Hallo ihr lieben
Ich (w, 51) lese hier nun schon seit Wochen mit, und habe bereits viele wertvolle Inputs zum Ungang mit diesem quälenden Liebeskummer erhalten. Es ist traurig und tröstend zugleich, dass man in dieser schwierigen Zeit nicht der/die Einzige ist, dem/der es so geht. Wie schön, dass es diese Community gibt.
Darum vorab erstmal eine herzliche Umarmung an Alle, die sie jetzt, gerade in dieser Zeit, so gut brauchen können.
Nun zu meiner Geschichte.
Wie der Titel es schon verrät, bin ich, oder besser gesagt war ich, in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung zu einer Frau. Die Beziehung dauerte fast 4 Jahre. Sie (auch 51) war seit meinem Outing, mitte Dreissig (wonach ich ausschliesslich nur noch mit Frauen zusammen war) inzwischen meine 4. Beziehung.
Kennengelernt hatten wir uns, wie oft in dieser Szene, online. Die ersten 2 Jahre unserer Beziehung waren einfach nur perfekt. Ich war mir so dermassen sicher, diesmal die Richtige kennengelernt zu haben.
Es passte einfach alles. Zwischen uns herrschte vollkommenes Vertrauen, wir unternahmen viel, hatten Spass, planten Kurzurlaube, pflegten einen sehr liebevoller Umgang, auf der ero. Ebene: 10/10, und was soll ich sagen: ich hatte noch nie in meinem Leben so viel mit Jemandem in meiner Beziehung lachen können, wie mit ihr. Kurz um: für mich persönlich war das der absolute, wahrgewordene, beziehungstechnische Jackpot!
Was unsere Wohnungssituation anbelangte waren wir uns beide von anfang an einig, dass das nur ein temporärer Zustand sei, und wir, wenn wir merken dass wir zusammenbleiben wollen, uns eine gemeinsame Wohnung suchen werden. Nach etwas über einem Jahr fragte sie mich schliesslich, ob ich sie heiraten will. Und natürlich sagte ich JA!
Unser einziges Thema, welches ihr sauer aufstiess, war meine Expartnetin.
Wir trennten uns damals aufgrund der Distanz. Zwischen uns lagen 800km. Wir merkten aber auch, dass es langfristig sowieso nicht mehr gepasst hätte. Und so ging danach jede von uns erstmal wieder ihres Weges. Sie meldete sich dann wieder bei mir, als ich bereits verlobt war.
Obwohl die Sache emotional für mich mehr als gegessen war, hatte ich nichts gegen einen freundschaftlichen Umgang mit ihr einzuwenden. Schliesslich trennten wir uns nicht im Streit. Sie respektierte auch, dass ich inzwischen glücklich vergeben war, daher war zwischen uns alles fein.
Meine Partnerin hatte damit jedoch Mühe. Tatsächlich überraschte mich das sehr, weil ihre eigene, beste Freundin, IHRE ehemalige Partnerin war. Und das schon seit über 20 Jahren. Daher verstand ich nicht, wenn es bei ihr kein Problem war, warum es dann bei mir eins sein sollte. Ich
Nach ca. 2 Jahren merkte ich, dass sich plötzlich eine eigenartige Dynamik in unserer Beziehung einzustellen begann. Wo sie es vorher kaum erwarten konnte mich wiederzusehen, hatten wir plötzlich immer mal wieder Wochenenden, wo wir uns nicht sahen. Wegen der Arbeit. Auch war das Thema Heirat plötzlich nicht mehr so relevant, von wegen Heiratsstrafe usw. Und dann zuguterletzt die gemeinsame Wohnung. Nachdem wir uns zuerst etwas suchen wollten, wo jeder gleichlang zur Arbeit gehabt hätte, wollte sie auf einmal doch lieber in der Gegend bleiben, wo sie schon wohnte, wegen ihrer alten Katze, ihrer betagten Verwandschaft, etc.
Es hätte somit an mir gelegen, meinen Job zu kündigen, und mir einen neuen in ihrer Nähe zu suchen. Ich schaute bereits nach passenden Inseraten. Sie wollte ihren auf keinen Fall aufgeben, da es in meiner Branche einfacher gewäsen wäre, etwas Neues zu finden. Fand sie.
Schlussendlich wollte sie gar nicht mehr zusammenziehen, da sie (trotz Partnerschaften) immer schon ihre eigenen vier Wände hatte, und sie Angst hatte, dass sie damit nicht klar käme. Daher sollten wir damit noch etwas warten.
Zu der Zeit wurde auch unser körperlicher Kontakt immer seltener. Die Initiative kam immer von meiner Seite aus, und sie blockte nur noch ab. Sie schob es auf die Wechseljahre, dass sie plötzlich überhaupt kein Verlangen mehr danach hatte. Dieses Problem hatte ich nicht. Und obwohl es mir sehr fehlte, versuchte uch es zu akzeptieren. Ich habe immer wieder das Gespräch diesbezüglich gesucht, gefragt, ob es vielleicht doch an mir liegt. Sie versicherte mir immer wieder dass das NICHT der Fall sei, und sie mich nach wie vor attraktiv findet, nur die Lust sei halt weg. Da auch das ein tempotärer Zustand sein kann, während der hormonellen Umstellung, redete ich mir ein, dass das wieder besser wird, irgendwann. Nur wurde es das nicht.
Plötzlich thematisierte sie das Thema offene Beziehung. Sie meinte, dass das jnserem eingeschlafenrn S. vielleicht einen neuen Impuls geben könne. Ich war mehr als irritiert, da ich bi dahin davon ausging, dass sie aktuell ja gar kein Verlangen danach hatte. Sie meinte dann aber, mehr wegen MIR, so dass ich meine Bedürfnisse ausleben könnte, solange sie in dem Zustand sei. Ich dachte, ich bin im falschen Film. Sie wusste eigentlich, dass ich mir sowas für mich persönlich nicht vorstellen kann, da wir auch über solche Dinge schon sm Anfang unserer Beziehung unterhalten haben. Auch für sie war das kein Thema!
Auf ein Mal war auch der Kontakt zu meiner Ex kein Problem mehr. Sie ermutigte mich sogar allen Ernstes, sie mal wieder zu besuchen!?!
Meine Alarmglocken schrillten, und in mir machte sich ein beunruhigrndes Gefühl breit. Je mehr sich die Hinweise mehrten, dass sich zwischen uns eine Kluft auftut, umso mehr merkte ich, wie viel sie mir bedeutete, und ich fing an etwas zu fühlen, wo ich mir geschworen habe, es nie wieder durchmachen zu wollen: Liebeskummer.
Ich fing an mir einzureden, dass auch andere Paare so glücklich sein können: ohne Heirat, in getrennten Wohnungen, ojne S., in offenen Beziehungen . aber je mehr ich das für mich adaptieren wollte, umso mehr packten mich Verlustängste. Wir schauten fern, sie neben mir auf der Couch. Wie gerne hätte ich mich an gekuschelt, so wie früher. Aber jetzt wäre es zu eng, zu heiss, zu sonstirgendwas.
Es gibt nichts Schmerzhafteres in einer Beziehung, als physisch so nah bei Jemandem zu sein, und gleichzeitig diese riesige emotionale Distanz zu diesem geliebten Menschen zu fühlen.
Ich fragte sie mehrmals, offen geradeaus, ob sie diese Beziehung überhaupt noch will? Ich sagte ihr, dass ich sie nicht unter Druck setzen will, dass mich das alles aber massiv verunsichert, ich mich auch als Frau nicht mehr begehrenswert fühle, und mir dieser Zustand einfach weh tut, ich uns vermisse, etc.
Sie versicherte mir, dass sie mich nach wie vor liebe, aber im Moment sei es halt so, wie es ist.
Vor knapp 4 Wochen war ich wieder bei ihr. Wir schauten wieder Fern und ich fragte sie, ob ich kurz ihr Handy haben darf, da meins am aufladen war. Sie gab es mir. Diesbezüglich hatten wir beide nie ein Problem, gegenseitig. Ich brauchte ein Bild, welches sie bei sich auf dem Handy hatte, da ich ihr das als Bild zu Weihnachten schenken wollte.
Ich scrollte also durch ihre Galerie. Dabei fielen mir Bilder von einer anderen Frau auf. Ich kannte die meisten ihrer Freunde und Bekannten ja. Dieses Gesicht bisher nicht. Ich weiss nicht wieso ausgerechnet da, aber irgendwas in mir war gewarnt. Immer noch neben ihr sitzend öffnete ich ihr Whattsapp. Ich weiss, das macht man nicht. Niemals! Und ich bin nicht stolz drauf, wirklich nicht! Aber da war plötzlich dieses Gefühl von: Es ist soweit! Du willst eine Erklärung? Bitte - das ist deine Chance!
Anhand des Profilbildes fand ich den Chatvetlauf sehr schnell. Sogar während ich das jetzt hier schreibe merke ich, wie mein Herz wieder anfängt zu rasen.
Ich öffnete die Nachrichten und las wie in Trance . Ich sehe dich morgens immer, wenn du zur Arbeit kommst . Kuss Smylies .
Ich fühle nichts mehr, in mir drin ist alles wie taub. Im selben Moment höre ich neben mir ein Was machst du da?! Im nächsten wird mir das Handy aus der Hand entrissen, und ich sehe sie nur an. Sekundenlang schaue ich sie nur an, während sie nicht weiss, wie ihr geschieht.
Also frage ich ganz ruhig, obwohl mir das Herz bis zim Hals schlägt: Gibt es vielleicht etwas, dass ich wissen sollte?
Ich spüre dass auch ihr Puls rasst, als sie zurückfragt: Was meinst du?.
Ich weiter: Ok. Dann deutlicher: gibt es vielleicht IRGENDJEMANDEN von dem ich wissen sollte?
Stille.
Sie: Ja. . Es gibt da Jemanden, bei mir auf der Arbeit. Ich habe mich in sie verliebt. Vor ein paar Wochen. . Sie schenkt mir mehr Aufmerksamkeit. . .Es tut mir leid.
Ich weiss nicht, woher ich in diesem Moment diese Beherrschung hatte, aber ich antwortete einfach nur mit: Wir können uns nicht aussuchen, in wen wir uns verlieben. Danke. Dass du jetzt ehrlich warst.
Ich stand auf und fing an, ruhig meine Sachen zu packen. Sie wollte sich noch erklären, ich liess es nicht zu. Sie stand irgendwann neben mir und meinte nur: Ich will aber nicht dass du gehst.
Ich ging trotzdem. 1 Woche vor unserem 4jährigen Jubiläum.
Sie schrieb mir seither 5 Nachrichten über Whattsapp. Dass sie mich liebt. Die diese Beziehung nicht beenden wollte. Dass sie in einem Gefühlschaos steckt, nicht weiss ob dese Gefühle für die andere Frau echt sind. Dass sie mich nicht betrogen hat.
Ich habe es so stehen lassen. Ich konnte nicht antworten.
Ein paar Tage später kam noch ein vierseitiger, handgeschriebener Brief. Wieder: dass sie weiss dass sie mich liebt, sie mich niemals so verletzen wollte, und nicht weiss, wie sie sich plötzlich in diesem Alter in zwei Menschen gleichzeitig verlieben kann dann wieder dass sie verwirrt sei, es sei ein Auf und ein Ab mit den Gefühlen für die Andere.
Auch auf diesen Brief konnte ich nicht antworten.
Ich glaube einerseits bin ich noch zu gelähmt um irgendwie mit ihr kommunizieren können, andererseits glaube ich nicht ihr einfach nichts mehr.
In meiner Vorstellung war ich nur noch ihre vertraute Freizeitpartnerin, mit der sie es lustig hatte, geworden. Und das sollte wohl zukünftig meine neue Rolle in ihrem Leben werden. Für den romantischen Part, den sie mir vorenthielt, hatte sie eine Neue gefunden. Angeblich erst vor ein paar Wochen. Das glaube ich nicht. Aber selbst wenn: auch das wäre schon viel zuviel.
Seither ist Funkstille. Ich fühle mich furchtbar. Entsorgt, hintergangen und blosdgestellt.
Ich frage mich, wer alles von ihrem Umfeld schon davon wusste, und ob die da offen geturtelt, und schon als neues Liebespaar gehandelt wurden. Die Leute bei ihr auf der Arbeit, die das mitbekommen haben, die kenne ich alle auch.
Es tut einfach nur noch weh. Ich hätte ihr das nie zugetraut. Ich dachte wirklich, das zwischen uns ist echt.
Und ich gebe ihr auch noch den Freipass. Jetzt kann sie ganz offen mit der Anderen weiter anbandeln.
Ich weiss gar nicht so recht, was für Tips zum Umgang mit der Situation ich mir hier erhoffe. Es gibt soviel schlimmere Geschichten hier, mit Gewalt, oder wo Kinder involviert sind.
Es tat aber schon mal gut, sich das kurz von der Seele schreiben zu dürfen.
Wer bis zum Schluss durchgehalten hat mit Lesen ,dem sei an dieser Stelle schon mal von Herzen gedankt.
Ich wünsche uns allen, trotz allen Wiedrichkeiten, einen schönen 1. Weihnachtstag. Möge das neue Jahr uns wieder mit mehr Zuversicht, Leichtigkeit und schönen Begegnungen begegnen.
Fühlt euch gedrückt.
Liebe Grüsse vom Bodensee
Heute 12:07 •
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