Liebe Andrea,
es ist für mich immer wieder ein kleiner Schock, wenn hier jemand neues auftaucht, der am Boden zerstört ist, der ganz am Anfang des Leidens ist. Die Welt ist zusammengebrochen und das ist keinesfalls eine Übertreibung. Ich glaube, alle die hier lesen und schreiben wissen, wie du dich fühlst. Du bist nicht allein mit deinem Kummer, wir sind bei dir, weil wir ganz genau wissen, wie entsetzlich schlecht es dir jetzt geht.
Wir, die jetzt schon ein BIßCHEN weiter sind als du, können dir
nur anbieten, dich durch diese schlimmste Phase der Trennung zu begleiten, du kannst hier alles loswerden.
Als kleiner Trost, es wird besser werden, mit absoluter Sicherheit, auch wenn dieser Satz so sehr abgedroschen wirkt, dass ich ihn schon kaum noch schreiben mag.
Vielleicht hast du das Bedürfnis, eventuell auch mit ein wenig Abstand, etwas mehr über die Hintergründe der Trennung zu sprechen, das hilft dir und uns, etwas näher auf dich einzugehen.
Akzeptier die Trauer und kämpf nicht dagegen an. Du darfst jetzt sehr sehr traurig sein.
Auch ich habe lange probiert, meinen Kummer vor meinen Eltern zu verbergen, bis es irgendwann doch heraus mußte.
Sie leiden mit mir und zwar sehr schlimm. Trotzdem haben sie mir immer wieder glaubhaft bestätigt, dass sie froh sind, dass ich ihnen mein Herz ausgeschüttet habe.
Ich glaube, dass es ein sehr großer Vertrauensbeweis ist, wenn Kinder sich nicht nur im Glück, sondern auch im Leid an die Eltern wenden. Würdest du nicht auch wollen, dass Max mit seinen Problemen zu dir käme, seien sie noch so groß und schmerzhaft.
Rede, rede, rede, soviel du kannst. Lies hier, das hilft auch unwahrscheinlich.
Ich drücke dich ganz fest, wünsche dir Kraft und fühle mit dir.
Dass du verzweifelt bist weiß ich, kann dir aber versprechen, dass irgendwann für dich, für mich und für die meisten hier die Sonne wieder scheinen wird. Die Welt geht nicht unter, auch wenn es im Moment für dich ganz danach aussieht.
Ein Rat noch zum Schluß. Mach dich jetzt nicht klein vor deinem Mann. Uns brauchst du nichts vorzuspielen, ihm trete aber mit erhobenem Haupt entgegen.
Vielleicht erkennt er dich dann nicht wieder, vielleicht wirst du für ihn dann auch ein wenig attraktiver.
Ich werde deinen Weg hier verfolgen, und helfen wenn ich kann.
Ganz lieber Gruß und besonders viel Kraft, allein schon für deinen Sohn, der dich jetzt besonders braucht.
Ingma
04.02.2005 16:55 •
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