Hallo,
der Prozess der Trennung begann bei mir vor ca. 9 1/2 Wochen (wer kennt noch den Film ). Da sagte meine Frau das erste Mal, dass sie nicht mehr weiß ob sie mich noch nicht liebe.
Sie ist an Depressionen erkrankt und hat dieses Thema auch bei Ihrer Psychologin angebracht, die uns Tipps gab, wie wir ggf. die Ehe noch retten könnten. Im Anschluss an dieses Gespräch ist sie dann für ein paar Tage zu ihrer Mutter, mit unseren Kindern, gefahren.
In der Zwischenzeit hatte ich auch versucht einen Eheberatungstermin zu bekommen. Ahnte aber schon, dass da irgendwas anderes noch waberte.
Als sie zurückkam, haben wir den Vorschlag von Freunden aufgegriffen, doch mal über Auszeiten füreinander, mal wieder klarzukommen. Sprich, jeder geht mal in ein Airbnb und entspannt sich vom ganzen Alltags-/Familienstress. Corona-Bedingt, mit 2 kleinen Kindern, waren die letzten 2 Jahren einfach echt eine Herausforderung.
Also, 2 Wochen nach dem ersten Signal ihrerseits, ging sie dann für ein Wochenende in ein Airbnb. Da erfüllte sich dann meine Ahnung: im Nachhinein fiel mir nämlich auf, dass sie ein paar Tage vor dem ersten Signal, auf einmal ständig ihr Handy bei sich trug. Sie ließ es gar nicht mehr aus den Augen. Auch wenn sie ansonsten doch recht Handy-Affin war, das war schon ungewöhnlich.
Nunja, Facebook ist eine B. und schlug mir dann ihre jetzige große Liebe als Freund vor. Dieser Mensch kommt aus den USA und sie hat ihn über ein Facebook-Online-Game kennengelernt.
Ich bin jetzt bald 48, sie 38, wir haben zwei Kinder im Alter von 3 und 5 Jahren. Und bei allem Schmerz, den ich bis heute empfinde, kann ich das vorgenannte einfach nicht ernst nehmen.
Ernsthaft, für sie ist es keine Schwärmerei oder ein hach, das tut mal gut, sondern wirklich Liebe. Sie hat sich wirklich in einen Menschen verliebt, den sie noch nie getroffen hat. Sie haben wohl schon gefacetimed etc. aber mal eben treffen, ist natürlich schwierig.
Was mich bis heute fertig macht, ist diese Schnelligkeit. Sie sagt selber, dass wir eine gute Ehe geführt haben und dass diese auch eine Chance verdient hätte. Aber innerhalb kürzester Zeit war für sie klar, das ist es jetzt und sie zieht aus. Trotz dessen was das auch für die Kinder bedeutet und trotz der Tatsache, dass sie selber sagt, das war eine gute Ehe.
Ich habe natürlich viel gegrübelt. Mich verletzt auch einfach diese Undankbarkeit ihrerseits (ich weiß, das ist der Schmerz des Verlassenen, der da spricht) für die 3 Jahre davor, wie ich sie und unsere Familie durch ihre Erkrankung getragen habe. Kaum macht sie die ersten Fortschritte, ist sie weg. Hinzu kommt, dass wir eigentlich von Anfang an, nie auf Augenhöhe in der Beziehung waren. Sie ist eine ganz tolle Mutter und ich finde es toll, wie sie mit den Kindern umgeht. Allerdings hat sie einfach Probleme im Alltag klarzukommen. Sei es Termine zu organisieren, rechtzeitig aufzustehen, damit die Kids pünktlich in der Kita sind.
Ein Grund, den sie mir nannte, warum sie sich trennen wolle, war, dass sie unabhängig sein will: allerdings kann sie aufgrund ihrer Erkrankung gar nicht arbeiten gehen.
Es gab in den letzten Wochen sehr viele Beispiele an denen ich gemerkt, das wird noch richtig hart für sie. Aber auch da bin ich im Prozess der Abnabelung.
Wie gesagt, es sind mittlerweile schon 9 1/2 Wochen. Nächste Woche zieht sie aus und ich habe mir in der Zwischenzeit auch Hilfe gesucht und gefunden. Es gibt gute und schlechte Tage und zum Glück, liegt mein letzter Nervenzusammenbruch jetzt schon 3 Wochen zurück.
Letzte Woche hatte ich noch mal eine Heulattacke. Da war sie für eine Woche im Hotel und ich war mit den Kids alleine und aus heiterem Himmel sagte mein Kleiner zu mir Ich liebe Dir, Papa. Kurz zuvor meinte der Große Du bist mein bester Freund, Papa.
Ich bin auch an einem Punkt, da tut es immer noch weh. Gestern wurde mir richtig schlecht, als ich den leeren Badezimmerschrank sah. Aber im Moment könnte ich mir beim besten Willen auch keinen Weg zurückvorstellen. Sie ist mir auch mit ihrem Online-Gaming einfach total fremd geworden. Die Tage hat sie einen Zettel in der Wohnung liegen gelassen, den ich mir dann mal angeschaut habe. Neben Herzen mit dem Namen Ihrer Liebe und Kronen für sie beide, die sie gemalt hat, standen da auch Anweisungen für ein Spiel. Na gut, dafür bin ich vielleicht auch zu alt. Jedenfalls fand ich das schon echt strange und kindisch.
Sie hat mir am Freitag eröffnet, dass sie plant Ende Oktober für eine Woche in die Staaten zu fliegen. Dazu muss man wissen, dass er wohl auch Familie hat und mein letzter Stand war, dass er diese nicht verlassen will. Natürlich kann ich nie den Verletzten komplett außen vorlassen, aber sie hat 2 Kinder, die sicherlich nie in die USA auswandern werden und plant ernsthaft ihr Geld (dass sie von mir hat) für einen solchen Tripp auszugeben. Das ist total irre.
Egal wie es ausgeht. Es kann der Traum für sie sein, alles ist toll in dieser Woche und so wie gewünscht oder aber es wird ein Fiasko. Ich gehe davon aus, dass sie, sobald sie wieder zurück ist, zusammenbricht und ich dann für eine gewisse Zeit die Kinder zu 100% nehmen werde.
Ich finde es selber extrem anstrengend diese ganzen Trauer-/Trennungsphasen durchzumachen. Die guten Tage werden häufiger. Aber gut heißt nicht, dass ich nicht mehr daran denke. Sondern gut heißt nur, dass es nicht so sehr weh tut und ich besser klar komme. Auf die Arbeit konzentrieren kann ich mich immer noch nicht richtig. Aber auch das wird besser.
Schlimm finde ich es für die Kinder. Die beiden hatten wirklich ein gutes Zuhause. Wir haben nie wirklich gestritten, es war also nie laut in diesem Sinne. Der Große merkt es mittlerweile ganz doll und hat auch schon gebrochen die Tage, als ich dann aus der Wohnung bin. Naja, da müssen wir sehen, dass das so wenig schmerzhaft wie möglich für die beiden wird.
Das soll mal in aller Kürze meine Geschichte gewesen sein. Ich fand es sehr spannend, den einen oder anderen Beitrag hierzulesen und auch hilfreich.
Bis bald
Franek
11.05.2022 12:58 •
x 9 #1