Liebe Chrissi,
ich durfte leider vor sehr vielen Jahren aufgrund von Suizid Gedanken und instabilen Zustand (ähnlich ausgelöst durch Trennungen aber doch ursächlich durch die schreckliche und gewalttätige Kindheit) auch mehrfach geschlossene Stationen erleben.
Oft war ich nach kurzer Zeit wieder soweit hergestellt, dass ich auf eine offene Station wechseln konnte.
Die Eindrücke, die du beschreibst, kommen mir sehr bekannt vor.
Von Personen die schreien, weil sie meinen sie sind vom Teufel besessen, von traumatisierten Soldaten über Vergewaltiger, Menschen die sich für Katzen oder den Nikolaus hielten, war alles dabei. Auch eine vermeintliche Freundschaft zu einem Borderliner/Alk., von dem ich lernen musste, mich noch während des Klinikaufenthalts zu distanzieren.
Nach so vielen Jahren kann ich es mit Distanz sehen, damals aber hat es mir furchtbare Angst gemacht und mich noch weiter runtergezogen …
Die ambivalenten Gefühle aus „erst mal Verantwortung abgeben“ und „was zur Hölle tue ich hier?! Die Menschen machen mir Angst!“ sind auf so einer Station normal.
Mein Highlight war nach einem Suizidversuch eine Zwangseinweisung mit richterlichen Beschluss.
Den Vormund bin ich 6 Monate nicht los geworden.
Damals hat es dann aber klick gemacht.
Und mir wurde bewusst, dass nur ich mir selbst helfen kann, um aus dieser Situation zu kommen. Nach dieser Erfahrung war ich nie wieder in der Psychiatrie.
Auf den offnen Stationen - ich hoffe du bist da mittlerweile - wirst du (je nachdem welche Kapazität die Klinik hat und wie gut sie mit Therapeuten besetzt ist) hoffentlich Gruppentherapie und alle 1-2 Wochen eine Einzeltherapie bekommen.
Ich wünsche dir sehr, dass du dich dort stabilisierst…Unterstützung erhältst, dich verstanden fühlst, tolle Mitpatienten findest, zu denen du dich zugehörig und von denen du dich verstanden fühlst.
Versuche dir in schlechten Momenten zu sagen, dass der Punkt „NULL“ mit deiner Einweisung begonnen hat und es nun nur noch besser werden kann.
Wenn dir eine Therapieform nicht gut tut, äußere das.
Wenn dir ein Medikament zu heftige Nebenwirkungen macht, stehe dafür ein, es zu wechseln.
Es gibt fast für alles mehrere Lösungen und nicht immer ist der „vorgegebene“ der für ein passende…
Alles Liebe für dich
Es ist keine Schande dort in der Klinik zu sein, sondern Stärke.
23.11.2023 22:37 •
x 3 #624