Gerade sehr verzweifelt über komplizierte Fernbeziehung

Hallo zusammen,
bin gerade mal wieder ziemlich deprimiert....aber erstmal von Anfang an:

Vor knapp zehn Monaten habe ich über eine Freundin einen Mann kennengelernt und es hat sofort gefunkt. Nach ein paar Wochen hat er zum ersten Mal die gut 500 km zurückgelegt, um ein gemeinsames Wochenende verbringen zu können. Es war wundervoll! Diesem Wochenende folgten viele weitere und zwischendurch auch mal ein bis zwei Wochen am Stück. Wir haben beide Kinder und auch die verstehen sich bestens. Können wir nicht zusammen sein, so telefonieren wir, schreiben uns und nehmen auch so ein klein wenig am Alltag des Anderen teil. Fest steht jedoch, dass das nicht immer so weitergehen soll und er mit seinen Kindern irgendwann zu uns ziehen will.

Das Problem an der Sache: er ist noch verheiratet. Sie wohnen auch noch zusammen (wobei jeder seinen eigenen Raum hat), da sie pflegebedürftig ist und er sich um sie kümmert. Er versucht seit längerem mit Hilfe ihrer Familie einen Pflegeplatz in der Nähe ihrer Angehörigen zu finden. (Der Wunsch, diese Ehe zu beenden, bestand übrigens schon bevor wir uns kennen lernten.) Seine Familie, ihre Familie und Freunde wissen von mir, es ist also nichts, was verheimlicht wird. Auch ihr hat er bereits von mir erzählt, auch mit ihr über die Scheidung gesprochen, jedoch gibt es Zeiten bei ihr, in denen es ist, als hätte sie noch nie davon gehört (krankheitsbedingt).

Wahrscheinlich bin ich einfach nur zu ungeduldig, zu versessen darauf, alles mit ihm zu teilen. Aber mir geht es unheimlich schlecht damit, dass sie auch Weihnachten gemeinsam bei seinen Eltern verbringen werden. Klar, sie haben die gemeinsamen Kinder und wer weiß, wie viele Weihnachtsfeste ihr noch bleiben, dennoch fühle ich mich zurückgesetzt. Ich weiß ja, dass ich dafür mehr Verständnis haben müsste, aber ich tue mich so verdammt schwer damit.

Entschuldigt, ich weiß auch nicht, was ich jetzt von Euch hören möchte, vielleicht brauche ich einfach Tipps, wie ich lerne, damit besser umzugehen.

Auf jeden Fall wünsche ich Euch allen ein ruhiges, besinnliches Weihnachtsfest im Kreise Eurer Liebsten.

LG

Habe Geduld!
Er fühlt sich wahrscheinlich auch sehr schlecht und sehnt sich nach dir, aber seine Situation scheint kompliziert zu sein und es wird sicher noch Zeit brauchen, bis er vollkommen dir gehört.
Viel Glück und frohe Weihnachten.

wie alt sind denn seine kinder ?

find es schon etwas grenzwertig was ihr da betreibt . . .

Der Wunsch, diese Ehe zu beenden, bestand übrigens schon bevor wir uns kennen lernten

von seiner seite aus oder von beiden ? ich weiß nicht, von einem ehepartner würde ich schon erwarten, dass er wenn ich krank bin (tippe mal auf demenz) alles für mich tut. oder ? ich vesetze mich da in ihre lage.

was lernen auch die kinder aus so einer sache? wenn ich falsch liege klär mich auf . . .

@muldanno: vielen lieben Dank für die aufbauenden Worte!

@feuerteufel: natürlich ist es auch für die Kinder nicht schön in dieser Situation aufzuwachsen. Was wir da tun, ist sicher nicht korrekt, aber ich denke auch ohne mich, wäre es für alle nicht wirklich in Ordnung.
Die Kinder sind 6 und 10. Aber bei Eltern aufzuwachsen, die nicht wirklich miteinander leben wollen und nur der Umstände halber (so schrecklich sie sein mögen) zusammen bleiben, ist auch nicht das Wahre. So zumindest meine Sichtweise diesbezüglich. Wenn ich zig Jahre verheiratet bin, schon in einem gesetzten Alter, dann denke ich auch, dass man auf den anderen zählen können sollte. War die Beziehung aber schon vor der Diagnose (nein keine Demenz) gescheitert und man bleibt nur deswegen noch zusammen, halte ich das für falsches Pflichtbewusstsein. Mag sein, dass das sehr subjektiv gedacht ist. Aber was lernen die Kinder denn daraus, wenn man zusammenbleibt? Man muss dadurch, egal ob man selbst daran zugrunde geht?
Für mich ist das alles ein sehr schwieriges Thema. Ich hoffe, dass ich niemals in seine Situation gerate, und er mit mir nicht auch nochmal sowas durchmachen muss. Und natürlich wünsche ich das auch keinem anderen.

@feuerteufel: aber ein Ehepartner ist kein Krankenpfleger. Sicher ist dieses Schicksal schlimm, aber sein eigenes Leben für die Pflege seines schwer kranken Partners aufzugeben halte ich auch nicht für die beste Lösung in unserer Zeit. Früher war das sicher noch so, weil es keine anderen Möglichkeiten gab, aber was bringt es der kranken Frau, wenn ihr Mann sein Leben aufgibt, unglücklich ist und sich nur um sie kümmert, wenn sie anscheinend kaum noch etwas davon mitbekommt. Das nenne ich Egoismus, den Partner an sich binden zu wollen, egal wie sehr er unter der Situation leidet. Er kann sich ja nach der Scheidung trotzdem noch um sie kümmern, als Freund.
Ich bin selbst ein Scheidungskind und denke, dass die Situation so und so für die Kinder schlimm ist. In ein paar Jahren werden sie sich für ihren Vater und sein neues Glück freuen und ihn hoffentlich verstehen. Solange er sich nach der Scheidung noch um die Kinder und ein bisschen um die Frau kümmert finde ich die Entscheidung vom Mann ein neues Leben mit einer neuen Frau aufzubauen durchaus verständlich und vollkommen in Ordnung.

Hierzu darf ich noch anmerken, dass die Kinder auf jeden Fall bei ihm/uns bleiben werden. Wenn es klappt, dass die Mutter der Kinder in einem Pflegeheim in der Nähe ihrer Verwandtschaft einen Platz bekommt (was anderes ist auch nicht denkbar, keiner will sie irgendwohin abschieben!), hieße das, auch von uns aus wäre es nur knapp eine Stunde Autofahrt, so dass die Kinder ihre Mutter auf jeden Fall jedes Wochenende besuchen könnten, und sollten es die Umstände erlauben/erfordern sicherlich auch unter der Woche. Keiner von uns möchte der Mutter die Kinder und den Kindern die Mutter entziehen. Auch wird er sich weiterhin insoweit um seine Frau kümmern, dass es ihr den Umständen entsprechend gut gehen wird.