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Getrennt und trotzdem unter einem Dach

Misamo
Meine Frau hat mir Anfang Juli nach 25 Jahren als Paar mitgeteilt, dass sie nichts mehr für mich empfindet. Für mich war dies der totale Schock (und ist es auch heute noch nach drei Monaten).

Gleichzeitig war sie der Meinung, wir könnten doch wie in einer WG im gemeinsamen Haus wohnen bleiben, um weiterhin für unsere 3 Kindern (17,15,12) da zu sein.

Obwohl ich dieses Modell von Anfang ablehnte, leben wir aktuell so. Sie hat sich im Souterrain aus dem ehemaligen Gästezimmer mit Bad ein gemütliches Schlafzimmer gemacht. Ich schlafe noch im ehelichen Schlafzimmer im OG auf der selben Etage wie die Kinder.

Grund ist, dass wir kurz nach ihrer Eröffnung bei einer Paarberaterin waren, die recht schnell bei meiner Frau einen Therapiebedarf für eine Psychotherapie sah und die Aussage tätigte: Frau ..., ob Ihre Liebe zu Ihrem Mann wirklich tot ist oder die Liebe nur im Koma ist, können Sie derzeit gar nicht beurteilen... Sie sind ein Beispiel aus dem Lehrberuf ... schwieriges Verhältnis zur Mutter ... immer nur für andere da ... daran muss nun erstmal gearbeitet werden.

Kurz darauf hat meine Frau tatsächlich eine Psychotheapie begonnen. Und so leben wir nun und ich hoffe, dass meine Frau unter der Therapie zu der Erkenntnis kommt, dass ihre Liebe zu mir nicht tot ist...

Die häusliche Situation ist schwierig. Wir reden nur sehr wenig miteinander, eigentlich nur Organisatorisches. Wir streiten auch nicht. Jeder lebt für sich.

Gibt es Menschen die in einer vergleichbaren Situation leben oder gelebt haben? Wie seid Ihr klar gekommen, insbesondere mit dieser Ungewissheit?

03.10.2016 08:57 • #1


MsAloneNow
Hallo Misamo,
du beschreibst zum einen eine sehr harte und schwierige Situation, zum andren aber auch eine echt wertvolle Chance für euch beide, um die dich hier sicher viele beneiden würden.
Klar die aktuelle Situation ist mega schmerzhaft und ihr Ausgang ungewiss, aber habt ihr nicht jetzt auch die Chance zu schauen, wieviel von euch als Paar nach den vielen Jahren wirklich noch übrig ist? Was euch ausmacht und zusammenhält bzw. wo es Bedarf für neue Wege gibt?
Wünschte ich hätte diese Möglichkeiten in meiner langjährigen Beziehung am Ende gehabt, aber meine Partnerin ist den therapeutischen Alleingang gegangen, ohne den Bereich der Paartherapie...
Als wichtig in eurer Situation erachte ich, dass ihr den Weg der Paartherapie auch weiter geht. Wenn möglich solltest du dir auch therapeutische Unterstützung suchen. Ansonsten sehe ich die Gefahr, dass deine Frau sich alleine weiter- und von dir weg entwickelt und du in der verlassenen Opferrolle hängen bleibst.
Auch wenn es sehr, sehr schwer, traurig und schmerzhaft ist, sieh das Ganze auch mal als Chance zur Ehrlichkeit des Ist-Standes. Seid ehrlich zueinander, arbeitet und entwickelt euch jede/r für sich, aber auch (soweit aktuell möglich) miteinander. Lass deine Frau ein Stück weit los. Nimm dir auch das Recht dir ein neues Schlafzimmer einzurichten, wenn dir dies gut täte. Bleib nicht zu sehr in alten Mustern hängen.
Bei all den Tipps hoffe ich wirklich sehr für dich, dass nicht ein neuer Mensch der Auslöser für die Veränderung deiner Frau war...dann hättest du nämlich schlechte Karten, hoffe das kannst du ausschließen!
Wünsche dir Kraft und den Mut für Veränderung und Entwicklung, denn eine kl. Chance scheint es bei euch dafür ja noch zu geben. Lieben Gruß!

03.10.2016 09:48 • x 1 #2


A


Getrennt und trotzdem unter einem Dach

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Urmel_
Mich würde interessieren, ob es Männer gibt, die nach Monaten (Jahren?) in so einer (oder ähnlichen) Situation, positive Erfolge vorweisen konnten.

Ich kenne leider nur Beispiele, in denen der Mann seinen Pflichten nachgekommen ist, ein guter Vater war, Rücksicht auf die Frau genommen hat...und irgendwann einen Typen vor die Nase gesetzt bekommen hat. Dann ging meist das heftige Drama los und einer von beiden ist schließlich doch ausgezogen.

Gibt es da jemand hier, bei dem es gänzlich anders gelaufen ist?

Was meine Erfahrungen angeht, hinsichtlich der Dynamik zwischen Mann und Frau, liegt das Problem in der abgesicherten Position beider Partner verborgen. Ein Mann, der seine Rolle in der Ehe erfüllt hat, der darüber hinaus immer zu seiner Frau gestanden hat, kann, soweit wie ich es einschätze, keine positiven Akzente mehr setzen, da er doch schon alles im Bereich seiner Möglichkeiten beigetragen hat. Das bedeutet, dass er nicht noch mehr Sicherheit geben kann. Schaut man sich dann im Gegenzug an, wie eine Frau mit der Lage umgeht, ist einer der wichtigsten Aspekte hinsichtlich anderer Männer irgendwie immer die Unsicherheit und Neugier.

Da frage ich mich doch, wenn man als Mann in der Situation versucht, eine noch bessere Version von sich selbst zu sein (noch mehr Wünsche erfüllen, noch mehr liebevoll sein, noch mehr um die Kinder kümmern), gibt man dann nicht noch mehr von dem, was die Frau schon lange nicht mehr angezogen hat, was sie für selbstverständlich genommen hat? Und wenn dies keine Besserung bringt, über Jahre nicht dafür gesorgt hat, dass die Frau glücklich (oder angezogen) war, wäre es nicht an der Zeit, radikale Änderungen als mögliche Lösung zu versuchen?

Und sei es nur, sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen und eine eigene Wohnung zu nehmen. Um der Frau eben auch zeigen zu können, dass all der Invest der letzten Jahre nicht bedingungslos ist? Das man als Mann gerne Investiert, aber dafür auch eine liebende Ehefrau haben möchte. Und hat man die nicht, warum wird dann weiter investiert? Warum gibt man der Frau nicht die Chance, selbst investieren zu müssen?

Die Lösung Mehr von der gleichen Medizin und die Therapie sorgt dann für ein Wunder, halte ich für den falschen Ansatz. Zwar ein guter, damit ein mensch seine eigenen Probleme aufarbeitet, aber nutzlos, um neue ANziehungskraft zu erzeugen. Da muss der Mann schon selbst ran.

03.10.2016 10:06 • x 2 #3


Misamo
Zitat:
Als wichtig in eurer Situation erachte ich, dass ihr den Weg der Paartherapie auch weiter geht.

Leider ist es so nicht. Die Paarberaterin hat nachvollziehbar erklärt, dass eine Paarberatung nur dann Sinn macht, wenn beide das selbe Ziel formulieren. Mein Ziel Rette unsere Ehe deckte sich nicht mit dem Ziel meiner Frau Finde Lösungen, damit wir weiter unter einem Dach uns wie Brüder und Schwester um unsere Kinder kümmern können.

Insofern endete die Paarberatung mit dem Konsens: Meine Frau macht eine Einzeltherapie um durch diese festzustellen, ob es für sie Sinn macht, mit mir eine Paarberatung zu gehen.

03.10.2016 15:16 • #4


A
Zitat:
Leider ist es so nicht. Die Paarberaterin hat nachvollziehbar erklärt, dass eine Paarberatung nur dann Sinn macht, wenn beide das selbe Ziel formulieren. Mein Ziel Rette unsere Ehe deckte sich nicht mit dem Ziel meiner Frau Finde Lösungen, damit wir weiter unter einem Dach uns wie Brüder und Schwester um unsere Kinder kümmern können.

Lieber Misamo,
dass Du es so aushälst?! Im ehemaligen Schlafzimmer mit deiner Frau unter einem Dach! Dazu die Kinder! Wie fühlst du dich denn damit? Ich bin daran kaputt gegangen....obwohl wir uns auch NICHT stritten aber aus dem Weg gegangen sind. Das ist auch in einem großen Haus nicht immer möglich, man spürt die Anwesenheit des Anderen, auch die Abwesenheit. Gedanken kreisen darum, wo ist er jetzt was tut er jetzt mit wem? Warum? Wann kommt er wieder? Usw usw....Letztendlich habe ich die Schlösser ausgetauscht und er zog ungewollt aus. Etwas später verkaufte ich das Haus und wohne nun in meiner kleinen Wohnung. Inzwischen haben wir uns auf freundschaftlicher Ebene wieder angenähert und können nun auch gemeinsam unsere Familie, die trotz allem ja da ist, genießen. Der tägliche räumliche Abstand tut uns beiden gut und gibt jedem von uns Gelegenheit mit sich und seinen Problemen aufräumen zu können ohne das der Partner ständig damit konfrontiert wird.
Ich kann mir vorstellen, dass deiner Frau es gar nicht gefallen würde, wenn du dir in diesem Moment eine eigene kleine Bleibe suchst in der auch du zur Ruhe und zum Nachdenken kommen kannst. Eure Kinder können dich ja trotzdem besuchen. Vielleicht ändert sich dann ja auch mit dem Abstand betrachtet dein Thema der Paartherapie von Ehe retten zu Gemeinsam aber getrennt lebend für die Kinder da zu sein. Das wäre doch auch ein Anfang....
Ich wünsche dir einen objektiven Blick auf die Chance, die sich dir in dieser Lebenskrise öffnet.

03.10.2016 16:38 • x 1 #5


Urmel_
Zitat:
Insofern endete die Paarberatung mit dem Konsens: Meine Frau macht eine Einzeltherapie um durch diese festzustellen, ob es für sie Sinn macht, mit mir eine Paarberatung zu gehen.


Jetzt mal ehrlich, denkst Du wirklich, dass Liebe oder Anziehungskraft, die ja seit geraumer Zeit fehlt, von irgendeinem Psychologen angefasst wird? Vielleicht schafft man es, verschüttete Wunden aus der Kindheit zu finden, aber da kann man schon froh sein. Meist ist es, in Anbetracht an gigantischem Fachkräftemangel, doch meist damit getan, ne Runde Antidepressiva ins Volk zu streuen und die Menschen wieder zurück ins Hamsterrad zu schicken.

Ich sages Dir, die Sache mit der fehlenden Anziehungskraft hat direkt etwas mit Dir und Deinem Handeln zu tun.

ABER, es steht natürlich in Kontext zu den Ansprüchen der Dame. Und da kannst nur Du im Einklang mit Deinem Bauchgefühl entscheiden, ob die gerade zurechnungsfähig oder eben nicht zurechnungsfähig ist.

PS: Was willst Du? Kindergärtner ohne s.uelle Komponente sein oder Ehepartner, der von seinem Partner geschätzt wird und auch 6 mit ihr hat? Danach sollte sich Dein Handeln richten.

03.10.2016 16:38 • x 2 #6


Misamo
In der Tat glaube ich, dass sie krank ist, psychisch krank. Ob die aktuelle Therapie sie aber heilt und vor allem zu dem Ziel führt, was ich mir wünsche , Weiß ich natürlich nicht und steht wahrscheinlich auch in den Sternen. Was ich mir wünsche, ist natürlich unser altes Leben zurück zu bekommen.

Tatsächlich glaube ich, dass sie in einer schweren Midlifecrisis steckt. Die Kinder sind aus dem Gröbsten heraus, das Haus ist gebaut, Im Job ist viel erreicht. Irgendwann im Frühjahr hat sie dann offensichtlich eine Schwärmerei für einen anderen entwickelt, der aber offensichtlich auch verheiratet oder in einer festen Beziehung ist, und entweder ihre Avancen nicht bemerkt oder nicht erwidert hat. Jedenfalls hat sich daraus wohl nichts entwickelt (das glaube ich ihr). Letztlich glaube ich aber auch, dass dies der Auslöser war für unsere aktuelle Krise.

03.10.2016 21:06 • #7


S
Lieber Misamo,

erst mal diesen Respekt für deine/eure Entscheidung, weiter unter einem Dach zu wohnen. Ich möchte dir viel Kraft auf deinem Weg wünschen. Ich freue mich für deine Frau/Lebenspartner, dass sie die Entscheidung getroffen hat eine Therapie zu beginnen. Meine Freundin zieht nach 8 gemeinsamen Jahren mit unserer Tochter (4) in eine neue Wohnung, die sich sich mit einer Freundin und Kind im gleichen Alter teilt. Sie fühlte sich schon seit langem von mir vernachlässigt und hat jetzt die Konsequenzen gezogen. Es ist sehr hart für mich, da ich es auch nie wahrhaben wollte und jetzt auf einmal vor dieser Situation zu stehen ist unvorstellbar.
Ich habe ihr auch Vorwürfe gemacht und dass nicht zu knapp. Aber ich habe mir folgendes vorgenommen: Ich will durch die Situation wachsen! Soll auch heißen: Keine Vorwürfe mehr und der beste Partner (wenn auch nur platonisch) sein, der man nur sein kann. Ich glaube, man muss sich unbedingt aus der Trauer rausnehmen, damit neues entstehen kann. An sich selbst arbeiten und positiv denken ist dabei sicherlich sehr wichtig. Wird schon werden und eigentlich spüre ich auch schon erste Veränderungen bei mir. Ich denke wir waren festgefahren und vielleicht ist das alles auch eine neue Chance für uns. Ich hoffe du kannst mit diesen Worten etwas anfangen, obwohl ich nur von meiner Situation schreibe.

Ich wünsche dir euch das allerbeste!

03.10.2016 21:49 • #8




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