohne jetzt ein ausführliches Antwort zu scheiben, lasse ich einen kleinen Krümel hier.

Dazu fällt mir ein Online-Zitat ein: Wenn du das Gefühl hast, nicht in diese Welt zu passen, dann ist es, weil du hier bist, um eine neue zu erschaffen. Soll heißen, dass du nicht versuchen sollst, dich anzupassen, sondern zu dir selbst finden und dann werdest du auch dein Platz finden.


Ein sehr schöner Krümel ist das

28.05.2019 17:07 • #4


L
hallo , ich muss dir jetzt mal hier schreiben, da dein Text beinahe von mir sein könnte, nur dass ich 31 Jahre bin;-) mir geht es was die Suche nach Tiefe in Beziehungen, auch in freundschaftlichen, angeht, genauso.. ich habe viele sogenannte Freunde gehen lassen oder nur noch oberflächlich bei mir, da mir der Kontakt nicht reicht, eher bedrückt, kein Interesse an Alk., Rauchen, Party. Ich war letztens mit einer Freundin im Theater, dann im Museum, danach reden bei einem Tee, das war genau richtig, ansonsten liebe ich Sport, ich laufe 3 mal die Woche 10 kilometer, ich mag eine ruhige Umgebung, auch wenn ich in der Stadt gerne lebe, gehe dort dann in die Parks etc. Ich kann ebenso auf Schnelligkeit und Oberflächlichkeit vieler Menschen in heutiger Zeit scheinbar nichts geben, und auch ich konnte die Erfahrung mit Beziehungen machen, dass ich sehr intensiv, voller Gefühl und Liebe dabei bin, die Männer dann jedoch zwei Jahre nach der Trennung die Erleuchtung haben, dass ich deren Traumfrau war, wenn es bei mir bereits längst zu spät ist.. Ich denke für ein Studium ist es nie zu spät, ich denke noch über ein Medizinstudium nach, habe mein Lehramtsstudium mit dem Bachelor bzw erste Staatsexamen der Erziehungswissenschaften abgeschlossen, das Fächerexamen damals in Bayern nicht geschafft und habe dann noch eine Ausbildung absolviert, wobei ich mich in dieser auch noch entwickeln kann, aber du bist 27, natürlich geht von 0 anfangen, es gibt Leute die mit 45 nochmal neu beginnen, eine Frau kenne ich die da ein Psychologiestudium durchgezogen hat. Also zu spät ist es nie, hängt von deinem Willen ab.. Ich fühle mit dir, und gleichzeitig tut es gut zu sehen dass es scheinbar nicht nur mir mit der Suche nach Tiefsinn und Nachhaltigkeit, wahrer Beziehung und Liebe geht..Danke für deinen Beitrag!

28.05.2019 17:18 • x 3 #5


T
Deine Probleme sind irgendwie ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Alles nur noch oberflächlich, gestellt und hektisch. Kaum noch geschieht etwas auf nachhaltiger Basis. Ich kann dich daher sehr gut verstehen, denn mir geht es teilweise auch nicht anders.

28.05.2019 17:21 • x 3 #6


S
Oh wow! Was für tolle liebe Beiträge! Vielen Dank dafür, zu lesen, dass ich damit nicht völlig allein bin, gibt mir gerade ganz viel Halt.

@_lydia_: Aber natürlich, sehr sehr gern kannst du mir eine PN schreiben! Ich freue mich sehr darauf! Danke für deinen tollen Beitrag und deine Mühe!

@vilrum: Ein schönes Zitat! Danke für's Teilen, ich werde mir das zu Herzen nehmen

@lina1986: Danke auch dir für den Beitrag. Das gibt mir wirklich Kraft, zu sehen, dass auch andere Menschen in dieser Situation stecken. Auch, wenn ich das natürlich niemandem wünsche!

Es scheint immer, als würden um mich herum einfach alle mitspielen. Zwar scheint niemand wirklich glücklich mit der Gesellschaft zu sein, aber trotzdem wirken hier die meisten so unfassbar zufrieden mit diesem schnellen, oberflächlichen Leben, dass es mir Angst bereitet. Warum auch immer. Aber ich bekomme dann Panik, weil ich merke, dass ich die Spielregeln zwar lese und irgendwie auch verstehe, aber es macht mir keinen Spaß.
Ich scheine den Ansprüchen allgemein einfach auch nicht zu genügen.
Ich bin zu emotional, zu abhängig, zu langsam, zu wenig für schnellen Spaß zu gebrauchen, zu ehrlich, zu offen, zu verschlossen, zu zweifelnd zu still und dann wieder zu laut. Einfach zu Ich irgendwie.
Ich habe Angst, dass ich mich nie so wirklich zufrieden fühlen werde, weil ich immer und immer wieder an mir selber zweifle.

28.05.2019 17:48 • x 1 #7


L
Wie langweilig waer die Welt wenn alle gleich waeren, gekannter Spruch aber genau das ist eben das interessante an dir. Bewahr dir das und formulier mal um, streich das zu und fuege Selbstwertgefuehl hinzu. Das ist dann Persoenlichkeit.

Danke auch dir:)

28.05.2019 17:57 • #8


S
Dein Beitrag finde ich sehr schön geschrieben. Es zeigt deine Vielschichtigkeit. Vielleicht kann ich dir etwas weiterhelfen.
Ich habe schon mein ganzes Leben versucht mich irgendwie in einer oberflächlichen Welt zurecht zu finden und mich gefragt, wieso ich vieles anders sehe oder angehe als andere, immer so empathisch oder zu gefühlvoll. Vor einiger Zeit bin ich auf das Thema Hochsensibilität gestoßen. An Hand deiner Empfindungen könnte es auch in diese Richtung gehen. Lese dich doch mal ein bisschen ein. Es ist allemal sehr interessant, falls es dann doch nicht zutrifft. Das allein zu wissen ist zwar keine Hilfe aber es erklärt mir oft meine Gefühlswelt und dass ich gut so bin wie ich bin.

12.06.2019 14:41 • #9


A


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