Ex zurück trotz Trennung innerhalb kurzer Kennlernphase

Hey ihr Lieben,

Da mir dieses Forum bei meiner letzten Trennung immens weitergeholfen hat, schreibe ich nun erneut um einfach ein paar hilfreiche Meinungen zu meiner Situation einzuholen.

Ich habe wie damals hier geschrieben im letzten Jahr eine sehr toxische Beziehung inklusive emotionaler und körperlicher Gewalt durchgemacht. Ich habe danach gute 4 Monate gebraucht um wieder einigermaßen auf die Beine zu kommen und war Zeitpunkt April/Mai zum ersten Mal wieder an dem Punkt wo ich sagen konnte es geht mir gut und ich bin alleine glücklich. Ich habe mir damals vorgenommen mindestens ein halbes Jahr alleine zu bleiben um die Sache zu verarbeiten, besser sogar ein Jahr. Wie es kommen musste habe ich allerdings Anfang Mai jemanden kennengelernt, der mich unbedingt daten wollte. Ich habe klar kommuniziert, dass ich eigentlich noch nicht so weit bin aufgrund der Geschehnisse, er allerdings hat sich so sehr um mich respektvoll bemüht, dass ich dem ganzen dann doch eine Chance geben wollte. Wir haben uns seit unserem Kennenlernen so gut wie jeden Tag aufgrund gemeinsamer Hobbys, etc. gesehen und ziemlich viel, immer intensive Zeit miteinander verbracht. Allerdings gab es trotzdem keinen großen Traummann Knall wie man das so typischerweise kennt, sondern ich habe ihn einfach in seinem Umfeld kennen- und schätzen gelernt.
Wir hatten manch hitzige, aber immer respektvolle und konstruktive Diskussionen. Ich war sowas überhaupt nicht gewohnt, aber fand es umso schöner. Am Montag kam dann allerdings das erste Mal der Moment, wo wir innerhalb einer Diskussion kurz davor waren das Ganze zu beenden, haben uns dann allerdings beide wieder gefangen und uns ironischerweise versprochen, dass wir das ab diesem Zeitpunkt ernsthaft miteinander probieren wollen und Arbeit darein stecken möchten. Soweit so gut alles fein. Dienstag dann der große Fehler: Aufgrund einer Aussage von mir, zu der ich definitiv nicht das Recht hatte, beendete er das Ganze plötzlich mittendrin und sagte ich hätte damit eine rote Linie überschritten. Er hat emotional plötzlich so dicht gemacht, dass ich in alte Verhaltensmuster gekippt bin und ihn 1 1/2h nicht in seiner Wohnung in Ruhe gelassen habe, obwohl er wirklich mehrfach darum gebeten hat. Ich war ziemlich schnell einsichtig, habe mich mehrfach entschuldigt und heute morgen gab es noch einmal ein ruhiges Gespräch, wo er aber dennoch klar mitgeteilt hat, dass er keine Beziehung mit mir will und es aufgrund meiner Grenzüberschreitung ein Point of no Return ist.

Es geht mir fairerweise überhaupt nicht so sehr um den Trennungsschmerz. Ich bin zwar verliebt, aber unsere Zeit war kurz und ich weiß, dass ich mit der Trennung gefühlsmäßig gut zurecht komme, nachdem ich es geschafft habe meine letzte Beziehung loszulassen. Allerdings ist das so ziemlich der erste gesunde, fest im Leben stehende Mann für den ich tatsächlich Gefühle entwickelt habe und auf den ich rational bereit war/bin mich einzulassen. Für ihn bin ich laut seiner Aussage die erste Frau seit 4 Jahren und der Trennung von der Mutter seines Kindes, mit der er wieder eine Beziehung wollte und er trifft diese Entscheidung nicht aufgrund von mangelnden Gefühlen sondern zum Schutz seines Kindes, da er in keine toxische Beziehung rutschen will (er ist massiv überzeugt davon, dass das bei uns passieren würde, wenn er mir noch eine Chance gibt) und sagt, ich müsste meine letzte Beziehung erst final mit Therapie verarbeiten, bevor ich überhaupt zu etwas anderem in der Lage bin. Ich will die Geschichte ungerne so gehen lassen, weil ich wirklich viel Potential in diesem Menschen bzw. dem was wir hatten sehe.

Wie sind eure Erfahrungen? Glaubt ihr es macht Sinn hier Hoffnung zu haben und nochmal auf ihn zuzugehen oder war die Zeit schlichtweg zu kurz?

Vielen Dank für eure Einschätzungen!

Zitat:

Wir hatten manch hitzige, aber immer respektvolle und konstruktive Diskussionen.

Hello,

Ihr kennt euch seit einem Monat und hattet schon Diskussionen. Das ist doch kein guter Start für eine Beziehung. Es sollte leicht und beflügelnd sein, ohne hitzige Disskussionen.
Ich denke nicht, dass du da weiter Hoffnung haben solltest. Zumal er nicht mehr will. Das solltest du akzeptieren. Du willst doch sicher jemanden an deiner Seite, der freiwillig bleibt und nicht, weil du ihn dazu überredet hast.

Sieh es doch als - salopp gesagt - Einstieg ins erneute Dating. Reflektiere, was bereits in diesem Monat schief gelaufen ist, dass es zu hitzigen Diskussionen führte. Verarbeite dies und dann wird schon noch der Richtige kommen.

Zitat:

Allerdings ist das so ziemlich der erste gesunde, fest im Leben stehende Mann für den ich tatsächlich Gefühle entwickelt habe und auf den ich rational bereit war/bin mich einzulassen.

Ich habe das Gefühl, dass du ihn da ein bisschen auf ein Podest stellst, da er so plötzlich und unerwartet ums Eck kam. Denn das was du beschreibst, klingt jetzt in meinen Augen nicht sooo sehr nach gesund..

@HouseOnFire Danke dir für deine schnelle Antwort!

Wenn ich sage hitzige Diskussionen meine ich damit eher, dass wir beide sehr große Dickköpfe sind und uns nicht gerne sagen lassen, dass wir einen falschen Standpunkt haben. Es ging aber nie um relevante Dinge die eine Beziehung an sich betreffen, sondern um irgendwelche sachlichen Themen. Es wurde nie laut oder ähnliches. Es gab einfach nur viel Sturheit. Davon ab war es eben auch immer unglaublich leicht, weswegen ich es ja so schön fand.

Und ja definitiv- überreden sowieso nicht. Wenn dann soll er das schon von sich aus bewusst entscheiden. Es nervt mir nur so, dass er mich gerade laut eigener Aussage auf diesen Fehler reduziert und selbst weiß, dass das nicht fair ist. Aber er tut das aus eigener Aussage heraus aus Selbstschutz. Das geht mir nicht ganz in den Kopf. Der Mann ist unglaublich klug, man tut doch nicht bewusst etwas falsches aus Selbstschutz.

Darf ich fragen, was exakt du meinst, wenn du sagst klingt in meinen Augen nicht soooo sehr nach gesund? Ich lerne gerade selbst erst, was gesund eigentlich heißt und betitel' es in erste Linie so, weil ich ihn eben nicht auf ein Podest stelle. Ich sehe seine Macken ziemlich klar, aber eben auch sein Ganzes was ich bisher kennenlernen durfte.

@kata_smiles Es ging darum, dass ich gesagt habe, dass ich nicht weiß ob ich auf Dauer damit zurecht komme, wenn er regelmäßig sehr spontan mit der Mutter des Kindes außerhalb der Reihe Zeiten vereinbart. Was ich eigentlich damit ausdrücken wollte war, dass ich mir ingesamt wünsche, dass er mich in seine Planungen grundsätzlich mehr involviert, da es vorher 1,2 Sachen gab wo er einfach unsere gemeinsamen Pläne komplett umgeschmissen hat, um seine eigenen durchzusetzen und mich im Nachhinein erst informiert hat. Das wollte er aber auch danach nicht mehr hören- er hat das für sich abgespeichert als ein ich mische mich in sein Familienleben ein und will mich über seinen Sohn stellen. Dabei würde es mir im Traum nicht einfallen, mich darüber zu stellen. Aber ich hab einfach maximal schlecht kommuniziert.

Zitat:

Darf ich fragen, was exakt du meinst, wenn du sagst klingt in meinen Augen nicht soooo sehr nach gesund? Ich lerne gerade selbst erst, was gesund eigentlich heißt und betitel' es in erste Linie so, weil ich ihn eben nicht auf ein Podest stelle. Ich sehe seine Macken ziemlich klar, aber eben auch sein Ganzes was ich bisher kennenlernen durfte.

Ich hatte das hauptsächlich auf die Diskussionen bezogen und auf den kurzen Zeitraum.
EDIT: weil von verliebt sprechen nach einem Monat, empfinde ich als schwierig und etwas überzogen. Vielleicht eher verknallt? Deshalb der Einwand mit dem Podest.

Ich finde deiner Aussagen nach klingt es ein wenig danach, als wäret ihr schon seit Jahren zusammen. Das seid ihr aber faktisch nicht.
Ich kann nachvollziehen, dass du mehr in die Planung einbezogen werden wolltest. Auf der anderen Seite empfinde ich das doch als hohen Anspruch nach einen Monat. Er ist nunmal Vater und es kann immer etwas passieren, weshalb er spontan die Kinderplanung übernimmt. Und wenn er gerne Vater ist und den Kleinen gerne bei sich hat, dann ist es auch sein gutes Recht ihn zu übernehmen, selbst wenn die Kindsmutter nur z.B. zum Nägel machen will.
Ich glaube, ich würde es auch als einmischen werten, wenn ich nach so einer kurzen Kennenlernzeit dafür kritisiert werden würde.

Mag er sein, dass er da überzogen reagiert. Das ist in meinen Augen eine Sache, die geklärt werden kann. Wenn er dahingehend aber schlechte Erfahrungen gemacht hat und es als massiven Eingriff sieht, wird es wohl schwer ihn vom Gegenteil zu überzeugen.

Zitat von judyy:

@kata_smiles Es ging darum, dass ich gesagt habe, dass ich nicht weiß ob ich auf Dauer damit zurecht komme, wenn er regelmäßig sehr spontan mit der Mutter des Kindes außerhalb der Reihe Zeiten vereinbart. Was ich eigentlich damit ausdrücken wollte war, dass ich mir ingesamt wünsche, dass er mich in seine ...

Die Frage ist nun, ob ihr beiden das halbwegs gut kommuniziert bekommt. Mich wundert, daß dein eigentlich sinniger aber halt mistig verkaufter Gedankengang ihn so dicht machen lässt. Hat er dir denn danach zumindest die Chance gegeben daa mal zu erklären? Sonst wirkt das als einziger Grund für eine Trennung doch sehr aufgesetzt. Da ist entweder mehr oder er hat einen exit gesucht, bei dem er nicht der initiator ist. Sehr merkwürdig.

@HouseOnFire Ja meinetwegen auch verknallt, wie man es definieren mag. Eben dieses jemanden plötzlich unglaublich schön finden, sich sehr wohl fühlen und viel Zeit mit ihm verbringen wollen, aber natürlich keine große Liebe.

Und ja, absolut. Ich sehe seinen Punkt dieshingehend ja auch 100% ein. Er hat da einfach einen Punkt getroffen, der mich vorher minimal gestört hat und ich war in dem Moment nicht direkt in der Lage diese Situationen zu differenzieren. Ich habe vorher auch einfach nie jemanden mit Familie bzw. Kind gedatet. Das ist irgendwie auch etwas, was man lernen muss, finde ich. Ohne meine blöde Aussage damit rechtfertigen zu wollen.

@Dauerverliebt

Nicht wirklich, nein. Ich habe zwar mehrfach versucht das zu erklären, aber ich habe auch heute morgen in dem Gespräch gemerkt, dass er eigentlich nicht so Recht hören wollte was ich zu sagen hatte. Er hatte mich um das Gespräch gebeten und ich hatte arg das Gefühl, dass es ihm nur darum ging seine Sicht der Dinge noch einmal emotional etwas abgekühlter darzulegen, um für sich fein aus der Sache zu gehen. Aber nicht, um meine Seite der Medaille zu verstehen. Das ist ja im Kern was mich stört: Das er so vollkommen zumacht und mir garkeine Möglichkeit mehr für eine aufrichtige, interessierte Kommunikation gibt.
Ich habe eben auch wie ihr Schildert eher das Gefühl, dass es da nicht alleinig um die Aussage bzw. meine Grenzüberschreitung geht, sondern dass er schlechte Erfahrungen mit anderen Menschen auf mich projiziert und deshalb jegliche Klärung ausschließt. Aber auch das möchte er nicht im Ansatz hören und verweigert einfach strikt.

Wie gesagt, ich kann dich wirklich verstehen.
Ich kann aber auch ihn verstehen. Der Streit hat dafür gesorgt, dass du 1 1/2h Drama in seiner (!) Wohnung gemacht hast. Du hast also auch noch zusätzlich nicht respektiert, dass er dich gebeten hat, zu gehen.
Ich finde gut, dass ihr noch mal ein neutrales Gesprch führen konntet. Trotzdem hat er dich nun innerhalb eines Monats respektlos (nicht Gehen) und eingreifend (Zeitplanung aufgrund Kind) erlebt. Das scheinen wichtige Punkte für ihn zu sein.

Ich glaube leider, dass aufgrund dessen da kaum noch Hoffnung besteht. Da kannst du IMO nur auf Abstand gehen und ihn lassen. Vielleicht sucht er noch ein Mal das Gespräch mit dir.

Zitat:

Das er so vollkommen zumacht und mir garkeine Möglichkeit mehr für eine aufrichtige, interessierte Kommunikation gibt.

Ich habe eben auch wie ihr Schildert eher das Gefühl, dass es da nicht alleinig um die Aussage bzw. meine Grenzüberschreitung geht, sondern dass er schlechte Erfahrungen mit anderen Menschen auf mich projiziert und deshalb jegliche Klärung ausschließt. Aber auch das möchte er nicht im Ansatz hören und verweigert einfach strikt.

Wenn das damit eine Grundvoraussetzung bzw. ein Umstand dieser eventuellen Beziehung ist, dann solltest du dir genau überlegen, ob du das leisten kannst. Ob du damit klar kommst, so ziemlich immer kein vernüftiges Gespräch führen zu können.

Liebe @judyy,

erstmal Glückwunsch, dass du deine heftig-toxische Beziehung hinter dir gelassen hast. Und dass du als nächstes einen entspannteren Mann kennengelernt oder angezogen hast. Schon ein wichtiger Schritt in eine gesündere Richtung! Weiter so!

Machst du sonst noch Therapie oder hast psychologische Begleitung, um an deinen unterbewussten Beziehungsmustern zu arbeiten? Ich vermute, du hast in deiner Kindheit nicht soviel Stabilität, Wertschätzung oder Entspannung von deinen Eltern vorgelebt bekommen, und daher kochen gewisse Gefühle und Verlustängste in manchen Situationen bei dir über. Denn 1,5 Stunden ausflippen ist Zuviel, aber das weißt du ja selber.

Machst du aktiv etwas, um weiter in gesunde Verhaltensweisen zu kommen? Lernen mit gewissen Triggern entspannt umzugehen? Um immer mehr eine gesündere Beziehung spüren und leben zu können?

Zitat von judyy:

@Dauerverliebt Nicht wirklich, nein. Ich habe zwar mehrfach versucht das zu erklären, aber ich habe auch heute morgen in dem Gespräch gemerkt, dass er eigentlich nicht so Recht hören wollte was ich zu sagen hatte. Er hatte mich um das Gespräch gebeten und ich hatte arg das Gefühl, dass es ihm nur darum ging seine ...

Mh, dann fürchte ich wirst du da nicht mehr viel bewegen können. Und wenn ich ehrlich sein soll,glaube ich fast, dass es eher nicht dein Problem, sondern dein Glück ist.
Das ganze schreit für mich: you dodged a bullet there, Lady. Und nicht nach frühzeitig gescheiterter gesunder Beziehung. Sein Tipp mit dem verarbeiten an dich sollte er vielleicht auch besser für sich beherzigen. Meine Meinung.