Zitat von Ltb: Erzählt ihr eurem Partner wirklich die dunkelsten, peinlichsten, Widerlichsten und teilweise auch abstoßendsten Sachen aus eurer Vergangenheit?
Nein und ich wüßte auch nicht, wozu das dienen sollte.
Ich kenne niemand, der als perfekter Mensch geboren wurde, aufwuchs und es dann auch zeitlebens geblieben ist. Insofern setze ich schlicht voraus, daß auch mein Gegenüber irgendwie, irgendwo, irgendwann mal Dinge getan oder gesagt hat, die er heute so nicht wiederholen würde. Was genau, muß und will ich aber gar nicht näher wissen. Wozu soll das gut sein?
IMO ist nur das wichtig, was für den aktuellen Kontakt noch tatsächlich relevant ist.
Ich muß beispielsweise
nicht wissen, ob mein Partner sich vor Jahrzehnten mal einen einmaligen Seitensprung erlaubt hat, nur um anschließend festzustellen, daß das eben doch nicht sein Ding ist. Viel wichtiger ist mir hingegen zu wissen, wie er jetzt und hier mit dem Thema Treue umgeht: Ist sie aufs partnerschaftliche beschränkt, oder soll die Beziehung auch exklusiv bleiben, was das Bett betrifft?
Wozu sollte ich jede Jugendsünde meines Partners wissen wollen?
Und warum sollte umgekehrt auch ich ihm mein Innerstes in dieser Weise auskippen?
Natürlich gab es Szenen in meinem Leben, mit denen ich heute anders umgehen würde als früher. So what? Entscheidend ist a), daß ich mir nicht vorwerfen muß, jemals jemand so nachhaltig geschädigt zu haben, daß sein Leben dahin war und b), daß all das letztlich auf eine Weise verarbeitet ist, daß es mein heutiges Leben nicht beeinträchtigt. Wozu also sollte das alles wieder ausbuddeln und nicht nur mich selbst darin suhlen, sondern es auch noch einem Menschen an den Kopf werfen, der gar nichts damit zu tun hatte, hat oder jemals haben wird?
Nix gegen Offenheit und Ehrlichkeit in einer Beziehung. Aber ich werde nie verstehen, warum Menschen meinen damit so weit gehen zu müssen, daß sie dem anderen jeden Furz an den Kopf werfen, den sie vor 30 Jahren mal in ihren Kindersitz reingedrückt haben.