Lieber tanzender Wolf, liebe Forumsmitglieder,
gerne berichte ich, was seitdem passiert ist. Achtung, es wird lang und ausführlich.
Seit unserer Trennung sind nun etwa neun Monate vergangen. Die ersten Wochen sind uns beiden nicht leicht gefallen. Wir haben uns gegenseitig sehr vermisst. Deshalb haben wir uns nach besagtem Seminar auch oft noch zusammen irgendwo hingesetzt und geredet.
Mir fiel es aber schwer, plötzlich auf Freundschaft umzuschwenken, ihn nicht mehr zu berühren, mich nach Treffen von ihm auf unbestimmte Zeit verabschieden zu müssen, zu sehen, wie er ohne mich lebt.
Und deshalb hielt ich den Kontakt, nachdem das Seminar dann zu Ende war, auf das Nötigste beschränkt, wir sahen uns vielleicht alle zwei Wochen. Ich habe versucht mich abzulenken, viel Sport getrieben, neue Leute getroffen. Dabei habe ich gemerkt, dass an frisch getrennten Frauen erstaunlicherweise viele Männer interessiert sind. Ich war nicht an denen interessiert, aber gut fürs Ego ist diese Bestätigung allemal.
In den ersten drei Monaten nach der Trennung trafen wir uns hin und wieder in einer Gruppe von Leuten, die wir beide kannten und auf die keiner von uns wegen der Trennung verzichten wollte. Bei diesen Treffen hat es uns meistens gleich zueinander gezogen und wir haben viel geredet. Im dritten Monat haben wir uns dann hin und wieder auch mal zu zweit verabredet, immer draußen zum Joggen/Radfahren/Picknicken/Schwimmen. Wir hatten viel Spaß, aber dabei bzw. danach ist es oft noch dazu gekommen, dass wir ein bisschen gekuschelt haben. Meistens ging das von ihm aus und ich konnte nicht widerstehen. Das tat sehr gut, aber gleichzeitig auch irgendwie weh, zeigte es doch, was wir verloren hatten bzw. verlieren würden. Denn wir wussten beide, dass wir keine Zukunft als Paar hatten.
Ich hielt einen längeren Kontaktabbruch für sinnvoll, um unserer Beziehung wirklich ein Ende zu setzten und eine Freundschaft zu versuchen. Glücklicherweise ging ich im 4. Monat der Trennung für fünf Monate ins Ausland. Ich hatte dort eine super Zeit und ihn nicht vermisst. Wir haben vielleicht ein mal im Monat geschrieben oder geskypt.
Dabei habe ich erfahren, dass er eine Neue hat. Zuerst hat mich das sehr geschockt. Nach einem Glas Wein und kurzem Nachdenken fand ich das aber eigentlich ziemlich gut und habe es ihm und ihr (ich kenne sie) gegönnt.
Ich denke, das liegt auch daran, dass ich mich während meines Auslandsaufenthaltes verändert habe. Ich weiß, dass ich ein nettes, liebenswertes Mädel bin und vor allem, dass ich alleine mein Leben bestimmen kann. Ich bin selbstbewusster geworden und habe gelernt, dass man, um glücklich zu sein, einfach mal aus dem Arsc... kommen muss. Wie oft wollte ich schon Dinge tun, habe sie aber nicht getan, weil ich an mir selbst gezweifelt habe, nicht mutig genug oder einfach nur faul war.
Wenn ich heute daran denke, etwas Neues auszuprobieren, z.B. eine Sportart, tue ich das. Ich verdränge meine Zweifel (kann/will/soll ich das wirklich?), melde mich am besten gleich dafür an und versuche es einfach mal. Im besten Fall habe ich ein neues Hobby, im schlechtesten eine neue Erfahrung und die Gewissheit, dass es noch tausende Alternativen gibt.
Zurück zur Geschichte: Gestärkt durch meinen Auslandsaufenthalt kam ich also zurück nach Deutschland (acht Monate nach der Trennung). Mein Ex hat auf einen Kaffee gedrängt und wir haben uns getroffen. Wir unterhielten uns gut, hatten uns natürlich furchtbar viel zu erzählen. Leider waren wir beide noch immer nicht ganz entspannt. Ich hatte das Gefühl, er wollte mir zeigen, wie gut es ihm geht. Er hat etwas übertrieben begeistert von seinem Leben erzählt. Ich wollte einfach normal mit ihm reden, ohne ihm etwas beweisen zu müssen.
Ich wusste durch das Treffen, dass ich (und wohl auch er) für eine Freundschaft noch etwas Zeit brauchte. Wenn auch die Anziehung verflogen war und ich auf keine Fall zurück in eine Beziehung mit ihm wollte, irgendwas war da noch zwischen uns, was eine Freundschaft nicht zuließ. Ich vermute, es war die Gewohnheit und die Lösung für das Problem hieß Zeit.
Ich möchte nicht krampfhaft mit meinem Ex befreundet sein, aber wir verstehen uns, er kennt mich einfach sehr gut. Zudem vertraue ich ihm. Uns verbinden viele Hobbies und Denkweisen. Ich fände es schön, das erhalten zu können. Ich habe es dabei allerdings nicht eilig, gucke erstmal auf mich und lebe mein Leben.
Gerade befinde ich mich wieder für eine paar Monate im Ausland. Mir geht es hier super. Ich habe nicht das Bedürfnis mich bei meinem Ex zu melden. Aber er tut es alle paar Wochen. Wir haben letztens fast zwei Stunden geskypt. Das war das erst mal, dass wir uns völlig entspannt unterhalten konnten. Wir haben sogar über seine neue Beziehung und über mein Liebesleben getratscht. (Ich hatte ein paar Verehrer und mich ein bisschen in einen netten Kerl verguckt.)
Ich denke, ich bin auf einem guten Weg, mit und ohne Exfreund als Freund!
Ich wünsche euch alles Gute!
Die denkende
23.03.2014 03:53 •
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