Wenigstens ist des Geeiere zwischen Beziehung oder doch nicht jetzt vorbei. Es ist geklärt und diese Tatsache macht erst Mal keinen richtig glücklich. Aber unter diesen ungleichen Voraussetzungen ist eine Beziehung, aus der beide Gewinn ziehen, einfach nicht möglich.
Er ist mit Sicherheit bindungsgestört und braucht extrem viel Freiraum für sich selbst und das wird schon in seiner Ehe so gewesen sein. Manchmal täte er ja gerne wollen, aber dann gewinnen Freiheitsdrang und Unabhängigkeitsstreben immer wieder die Oberhand. Entweder eine Partnerin hat eine extrem hohe Toleranzgrenze und kann mit seinen Bedürfnissen leben oder aber sie kann es nicht und trennt sich beizeiten, wenn sie sieht, wohin der Hase bzw. Partner läuft.
Nun ist es eine Trennung, die zwar er ausgesprochen hat, die aber auch zu erwarten war. Und wer sich nicht selbst entscheidet, über den wird dann eben entschieden.
Ob er nun tatsächlich glücklicher ist, sei mal dahin gestellt, aber mit Sicherheit ist von ihm die Bürde der Beziehung abgefallen. Er wird erleichtert sein, obwohl auch er einen Verlust zu tragen hat.
Du warst mittlerweile auch an einem Punkt angelangt, wo die Zuneigung zu ihm zu kippen drohte, denn wenn man vor Enttäuschung über seinen mangelhaften Invest schon wütend wird, ist viel passiert. Und da ist dann auch kaum mehr eine Grundlage für die Ausgestaltung einer richtigen Beziehung vorhanden.
Ich erinnere mich, dass ich nach Wochen und Monaten des Frusts oft eine große Wut auf ihn verspürte. Kam eine SMS (WA gab es damals noch gar nicht), so dachte ich mir oft: Ach sieh mal an, der kleine Ar... meldet sich auch mal wieder!
Damals war schon so eine Schieflage vorhanden, dass ich mich hätte trennen sollen/müssen. Aber da waren ja auch seine anderen Seiten, das manchmal Anschmiegsame, Nette, ja fast schon Vertrauensvolle. Ja, aber auch hier ging es ja immer nur um SEINE Sorgen, seine Gedanken und seine Bedürfnisse. Ich war praktisch nur der Lieferant, der seine aktuellen Bedürfnisse nach Nähe befriedigte, weil ich ja selbst Gewinn daraus zog und ständig danach gierte. Nach Dingen, die in einer Beziehung eigentlich normal sein sollten.
Aber werden Bedürfnisse zu wenig erfüllt, so neigt der unbefriedigte Partner, der ständig einen Mangel verspürt, dazu, die wenigen Augenblicke der Nähe zu etwas Wertvollem hoch zu stilisieren. Völlig normaler menschlicher Impuls. In der Wüste wird jeder Tropfen Wasser immens wertvoll und man schraubt seine Ansprüche ohnehin sukzessive immer weiter runter.
Vielleicht kannst Du mal mit Abstand Eure Beziehung ansehen als das was sie war. Der eine, also Du tut und macht und ist permanent damit befasst, das fragile Kartenhaus im Gleichgewicht zu halten und der andere lebt seine Impulse aus. So was ist kein Zukunftsmodell, sondern eine Beziehung, die von Fragiität, Unsicherheit und unterdrückter Wut geprägt ist. Unerfüllte Bedürfnisse sorgen für Frust und der äußert sich nicht selten in Wut, die aber oft im Stillen ausgelebt wird. Denn wenn man dem bindungsgestörten Partner noch mit Wut kommt und sei sie noch so berechtigt, so hat man gleichzeitig Angst, ihn endgültig zu vertreiben.
Jetzt sortierst Du Dich mal. Nüchtern betrachtet hinterlässt er ja keine so große Lücke, denn so oft habt Ihr Euch wieder nicht gesehen. Dennoch musst Du Dich jetzt von Illusionen und dem Lebensplan, den Du gerne durchgedrückt hättest, verabschieden. Aber dennoch ist es besser so als sich ständig über ihn zu ärgern. Projekt Zusammenziehen grandios gescheitert, aber der Plan war von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil er nur den Wünschen eines Partners entsprochen hätte.
Ja, er gab sich halt mal Mühe, aber man merkte eben, dass es Mühe war und er sich auch nicht auf Dauer verbiegen kann. Aus einem Bindungsängstler wird kein Paarhufer, auch wenn gerade Frauen sich ja immer gerne sagen, mit mir wird es ganz anders laufen.
11.10.2021 12:14 •
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