Hallo liebe Forengemeinde,
ich wende mich an euch, da mir dieses Forum bereits bei meinem ersten schweren Liebeskummer vor 2 Jahren sehr weitergeholfen hat und ich nun erneut in einer Misere stecke.
Zur Situation:
Ich (20) bin seit knapp 6 Monaten mit einem Mädel (21) zusammen, das ich im Studium kennengelernt habe. Wir sehen uns recht häufig, da wir das gleiche Teilfach studieren und auch außerhalb der Uni unternehmen wir regelmäßig was zusammen. Sie ist sehr humorvoll, umgänglich, offen und man kann mit ihr einfach echt viel Spaß haben.
Allerdings habe ich in den letzten Wochen einen Wesenszug von ihr kennenlernen dürfen, der mich verunichert und überfordert.
Wir befinden uns aktuell beide Mitten in den Semesterprüfungen und haben auch beide einen straffen Klausurplan. Da sie sehr fleißig und gewissenhaft ist, lernt sie seit gut 4 Wochen regelmäßig von früh bis spät an der Uni. Ich habe mich sogar davon etwas anstecken lassen und habe ebenfalls mein Lernverhalten verbessert, in dem ich herausgefunden habe, dass ich ebenfalls produktiver bin, wenn ich in der Bibliothek lerne.
Das Problem:
Meine Freundin ist sehr auf Leistung fokussiert und scheint sich sehr über ihre Noten in der Uni zu definieren. Sprich: Wenn sie eine Klausur nicht mit einer 1,x oder mindestens einer 2,x abschließt, ist sie wahnsinnig enttäuscht und frustriert. Ich kann das insofern nachvollziehen, als dass sie echt viel lernt und arbeitet und es dann natürlich sch. ist, wann man in der Benotung keine gerechte Entwertung seines Arbeitsaufwands sieht. Sie steigert sich dann extrem rein und stellt meistens ihr komplettes Studium in Frage, wenn sie die Klausur nicht mit mindestens 2 abgeschlossen hat. Zusätzlich dazu wird sie dann zickig (sie stürmt schon mal wutentbrannt aus der Uni und lässt mich ohne ein Wort stehen) und schmollt einige Tage. Soweit habe ich mich damit abgefunden, als dass sie nun mal ist.
Nun ist es so, dass wir bereits ein Klausergebnis bekommen haben - zu allem Überfluss ist es auch noch die Klausur, die wir zusammen geschrieben haben; also wir haben die gleiche Veranstaltung besucht. Gelernt haben wir mehr oder weniger auch zusammen, wobei sie noch mehr als ich in die Vorbereitung investiert hat.
Bereits nach der Klausur war sie schlecht gelaunt, da es ihr nicht gut ging und sie sich sicher war, dass sie durchfallen wird. Ich habe sie versucht zu motivieren und abzulenken - was sich allerdings immer sehr schwierig gestaltet, da sich sich - wie gesagt - dann extrem reinsteigert und sich selbst erniedrigt. Dennoch meinte sie am Ende des Tages, dass sie den Kopf nicht in den Sand stecken würde.
Also, vor ein paar Tagen waren die Klausurergebnisse da: Sie hat mit einer glatten 3 bestanden. Man könnte nun meinen, dass sie sich nach ihrem schlechten Gefühl doch etwas freuen müsste - das tat sie allerdings nicht, ganz im Gegenteil. Zu allem Überfluss habe ich die Klausur mit einer 1 bestanden. Als sie das rausbekommen hat, war sie noch viel mehr am Boden.
Seitdem macht sie sich fertig - und zwar richtig. Sie überlege, den Studiengang zu wechseln, da sie so schlecht wäre (sie ist im 2. Fachsemester!); oder am besten gleich eine Ausbildung beginnen, da sie sowieso zu dumm fürs Studium ist. Sie wäre eh schon viel zu alt für zusätzliche Semester (wir studieren beide Lehramt) und es hätte eh alles keinen Zweck mehr. Sie wäre eh dümmer als alle anderen, und wahrscheinlich liegt es auch daran, dass sie viel zu faul wäre (sie ist eine art Workaholic und hat sich bereits die Semesterferien mit Blockkursen vollgestopft; nebenbei gibt sie Nachhilfe und arbeitet auf 450 Basis, da sie bereits eine eigene Wohnung zu finanzieren hat).
Sie hätte bei diesen Leistungen keinen Spaß verdient und würde mir jetzt alle gemeinsamen Verabredungen während und auch nach der Prüfungszeit absagen. Ich wollte sie am letzten Prüfungstag in ihr Lieblingsrestaurant einladen und danach mit ihr in die Stadt gehen - ich wollte ihr eine Freude machen, da ich ja weiß, wie sehr sie diese Klausuren stressen.
Normalerweise sind diese Anfälle meistens noch am selben Tag wieder vorbei - dieses Mal macht sie sich allerdings seit Tagen so fertig und zickt mich an. Ich versuche ruhig und realistitisch zu bleiben und entspannt mit ihr umzugehen. Allerdings ist das echt schwer, wenn man das Gefühl hat, gegen ein Bollwerk anzureden - denn sie macht absolut dicht und steigert sich immer weiter rein.
Dazu kommt, dass ich den Eindruck habe, dass sie nicht damit klar kommt, dass ich eine bessere Note bekommen habe. Jegliche Versuche meinerseits, ihr positive und produktive Perspektiven der Sache aufzuzeigen, mäht sie damit nieder, dass ich mich ja leicht reden würde, da ich besser war als sie und sie in meiner Situation auch chillen würde. Ihre Note wäre schlecht und damit basta, das können niemand ändern, auch ich nicht - zu meiner Note kam dann ein trockenes Glückwunsch.
Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll: Ich bin echt in sie verliebt und es tut mir weh, dass sie sich selbst so runtermacht und durch den Dreck zieht. Auch, dass sie mich seit Tagen deswegen anzickt - obgleich ich nichts dafür kann - macht mich bisschen fertig.
Momentan haben wir seit zwei Tagen Funkstille, da ich ihr gesagt habe, dass ich sie gerne unterstütze und für sie da bin - aber dass ich mich nicht kontinuierlich anzicken lasse. Sie solle sich melden, wenn ich etwas für sie tun kann; da ich es nicht einsehe, die Sache eskalieren zu lassen, weil sie ihre Mauer hochgezogen hat und nichts an sich ranlässt. Ihre Antwort darauf war dann So wichtig bin ich auch nicht, aber okay.
Ich lasse sie ihn Ruhe, weil ich denke, dass sie sich so besser beruhigen kann - da Druck ja nur Gegendruck erzeugt. Allerdings fühle ich mich doch auch unwohl mit der Situation, da ich weiß, dass es ihr schlecht geht und ich sozusagen nichts dazu beitragen kann, dass sie sich erholt.
Was kann ich tun? Was wäre das beste?
Ich bin momentan etwas ratlos.
Über Einschätzungen, Antworten oder Tipps würde ich mich sehr freuen!
Gruß,
Leo
29.07.2017 08:29 •
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