Hallo Thilde,
wenn ein Partner bindungsfähig/beziehungsfähig ist und der andere nicht, dann ist die Beziehung nicht im Gleichgewicht. Der bindungsfähige Partner will/kann mehr Beziehung leben als der, der nicht bindungsfähig ist. Kann sein, dass sich der nicht bindungsfähige Partner dadurch unzulänglich fühlt, was dann seine Unsicherheit noch vergrössert, was dann wiederum dazu führen kann, dass er sich noch weniger einlässt, sich zurückzieht. Der bindungsfähige Partner bekommt von seinem bindungsunfähigen Partner nicht das, was er sich wünscht, was auf Dauer natürlich frustierend wirkt. Die Frage ist dann, wie der bindungsfähige Partner auf diesen Frust reagiert: fängt er an, den bindungsunfähigen Partner zu bearbeiten (=zu bedrängen?), oder ist die Frustrationstoleranz so gross, dass der Bindungsunfähige die Zeit bekommt, die er benötigt, um bindungsfähig zu werden...
Schwierige Sache, da spreche ich aus eigener Erfahrung. Ich hatte auch eine beziehungs-/bindungsunfähige Partnerin und machte den Fehler sie zu bearbeiten, was letztenendes ein Grund für das Scheitern meiner Beziehung war...
Die Frage ist einerseits: warum ist der Partner beziehungs-/bindungsunfähig? Wovor hat er Angst? Was ist überhaupt sein Bild und seine Erwartung an Beziehung? Deckt sich das mit Deinen Bedürfnissen und Vorstellungen?
Die Frage andererseits: Wie lange kannst Du zurückstecken, Deine Bedürfnisse nicht Dir entsprechend erfüllt bekommen? Wie lange kannst Du Dir vorstellen in einer Beziehung zu leben, die nicht im Gleichgewicht ist?
Ich empfehle Dir dazu das Buch Ich lieb' Dich nicht, wenn Du mich liebst (Autor leider vergessen und Buch grad' nicht zur Hand, sorry), über Nähe und Distanz in Beziehungen. Hier werden die Ungleichgewichts-Mechanismen sehr anschaulich beschrieben.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein bißchen weiterhelfen und wünsche Dir auf jeden Fall, dass Du eine Lösung für Dich findest, mit der Du auf Dauer leben kannst...
Donald
19.09.2002 09:18 •
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