Hallo an alle,
ich bin ganz neu hier im Forum und brauche Eure Meinungen und vielleicht auch Euren Trost, weil ich ziemlich am Ende bin.
Vor ca. 6 Jahren habe ich einen ehemaligen Mitschüler wiedergetroffen bzw. er hatte sich mit mir in Verbindung gesetzt, um meine Hilfe bei der Organisation eines Klassentreffens zu erbitten. Wir hatten 5 Jahre zusammen die Schulbank gedrückt und seinerzeit ein eher distanziert-freundschaftliches Verhältnis gehabt. Zum damaligen Zeitpunkt ging es mir psychisch und physisch sehr schlecht; ich war lebensbedrohlich erkrankt, mein damaliger Partner hatte mich aufgrund meiner Diagnose sitzengelassen, meine berufliche Selbstständigkeit, noch ganz frisch zu diesem Zeitpunkt, war aufgrund der Krankheit mehr oder weniger zusammengebrochen. Die Organisation des Klassentreffens war eine gute Ablenkung.
Danach ist der Kontakt nie mehr ganz abgerissen. Wir haben uns alle paar Monate gesehen und bei einer Tasse Kaffee Neuigkeiten ausgetauscht, er hat mir von seiner Familie erzählt (Frau und 4 erwachsene bzw. fast erwachsene Kinder, die aber alle noch zuhause wohnen). Intensiver wurde der Kontakt, als auch er völlig überraschend schwer erkrankte. Ich war wohl zu diesem Zeitpunkt die einzige in seinem Umfeld, die seine Gefühle und Ängste nachvollziehen konnte, weil ich selbst das alles schon mehr oder weniger hinter mir hatte. Wir führten sehr gute und sehr vertraute Gespräche, und es entstand eine tiefe Freundschaft, die aber zu keinem Zeitpunkt darüber hinausging.
Vor ein paar Monaten hat sich dann irgendetwas verändert, sowohl in meiner Gefühlswelt, als auch in seiner, denn er offenbarte mir, wohl mehr als nur Freundschaft für mich zu empfinden. Ich selbst hätte von mir aus nie etwas gesagt; ein verheirateter Familienvater mit 4 Kindern ist für mich absolut tabu. Ich habe ihn dann gebeten, seine Gefühle noch einmal zu überprüfen...ich hielt diese für ein situationsbedingtes Strohfeuer nach dem Motto: Das kann doch jetzt nicht alles gewesen sein. Er hat mir auch von Anfang an klar gesagt, dass er seine Frau und die Familie nie verlassen wird. Also habe ich ihn ganz eindeutig und unmissverständlich auf eventuelle Folgen und Konsequenzen hingewiesen, die ihn erwarten könnten, wenn er seinem Drang nachgibt und ihn gebeten, zu prüfen, ob er diese zu tragen bereit wäre. Ich habe dabei leider den Fehler gemacht, ihm zu bestätigen, dass auch ich inzwischen mehr als Freundschaft für ihn empfinde.
Kurz nach diesem Eingeständnis meinerseits kam er dann mit dem Ergebnis seiner Überlegungen: Nein, er wolle mich jetzt doch nicht, er liebe seine Frau und seine Kinder, es täte ihm Leid, falsche Hoffnungen in mir geweckt zu haben, seine Gefühle für mich seien schon wieder erloschen, er wolle jetzt Abstand bzw. mich nicht wieder sehen und wünsche mir für die Zukunft Gesundheit und Glück. Während seiner Selbstfindungsphase hat er mich dann noch mit diversen Dingen einfach sitzenlassen, so z. B. mit einer Einladung für ein Kaffeetrinken mit gemeinsamen Schulfreunden, für das er erst Feuer und Flamme war und zu dem er selbst noch Leute eingeladen hatte.
Ich fühle mich im Moment absolut am Ende (es ist nichts vorgefallen, das ich mir vorwerfen müsste, nur Gespräche); ich habe eine wertvolle Freundschaft verloren, die unrettbar kaputt ist und immerhin über 6 Jahre aufgebaut wurde, und werde für meine Fairness ihm gegenüber noch brutal abgestraft. Leider besitze ich nicht sein Talent, Gefühle wie eine Stehlampe an- und auszuknipsen, ich leide furchtbar, weil es sehr lange dauert, bis ich Vertrauen zu einem Menschen fasse - und dann das...
Momentan bin ich wie gelähmt, ich schaffe es nicht einmal, aufzustehen.
Warum bin ich nur so blöd gewesen und habe die Gelegenheit nicht einfach beim Schopf ergriffen (ja, natürlich wäre es unmoralisch, und das ist mir vom Verstand her auch völlig klar)?
Ich habe ihm deutlich gesagt, was ich von seinem Verhalten halte und dass ich mich emotional benutzt fühle, sozusagen als Selbstfindungsobjekt und Orientierungshilfe, die dann verschwinden darf, nachdem er ja nun wieder weiß, dass er seine Familie über alles liebt. Pech gehabt - war immerhin für einen guten Zweck. Er hätte besser den Mund halten und sich vorher! überlegen sollen, was er eigentlich will.
Als Antwort kam dann, er kenne in seinem bisherigen Leben keine Leidenschaft (wohl auch nicht seiner Frau gegenüber, seiner Aussage nach eine Vernunftehe - mit immerhin 4 Kindern!) und würde darum auch nicht wirklich etwas vermissen. Was soll ich von so einem Statement halten?
Ich verstehe gar nichts mehr...was geht bloß in so einem Kopf vor sich?
10.01.2013 20:23 •
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