hey!
als eine etwas mehr betroffene kann ich dir nur von meiner geschichte erzählen.
ich leide seit meinem halben leben an panikattacken und meine ärztin vermutet auch depressionen. das problem ist, daß in all den jahren, in denen ich mich um hilfe bemüht habe, ich nicht einmal eine konkrete diagnose bekommen habe. die medizin steht in bezug auf depressionen noch in den kinderschuhen. weil das thema eben lange todgeschwiegen wurde. das ist nur die faulheit der leute, der ruht sich doch auf seinen problemen aus usw.
daher ist eine genaue diagnose auch so schwer.
hinzu kommt, daß jeder mensch anders auf medikamente reagiert. und auch anders auf kombinierte medikamente. ganz zu schweigen davon, daß die meisten medikamente erst nach ca. 6 wochen richtig wirken. man hat also eine lange zeit vor sich, um viele medikamente durchzuprobieren...
hast du einen beinbruch, dann wird geschient. aber bei psychischen problemen? da ist alleine die diagnose eine lebensaufgabe..
an sich ist eine depression soweit zu verstehen wie eine zuckerkrankheit. je nachdem, was der betreffende eben hat. es wird ein botenstoff zu wenig produziert oder es gibt zu viele oder zu wenige rezeptoren für diesen oder jenen stoff. ich habe mich damit wirklich viel beschäftigt und selbst ich stehe da und kann es dir nicht genau erklären.
auf jeden fall nehme auch ich ADs und diese sind eigentlich wie das insulin eines diabetes kranken. sie ersetzen einen stoff, den der körper nicht in ausreichendem maße produziert. gerade bei deiner freundin kann man sehen, daß ein absetzen dieser medikamente die krankheit wieder ausbrechen läßt.
auch ich habe im herbst letzten jahres versucht, meine medikamente abzusetzen. aber ich bekam anfang diesen jahres einen solchen Ar. von meiner krankheit, daß ich die dosis wieder erhöht habe.
wir betroffenen hängen in der luft. keiner kann genau sagen, was bei wem hilft. welche kombination. wir stehen im regen.
und so habe ich mich entschieden, erstmal keine weitere beziehung einzugehen. auch wenn mir im herbst letzten jahres jemand dazwischen gefunkt hat.
es ist nunmal so. ich kann den menschen schon ein wenig erklären, was ich alles eigentlich nicht machen kann, ohne daß mir abgrundtief schlecht wird. am anfang des kennenlernens sagen viele: das ist doch nicht schlimm. damit komm ich klar.
aber die menschen können das selbst nicht einschätzen, was es wirklich bedeutet. das habe ich allzuoft erfahren. und es ist auch nicht schlimm. wie sollten sie auch? ich mache keinem einen vorwurf.
das mit der selbsthilfegruppe für angehörige ist eine gute hilfe. du triffst wenigstens mal menschen, die genauso wenig ihren partner in gewissen situationen verstehen und vielleicht sogar einen guten gruppenleiter, der ein wenig licht ins dunkel bringen kann.
ich kann dir nichts raten, weder ob du bleiben, noch ob du gehen solltest. es gibt gute und es gibt schlechte tage. allerdings sieht es im falle deiner freundin so aus, daß sie die mediakamente vielleicht bis zum ende ihres leben nehmen müsste. einfach als ausgleich der botenstoffe im gehirn. das ist nichts schlimmes an sich. die forschung findet immer bessere medikamente. der mix wird immer kleiner. aber wie gesagt - sehr, sehr vieles ist noch unklar auf diesem gebiet der hirnforschung.
es gibt ein gutes spiegel sonderheft, das sich mit burn-out und depressionen befaßt. ich habe das mal durch zufall dieses jahr in die hände bekommen und darin wird eben auch der weg erklärt, den die medizin noch zu gehen hat. vielleicht schaust du mal, ob du es irgendwo finden kannst.
trotzdem hatte ich auch gute jahre, in denen medikamente gut geholfen haben. aber der körper ändert sich ständig. vielleicht muß man wechseln. vielleicht anders dosieren. es ist ein schmaler grat auf dem man sich bewegt.
trotzdem bin ich sicher, daß man auch lernen kann, mit einem partner zu leben, der eine solche krankheit mit sich bringt. ein ex-freund von mir kannte sich auf dem gebiet der medikamente zB sehr gut aus. konnte mir hilfestellung geben. er hat sich auch viel damit befaßt und konnte mich dann auch einschätzen. wobei ich weniger an meinem leben zerbreche oder grundlos weine.
dennoch kann es menschen auch in jeder lebensphase treffen. somit gehst du dem problem nicht unbedingt aus dem weg, wenn du dir eine neue partnerin suchst. manchmal ist gerade die geburt von kindern ein auslöser. dennoch haben es auch viele familien geschafft.
ich würde mich an deiner stelle erstmal auf diesem kranheitsgebiet ein wenig informieren. ich glaube jeder dritte mensch erleidet in seinem leben mindestens eine depression. also ist das ganze nicht so selten, wie man denken möchte.
höre auf deine gefühle. es heißt nicht, daß nach dieser schlechten phase, in der deine freundin steckt nicht wieder eine gute folgt. aber ich weiß auch, daß es dem partner eine menge abverlangt, die schlechten phasen gemeinsam durchzustehen, weil dieser eben daneben steht und nicht wirklich helfen kann. so gerne er auch möchte.
liebe grüße!
07.08.2011 18:21 •
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