Ich hatte ihn angeschrieben, weil ich mich ganz normal mit ihm unterhalten wollte, weil es mich interessiert hatte, wie es ihm geht, was er so macht. Er war mir noch nie so egal, dass ich mir darüber keine Gedanken mehr machte. Ich hatte es im ersten Moment ohne Hintergedanken getan, wollte einfach eine lockere Unterhaltung. Das entwickelte sich aber schnell so, dass wir stundenlang schrieben, an manchen Tagen bis spät in die Nacht, er machte schnell Andeutungen, kam immer Näher, alles wurde intensiver, über die Beziehung wurde gesprochen, schnell wollte er mich treffen, schnell ging es in diese Richtung, dass über einen Neustart gesprochen wurde. Ich hatte da nicht groß nachgedacht, irgendwie hatte es mich ja gefreut, weil ich wie gesagt nach wie vor Gefühle für ihn hatte/habe.
Es ist vielleicht ungewöhnlich, dass ich nach über einem Jahr noch immer so sehr an ihm hänge, ich kannte so etwas vorher auch noch nie, ich hatte noch nie so intensiv geliebt, er war für mich irgendwie schon damals der eine, bei ihm fühlte und fühle ich ganz anders und sehr viel stärker, als es in früheren Beziehungen war. Ich finde es selbst irgendwie verrückt, aber ich sehe ihn einfach als große Liebe, meine Gefühle konnten nie richtig verschwinden.
Ich finde es einfach traurig, da wir eigentlich so viel gemeinsam haben, uns so ähnlich sind, eigentlich würde alles so toll passen, was er selbst schon immer sagte, es ist schwierig zu akzeptieren, dass es anscheinend dennoch nicht sein soll, dass er einfach nicht genauso fühlen kann, wie ich fühle.
Vielleicht habe ich Verlustangst, vielleicht ist das alles nicht normal, das kann ja sein, ich hatte mich halt gefreut und war zuversichtlich, hatte das Gefühl, dass es ihm genauso geht, ich kann nicht von heute auf morgen sagen, dass es mir von nun an egal ist, erstrecht nicht, wenn diese Wendung so plötzlich kam.
Drei Wochen waren nicht lange, dafür aber so intensiv und seinerseits so viel, wenn man dazu noch starke Gefühle hat, die nie wirklich weg waren, da kann man doch sicher traurig sein?
Verlustängste hatte ich in anderen Beziehungen nie gespürt, ganz im Gegenteil, da war ich irgendwie ganz anders, ziemlich locker, Trennungen machten mir nicht sehr zu schaffen, ich weiß nicht, was mein Ex hat, dass ich da so hinterher bin und ewig leide. Ich hatte auch während der Trennung für sehr kurze Zeit jemand anderen, hatte leider nicht geklappt, ich konnte keine Gefühle entwickeln, obwohl dieser mich wirklich toll behandelte und wirklich verliebt war, irgendwie merkte ich, dass ich da nicht so intensiv fühlen konnte, er konnte mir nicht so wichtig werden, ich freute mich nichtmal auf Treffen. Eine Beziehung war es noch nicht, eher ein Kennenlernen für wenige Wochen, ich erzählte ihm auch davon, dass ich nicht weiß, wo es mit uns hingeht. Ja, da habe ich es nicht Beziehung genannt, mir ist auch klar, dass drei Wochen für so einen Begriff echt zu wenig sind und waren, ich habe mich halt total gefreut und war glücklich damit, ich wollte nicht langsam machen, weil er ja genau der ist, den ich eigentlich möchte, natürlich habe ich da direkt überall zugestimmt und mich reingesteigert, von ihm kam ja auch das Wort Beziehung.
Er möchte sich am Wochenende treffen, meint ihr, ich sollte dann persönlich mit ihm darüber reden? Das, was ihr hier geschrieben habt? Mir wäre es persönlich lieber als schriftlich, außerdem hätte ich bis dahin noch Zeit, mir gut Gedanken zu machen, etwas mehr Kontrolle zu bekommen. Wäre es verkehrt, bis zum Wochenende zu warten? Er schrieb mir heute morgen schon eine Guten Morgen Nachricht, nachdem er aufstand. Ich hatte vorhin erst geantwortet, ein wenig Smalltalk gab es, er fragte, wie ich geschlafen habe, auf die Frage, wie er schlief, da kam nur Ganz ok, eigentlich nicht gut, ich fragte weshalb, da meinte er Ist egal. Hatte dann nicht weiter geschrieben, bis wieder eine Nachricht kam, ob ich noch zuhause bin, ich sagte dann, dass ich gleich weg fahre.
Das war unsere Unterhaltung heute morgen.