Liebe Mira und ihr anderen,
endlich bin ich nach 9 Wochen Trennung und intensivem Lesen hier im Forum so weit, auch mal meine Meinung zu diesem ganzen Trennungsmist zu äußern.
Kontaktabbruch, auch wenn es die zunächst schmerzlichste Variante ist, halte ich für unbedingt richtig. Ich bin mit meiner Frau über die beiden Kinder noch so verbunden, es ist echt ätzend. Mir geht es nach der Übergabe der Kinder immer schlechter als vorher. Wenn ich sie ein paar Tage nicht gesehen habe, fange ich immer an, meine Zukunft auch mal etwas positiver zu sehen aber dann sehe ich sie wieder und mir wird wieder klar, wen und was ich vermisse. Diese Kontakte werden meine Leidenszeit einfach nur verlängern, aber es geht halt wegen der Kinder nicht anders. Aber ich werde auch das überleben.
Lieber Hubi,
zum Entlieben in dieser doch noch frühen Phase der Trennung halte ich eine realistische Betrachtung des Partners und der Beziehung für verfrüht. Das kann man sich für die Zeit, in der man den nötigen Abstand gewonnen hat, aufsparen. Ich finde es richtig, und mir hilft es, mich zu lösen, sich aktiv die negativen Seiten des Partners vor Augen zu halten. Die positiven Gedanken, der schöne Urlaub, die lieben Worte etc. überfallen einen sowieso. Aber niemand von uns war mit einem Gott oder Göttin liiert, sondern mit Menschen, die durchaus ihre Schwächen, Fehler und einfach schlechten Seiten hatten. Und diese rufe ich mir immer wieder ins Bewußtsein. Oder auch die Momente, wo ich an der Beziehung und an meiner Liebe gezweifelt habe oder sie mich nur ungerecht behandelt hat.
Ich habe festgestellt, daß ich in der ersten schlimmen Trennungsphase die Fehler nur bei mir gesucht habe und sie fast in den Himmel gehoben habe. Ist wohl zwangsläufig so, aber wenn das Hirn sich langsam zurückmeldet sollte man meiner Meinung nach aktiv gegensteuern. Ich habe einfach keinen Bock auf die zunächst von mir angenommene Opferrolle, oh je, du armer Kerl, deine Frau, die du so liebst, hat dich nun verlassen, weil sie sich in einen anderen Kerl verliebt hat, der aber nichts von ihr will.
Langsam dämmert bei mir die Erkenntnis, daß das Schlimmste an meiner Trennung der Verlust der Vertrautheit, der Gewohnheit und dem Erkennen der eigenen Vergänglichkeit ist. Wenn ich an die schönen Zeiten von früher denke sage ich mir oft, das Vergangene wäre auch im Zusammenleben mit ihr Vergangenheit und nicht zu wiederholen. Und bei aller Hoffnung auf eine Rückkehr von ihr (auch mein Verstand unterliegt oft dem Diktat des hoffnungslos unrealistischen Herzens)kann ich mir eine positive Zukunft immer schlechter vorstellen, nach allem, was mittlerweile passiert ist. Das bedingungslose Vertrauen ist doch weg.
Ich wünsche Euch, wie mir selbst, die Kraft, stärker als zuvor aus dieser Krise hervorzugehen. Einer der tollsten Sätze, die ich hier gelesen habe war folgender: Es wird gut, so oder so.
06.09.2001 07:59 •
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