Zitat von unregistriert:Das Glückspiel ist halt
- eine Therapieform zu finden, die tatsächlich hilft
- einen Therapeuten zu finden, mit dem man tatsächlich kann
Würde ich umdrehen. Noch wichtiger als Therapieform scheint mir Therapeut.
In dem Fall nämlich kann:
Zitat von Thomas69:Beim Vorstellungsgespräch für meinen damaligen Aufenthalt hat die stellvertretende Leitung der Klinik zu mir gesagt (als ich betont habe das ich keine Medikamente möchte aufgrund negativer Erfahrungen) ; Therapie ohne Medikamente kann gut funktionieren (je nachdem wie gut man mitmacht ), Medikamente ohne Therapie bringt selten dauerhaft Erfolg.
Wie so oft, Ausnahmen bestätigen die Regel
sich genauso bewahrheiten. Ist im Übrigen etwas, was auch meine Thera mehr als einmal so formuliert hat. In meinen Fall tatsächlich besonders wichtig, weil ich aus einer Situation komme, in der Emotionsregulierung vor allem zT ausschließlich durch Substanz betrieben wurde.
Dementsprechend ist eins meiner Ziele nach wie vor, nicht Substanzeinnahme hinzuzufügen, sondern die bestehende entweder abzubauen bzw gesunden Umgang zu pflegen.
Allerdings (und damit sind wir gleich bei @Blanca) kann es sein, daß das chemische Gleichgewicht im Gehirn so weit gestört ist, daß es Initialzündung braucht oder aber Situationen entstanden sind, wo Einnahme eben lebensrettend bzw verbessernd und langfristiger sein kann.
@Blanca sehr schön dargestellt, ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Nach wie vor beeindruckt bin ich vom Vitamin D. Wahnsinn, was dies für einen Unterschied gemacht hat.
ABER: die Kraft bzw das Bewusstsein dafür konnte ich nur im Rahmen von Gesprächstherapie erarbeiten. In die Lage versetzt zu werden, wahrzunehmen, daß, wenn ich nur Fertigkram esse, ich richtig schlechte Laune bekomme oder bei fortgesetztem Schlafmangel deutlich mehr Ängste spüre.
Überhaupt zum Arzt zu gehen und anzusprechen ich bin schlapp, dann Öl mit Vitamin D zu bekommen und nach einem halben Jahr zurück zu gehen und sagen zu können, hm gibt es das vielleicht auch in einer anderen Darreichungsform, ich hasse Öl.
All diese tausend kleinen Schritte, die wäre ich wohl ohne Therapie nicht gegangen.
Heilen und das dann notwendige Nachholen von Reifeprozessen braucht Zeit und Anleitung, daher bin ich große Befürworterin von Langzeitgesprächstherapie. Dabei kann ich aber natürlich nicht Außen vor lassen, daß Zugang nach wie vor ein Problem ist.
Ich war immer Selbstzahlerin, nicht weil ich reich bin und schon gar nicht, wenn ich daran denke, daß es über die Jahre meine Weltreise in Business finanziert hätte. Wohl aber, wenn ich daran denke, wie viel Geld für Kippen, Zucker und sonstigen wenig nachhaltigen Kram im monatlichen Budget vorhanden war . Mein Ansatz war und ist, wenn genug Kohle da ist, daß ich mir Kippen kaufen kann, ist auch genug Kohle dafür da, zu lernen besser mit mir selbst umzugehen.
Dennoch ist dies natürlich nicht für alle so möglich.
Zugang aber auch siehe @unregistriert und @Aufbruch zu dem/der Richtigen. Ich bin immer wieder betroffen, wenn ich lese, welch Pech oder schlimmer welche Tragik gegeben sein kann.
Nun aber noch direkt, ich bin ja eher die Befürworterin von mit dem/der TE zu schreiben als über sie/ihn.
Liebe @Aufbruch
Ich möchte Dir ganz herzlich zu Deinem Mut gratulieren. Weißt Du, als ich das allererste Mal unter einer Depression litt und dies meinen Eltern offenbarte, drückte mir meine Mutter zwei von ihren Pillen in die Hand, die sie selbst von der Hausärztin bekam und nie regelmäßig einnahm und meinte, hier hilft.
Es hat noch einige Jahre nach diesem Erlebnis und schwere Ereignisse gebraucht, bis ich mich schließlich dort einfand, wo mir dann wirkliche #hilfe zu Teil werden sollte und weitere Jahre dort bis zum heutigen Dasein.
Es ist schon angesprochen worden, dennoch würde ich gerne Deinen Blick noch mal auf folgendes lenken: Bei sehr, sehr vielen Menschen, die Schwierigkeiten in der Lebensbewältigung haben und dadurch krank werden, die an ungesunden Mustern festhalten etc, lassen sich die Ursachen dafür eben teilweise bis größtenteils in der Kindheit verorten.
Ich erinnere mich daran, wie ich damals nach einer ersten Einschätzung einer Hausärztin mit meiner Diagnose haderte. Eine Mischung aus Scham und Versagen, dann ein Rationalisieren und schließlich ein Herumtragen der vermeintlichen Diagnose wie einen Triumph oder Schutzschild. Schaut her, die ihr Verantwortung tragt, so weit habt ihr mich gebracht.
Nach außen aufbäumend, innerlich aber völlig gefangen. Endlose Gedankenspiralen gepaart mit mutloser Erschöpfung, dem Leben (der anderen) wie durch eine Milchglasscheibe zusehend, schwankend zwischen Angst und Neid folgen.
Hoffnungslosigkeit, immer wieder durchbrochen von Momenten, in denen ich versuchte, Eltern, Freunden, Partner die Verantwortung für mich, die so schwer wog, daß es unvorstellbar war, sie jemals tragen zu können, zu übergeben. Natürlich mit dem Ergebnis, daß alle, die ich in die Verantwortung nahm, diese mal leise, mal laut, mal hilflos mal vorwurfsvoll, mal bestimmt mal diffus an mich zurück gaben.
Die Suche nach Rettung immer mit der Suche nach Rettern verwechselnd.
Es tut mir unendlich leid, daß Dein Bekenntnis nicht auf die Reaktion getroffen ist, die Du Dir erhofft hast. Und noch mal, nein, diese Reaktion war nicht ok.
Deine Mutter so scheint es, kann nicht zwischen Verantwortung und Schuld unterscheiden, so daß nicht sein kann, was nicht sein darf, sonst hätte sie schuld. Dein Bruder hat eben seinen eigenen Mechanismus gewählt, Anpassung und Entwertung.
System Familie.
Bitte laß Dich davon nicht entmutigen! Was Dir von Dir angedeutet durch den Therapeuten passiert ist, wiegt umso schwerer. Es gibt kein, das wird wieder oder es tut mir leid, daß dies wieder gut macht. Kein ich drück Dich, das magisch alles wieder ins Lot bringt.
Aus meiner Erfahrung heraus gibt es auch kein Wort der Eltern, was langfristig diesen Schmerz heilt. Und vor allem gibt es keinen Mann (oder Frau) dessen Liebe ganz machen könnte.
Ich hoffe und wünsche mir für Dich, daß Du nicht aufgibst, Dir Hilfe zu suchen. Als erstes würde ich Dir sehr pragmatisch jemanden empfehlen, der weiblich ist und der Du im Erstgespräch zumindest andeutest, daß Du schlimme Erfahrungen im Rahmen von therapeutischer Betreuung gemacht hast.
Zudem würde ich darüber nachdenken, so weit weg wie nur möglich am Anfang vom damaligen Rahmen zu gehen. Also anstatt Gesprächen vielleicht erst einmal Gestalttherapie.
Denn Du brauchst Hilfe!
Wenn wir hinfallen und uns das Knie aufschlagen, kann Jod und ein Pflaster genügen. Wenn wir einen Autounfall erleiden, mit inneren Verletzungen auf der Straße liegen, dann können wir nicht einfach ein Pflaster drauf kleben.
Es ist unfassbar, daß die, die Dich beschützen sollten, dich verletzt haben.
In Deinem letzten Beitrag habe ich Deinen Zorn gelesen, auch diesen kenne ich gut. Ich wünschte, ich könnte Dir helfen, aber das kann ich nicht, nicht in dem Maße, wie Du Hilfe benötigst.
Aber ich gebe Dir und vor allem Deinem Zorn (!), meinen ersten Schritt mit an die Hand, meinen ersten zornigen Schritt:
ich finde einen Weg, ich finde Hilfe. Denn, wenn ich den nicht finde, dann gewinnen die.
Die mir so weh getan haben.
Und das ist inakzeptabel.
Ich habe nie geglaubt, daß ich gewinnen könnte und inzwischen denke ich schon ganz lange nicht mehr in solchen Kategorien, damals aber war mein erster zorniger Schritt, nö, ihr nicht. Ich weiß nicht, wie, ich weiß schon gar nicht was stattdessen, ich kann mir ein Leben ohne Leiden überhaupt nicht vorstellen, aber eins weiß ich: ihr, alle miteinander, ihr nicht!
Ich weiß nicht mehr, was eigentlich aus den Pillen geworden ist, die mir meine Mutter gegeben hat. Vielleicht sind sie in der Kiste von Erinnerungen gelandet, vielleicht habe ich sie weggeschmissen. Ich weiß noch, wie unendlich enttäuscht und empört ich war, weil es einfach nicht die Hilfe war, die ich mir erhofft hatte.
Ich kann dir jetzt auch keine Weihnachtsgeschichte erzählen, die dann lautet, danach bin ich in Therapie gegangen und dann wurde alles gut. Ich hatte Verpflichtungen, dinge, die nicht aufgeschoben werden konnten und ich konnte all das damals noch nicht ernst nehmen, für wahr nehmen.
Aber es war ein erster Schritt, einer der später in Therapie führte, ach und dann tja, dann eine andere Geschichte.
Eine, die damit endet, daß ich Dir sagen kann, nein, es wird nicht alles wieder gut, aber das Leben muß kein Leiden bleiben, Glück, Zufriedenheit ist möglich (!), egal wie wenig ich das für vorstellbar hielt.
Eine Geschichte, die vielleicht wie Deine, damit beginnt: Ihr nicht.
Bitte gib nicht auf. Bitte versuch Hilfe zu suchen. Und vor allem, glaub Deinem Zorn (fürs erste).
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, daß 2019 Dir ein paar Soldaten schenkt, die nur auf Deiner Seite stehen.