Ja. Das ist treffend formuliert, Freddie ! Und Du hast auch sehr gute Beispiele genannt! Du schreibst auch immer so klug und toll ! Seid Ihr eigentlich Hobbypaarberater/psychologen ?!
Deine Beispiele waren sehr praxisnah und gut nachvollziehbar. Das Bild mit der Mauer find ich auch sehr gut. Und ich habe mich in Deinen Beispielen absolut wiedererkannt. Andererseits: Du hast da jetzt irgendwie bei mir in ein Wespennest gestoßen und wahnsinnig viel Verletztheit freigelegt. Und ich möchte jetzt davon erzählen:
Ich war sicher die, die öfter mal einfach einfach um 9 Uhr wortlos ins Bett gegangen ist. Um in dem Bild von Dir, Freddie, zu bleiben. Und genau das hat sie mir auch immer vorgeworfen: Mangelnde Absprachen, zu wenig Einfühlen ,Kommunzieren und zu wenig Augenhöhe/Kompromissbereitschaft. Beziehung ist etwas Gemeinsames, sagte sie und das hat sie mit mir in der letzten Zeit so vermisst. Und ich denke, ich war mit diesen Ansprüchen an mich überfordert. Einerseits weil soviel los war in meinem Leben, was meine Aufmerksamkeit brauchte (Tod eines nahen Angehörigen, Schulwechsel meines Sohnes, Probleme in der Arbeit...alles mögliche) Das war das Eine. Und andererseits ich fand sie, wie soll ich sagen, so erzieherisch mir gegenüber. Ich fühlte mich so, wie wenn man mich in eine beziehungstaugliche Form pressen wollte. Und ich hatte immer mehr die Angst, mich zu verlieren. Man wollte mir mein Selbst nehmen, dachte ich. Und ich ging natürlich in Gegenwehr. Weil ihre Forderungen wirkten auf mich so lehrerhaft, besserwisserisch und von außen aufgedrückt. Ich habe mich nur noch gesträubt dagegen !
Und dann dachte ich auch immer (ich weiß das klingt jetzt total bockig, aber ich muss das jetzt hier sagen. Dann ist es raus.) : Wieso in aller Welt soll ICH mich NUR ändern?! Zu einer Beziehung gehören zwei Menschen, die aufeinander zugehen sollten! Sie sagte immer, es sei gut für mich und unser Miteinander, wenn ich mich therapieren ließe. Das war es sicher auch. Aber ich fand diese Aussage auch ziemlich selbstgerecht. Denn wo blieb IHR Anteil am Gelingen einer Partnerschaft?! Ich habe ihr auch in unserer Zeit öfter eine Paartherapie vorgeschlagen, um gemeinsam an den eingefahrenen Mustern und Fallstricken zu arbeiten. Sie sagte darauf aber, sie sei ja ok und hätte keine Probleme in menschlichen Beziehungen. Das fand ich dann doch immer ein bisschen perfide, einseitig und eigentlich auch unfair, alles auf mich abzuwälzen, was nicht funktioniert hat. Ein bißchen sehr hochmütig für meinen Geschmack fand ich das und sie gab mir damit zu verstehen, dass sie die Bessere, die Erwachsenere war.
Und am Ende sagte sie diesen wie ich fand alles plattmachenden Satz : Du kannst mir auf Dauer nicht ein Minimum dessen geben, was ich in einer Beziehung brauche. Ist das nicht auch sehr vernichtend für denjenigen, der sowas hören muss ? Ich hätte auch umgekehrt zu ihr sagen können: Warum in aller Welt kannst Du Dir nicht ein Minimum an Selbstliebe geben? Unbefriedigte Bedürfnisse in die Partnerschaft zu verlagern und bei Abschluss zum Nochpartner zu sagen, Du konntest mich ÜBERHAUPT nicht zufriedenstellen, finde ich megamäßig hart! Es klingt für mich wie eine abschließende Gewinn- Verlustrechnung und ein rein quantitatives Berechnen des Nutzens des Partners. Ich kam mir bei diesem Satz vor wie ein Mitarbeiter, der seine Arbeitsleistung nicht gebracht hat.
Ich bin jetzt hier wirklich sehr in Rage. Weil das wohl genau den wunden Punkt bei mir trifft. Und ich bin von diesen ihren Aussagen wirklich noch UNGLAUBLICH verletzt ! In der Sache versteh ich sie. Dass man für eine Partnerschaft was bringen muss. Keine Frage. Aber sich so zu äußern ist für mich alles andere als erwachsenes, souveränes und aufgeräumtes Verhalten. Und letztendlich auch irgendwie sehr eigennützig: Der Partner soll es bringen! Dann wünsche ich mir im Gegenzug auch jemand, der mir meine Fehler und Schwächen wenigstens wertschätzend sagen kann. Aber wahrscheinlich war sie selber zu verletzt dazu....
27.12.2018 17:13 •
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