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Frühkindliche Bindung Grund für Beziehungsunfähigkeit

B
Hallo,
ich möchte über ein - vielleicht für einige - überraschendes Thema schreiben.
Man liest sehr oft davon, dass Menschen in unserer Zeit nicht beziehungsfähig sind, wenig Verantwortung übernehmen wollen und lieber von einem Partner zum anderen wechseln als sich mit bestehenden Problemen in einer Beziehung auseinander zu setzen.
Vor kurzem habe ich ein Interview mit einem renommierten Psychologen gesehen, der über dieses Thema gesprochen hat.
Der Hintergrund war allerdings ein anderer: Es ging um unsere Politiker in Deutschland und das demokratische System. Es wurde dort erläutert, warum die Deutschen so fixiert auf Angela Merkel sind und sie teilweise sogar Mama nennen und sie nach all den Jahren immer weiter wählen.

Einige werden sich jetzt fragen was das mit dem Thema frühkindliche Bindung zu tun hat, und ich möchte das im folgenden ausführen:

Der Psychologe erklärte dies damit, dass sehr viele Menschen (besonders die der Nachkriegsgeneration - aber dann eben kontinuierlich fortgesetzt) keine natürliche Beziehung zu ihren Eltern - und besonders zu der Mutter aufbauen konnten - und sich deshalb die normalen und dann unerfüllt bleibenden kindlichen Bedürfnisse im Erwachsenenalter in eine Art Narzissmus verwandeln, und dieser Narzissmus im Unterbewusstsein dafür verantwortlich ist, dass wir meinen viel Leistung im Leben erbringen zu müssen (also wirtschaftlich/finanziell etc), weil wir uns sonst nicht geliebt fühlen würden und keine Anerkennung bekommen. Also ein Aspekt, der daraus resultiert, dass wir diese fehlende Liebe nicht von unserer Mutter im frühen Kindsalter bekommen haben. Eine weitere Konsequenz ist, dass der daraus entstandene Hass auch weiter projiziert wird auf andere Menschen, wie zB auf den eigenen Partner (oder den Nachbarn). Es geht darum, dass berechtigter Hass entstanden durch das nichterfüllte Bedürfnis an Liebe abgetragen wird an anderen Menschen, die nichts damit zu tun haben.

Er hat weiter ausgeführt, dass Angela Merkel bei den Menschen in Deutschland deshalb so beliebt ist und immer weiter gewählt wird, weil sie unterbewusst genau den (Arche)Typ der Mutter darstellt, den die meisten Menschen in ihrer Kindheit erlebt haben: Autoritär (nach dem Motto: Ich regel dein Leben, kümmer dich um nichts, ich denke für dich) und gleichzeitig desinteressiert bzw. empfindungslos für die Bedürfnisse der Menschen.

Das ganze geht noch viel tiefer, aber egal: nur als ich das alles gehört hatte, sind mir die Schuppen von den Augen gefallen.
Ich habe nie eine Erklärung dafür gefunden warum mein 1. Partner solche massiven Probleme hatte mit mir, aber da habe ich die Antwort bekommen.

Ich weiß nicht, was denkt ihr darüber?

28.02.2019 16:59 • #1


DieSeherin
ehrlich? ich glaube, dass das ziemlicher mist ist! dann wären ja alle cdu/csu-wähler von so einer muddi erzogen worden, die diesem typ entspricht! und nachdem die wählerstruktur doch mehrere generationen umfasst, ist mir das zu billig

wenn dir der kern dieser studie aber hilft, deine schwierigkeiten in der ersten partnerschaft zu erklären, ist das doch ein zugewinn.

28.02.2019 17:06 • #2


A


Frühkindliche Bindung Grund für Beziehungsunfähigkeit

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B
Was ich noch vergessen habe:
Natürlich kann ich nicht alles wortwörtlich ausführen, aber es wäre so, dass die meisten Menschen in so einer Art Kollektivtrauma stecken würden, und sich erst darüber bewusst werden müssten dass dies so wäre, um sich dann im nächsten Schritt daraus zu befreien, in dem sie ihr Verhalten ändern und akzeptieren, dass ihre eigenen Eltern nicht anders handeln konnten und wir selbst aber die Verantwortung für unser Leben übernehmen müssen.
Erst dann könnten wir wirklich eigenständig werden und diesen Aspekt (also die verkorkste Kindheit bzw. die gestörte Beziehung zu Mutter/Vater) akzeptieren und als Teil des Lebens in die Persönlichkeit integrieren und ein neuer Mensch werden

Ich weiß, das hört sich vielleicht teilweise verrückt an, aber es ist für mich alles logisch und einleuchtend.

28.02.2019 17:13 • #3


DieSeherin
also, ich finde es ja immer ganz sinnvoll, sich zu überlegen, warum man zu dem menschen geworden ist, der man heute (in der selbstwahrnehmung) ist, aber im grunde finden sich in der welt der studien, theorien, erklärungen so unendlich viele unterschiedliche ansätze... für mich wäre das eher ver- als entwirrend!

und ganz davon abgesehen, ruhen sich auch (für mein gefühl) sehr viele menschen dann auf der erklärung aus: ich bin halt so und kann gar nichts dafür, weil ich eine xyz-kindheit hatte.

28.02.2019 17:17 • x 1 #4


B
Zitat:
ehrlich? ich glaube, dass das ziemlicher mist ist! dann wären ja alle cdu/csu-wähler von so einer muddi erzogen worden, die diesem typ entspricht! und nachdem die wählerstruktur doch mehrere generationen umfasst, ist mir das zu billig

wenn dir der kern dieser studie aber hilft, deine schwierigkeiten in der ersten partnerschaft zu erklären, ist das doch ein zugewinn.


Aber genau das ist es ja: Dieses Muster wird ja immer fortgetragen, von der einen Generation zur nächsten und hört nicht einfach auf.
Natürlich nicht jeder Mensch, aber ich selbst glaube, dass die große Mehrheit der Bevölkerung keine 100%ige normale Beziehung zu den Eltern gehabt hat (denn warum gibt es denn sonst diese Probleme: Trennungen, Affären, Egoismus etc.)

Zitat:
und ganz davon abgesehen, ruhen sich auch (für mein gefühl) sehr viele menschen dann auf der erklärung aus: ich bin halt so und kann gar nichts dafür, weil ich eine xyz-kindheit hatte.


Aber ganz genau das ist es ja wovon ich schreibe.
Wobei, FALLS es dann überhaupt einem auffällt (wie du schreibst).
Denn selbst wenn ich weiß, dass ich so BIN, ist es den meisten egal und denken nicht, dass sie sich ändern müssten.
Das Hinterfragen und erkennen ist das eine, das umsetzen nochmal das andere.

28.02.2019 17:18 • #5


DieSeherin
Zitat von Baumtänzerin1:
denn warum gibt es denn sonst diese Probleme: Trennungen, Affären, Egoismus etc.


es gibt ja nun noch sehr viel mehr prägende faktoren, als nur die beziehung zu den eltern!

Zitat von Baumtänzerin1:
enn selbst wenn ich weiß, dass ich so BIN, ist es den meisten egal und denken nicht, dass sie sich ändern müssten.


dafür brauche ich aber keine psychologie- oder soziologiestudien, sondern für diese ganz grundsätzlichen fragen und antworten, genügt doch die selbstreflexion.

28.02.2019 17:27 • #6


M
War das Franz Ruppert?

Du beschreibst eine sehr komplexe Thematik etwas zu einfach. Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit Entwicklungstrauma, allerdings nicht im transgenerationalem Zusammenhang. Ich denke schon, dass die Forschung über die Weitergabe von Traumata aus der Kriegszeit Sinn macht und halte es für logisch, dass unverarbeitete Trauma sich auf die Bindung zum Kind auswirken können. In den 50er und 60er hieß es, man solle Babies schreien lassen, damit sie nicht verwöhnt werden. Heute weiß man, dass sowas schädlich für die Bindungsentwicklung ist. Studien in den US ergaben einen Zusammenhang zwischen der Ausprägung bzw Wahrnehmung des Bedürfnisses nach körperlicher Unversehrtheit und der politischen Bevorzugung von Konservativen oder Liberalen.

Die Kausalität von Kriegstrauma und Angie fällt mir auch schwer zu sehen, aber so abtun ohne sich mit dem Thema beschäftigt zu haben, mache ich erstmal nicht

Zudem werden nicht alle Personen mit Entwicklungstrauma zu Narzissten, so wie es hier klingen mag. Aber mit Sicherheit haben alle Narzissten ein (frühkindliches) Entwicklungstrauma.

Mich würde es sehr freuen, wenn man sich hier über das Thema mehr austauschen kann. Zu oft hört man es im eigenem Umfeld und zu oft liest man es hier, dass sich wiederholende Beziehungsprobleme und nicht so glückliche Kindheiten die Hand geben.

28.02.2019 17:52 • #7


B
Hallo mitsubi,
nein, es war Dr. Hans-Joachim Maaz (von dem es sehr viel Material zu dem Thema gibt).
Ich denke auch nicht, dass ich als Laie alles vollumfänglich verstanden hätte.
Aber ich sehe bestimmte Muster bzw Verhalten bei mir selbst, wo ich doch geprägt wurde und meine Mutter wiederrum von ihrer Mutter.
Auch dass Männer am besten keine Gefühle zeigen sollen weil sie sozialisiert sind, stimmt zumindest bei meinem Vater. Er war und ist schon immer sehr still bzw. hat keine eigene Meinung und hat sich in dieser Beziehung immer von meiner Mutter abhängig gemacht.

Dein Beispiel mit den Konservativen und Liberalen finde ich übrigens sehr gut, hast du da noch mehr Infos bzw einen Link dazu, gerne auch per PN.
Bezüglich deiner Anmerkung zu Merkel: Es ging nicht um das Kriegstrauma an sich, sondern einfach darum dass wir Menschen in Deutschland autoritäre Strukturen gewohnt sind. Die 68er Bewegung ist noch gar nicht so lange her und überleg mal wie viele Menschen leben die in den 50er/60er Jahren geboren wurden und von Menschen (ihren Eltern) erzogen wurden die aus der NS-Diktatur kommen. Es geht nicht nur um den Krieg, sondern darum, dass man unterbewusst das Muster seiner Kindheit und Erziehung auf jemanden proijziert, der behauptet alles besser zu wissen und den man auch nicht in Frage stellen darf (weshalb sie immer wiedergewählt wird). Und auch wenn wir behaupten, dass es heute nicht mehr so ist, sehe ich das schon so, durch die Krippenerziehung wo der Staat die Erziehung übernimmt, weil aus finanziellen Gründen beide Eltern arbeiten müssen und da eben die autoritären Strukturen weiter gegeben werden, nur nicht durch die Eltern sondern durch den Staat (und somit entsteht wieder ein Mangel bzw die fehlende Bindung zur Mutter)

28.02.2019 18:21 • #8


M
Hallo Baumtänzerin,

von der Studie hörte ich in einem Hörbuch: Vor dem Denken, wie das Unbewusste uns steuert von John Bargh.
Von Maaz hörte ich auch mal einen Beitrag. Ich erinnere mich nur noch an wenig, nur noch, dass er im Grunde alle Politiker und Leistungssportler für Narzissten hält In Teilen könnte das auch so sein

Na ja, also bzgl Kitas und Bindungsmangel zwischen Kind und Eltern muss ich Dir widersprechen. Ein Mangel entsteht nicht, weil ein Kind in der Kita oder in der Schule ist. Das Bindungsmuster, sprich ob ein Kind sicher oder unsicher gebunden ist, entsteht immer in der Interaktion zwischen Kind und primärer Bezugsperson bzw umgekehrt, also meist der Mutter und in großen Teilen schon in den ersten drei Jahren. Entwickelt ein Kind einen unsicheren oder unorganisierten Bindungsstil, hat das immer etwas mit der primären Bezugsperson zu tun. Kitas oder Schulen sind da unerheblich, jedoch im Erlernen von Sozialstrukturen für Kinder außerordentlich wichtig. Das es zu wenig Erzieher und Lehrer gibt ist bekannt, weshalb keine Kita oder Schule den Anspruch hat ein Kind zu erziehen. Wenn aber ein großer pädagogischer Anteil durch eine Kita oder Schule geleistet werden muss, dann läuft in der Familie etwas falsch. Oder dort liegen Traumata vor. Siehe dazu eine relativ aktuell Studie von Prof. Dr. Tamara Fischmann (Studie nennt sich Eva).

Wenn Du Dich für frühkindliche Trauma Bzw. Bindungstrauma interessierst, empfehle ich Franz Ruppert. Auch Dami Charf hat zu dem Thema einen YouTube - Kanal.

28.02.2019 19:18 • #9


N
Zitat von Baumtänzerin1:
(denn warum gibt es denn sonst diese Probleme: Trennungen, Affären, Egoismus etc.)


Sehe in zwei von den genannten Sachen kein Problem.
Egoistisch sind wir alle. Wir haben nur ein Leben. Und das ist unser eigenes. Egoismus daher völlig natürlich.

Trennungen gehören auch zum Leben dazu. Zum Mensch sein dazu. Nichts hält ewig. Unendlich ist nur das Universum.
Ob jetzt Trennung von Partner, Eltern oder anderen sozialen Kontakten. Ist daher an sich auch nichts Negatives.

Affären... anderes Thema. So vieles wird als Affäre bezeichnet.
Auch eine Liebelei zwischen zwei Singles ohne den Status Beziehung. Daran sehe ich auch nichts Verkehrtes.

28.02.2019 19:35 • #10


J
Ich finde das Thema auch sehr interessant .sicherlich denke ich nicht an Merkel oder oder co. Sondern an meinem Ex. Also drück ich es mal mit meinen Worten aus. Mein Ex und ich sind in den 60ger geboren. Ich in der Großstadt meine Mutter wollte immer arbeiten mit 9 Monaten war ich schon im Kindergarten und meine Mutter arbeiten. Später ein sogenanntes Schlüsselkind. Erziehung war drill .. Hauptsache die Noten in der Schule waren gut und Ausbildung. Mein Dad wae der gute Geist. Der mir zeigte das liebe wichtig ist,was sie bedeutet.

Anders bei meinem Ex ...auf dem Land groß geworden...6kinder.. Eltern hatten einen Bauernhof. Vater arbeitet nebenher. An der Mutter blieben Hof und Kinder hängen...da bleibt was auf der Strecke. Er hat eine Lese -Rechtschreibschwäche die nie erkannt wurde da 1. In der Zeit man es noch nicht so kannte (Sonderschule) 2. Keine Zeit von den Eltern. Er blieb auf der Strecke keine Ausbildung . Ihr seht zwei zwar unterschiedliche Gegebenheiten aber beides in den 60ger...er führte eine Ehe 17jahre 3kinder....dann erwischte er Sie mit einem anderen im Bett.. Danach Beziehung 6Jahre.. Von ihr kam Eifersucht, Einengung, halbes Jahr verheiratet. ...er erwischt sie mit einem anderen im Bett... Danach Selbstmordgedanken Psychiatrie . Reden hat er nie gelernt.

Folge: Er hat gelernt nicht zu vertrauen zu reden.

Eine Beziehungsangst zu entwickeln. Er hatte nur noch Beziehungen die nie lange dauerten.

(zugegeben habe ich zu auch erst nicht gewußt)
Aber ich habe jetzt das Problem.... Ich liebe Ihn...möchte Ihm zeigen das er sehr wertvoll ist und es Menschen gib die anders sind.
Ich möchte Ihm zeigen das ich an Ihm glaube, liebe einfach so... Weil er DER Mensch für mich ist...
Aber ich habe keine Chance... Weil er sich getrennt hat...

P.s Angie mögen wir auch nicht....

28.02.2019 20:31 • #11


Y
Hello Baumtänzerin

Zitat:
Aber genau das ist es ja: Dieses Muster wird ja immer fortgetragen, von der einen Generation zur nächsten und hört nicht einfach auf.
Natürlich nicht jeder Mensch, aber ich selbst glaube, dass die große Mehrheit der Bevölkerung keine 100%ige normale Beziehung zu den Eltern gehabt hat (denn warum gibt es denn sonst diese Probleme: Trennungen, Affären, Egoismus etc.)

dieses Muster scheint ja auch zwischen Dir und Deinem Freund Thema zu sein und wenn ihr nun Babys macht, wird es zur nächsten Generation fortgetragen und hört einfach nicht auf
Zitat:
Aber ganz genau das ist es ja wovon ich schreibe.
Wobei, FALLS es dann überhaupt einem auffällt (wie du schreibst).
Denn selbst wenn ich weiß, dass ich so BIN, ist es den meisten egal und denken nicht, dass sie sich ändern müssten.

ja, ändern muss sich Dein Freund?

28.02.2019 22:22 • #12


J
Ich würde nicht von ausruhen sprechen darum geht es nicht. Es geht. Doch darum, das es leider Menschen gibt, die nie gelernt was Beziehung bedeutet.

01.03.2019 20:57 • #13


S
Der Prof. hat recht.
Wenn man es schafft genauer bei sich selbst und den eigenen verhalten hin zusehen erkennt man oft die parallelen zum Elternhaus.
so wie man als Kind behandelt wurde, behandelt man sich selbst für den Rest seines Lebens - Alice Miller.

03.03.2019 06:51 • #14


E
MIr egal, was der Prof meint, ich kann die Todesraute nicht ausstehen und verfluche sie samt ihrem Hofschranzentum!

Mama, Mutti........wer dieses Individuum so bezeichnet, hat doch nicht mehr alle Möbel im Oberstübchen! Boahh...mir sträubt sich gerade alles....

03.03.2019 19:05 • #15


A


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