Hallo,
ich wende mich an Euch, weil ich einfach mal objektive und neutrale Meinungen brauche zu meiner „Liebesgeschichte“. Ich bin schon so lange verwirrt und durcheinander, immer mehr schlägt sich das auf meinen Allgemeinzustand um und ich verliere den Blick dafür, was ich eigentlich wahrnehme und empfinde. Mein Kopf arbeitet gegen den Bauch und umgekehrt. So lange schon. Es wäre schön, wenn Ihr mir helfen könnt, die Dinge wieder klarer zu sehen und vielleicht zu einem Ergebnis zu kommen.
Ich beginne mal mit der sicherlich längeren Geschichte:
Vor zwei Jahren habe ich über den Job einen Mann kennen gelernt. Ich bin 35 Jahre, habe einen 10jährigen Sohn, den ich alleine erziehe. Er ist 31 Jahre.
Wir haben uns mit der Zeit besser kennen gelernt und waren uns symphatisch. Als er den Job wechselte, haben wir uns ein paar Mal privat verabredet und festgestellt, dass wir uns immer symphatischer werden. Ich habe mich in diesen Mann verliebt ganz langsam. Nach etwa 5 Treffen haben wir zum ersten Mal miteinander geschlafen. Es war superschön und hat dazu beigetragen, mich noch mehr zu verlieben.
Er sagte mir, dass er sich nicht so schnell verlieben kann. Er dafür Zeit bräuchte, den anderen gut kennen muss, vertrauen muss und sehr mögen muss. Das hielt ich für eine plausible und vernünftige Aussage.
Bevor wir zum 2. Mal miteinander schliefen, fragte er mich, wie ich unser „Zusammensein“ sehe. Ob ich ihn als meinen festen Freund betrachte. Ich sagte ihm, dass ich darüber noch nicht wirklich nachgedacht hätte und man einfach mal schauen sollte, wie sich die Dinge entwickeln. Daraufhin stellte er sofort klar, dass er keine Zeit und kein Interesse an einer festen Beziehung habe, aber mich sehr lieb hat und die Zeit mit mir genießt. Auch das habe ich so stehen lassen.
Wir haben uns immer wieder getroffen, waren immer intim miteinander. Haben uns super gut verstanden und das hat auch dazu beigetragen, dass ich mich immer mehr verliebt habe. Wie könnte das auch anders sein? Seine Äußerungen standen so im Gegensatz zu seinem Verhalten, was völlig ambivalent war und bis heute ist. Er hat immer wieder den Kontakt gesucht, wollte mich sehen, hat mich angerufen, mir fast täglich gemailt usw.
Etwa 3 Monate nachdem die Geschichte zwischen uns begonnen hat, erzählte er mir, dass er dabei ist, sich zu verlieben. Nicht in mich. In eine andere Frau, die er im Internet kennen gelernt habe, wo er nach einer festen Beziehung sucht. Mich traf das ganze wie ein Schlag ins Gesicht. Konnte das nicht verstehen. Auf einmal kippten all seine früheren Aussagen im Bezug auf Beziehung und ich fühle mich unglaublich belogen. Ich sagte ihm dann, wie enttäuscht und verletzt ich bin und den Kontakt zu ihm abbreche. Aus der anderen Frau ist übrigens nie etwas geworden.
Das hat er so nicht akzeptiert. Hat sich immer wieder gemeldet, gesagt, wie lieb er mich hat, wie sehr er mich mag und wie sehr er mich als „Freundin“ schätzt und nicht verlieren will. Mit Freundin meinte er platonische Freundin. Ich wollte das nicht, aber er hat nicht aufgegeben, was mir meinen Entschluss nicht unbedingt erleichtert hat und mich zum ersten Mal in unserer Geschichte sehr durcheinander gebracht hat.
Kurz darauf erfuhr ich, dass ich schwanger bin. Durch eine Fehlgeburt vor einigen Jahren war ich in dem Glauben nicht mehr schwanger werden zu können. So hatte mir mein Arzt das damals gesagt, weil die Fehlgeburt nicht komplikationslos verlaufen ist. Darunter habe ich damals sehr gelitten. Umso mehr hat es mich aus der Fassung gebracht, als ich erfuhr, schwanger zu sein. Nach einigem Hin und Her mit mir selber habe ich mit ihm darüber gesprochen. Ihm gesagt, dass ich schwanger bin von ihm, das Kind auf jeden Fall behalten möchte, weil ich gegen Abtreibung bin und auch ansonsten einfach von meiner Einstellung her nicht anders entscheiden kann.
Er ist damals – das war vor genau einem Jahr – völlig in sich zusammengebrochen. Hat geweint, geschluchzt, hyperventiliert. Alles vor mir. 3 Tage lang! Ich kann das ganz schwer erklären. Er war so schockiert und stellte auf einmal sein ganzes Leben auf den Kopf. Sagte, dass er die Verantwortung nicht tragen kann, aber muss und will. Ihn aber eben das absolut aus der Bahn wirft. Er hat mir gesagt, dass er mich nicht liebt, nicht weiß, ob er dann das Kind lieben kann. Dass ich sein Leben zerstöre, wenn ich mich für dieses Kind entscheide. Hat mir mit Selbstmord gedroht und mich immer unsicherer und verzweifelter werden lassen. Wenn ich das hier jetzt so nüchtern schreibe, dann liegt das daran, dass ich schon so viel über diese Zeit gesprochen habe und versucht habe, das alles zu verarbeiten. Ist mir allerdings nicht besonders gelungen.
Ich wollte ihn aus allem raushalten, wollte nicht verantwortlich sein für sein „Unglück“. Er sagte dann, dass er erst mal Zeit braucht, das zu verdauen. Dann hat er sich tagelang nicht mehr gemeldet. In dieser Zeit ging es mir total dreckig. Ich war so hin und hergerissen. Ich wollte das Kind auf jeden Fall. Aber seine Aussagen und Worte hatten sich auch in meinen Kopf gebrannt und gingen nicht mehr weg. Er hat mich damit so unglaublich beeinflusst und unter Druck gesetzt. Ich kann das nicht wirklich erklären, aber ich habe mich davon einfach sehr beeinflussen lassen. Und hatte Angst. Angst davor, dass er sich vielleicht was antut oder so. Ich weiß heute, dass er das nie getan hätte. Damals hat mich das aber völlig durcheinander gebracht.
Etwa zwei Wochen später haben wir miteinander gesprochen. Er hatte seinen Eltern von der Schwangerschaft erzählt und sich Rat geholt. Er teilte mir dann mit, dass er bereit sei und auf jeden Fall die Verantwortung übernehmen will. Sein Kind mit großziehen möchte. Egal, ob wir nun zusammen sind oder nicht. Ich konnte das nicht mehr glauben. Zu sehr hatten sich die anderen Worte in meinem Kopf festgesetzt. Ich habe geglaubt, dass er mir das nur vorspielt. Ich weiß nicht warum.
In jedem Fall war es so, dass ich innerhalb der Zeit, wo ich nichts von ihm gehört habe, immer unsicherer wurde und mich schließlich gegen das Kind entschieden hatte. Das sagte ich ihm auch. Woraufhin er sagte, dass das nur ich entscheiden könnte. Das wiederum war für mich Anlass genug zu glauben, dass er seine vorige Aussage nicht ernst gemeint hat, sonst hätte er doch sicher versucht, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Er wusste doch, was dieser Schritt für mich bedeutet, kannte meine Vorgeschichte zu diesem Thema. Aber er hielt mich nicht ab.
Ich machte den Termin und hörte bis dahin nichts von ihm. Am Tag des Termins ist er halb durchgedreht, weil er nichts von mir gehört hat. Er wollte mitgehen. Das wollte ich aber nicht, weil mir das das Ganze noch schwerer gemacht hätte. Er rief meine Freundin an, die ihm sagte, dass ich nach dem Eingriff zusammen gebrochen bin, es mir nicht gut ginge und ich diese Entscheidung niemals hätte fällen dürfen, weil es eigentlich nicht meine war. Und so empfinde ich es bis heute. Es war nicht meine freie Entscheidung, weil ich mich so sehr hatte beeinflussen und unter Druck setzen lassen.
Zwei Tage später erhielt ich einen Brief von ihm, in dem er versuchte, sich zu entschuldigen, sich und sein Verhalten versuchte, zu erklären. Er bot mir seine Hilfe und Unterstützung bei der Verarbeitung des Ganzen an. Und ich war dumm genug, mich wieder auf ihn einzulassen.
Im Grunde lief „unsere Geschichte“ genauso weiter wie vorher. Und ich ließ das zu. Ich war trotz allem immer noch verliebt, was ich bis heute nicht verstehe. Vielleicht ist verliebt auch das falsche Wort. Wir sind da einfach beide in einem Muster gefangen, das wir nicht durchbrochen bekommen. Ich kenne die Gründe, warum ich mich immer wieder auf ihn eingelassen habe. Die liegen in meiner Vergangenheit begründet, was jetzt zu lang werden würde, zu erzählen. Dennoch bin ich nicht in der Lage, diesen Hebel und diesen Mechanismus umzudrehen und mich von ihm abzuwenden, obwohl ich immer wieder merke, er tut mir nicht gut.
Es lief dann weiter so wie vorher. In immer wieder wohl dosierten Abständen, gab er mir zu verstehen, nicht verliebt zu sein, aber eine feste Beziehung zu suchen (jetzt plötzlich doch!), aber ich nicht derjenige wäre, in den er sich verlieben könne. Er könne sich das selbst nicht erklären. Es gäbe nichts, was ihm an mir nicht gefällt. Ich wäre die absolute Traumfrau, er würde sich so wohl mit mir fühlen, sich geborgen fühlen, so gerne mit mir lachen und mir so sehr vertrauen und hätte mich einfach unglaublich lieb. Diese Aussagen höre ich mir ebenfalls bis heute immer wieder an.
Und immer wieder auch, dass er gerade dabei ist, sich in irgendjemanden zu verlieben. Da ist nie mehr draus geworden. Höchsten 1-2 Treffen oder eben nur Chat. Weil er die Frauen hauptsächlich im Internet kennen lernt, wo er sein Profil eingestellt hat als „Suchender“. Er ist gehemmt im Kontakt suchen auf realem Weg, sieht einfach auch nicht „Womanizer“-mässig aus und lernt nicht so einfach Frauen kennen. Außer auf diesem Weg.
Er hat mich damit so oft verletzt. Aber das hat nie gereicht, um mich aus dieser Sache zu lösen.
Im Oktober letzten Jahres gab es dann einen ungeheuren Eklat zwischen uns, der zur Folge hatte, dass er wieder einmal völlig zusammen gebrochen ist, nur noch geweint hat, mich gebeten hat, den Kontakt zu ihm nicht abzubrechen, er mich nicht verlieren will und alles tun will, um mir das zu beweisen. Er sich mir endlich öffnen will und ich immer Recht hatte, mit meiner Annahme, dass er Angst vor einer festen Bindung und zuviel Nähe habe. Er möchte, dass ich ihn besser kennen lerne, ihm wieder vertraue usw. Er bat mich, mit zu seinen Eltern zu fahren, in den Ort, in dem er groß geworden ist. Weil er sich zeigen und erklären wollte. Mir zeigen wollte, wer er wirklich ist und woher er kommt und mir zeigen wollte, dass ich ihm vertrauen kann, er mich nie benutzt oder ausgenutzt habe. Ich ließ mich auch darauf ein.
Seine Eltern kannten ja mehr oder weniger unsere Geschichte und waren in dem Glauben, ich sei seine feste Freundin. Sind sie bis heute. Obwohl er ihnen das Gegenteil immer wieder erklärt. So wie er das auch seinen Freunden immer wieder erklärt. Eben dass ich nur seine beste, gute Freundin bin. Niemand versteht das mehr. Wir sind seit über einem Jahr so vertraut und eng miteinander. Haben jeden Tag Kontakt, schlafen miteinander, teilen unsere Erlebnisse, unsere Freuden, unsere Traurigkeiten. Einfach alles. Wissen soviel voneinander uns stehen uns eigentlich so nahe.
Aber eben nur eigentlich. In den letzten Monaten hat er alles dafür getan, dass ich ihm glauben kann. Aber was glauben? Das weiß ich nämlich nicht. Seine beste Freundin zu sein? Obwohl sich das Ganze für mich nicht anfühlt, wie eine platonische Freundschaft? Obwohl die Grenzen dazu auch viel zu fließend sind, weil wir eben auch regelmässig miteinander intim sind? Ich habe mir oft vorgenommen, die Definition des Ganzen einfach rauszunehmen. Es so zu sehen wie es ist. Er sagt, er ist nicht in mich verliebt, ich sei seine beste Freundin. Ich fühle, ich bin verliebt und sehe es als feste Beziehung. Damit hatte ich mich schon oft abgefunden und das für mich einfach so verbucht und stehen lassen.
Aber in immer wieder regelmässigen Abständen verletzt er mich, wenn er mir von einer neuen Verliebtheit in irgendeine andere Frau erzählt. Oder mir sagt, wie einsam und allein er sich fühlt, weil er keine Beziehung hat. Ich denke nicht, dass ich irgend jemandem hier erklären muss, was das jedes Mal in mir auslöst und wie sehr das verletzt.
Jeder vernünftige Mensch, würde mir sagen, dass ich den Kontakt abbrechen muss zu ihm, wenn er mich immer wieder verletzt. Und das sage ich selbst mir auch immer wieder. Nehme es mir auch so oft vor und habe es so oft schon probiert. Aber immer, wenn ich mich versuche zu lösen von ihm, dann holt er mich wieder ein. Weint und schluchzt und fleht mich an, nicht aus seinem Leben zu verschwinden.
Diese Haltung ist so egoistisch. Ich weiß das und ich verabscheue das. Mir leuchtet das vom Verstand her sehr wohl sehr gut ein, dass er mich benutzt, sich nicht einlassen will, keine Verbindlichkeit zeigen will, keine Verantwortung übernehmen will und sich nur das nimmt, was er will und ihm gut tut. Wahrscheinlich so lange, bis er dann wirklich jemand anderen gefunden hat. Denn suchen tut er danach ja. Und trotzdem lasse ich mich immer wieder drauf ein. So auch jetzt wieder, nachdem es Karneval wieder gut gekracht hat zwischen uns. So wie es das in regelmässigen Abständen immer wieder tut, wenn er mir sagt, er sei verliebt in wen. Das habe aber nichts mit mir zu tun. Ich sei da auf einer ganz anderen Ebene in seinem Leben. Eben der wichtigste Mensch, die beste Freundin und diejenige mit der er nun mal gerne schläft. Ich fühle mich ausgenutzt, benutzt. Mache mir aber gleichzeitig immer wieder den eigenen Vorwurf, dass ich es ja auch zulasse, nicht konsequent bin und mich nicht konsequent daran halte, dieses „Spiel“ nicht mehr mitzuspielen, weil es mir nicht gut tut und mich verletzt.
Ich weiß, dass ich ihm wichtig bin. Ich weiß auch, dass ich ihm eine Menge bedeute. Inzwischen weiß ich das und merke das an vielen Kleinigkeiten auch immer wieder. Dass er sich Mühe gibt, mir das immer wieder zu beweisen, sehe ich auch. Aber das Verhalten ist halt völlig ambivalent gegenüber seinen Aussagen. Was würdet Ihr denken, wenn Euch jemand immer wieder im Arm hält und sagt, wie lieb er Euch hat, wie wohl er sich mit Euch fühlt? Mir so oft SMS schreibt: „Ich hab dich so lieb. Schlaf gut!“ Oder: „Alle fragen, wo meine Freundin ist heute abend? Was hast du mit meinen Freunden gemacht? Ich hab dich lieb!“ Euch Kuscheltiere schenkt, immer an Euch denkt bei jeder Gelegenheit, euch das auch mitteilt, sich immer meldet und erzählt von seinem Tag und seinen Erlebnissen? Was würdet ihr denken und empfinden?
Mich macht das Ganze immer mehr durcheinander. Raubt mir soviel Kraft und macht mich krank. Was ich ohnehin bin seit dem Eingriff vor einem Jahr. Der Eingriff hatte ziemliche Folgen für meine Gesundheit und ich habe seitdem eine chronische Unterleibserkrankung. Oft denke ich auch, er fühlt sich dafür verantwortlich und will die „Freundschaftsnummer“ nur, um sein Gewissen reinzuwaschen usw.
Aber ehrlich gesagt: im Grunde weiß ich gar nichts mehr. Ich weiß nicht mehr, worauf ich vertrauen soll, was ich glauben soll und stelle meine komplette Wahrnehmung mittlerweile völlig in Frage.
Wie seht Ihr das Ganze? Könnt ihr mir raten? Könnt ihr mir eure Meinung dazu schreiben? Ich weiß einfach nicht weiter. Ich würde sein Verhalten gerne verstehen, um mich dagegen schützen zu können. Mein Verhalten würde ich auch gerne besser verstehen bzw. tue ich das eigentlich. Ich finde nur den Hebel nicht, um es umzulenken und das für mich Richtige zu tun. Und eben konsequent fern zu bleiben von ihm, wenn ich merke, er tut mir nicht gut.
In zwei Wochen wollen wir für eine Woche zusammen in Urlaub fahren. Ich freue mich nicht mal mehr darauf, weil ich Angst habe vor dem was wieder kommen wird. Garantiert. Wir werden ein paar schöne Tage haben, uns so nah fühlen und die Zeit miteinander in jeder Hinsicht genießen und spätestens auf dem Rückflug wird er mir sagen, in wen er gerade verliebt ist oder etwas ähnliches ...
Bitte helft mir, das Richtige zu tun.
Albamaria
13.02.2005 12:55 •
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