Ich denke, es gibt einige ganz wichtige Dinge bei Dir.
1. Wie ein Vorredner schrieb, handelt es sich bei Dir um einen langen Prozess. Du warst ja sicher mal mehr oder weniger normalgewichtig und die Masse an Körperfett hast Du in einem längeren Zeitraum aufgebaut.
Und genauso ist es mit der Gewichtsreduktion. Gib Dir Zeit und sage Dir immer, kleine Schritte sind besser als gar keine
Dass Du jetzt schlecht in Form bist, ist eine natürliche Folgeerscheinung Deines Lebensstils. Also insofern nicht verwunderlich.
Gib Dir Zeit und sage Dir: Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.
Bei langwierigen Unternehmungen wie bei Dir braucht es Ausdauer und Disziplin und Hartnäckigkeit. Also bei Rückschlägen oder Stagnation nicht gleich aufgeben und wieder frustfressen.
2. Geh raus, trotz allem. Sollen die anderen schauen, das muss Dir egal werden. Wie willst Du abnehmen, wenn Du nur in der Wohnung sitzt? Außerdem ist mäßige Bewegung an der frischen Luft für Dich mental besser als in der Wohnung zu versauern. Und Du fängst auch hier mit kleinen Spaziergängen an, die Du im Lauf der Zeit ausdehnen kannst. Es dauert auch lange, eine bessere Form aufzubauen, während ein Formrückgang leider viel schneller geht.
Manchmal bildet man sich auch nur ein, dass Mitmenschen einen anstarren und es ist gar nicht so. Und wenn doch, so what? Du willst eine Änderung erreichen, also lass Dich nicht von solchen Gedankengängen bremsen.
Du hast nun mal dieses Gewicht und das ist nicht schön, klar. Aber wenn Du was ändern willst, musst Du auch Deine Hemmungen abbauen.
3. Unbedingt aufhören, Essen zu bestellen. Du hast keine Kontrolle darüber, was drin ist und wie sehr Dir das Zeug schaden kann. Gewöhne Dir an, einkaufen zu gehen und kleine Mahlzeiten selbst zuzubereiten. Und kasteie Dich jetzt nicht brutal, weil ich glaube, dass Du dann Gefahr läufst, zu kippen oder eine Fressattacke zu bekommen. Bewusst essen, wissen, was man ist. Mehr Gemüse, mehr Salat, weniger Fett. Fleisch ist auch erlaubt, aber lieber kalorienärmeres ald einen fetten Schweinebraten.
Du kannst daraus auch Befriedigung ziehen, denn wenn Du das einführst, hast Du ein besseres Selbstgefühl. Du betreibst Selbstfürsorge und übernimmst Verantwortung über Deine Nahungszufuhr.
In Fertiggerichten ist meist viel Fett und viel Zucker und das nicht nur bei Süßspeisen, abgesehen von dem ganzen chemischen Zusatzstoffen wie Farbstoffen, Geschmacksverstärkern, Stabilisatoren, Emulgatoren und Konservierungsmitteln.
Pizza und so Zeug solltest Du beiseite lassen. Lerne es, Deine Mahlzeiten selbst zuzubereiten und iss nicht neben dem PC. Genau da läuft man Gefahr, wieder gedankenlos reinzufressen.
4. Immer nur kleine Schritte machen. Du darfst Dich nicht überfordern und zum Einstieg eine strenge Diät plus sportlicher Betätigung anfangen. Wichtig ist es, dranzubleiben und die Dinge allmählich zu ändern. Genauso wie Du es Dir angewohnt hast, Müll zu essen, kannst Du es Dir auch wieder abgewöhnen.
5. Sorge für Erfolgserlebnisse. Besser Du gehst 500 m als gar nicht. Und wenn Du das täglich machst, schaffst Du bald einen Kilometer. Erfolgserlebnisse sind sehr wichtig, weil das die Motiviation erhöht.
6. Red nicht über Deine Dummheit, die doch gar nicht da ist. Du bist gescheit, Du kannst schreiben, also bist Du nicht dumm und blöd. Und der IQ ist ziemlich unwichtig, meiner Ansicht nach. Es gibt sowas wie emotionale Intelligenz die viel wichtiger ist.
7. Das Mantra mit dem beziehungslosen Looser gewöhnst Du Dir ab, denn das ist nur hinderlich und hält Dich in der selbstgemachten Schleife aus Fressen, zu viel PC, zu wenig Bewegung und sozialem Rückzug. Du willst etwas ändern, also bezeichne Dich nicht als Looser, denn was Du denkst, wirkt auf Dich zurück.
Sag Dir: ich bin David (oder wie immer Du heißt), ich habe schlechte Angewohnheiten, die ich erkannt habe und ich will mein Leben ändern. Ich werde die Kraft und die Ausdauer dazu finden.
Du bist irgendwann in einen Strudel aus Trägheit und schlechten Gewohnheiten reingerutscht, begleitet von sozialem Rückzug, aber aus dem kannst Du wieder rauskommen. Aber eben in kleinen Schritten. Und bitte gewöhn Dir an, Dich für kleine Erfolge zu loben. Du musst was gegen Dein schlechtes Selbstbild tun. Versuche, negative Gedankenmuster allmählich abzustellen und durch positive zu überschreiben. Was Du denkst, lenkt auch Deine Gefühle. Klar, ein Looser wirkt nicht attraktiv, aber ein Looser, die sein Leben ändert, wird zum Helden, weil es für ihn ungleich schwieriger ist, umzukehren.
Ich habe zwei Cousins in der Verwandtschaft. Der eine war nudeldick in der Pubertät, was schade war, weil er wirklich gut aussieht. Reden half nichts, Stefan war und blieb fett und redete sich ein, er fühlt sich wohl so.
Irgendwann kam die Wende und er nahm ab. Die Pfunde purzelten, die Form wurde besser und er ist seit Jahren schlank.
Ein anderer war seit Kindestagen dick und fett und rund. Schade auch um ihn. Er wollte das irgendwann auch abstellen und schaffte es auch mit den üblichen Mitteln wie Ernährungsumstellung und Sport. Heute ist er dürr (was leider auch wieder extrem ist) und ist strenger Veganer. Der rutschte von einem Extrem ins andere.
Wie bei allem, ist ein Mittelweg das richtigere und ideale.
Ich wünsche Dir, dass Du bald einen Job findest, denn dann musst Du raus, kommst mit anderen Menschen in Kontakt, was dann auch Deine Sozialphobie abbaut. Außerdem stärkt es das Selbstgefühl und gerade das hast Du bitter nötig.
Du bist - so glaube ich - ein sehr netter Mensch. Gutwillig, mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Mach was draus. Du kommst sympathisch rüber, aber Du siehst Dich selbst in einem grottenschlechten Licht und das muss aufhören. Du bist weder häßlich noch dumm noch sonstwas. Du bist nur irgendwann in die falsche Straße abgebogen und bist auf ihr immer weiter gegangen. Du kannst noch was aus Deinem Leben machen!
07.01.2022 15:56 •
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