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Ich bin in einer schwierigen Situation!

S
Hallo zusammen,
ich habe mich gerade hier neu angemeldet um euch meine derzeitige Situation mit meiner Freundin zu schildern.

Wir sind jetzt zweieinhalb Jahre zusammen und seit einem Jahr in unserer eigenen Wohnung.

Vorneweg muss ich sagen, dass sie schon seit 4 Jahren in psychologischer Behandlung ist (vor allem wegen Ängste und Stresssituationen).

Vor etwa 5 Monaten beschloss sie mit der Psychologin die Dosis zu verringern bis sie keine mehr nehmen muss. Seit sie das Medikament abbaute gab es immer wieder grundlos Tränen, ich fühlte mich komisch oder dachte mir das ich etwas falsch gemacht habe, aber wenn ich sie fragte sagte sie, dasss sie nicht weiss warum.

Das kam dann öfters vor ich habe die Lage wahrscheinlich auch zu wenig gut eingeschätzt. Später hatte sie dann noch einen Bänderriss der sie für eine Woche zuhause bleiben liess. Ich pflegte sie in dieser Zeit versuchte ihr so gut es geht zu helfen. Zu diesem Zeipunkt hatte sie die kleinste Dosis vom Medikament, so das es nicht mehr wirkte. Auf einmal kamen starke Depressionen, dass sie nicht mehr leben will, ihr die Arbeit zu viel wird, oder überhaupt noch fähig ist die Aufgaben im Leben zu meistern. Sie fühlte sich nicht mehr geborgen und sicher. Sie zog dann später zu ihren Eltern, dort lebt sie jetzt seit gut anderthalb Wochen.

In dieser Zeit hatten wir manchmal kurzen Telefonkontakt oder 1-2 SMS
Letzten Mittwoch war sie kurz in der Wohnung aber ihr wurde es schlecht und ihre Mutter holte sie wieder ab. Ich sagte ihr, dass sie sich Zeit nehmen soll.
Heute hatten wir kurz telefoniert. Sie fragte mich wie es mir geht und sagte es geht so. Dann sagte sie mir das es ihr langsam besser geht, aber noch immer Ängste hat vor dem Leben, und dass sie lieber näher bei den Eltern wohnen würde(von unsere Wohnung sind es 30km bis zu ihren Eltern.)
Weiterhin sagte sie mir das sie in unserer Beziehung den Kontakt mit Freundinnen zu wenig ausgelebt hat wir waren zu viel um uns herum.
Ich habe leider auch den Kontakt sehr vernachlässigt, warum auch immer?
Auf jedenfall sagte sie mir das sie nicht weiss was sie überhaupt im Leben will. Morgen treffen wir uns in der Stadt gehen ein bisschen spazieren, aber ich habe irgendwie Angst davor, vor allem das ich unrhuig werde und nicht so recht weiss wie es weitergeht.

31.07.2011 23:40 • #1


A
hallo skiv

deine freundin hat noch vielzuviel mit ihren ängsten zu kämpfen anstatt beziehung zu leben. es wäre vielleicht gut mal einen stationären aufenthalt in einer psychosomatischen fachklinik zu machen, damit man an die ursachen kommen kann. auch die partner leiden unter diesem verhalten weil die betroffenen sich zu sehr verschliessen - man kommt nicht an sie ran.

mir scheint die antidepressiva wurden zu schnell reduziert, noch ist deine partnerin nicht soweit schon ohne deren unterstützung leben zu können - das sollte sie notfalls von ihrem oder einem anderen arzt abklären lassen!

es gibt auch angehörigen-gruppen von menschen, die unter depressionen und ängsten leiden, vielleicht findest du da für dich unterstützung ?

deine freundin scheint mit dem leben überfordert zu sein, schlüpft wie ein kleines mädchen bei ihren eltern unter um sich geborgener fühlen zu können! sie muss lernen erwachsen zu werden und verantwortung für sich zu übernehmen - und auch erfolgserlebnisse haben, die sie stärken, so kann sie ihre ängste abbauen - ihre eltern dienen ihrer (zu)flucht.

die leere in sich könnte sie lernen selbst auszufüllen und sicher war es auch nicht gut sich nur auf euch zu konzentrieren - freunde gehören auch ins leben ...

ich vermute, sie wird noch viel zeit und viel unterstützng brauchen um ihren weg zu finden.

versucht eine möglichkeit zu finden, mit der ihr beide leben könnt!

alles gute wünsche ich dir/euch!

01.08.2011 01:51 • x 1 #2


A


Ich bin in einer schwierigen Situation!

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S
Danke für deine Antwort, das hat mir schon sehr geholfen.

Vor 4 Jahren war sie in der Ausbildung und dann kamen die starken Depressionen, welche dazu führten, dass sie für ein halbes Jahr in einer Tagesklinik war.

Und danach war sie in Psychologischer Betreuung bei einer Psychologin die mit einer Psychiaterin zusammen arbeitet, in der sie sehr viel Vertrauen hat. Am Anfang hatte sie noch viele Sitzungen, später wenige und vor 2 jahren war es ähnlich wie jetzt nur das sie dann noch bei den Eltern lebte.

Das Problem ist halt das die Anzahl Sitzungen beschränkt sind und immer eine Kostengutsprache von der Krankenkasse angefordert werden muss, und dadurch wird es schwierig das Krankheitsbild zu beurteilen.

Und für mich ist es auch schwierig zu sehen, wann wirklich etwas nicht stimmt obwohl ich ja eigentlich wissen sollte was sie hat.

Und vor dem heutigen Tag habe ich halt grossen Respekt weil sie halt doch sehr auf Distanz gegangen ist. Ich konnte diese Nacht schlecht schlafen erwachte ständig und hoffte das schon morgen ist.

Wir hatten auch mal das Thema Kinder in unserer Beziehung angesprochen, als es ihr so schlecht ging sagte sie mir, dass sie für die Kinder gar nie gerecht werden kann, und ihr die Liebe geben die sie brauchen, sie wolle gar keine Kinder!

Das sind halt so Sachen die mich beschäftigen, manchmal mache ich mir auch selber Vorwürfe aber im Gegenzug bin ich ja nicht alleine für eine Beziehung verantwortlich.

Danke für eure Hilfe

01.08.2011 07:30 • #3


S
Es ist einiges passiert in dieser Zeit.
Wir haben uns letzten Montag getroffen, die Zeit zusammen verlief soweit gut, ausser dass sie noch immer nicht weiss was sie will.
Gestern Abend kam sie in die Wohnung, wir gingen dann noch an einen Anlass wo wir beide Freude daran hatten.
Am Samstag und bis Sonntag Mittag war eigentlich alles ok, ausser kurz vorher als wir noch in die stadt gingen war es für mich irgendwie komisch, vor allem das sie wieder zu den Eltern ging, sie schaue jetzt mal wie es weitergeht.

Irgendwie habe ich das Gefühl ich sollte mich von ihr lösen, nur ist das nicht so einfach, weil halt doch so viele Gefühle daran hängen.
hmm?!

07.08.2011 16:22 • #4


sayra
hey!

als eine etwas mehr betroffene kann ich dir nur von meiner geschichte erzählen.

ich leide seit meinem halben leben an panikattacken und meine ärztin vermutet auch depressionen. das problem ist, daß in all den jahren, in denen ich mich um hilfe bemüht habe, ich nicht einmal eine konkrete diagnose bekommen habe. die medizin steht in bezug auf depressionen noch in den kinderschuhen. weil das thema eben lange todgeschwiegen wurde. das ist nur die faulheit der leute, der ruht sich doch auf seinen problemen aus usw.
daher ist eine genaue diagnose auch so schwer.
hinzu kommt, daß jeder mensch anders auf medikamente reagiert. und auch anders auf kombinierte medikamente. ganz zu schweigen davon, daß die meisten medikamente erst nach ca. 6 wochen richtig wirken. man hat also eine lange zeit vor sich, um viele medikamente durchzuprobieren...

hast du einen beinbruch, dann wird geschient. aber bei psychischen problemen? da ist alleine die diagnose eine lebensaufgabe..

an sich ist eine depression soweit zu verstehen wie eine zuckerkrankheit. je nachdem, was der betreffende eben hat. es wird ein botenstoff zu wenig produziert oder es gibt zu viele oder zu wenige rezeptoren für diesen oder jenen stoff. ich habe mich damit wirklich viel beschäftigt und selbst ich stehe da und kann es dir nicht genau erklären.
auf jeden fall nehme auch ich ADs und diese sind eigentlich wie das insulin eines diabetes kranken. sie ersetzen einen stoff, den der körper nicht in ausreichendem maße produziert. gerade bei deiner freundin kann man sehen, daß ein absetzen dieser medikamente die krankheit wieder ausbrechen läßt.
auch ich habe im herbst letzten jahres versucht, meine medikamente abzusetzen. aber ich bekam anfang diesen jahres einen solchen Ar. von meiner krankheit, daß ich die dosis wieder erhöht habe.

wir betroffenen hängen in der luft. keiner kann genau sagen, was bei wem hilft. welche kombination. wir stehen im regen.

und so habe ich mich entschieden, erstmal keine weitere beziehung einzugehen. auch wenn mir im herbst letzten jahres jemand dazwischen gefunkt hat.

es ist nunmal so. ich kann den menschen schon ein wenig erklären, was ich alles eigentlich nicht machen kann, ohne daß mir abgrundtief schlecht wird. am anfang des kennenlernens sagen viele: das ist doch nicht schlimm. damit komm ich klar.
aber die menschen können das selbst nicht einschätzen, was es wirklich bedeutet. das habe ich allzuoft erfahren. und es ist auch nicht schlimm. wie sollten sie auch? ich mache keinem einen vorwurf.

das mit der selbsthilfegruppe für angehörige ist eine gute hilfe. du triffst wenigstens mal menschen, die genauso wenig ihren partner in gewissen situationen verstehen und vielleicht sogar einen guten gruppenleiter, der ein wenig licht ins dunkel bringen kann.

ich kann dir nichts raten, weder ob du bleiben, noch ob du gehen solltest. es gibt gute und es gibt schlechte tage. allerdings sieht es im falle deiner freundin so aus, daß sie die mediakamente vielleicht bis zum ende ihres leben nehmen müsste. einfach als ausgleich der botenstoffe im gehirn. das ist nichts schlimmes an sich. die forschung findet immer bessere medikamente. der mix wird immer kleiner. aber wie gesagt - sehr, sehr vieles ist noch unklar auf diesem gebiet der hirnforschung.

es gibt ein gutes spiegel sonderheft, das sich mit burn-out und depressionen befaßt. ich habe das mal durch zufall dieses jahr in die hände bekommen und darin wird eben auch der weg erklärt, den die medizin noch zu gehen hat. vielleicht schaust du mal, ob du es irgendwo finden kannst.

trotzdem hatte ich auch gute jahre, in denen medikamente gut geholfen haben. aber der körper ändert sich ständig. vielleicht muß man wechseln. vielleicht anders dosieren. es ist ein schmaler grat auf dem man sich bewegt.

trotzdem bin ich sicher, daß man auch lernen kann, mit einem partner zu leben, der eine solche krankheit mit sich bringt. ein ex-freund von mir kannte sich auf dem gebiet der medikamente zB sehr gut aus. konnte mir hilfestellung geben. er hat sich auch viel damit befaßt und konnte mich dann auch einschätzen. wobei ich weniger an meinem leben zerbreche oder grundlos weine.
dennoch kann es menschen auch in jeder lebensphase treffen. somit gehst du dem problem nicht unbedingt aus dem weg, wenn du dir eine neue partnerin suchst. manchmal ist gerade die geburt von kindern ein auslöser. dennoch haben es auch viele familien geschafft.

ich würde mich an deiner stelle erstmal auf diesem kranheitsgebiet ein wenig informieren. ich glaube jeder dritte mensch erleidet in seinem leben mindestens eine depression. also ist das ganze nicht so selten, wie man denken möchte.
höre auf deine gefühle. es heißt nicht, daß nach dieser schlechten phase, in der deine freundin steckt nicht wieder eine gute folgt. aber ich weiß auch, daß es dem partner eine menge abverlangt, die schlechten phasen gemeinsam durchzustehen, weil dieser eben daneben steht und nicht wirklich helfen kann. so gerne er auch möchte.

liebe grüße!

07.08.2011 18:21 • x 1 #5


S
Hey danke sayra für deinen Beitrag, ich musste mir zuerst etwas Zeit lassen wegen meiner Partnerin und die allgemeine Situation.

Wir haben uns gestern Abend getroffen und sie war bis kurz vorhin in der Wohnung. Dieses Wochenende war das erste Mal das ich ein wenig über meine Gefühle reden konnte (wobei mir das eher schwer fiel, da ich nicht so recht wusste wie sie reagiert). Ich hab ihr gesagt das vor allem die Ungewissheit, und das plötzliche alleine wohnen schwierig ist. Und das ich die Krankheit heruntergespielt, oder nicht wahr haben wollte. Ich denke auf der anderen Seite ist es gut das es soweit gekommen ist, weil ich dadurch wieder in die Realität zurückgeworfen wurde.

Sie macht jetzt auch kleine Schritte und versucht in zwei Tagen wieder hier zu übernachten. Die Medikamente wirken gut, sie sagt aber auch ,dass sie noch immer nicht weiss was sie genau im Leben möchte.

Es bleibt für mich eine Ungewissheit, weiterhin fehlt die körperliche Intimität die noch vor Ausbruch der Krankheit da war.

Ich habe mir viele Gedanken gemacht ob es das für mich ist oder nicht, aber ich bin ehrlich gesagt nicht zu einer Lösung gekommen.

14.08.2011 16:36 • #6


sayra
lieber skiv,

mach dir keinen stress. niemand zwingt dich zu einer entscheidung. vielleicht bringt dir die zeit eine erleuchtung.

was man im leben will...hm.. das kenne ich auch. ich überlege, ob ich überhaupt irgendwann kinder haben will. da es auch sein kann, daß ich meine krankheit vererbe und das auf gar keinen fall möchte, weil ich ja weiß, wie es sich damit lebt.
auf der anderen seite könnte ich ihnen mein leben aus angst vorleben, was ich auch nicht möchte.
dann gibt es viele familien, die es mittendrin auf einmal trifft. die einen zerbrechen daran, die anderen packen es zusammen.

es gibt kein rezept dafür. und man kann nicht in die zukunft schauen.

sei ehrlich zu ihr. wenn ihr über alles reden könnt, dann werden sich auch keine barrieren aufbauen aus scham oder angst, wie der andere reagieren könnte. sie weiß dann, woran sie bei dir ist und du lernst, was so in ihrem kopf los ist.

aber bleibe nicht aus mitleid bei ihr. wenn du bei ihr bleibst, weil du angst hast, sie könnte die trennung nicht verkraften, dann sind das die falschen gründe. schaue dich hier um: es trifft auch menschen ohne depressive erkrankung sehr stark. das hat dann nichts mit ihrer krankheit zu tun. du bist nicht für sie verantwortlich. das ist jeder für sich selbst.

die einstellung auf die medikamente ist einfach ein eiertanz. welche wirken in welcher dosis.. dann die 6 wochen erstmal abwarten.. vielleicht ausschleichen und eine alternative einschleichen.. dann wieder 6 wochen auf die volle wirkung warten...

ich habe mich in meiner schlimmsten zeit für die medikamente entschieden. damals konnte ich kaum noch aus meiner wohnung. und ich bin ein sehr rationaler mensch. ich weiß, daß es nur mein kopf ist, der spinnt, aber er übernimmt einfach die kontrolle über meinen körper. ich konnte nicht mal mehr um den block laufen, weil ich wirklich angst hatte, es nicht mehr nach hause zu schaffen. rein körperlich. und ich wußte, daß es totaler irrsinn ist, weil ich als normal gesunder mensch einmal um den block laufen kann.

dann habe ich mit den medis begonnen. und ich kam wieder raus. es ging alles schleichend, so daß ich das kaum mitbekommen habe. es gab kein aha-erlebniss. es ging stück für stück. dann wurde die dosis nochmal hochgesetzt. und ich habe ca. 16 stunden am tag geschlafen und hatte eine allgemeine mir-doch-egal-einstellung. zusätzlich habe ich noch 20kg zugenommen... so wollte ich nicht weitermachen. zwar hat mich das aufgrund meiner einstellung nicht so gestört, aber das viele schlafen und diese gleichgültigkeit schon..
also haben wir die dosis wieder reduziert. und die ängste kamen sanft wieder. nicht in vollem maße.
lange bin ich damit gut gefahren. sie waren nicht komplett weggedämpft, aber ich konnte damit mein leben bestreiten.

und nun, nach 3-4 jahren, drängen die ängste wieder hervor... was hat sich geändert? ich weiß es nicht. aber das kann eben auch passieren. man ist super eingestellt und irgendwann muß man vielleicht die dosis wieder erhöhen..oder auf ein anderes medikament ausweichen..

laß dir zeit und mach dir und ihr keinen streß! es ist gut, für die zukunft zu planen, aber niemand weiß, ob er nicht morgen überfahren wird.. oder krebs bekommt.. so weit können wir dann doch nicht alles planen.

liebe grüße!

16.08.2011 09:31 • #7


S
Es ist jetzt einen Monat vergangen als ich das letzte Mal hier reingeschrieben habe. In den letzten Monaten konnte ich für mich Abstand gewinnen, sprach auch mit vielen Freunden über die Situation, und die meisten rateten mit ihr Schluss zu machen. Wir haben uns ab und zu am Wochenende gesehen, sie blieb meistens wortkarg, motivationslos, ich versuchte dann jeweils das Gespräch zu führen, aber mit der Zeit wurde es mir zu doof.

Heute haben wir kurz telefoniert, sie habe das gefühl das es zusammen keine Zukunft mehr gibt. Indirekt sagte ich ihr das letzten Sonntag, es war ihr dann auch sehr schlecht am Abend. Für mich ist der Zenit erreicht, bei der nächsten Gelegenheit vereinbare ich ein Treffen und sage ihr das es vorbei ist.

15.09.2011 21:56 • #8


S
Ich war dann doch zu voreilig, aber ich konnte fast nicht mehr. Wir haben jetzt nochmal telefoniert und sie versucht wieder in der Wohnung vorbeizukommen und fragte mich auch etwas aktives zusammen zu unternehmen. Ich schaue jetzt mal wie es weiter geht, ich habe von einem guten Freund der Medizin studiert paar gute Bücher bekommen was Depression ist, und wie angehörige damit umgehen können.

19.09.2011 19:04 • #9


A


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