Hat man es eigentlich je hinter sich gelassen?

E
Obige Frage stelle ich mir so oft, fast täglich.
Obwohl es keinen aktuellen oder bestimmten Grund dafür gibt, spukt mir dieser Gedanke doch ständig im Kopf herum.

Es ist nun über 1,5 Jahre her, daß sich mein zukünftiger Exmann nach fast 13 Jahren (über 8 Ehejahre) verlassen hat.
Mit diesem Umstand habe ich mich nach langem Kampf erfolgreich arrangiert.
Ich kann sagen, es geht mir heute OHNE ihn besser als die letzten Jahre mit ihm.
Ich habe mein Leben so organisiert, wie ich es wollte und wie ICH es leben möchte. Es funktioniert.
Das Vertrauen in das Leben und auch die Menschen ist auch wieder da. Die Hoffnung selbst hatte mich eigentlich nie ganz verlassen.

Das Verhältnis zu meinem Ex ist aufgrund unserer kleinen Tochter sehr regelmäßig, obwohl nur noch sehr oberflächlich. Selbst der Begriff Freundschaft wäre hier massiv übertrieben.
Er lebt seit einigen Monaten, ebenso wie ich, in einer neuen (hoffentlich!) glücklichen Beziehung.

Aber!, meine Gedanken (eigenartigerweise) NUR die Trennung betreffend, mit all den dazugehörigen Erlebnissen, Facetten und Erfahrungen wollen mir nicht so richtig aus dem Kopf.
Ich denke so gut wie gar nicht mehr an unsere gemeinsame Zeit, schon gar nicht kann und will ich mir eine eventuelle neue Zukunft mit ihm ausmalen.

Bevor ich meinen neuen Freund kennenlernte lebte ich schon seit einigen Monaten ein wieder zufriedenes, ausgeglichenes (wenn vielleicht auch nicht glückliches) Leben. Ich hatte Spaß, meine Freunde. Alles war eben ok.
Bis mein Freund dann kam. Mit ihm kam die Liebe und das Vertrauen zurück. Er/es berreichert mein Leben ungemein, aber das dumme Gefühl (Gedanke?) bleibt, daß ich es eben auch ALLEIN schaffe.

Nein, Angst vor einer erneuten Tremnnung habe ich nicht. Soviel weiss ich mittlerweile. Ich KANN es schaffen und komme auch allein wunderbar klar.

Meine Gedanken drehen sich fast ausschließlich um die Schmerzen, um die grauenhaften Gefühle und depremierenden Emotionen. DIE Erinnerung daran bekomme ich nicht aus meinem Kopf.
Wird mich das ewig begleiten oder lässt auch dies irgendwann einmal nach? Wird das *Vergessen* auch in diesem Falle kommen oder bleibt das präsent.

Nein, ich bin momentan sehr glücklich. Nur diese Sache eben ist ein großer Wehmutstropfen.....

Auslöser war vielleicht doch der immer noch währende Schmerz über die verlorene *Familie*.
Nein, nicht meine eigene, kleine Familie, sondern die Verwandschaft ringsherum.
Da meine Mama schon sehr lange tot ist habe ich (warum?) zu meiner zukünftigen Exschwiegermama ein sehr inniges Verhältnis aufgebaut. Sie war meine *Ersatzmutter*. Vielleicht klingt dies etwas komisch, aber für mich war es nun einmal so.
Auch heute noch bin ich dort ein gern gesehener und oft eingeladener Gast. Aber eben *nur* noch Gast, nicht mehr die *Tochter*. Und dies tut mir unheimlich weh. Nun ist da jemand nachgerückt und hat innerhalb weniger Wochen meinen *Platz* eingenommen.
Sorry, dies klingt alles furchtbar egoistisch. Aber ich habe eben das Gefühl nicht nur meine eigene Familie verloren zu haben sondern allein und *beep* dazustehen.
Mir fehlt so sehr dieses heimelige und vertraute und sichere *Familienedasein*, die Familienbande....

In diesem Sinne, Liebe Grüße Nicole

27.02.2003 10:47 • #1


E
Liebe Nicole

Leider hat der Weg nach vorne und das alleine zurecht kommen, meist auch einen kleinen bitteren Nachgeschmack...leider

Es wird vergehen, deine Gedanken daran werde weniger, sie werden verblassen, nur die Zeit kann das bringen.

Schoen das du erkannt hast das du es auch ALLEIN schaffen kannst, das macht dich in einer Hinsicht stark

Das du Deine Familie auch wenn es nur eine Ersatzfamilie war nun nicht mehr so nennen kannst, ist zwar traurig aber wohl nicht zu aender.
In deinem neuen Lebensabschnitt, wird sich vielleicht spaeter wieder sowas einstellen, so hoffe und wuensche ich dir das.

Du hast in dieser Zeit der Trennung gelernt allein zurecht zu kommen, du hast eine neue glueckliche Beziehung, schau nach vorne....nicht zurueck und DU wirst sehen der Wehmutstropfen wird vergehen.

Eine Erinnerung wirst du immer haben, es liegt an dir, wie sie zum Schluss seien wird.
Nimm dir einfach deine Kleine auf den Schoss und sag Dir, he wir werden es immer schaffen, so wie wir es schon immer geschafft haben, dann wird vieles einfacher

In diesem Sinne, wuensche ich dir von Herzen, viel Kraft und Glueck, auch dafuer, das du bald wieder eine richtige Familie hast, die du in meinen Augen, schon laengst hast*schmunzel*

ein lieben Gruss Feechen

27.02.2003 11:21 • #2


A


Hat man es eigentlich je hinter sich gelassen?

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E
Hallo Nicole,

deine Ausführungen kann ich sehr gut nachvollziehen. Die Zeilen hätten von mir sein können.
Auch meine Trennung ist jetzt 1,5 Jahre her. Auch ich leide nicht mehr, es gibt die klare Erkenntnis und Überzeugung, dass die Trennung letztlich sehr gut war - für wahrscheinlich beide Beteiligten, aber sicher für mich.

Wenn wir uns heute über den Weg laufen, so bleiben wir nicht stehen - traurig nach über 10-jähriger Freundschaft, aber eben nicht zu ändern. Ganz bestimmt nicht von meiner Seite. Aber in solchen Momenten gehts mir gut, ich kann damit inzwischen gut umgehen. Mein Leben ist gefestigt und verläuft in mir angenehmen Bahnen. Ich habe meine kleinen Bestätigungen.

Aber:
Ich kann mir auch heute nicht vorstellen, eine neue Beziehung einzugehen. Es besteht kein Ergeiz, in eine solche zu investieren. Oder keine Vertrauensfähigkeit. Wie auch immer, jedenfalls bin ich Single - recht überzeugt sogar, umgehe ich doch all diese Probleme, wenn zwei Individuen eine monogame Beziehung eingehen. Wie war das doch gleich? Eine Ehe ist die Institution, bei der zwei Menschen die Probleme zu lösen versuchen, die sie nicht gehabt hätten, hätten sie nie geheiratet... tja. Vielleicht aber ist mir auch nur noch nicht die Richtige über den Weg gelaufen. Aber ob es die überhaupt gibt...

Das was du beschreibst hinsichtlich deiner Exschwiegermama ist bei mir ähnlich. Auch ich habe keine Familie, keine Geschwister oder so - und hatte in der Familie meiner Ex einen enstprechenden Ersatz gefunden. Der Verlust ist also doppelt... - klar, dass man ihn auch spürt.

Ist es aber nicht auch schön, wo wir jetzt stehen? Das wir diese Prüfung gemeistert haben? Das wir auch vorangekommen sind? Wieder glücklich sein können?

Ich wünsche dir weiterhin alles gute.

Liebe Grüße

Ralf

27.02.2003 13:53 • #3


E
Liebes Feechen, Lieber Ralph!

Ja, es stimmt. Ich HABE eine wundervolle Familie. Sehr liebevoll, sehr zuverlässig und intim. Ich sollte mir diese Dinge vor Augen halten und nicht etwas *nachtrauern*, was vermutlich an Wert nicht daran heran reicht.

Es sind eben solche kleinen Dinge, die mir gelegentlich noch mal *sauer* aufstoßen. Geburtstage zum Beispiel. All die Sachen, die man früher in *Familie* und unter Freuden gemeinsam getan hat und nun auf einmal spürt, daß all diese Dinge nun ohne mich ablaufen. Ich fühle mich manchmal wie ein ausgerungener Putzlappen, der seinen Dienst getan hat und nun entsorgt wurde.

Nein, es ist nicht fair. So sehe ICH das, aber ebenso muss ich den Mitmenschen zugestehen ihr *altes* Leben zu behalten.
Nur weil ich meines ändern musste, geht dennoch alles andere wie gewohnt weiter.

Ich lebe *momentan* noch etwas zurückgezogen, aber ich denke mir, ich hoffe, irgendwann wird sich auch wieder das Familiengefühl einstellen.

Ich wünsche euch ein wundervolles Wochenende!

Liebe Grüße Nicole

28.02.2003 11:32 • #4


U
Hallo Nicole,

nach langer Zeit bin ich auch mal wieder da.
Habe leider nur noch selten die Möglichkeit ins Internet zu gehen und hatte mich auch mehr oder weniger bewusst ein bißchen zurückgezogen.

Habe Deinen Beitrag mit Erstaunen gelesen, weil es meine Gefühl in gewissem Sinne ziemlich genau wiederspiegelt.
Für mich war die Firma, bei der ich war, wo ich IHN kennengelernt habe und die ich nach der Trennung zwangsweise verlassen musste wie eine Familie. Wir waren alle gut befreundet, haben auch privat viel unternommen und hatten immer Spass zusammen. Ich habe diese Zeit sehr genossen und fühlte mich auch anerkannt und bestätigt in meiner Arbeit. Nach der Trennung und vor allem nach meinem Weggang musste ich erkennen, dass ich relativ leicht ersetzbar bin (zumindest geschäftlich). Seit ich weg bin hab ich auch kaum mehr was von den Leuten dort gehört. Zu Treffen geht meist er mit und so bin ich aussen vor. Einer der Kollgen heiratet im Sommer und ich bin auch eingeladen. Jedoch wird ER auch kommen - und natürlich nicht allein.
Ich würde da so gerne hingehen. Doch wie könnte ich? Ich würde den Anblick nicht ertragen. Und wieder bin ich ausgeschlossen.
Auch wenn ich hingehen könnte, Kontakt zu den anderen aufnehmen/erhalten könnte, durch den Schmerz den sein Anblick bei mir auslösen würde bin ich ausgeschlossen.
Und ganz allgemein fühle ich mich seit meinem Weggang (oder sollte ich Rauswurf sagen) einfach nicht mehr dazugehörig.
Und das tut unabhängig von der Trennung zu ihm sehr weh. Auch die Firma und dieses Gefühl der Dazugehörigkeit fehlt mir sehr. Selbst wenn ich über ihn hinwegkomme und mich neu verliebe, ich werde das nie mehr zurückholen können. Ich bin für immer ausgeschlossen.

Ich weiss nicht, was dagegen helfen kann. Ich glaube auch, dass einen so schmerzliche Erfahrungen ein Leben lang begleiten. Nur wird man wohl irgendwann nicht mehr so oft und nach längerer Zeit hoffentlich kaum mehr daran denken. Aber ganz vergessen kann man sowas wohl nie. Und ein gewisser Schmerz bei den Gedanken bzw. Erinnerungen wird wohl immer bleiben.
Das einzige was uns hilft damit zu leben ist, uns ein neues Leben aufzubauen, eine neue Liebe zu finden, etwas, das uns ausfüllt und das Gefühl verringert, das uns das alte fehlt.

Ich hoffe sehr, Du findest das mit Deiner neuen Liebe.
Ich wäre froh, wenn ich auch wenigstens einen kleinen Lichtblick in meinem Leben sehen könnte. Aber momentan ist da leider nur Leere.

Sei ganz lieb gegrüsst von

Uschi

10.03.2003 17:36 • #5




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