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Traurige Phasen nach der Trennung - wie rauskommen?

M
Hallo miteinand

Das ist jetzt schon mein dritter Thread zur Trennung. Aber diesmal geht es um sehr konkrete Fragestellung. Für alle, die noch nicht so genau im Bilde sind (also wahrscheinlich die meisten) kurz noch mal die Zeitschiene:

Vor 3 Wochen hat mich meine Ex verlassen. Wir hatten sicherlich in den letzten Wochen so etwas wie eine Verschlechterung der allgemeinen Atmosphäre bermerkt, so richtig spürbar ab Anfang September. Es gab in der Woche vor der Trennung eine Auseinandersetzung, in der auch recht kritische Fragen gestellt wurden, das Ergebnis war aber weitermachen, Probleme lösen. Die folgenden Tage waren dann auch eher normal, man wusste aber, dass da noch Arbeit wartet. Wochenende war etwas komisch, da bilde ich mir eventuell aber zu viel ein. Dann kam der Montag, den wir wieder recht normal verlebt haben. Gemeinsam einkaufen, kochen, essen, Nachrichten schauen. Dann musste ich in den Nachtdienst, wir haben aber noch eine Weile per Whatsapp gechattet. Inhaltlich völlig normal, auch initiativ von ihr aus gehend, mit Rückfragen und einem Dialog, der sich ergeben hatte. Am nächsten Morgen habe ich mich dann zu ihr ins Bett gelegt, bin eingeschlafen. Als ich dann später wieder wach wurde, hatte ich eine Nachricht von ihr im Whatsapp. Ich bin heute gegangen, auch wenn es mir das Herz zerreisst. usw. Im weiteren Verlauf hat sie dann später mal per Email erklärt, warum sie nicht mehr mag.

Nun, mein Problem ist nun, dass mir diese Situation nicht aus dem Kopf geht. Und vor allem dieses fassungslose Entsetzen, als ich diese Nachricht gelesen hatte, dieser Schock, der einem durch und durch geht, wenn man während des Aufwachens gerade realisieren darf, dass das eigene Leben (wir waren fast 6,5 Jahre zusammen und hatten im Ursprungsplan noch sehr weitreichende Vorhaben, inklusive Familiengründung) gerade eine dramatsiche Wende erfährt und man dem ausgeliefert ist. Das gleiche Gefühl, dieser Schock, diese Ohnmacht, ergreift mich im Laufe des Tages wieder und wieder. Vor allem, wenn ich hier in der stillen Wohnung sitze. Meine Gedanken gehen immer wieder zu diesem Moment, das Gefühl kommt aber auch unabhängig von den Gedanken immer wieder mal auf. Ich komme da nicht raus. Es ist Stress pur und macht mir das klare Denken im Alltag nicht gerade einfacher. Ich werde einfach diese Anspannung nicht los. Sport bringt nichts, rauchen kann es kurzfristig lindern, aber das kann ja auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. War eigentlich wieder Nichtraucher (bzw Vollzeitdampfer) und damit ganz zufrieden.

Hat jemand Ideen, Vorschläge? Bin ich eventuell reif für die Klapse? Das wäre irgendwie tragisch. da arbeite ich nämlich.

So langsam raubt es mir tatsächlich die allerletzten Reserven. Ich würde lügen wenn ich nicht zugeben würde, dass mir manchmal auch wirklich gefährliche und finstere Gedanken in diesen Situationen erscheinen. Ich weiss auch, dass Trennungen, die ja für sich ein kritisches Ereignis im Leben darstellen umso schwerwiegender Folgen haben, je plötzlicher und traumatischer die Realisierung der Trennung erfolgt.

Liebe Grüsse und guten Abend
Micha

PS: wir alle werden im Verlauf der Zukunft noch so unsere Bezeihungserfahrungen erleben. Und vielleicht sind auch wir da mal diejenigen, die gehen. Ich kann nur dringend raten, dass dann mit dem nötigen Abstand zu machen. Was man dem anderen antut ist beileibe übel.

18.10.2017 20:16 • #1


E
Bei mir gibt es diese flashbacks seit drei Jahren immer noch. Es ist grauenhaft. Manchmal hilft es mir, wenn ich bewusst 'kapituliere'. Gar nicht versuche, dagegen zu kämpfen, sondern eher sage: Aja. Jetzt ist es wieder da. Ich warte ab bis es von alleine wieder geht.'
Kämpfen, hadern etc macht es bei mir schlimmer.
Fühl dich gedrückt

18.10.2017 20:23 • x 2 #2


A


Traurige Phasen nach der Trennung - wie rauskommen?

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T
du musst dir darüber im klaren sein, dass drei wochen bei einer trennung noch gar keine zeit sind. ich konnte die ersten 4 wochen keinen klaren gedanken fassen. erst danach wurde es langsam besser. geholfen hat sport, sehr sogar. sprich mit jemanden darüber, gerade wenn du in der psychatrie arbeitest solltest du dort evtl auch unterstützung finden. reden hilft wirklich und rausgehen, ablenken, flirten, dein ding machen. du kannst deine gefühle nicht abschalten, gebe ihnen raum und dir zeit es zu versarbeiten. ich wollte es anfangs nicht glauben. geholfen haben mir auch merksätze in bilder gegossen, die ich in einem bilderwürfel bei mir im job auf der arbeit stehen hatte. so sachen wie eine Uhr fürs zeit lassen, eine disco für weggehen, ein paradiesvogel paar fürs flirten, einen vikinger für mut und kein mitleid, solche dinge etc.

in phasen in denen es mir ganz schlecht ging habe ich einen kaugummi gekaut und meine gefühle in bezug auf meine frau auf diesen übertragen und dann in hohem bogen aus dem fenster gespuckt.

das ist nur die erste phase, schwieriger fand ich dann die selbstreflexion, die realisierung des unbewussten, was man vorher schon gemerkt hatte, aber nicht wahrhaben wollte, verdrängte: es fiel mir dann tag für tag mehr wie schuppen von den augen. wie schelcht es eigentlich schon um die beziehung stand, wie wenig da noch war und vor allem wie sehr ich durch mein unmännliches verhalten dazu beitrug.

18.10.2017 20:34 • x 1 #3


Aragorn
Oh ha das ist wirklich verdammt hart was dir da wieder fahren ist . Da kann ich deinè Verzweiflung sehr gut verstehen.
Das nagt an einem und man findet keinen weg die Gedanken auf etwas anders zu lenken.

Wenn du schon wie du sagst ganz dunkle Gedanken hast, such dir Hilfe und das schnell. Kenne die Gedanken von mir selber war auch einmal so weit und es war ganz nah dran.

Aber so dumm das jetzt auch für dich klingen mag, es geht immer irgendeie weiter. Nichts ist es wert so zu denken.

Wünsche dir wirklich alles gute und das du da schnell wieder raus kommst.

18.10.2017 20:36 • x 1 #4


Binchen36
Mich hat meine Trennung auch eiskalt erwischt.....ich kann mit Dir fühlen. Ich springe seit ca. 4 Wochen durch die trennungsphasen...wie ein gummibär. Böse dunkle Gedatnken hatte ich auch, da sich ja mein Auto kurz um dazu entschlossen hat eine motorschaden zu haben und mein Teenager nach der Trennung noch mehr am Rad dreht wie zuvor. Was ich dir raten kann ist...wenn solche Gedanken kommen solltest du dir professionelle Hilfe holen. Nach dem das bei mir der Fall war...bin ich erstmal in die Apotheke beruhgungsmittel holen und dann habe ich sofort meinen Therapeuten angerufen. Ich hatte vor ca.6 / 7 Jahren eine mittelschwere Depression. Auch wegen der damaligenTrennung und viel zu viel Arbeit.

Ich hab damals so viel über mich gelernt und habe nicht aufgegeben. Die Trennung die ich jetzt durchmache ist etwas anders wie die davor...da sie nicht so lange war aber intensiver...ich hatte all meine Hoffnung in diesen Mann gesteckt. Aber auch mir hat es durch seine Entscheidung den Teppich unter den Füssen weg gezogen und mit diesem ohnmachtsgefühl umzugehen...wenn alle Gefühle auf einmal...wie aus dem nichts auf einen einprasseln ist nicht leicht. Zumal man ja selbst in solch einem sozialen Beruf arbeitet.

18.10.2017 20:40 • x 1 #5


Memyself
Hallo Micha,

ja die Flashbacks, die sind hart. Wenn einen eine Trennung so überwältigt kann man von einer PTBS sprechen.
Google es mal selbst sicher wirst du das ein oder andere Symptom bei dir feststellen. Es ist eine Frage in wiefern die Gedanken gefährlich sind. Betreffen sie Leib und Leben anderer oder von dir selbst, solltest du dir sofort Hilfe suchen.
Sind es nur finstere Gedanken, Wut, Scham, Angst kann ich dir versichern, das geht vorbei.Wichtig ist alle Gefühle zuzulassen. Nimm dir Zeit zu trauern, alle diese Gefühle und Gedanken, die da jetzt in Aufruhr sind müssen erst sacken.
Es gibt da verschiedene Phasen die man dann zu bewältigen hat. Um die intrusiven Gedanken, die Flashbacks zu stoppen gibt es verschiedene Techniken, dazu sage ich dir gern per PN etwas mehr.

Halt die Ohren steif, und ja du hast allen Grund traurig und enttäuscht zu sein. Es wird aber bald besser.

18.10.2017 20:41 • x 3 #6


M
Vielen Dank bis hierhin. Zumindest bin ich nicht alleine damit!

18.10.2017 21:43 • #7


B
Zitat von Eidechse:
Aja. Jetzt ist es wieder da.

Bewusst machen das es nur ein Gedanke ist uns sich bewusst machen das er gleich geht wie er gekommen ist.

Erst wenn man an dem Gedanken festhält (nachdenkt) wird aus dem aufleuchten einer Erinnerung ein schmerzhadtes Gedankenkarusell.

Den Gedanken nicht festhalten. Akzeptieren ja hallo und baba ... next thema

18.10.2017 21:54 • x 3 #8


S
Das kann man trainieren.
Genau so wie Beinhart das beschreibt.

Nur, oft will man diese Gedanken gar nicht loslassen.
Weil man gar nicht loslassen will.

18.10.2017 22:04 • x 1 #9


M
Ihr Lieben

Vielen lieben Dank für euren Input. Mittlerweile hat sich herauskristallisiert, dass vieles von dem, was ich gerade durchlebe, nicht primär einfach nur Trennungsschmerzen sind. Es zeigt sich, dass ich in den letzten Jahren mehr und mehr in eine Depression verfallen bin. Dies hat mich auch in der Beziehung so ferngesteuert und eigentlich auch weit weg von meinem Wesen agieren lassen. Und die Symptome, die ich zur Zeit empfinde sind neben dem Trennungsschmerz halt leider auch die Symptome einer immer weiter aufflammenden Depression. Ich werde mich in ärztliche Behandlung begeben, bevor es gefährlich wird. Tückische Sache... man merkt gar nicht, wie man sich immer weiter von sich selbst entfernt, wie man immer falscher reagiert. Man kann es nicht steuern und kaum mal kontrollieren. Aber immerhin weiss ich jetzt, wo ich dran bin und ich weiss auch, was zu tun ist.

Dennoch danke ich euch allen herzlich

20.10.2017 20:03 • #10


A


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