Mal ganz unabhängig davon, wie die gesundheitliche Situation deiner Schwester, die Tatsache, dass eine Vormundschaft besteht etc. zu bewerten ist und ob und welche rechtlichen Möglichkeiten es gibt, die Einsetzung einer Spirale zu verhindern, sehe ich vorallem dich, Knorke.
Du selbst hast keinen Kinderwunsch, möchtest als nicht die Verantwortung für Kinder haben und dein Leben nicht umstellen für ein Kind.
Gleichzeitig fühlst du dich aber verpflichtet, deiner behinderten Schwester bei ihrem Kinderwunsch beizustehen. Ich kann nachvollziehen, dass du dich da emotional hinter deine Schwester stellen magst. Aber: Wo bleibst dabei denn du? Du würdest komplett gegen deine eigenen Vorstellungen handeln. Vermutlich würdest du versuchen einzugreifen, bevor das Kind dann vom Jugendamt weg genommen würde. Dein bisheriges Leben, deine Partnerschaft und vor allem auch dich würde es so nicht mehr geben.
Es gibt nette Hollywoodfilme, in denen Frauen oder Männer Verantwortung für verwaiste Nichten und Neffen übernehmen, die vorher auch nicht an Elternschaft gedacht haben und eher karriereorientiert waren im Film. Du hast aber deine eigenen Vorstellungen von deinem Leben und die sollten für dich nicht hinter denen deiner Schwester stehen. die eventuell die Tragweite Kind gar nicht abschätzen kann.
Ich habe hier ein paar Häuser weiter auch ein behindertes Paar wohnen. Morgens fahren die beiden zusammen mit dem Bus in die Beschützende Werkstätte, abends wieder heim. Regelmäßig schaut ein Betreuer vorbei, um zu gucken, wie die beiden haushaltstechnisch klar kommen. Erfrischend finde ich immer ihre morgendlichen Streitereien an der Bushaltestelle, wenn sie es gerade mal wieder geschafft haben, den Bus noch zu erwischen, obwohl er immer trödelt, sagt sie
Ein paar Monate hatten die beiden auch eine Babypuppe bei sich. Ein Kind haben die beiden dann doch nicht bekommen. Welche Gründe dazu geführt haben, habe ich nicht gefragt, vielleicht der Betreuer, vielleicht haben auch die beiden gemerkt, dass sie das dann doch nicht wollen oder können mit einem richtigen Kind. Mittlerweile sind die beiden in einem Alter, indem Kinderwunsch dann sowieso langsam erledigt sein sollte, wie bei anderen nicht behinderten kinderlosen Paaren irgendwann auch.
Ich kann mir vorstellen, dass dein Leben sowieso sehr davon geprägt ist, eine behinderte Schwester zu haben. Überleg dir gut, wie viel du dir da zusätzlich noch zumutest oder zumuten lassen willst aus (vielleicht) falsch verstandenem Verantwortungsbewusstsein und deiner Liebe zu deiner Schwester und dem verständlichen Wunsch, sie soll glücklich sein.
23.06.2018 09:35 •
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