Lieber Mischi!
Nun möchte ich mich noch einmal auf die Worte von Nordlicht beziehen.
Natürlich!!! ist dieses Gefühl der Angst vor einer neuen Beziehung hier allen bekannt. Ich möchte aber nicht soweit gehen, sie Beziehung- oder Bindungsangst zu nennen.
Denn diese Begriffe beinhalten für mich weniger die hier besprochene Angst vor erneuten Verletzungen, sondern die Angst vor dem Verlust der persönlichen Freiheiten.
Es ist ein verdammt buckeliges Pflaster, sehr schwer zu bestolpern und dabei noch vorwärts zu kommen, wenn man solche Erfahrungen machen musste, was Verlassen werden und schwere persönliche Verletzungen angeht.
Auch ich habe mich weit über ein Jahr hinter der Begründung Angst vor erneuten Verletzungen versteckt, um keine neue Beziehung eingehen *zu müssen*. Über ein Jahr war ich allein, und auch in letzter Zeit sehr einsam.
Hier finde ich die Worte von Nordlicht wundervoll. Ich werde sie mir tief ins Herz einprägen, denn sie beinhalten all die Erfahrungen der letzten Monate.
Wenn ich mich öffne, werde ich möglicherweise wieder verletzt, aber tue ich es nicht, werde ich einsam.
Ja, viele von uns hier, auch ich, kennen die Monate, die langen dunklen Monate in denen wir uns hinter den Mauern unserer inneren Burg zurück gezogen haben. Angst vor dem Leben, Angst vor den Menschen, Angst vor sich selbst.
Ja, wie macht man es am Besten, wenn man einem Menschen begegnet, der einem, trotz innerem Widerstand, sehr interessant und symphatisch ist? Wie macht man es, seinen inneren Schweinehund zu überwinden und den *Angriff* zu starten?
Ja, da ist auch die Frage, ob es dem Anderen nicht genauso gehen könnte wie mir. Alles, wahnsinnig viele, unendlich viele unterschiedliche Aspekte spielen hier mit rein.
Ein Freund sagte einmal zu mir: Es sind nur 5 Sekunden deines Lebens. Was kannst du verlieren?
Da hatte er recht. Ich hatte nicht außer meiner Einsamkeit und diese wollte ich *loswerden*.
Diese 5 Sekunden gaben dem anderen Menschen die Gelegenheit und mir die Möglichkeit zu erkennen.
Und die Erkenntnis kam in 1 Sekunde.
Ich habe einmal zu einem ganz lieben Freund gesagt, daß es vermutlich nur darauf ankam, daß der RICHTIGE vor einem stand. Sozusagen der Prinz in Dornröschen, welcher mit seiner Anwesenheit allein das Dornengestrüpp/die meinige Burg zum Fallen brachte....
Ich für mich persönlich habe mich entschlossen, das Risiko wieder einzugehen. Denn ohne Risiko kommt man nirgends im Leben weiter. Für gar nichts gibt es lebenslange Garantien.
Tue ich aber nichts, werde ich niemals von hier wegkommen und mir jede Chance auf etwas Glück selbst nehmen.
Nun komme ich noch einmal auf das Thema zu lieb sein zurück.
Mein neuer Freund ist auch ein (für mich so völlig unbekannt und neu) *lieber* Mensch.
Er überhäuft mich mit Gefühlen, mit Geschenken, mit sich selbst.
Ich habe lange gebraucht, um ihn in meinen Privatkreis einzubinden, bei ihm war es von Anfang an anders. Seine Eltern, seine Freunde und Kumpels waren von Anfang an involviert. Man sprach schon von Euch, auch als man mich noch nicht persönlich kannte.
Ich gebe zu, ich habe mich gerade in den ersten Wochen durch dieses Verhalten sehr überfahren und überrumpelt gefühlt. Panik kochte in mir auf.
Ich fühlte mich *gefesselt*, verpflichtet und überfallen.
Aber ziemlich schnell kam die Erkenntnis, daß ich es so sehen sollte, daß er es *ernst* meint, mit mir und meiner Tochter schon weit voraus plant und mich überall mit einbinden will.
Eine Zeilt lang hatte ich auch noch den Gedanken, wie ich mich hier verhalten sollte, wie ich ihm dies *zurückgeben* kann, mich revanchieren kann.
Ich war noch nicht bereit, mich nach so kurzer Zeit festzulegen und zu sagen: Seht allesamt her! Er ist mein neuer, fester Partner und die Geschichte hat Zukunft.
Heute nun bin ich soweit. Aber hier spielte nicht der Zeitfaktor eine Rolle, sondern meine Gefühle und meine persönlichen Einsichten.
Durch diese *Überfälle* wurde mir die Angst genommen, daß man unehrlich mir gegenüber wäre. Ich habe erkannt, daß hinter diesem Handeln eine ernste Absicht steht. Stolz auf mich, stolz auf uns und Freude auf eine gemeinsame Zukunft.
Also, es ist, egal was man tut oder erlebt nie einfach. Nichts wird einen in den Schoß fallen.
Und wieder frage ich mich, warum Emotionen immer so schmerzen müssen. Egal ob man trauert, wütent ist oder sogar liebt. Immer tun diese Gefühle weh.
In diesem Sinne einen wundervollen Sonntag!
Nicole
24.11.2002 12:02 •
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