Hallo erstmal!
Ich bin gestern auf dieses Forum gestoßen und habe tatsächlich ein wenig Trost in den Beiträgen und Ratschlägen gefunden.
Da mich die Gefühle allerdings in letzter Zeit wiedereinmal übermannen, habe ich mich entschlossen auch einmal selbst einen Beitrag zu verfassen.
Dementsprechend ist das hier mein erster Beitrag, sollte ich das also der falschen Kategorie untergeordnet haben, tut es mir Leid. (es hätte zu mehreren gepasst glaube ich)
Kleiner Disclaimer vorweg: Ich werde etwas weiter ausholen weil ich das Gefühl habe, dass man mich dann besser versteht.
Für alle, denen das zu viel ist, hier diese Warnung
Bis zum vergangenen Dezember letzten Jahres, hatte ich in meinem Leben noch keine richtige Beziehung. Ich war auch noch nie wirklich verliebt. Ich war an einem Punkt in meinem Leben wo ich mit der Vorstellung abgeschlossen hatte, eine Beziehung zu haben, da ich der festen Überzeugung war, meine Ansprüche seien zu hoch und das was ich bieten konnte zu wenig. Von der immens geringen Wahrscheinlichkeit jemanden zu treffen wo es wirklich passt mal ganz abgesehen.
Ich war also allein und das war okay für mich.
Ich war auch nicht auf der Suche, wollte nicht einmal wirklich eine Beziehung, weil ich mit dem Bild, dass Fernsehen, Kino und mein Bekanntenkreis mir von Beziehungen vermittelt hatten nicht allzu viel anfangen konnte.
Viele der Dinge, von denen ich dachte, dass sie bei Beziehungen eben dazu gehören, wie zum Beispiel peinliche Kosenamen, Händchen halten in der Öffentlichkeit, Jahrestage, einander Geschenke machen, romantische Dates, Eltern kennenlernen usw. waren mir suspekt bzw. hatte ich nicht das Bedürfnis sie zu tun, oder gar empfand ich eine gewisse Abneigung gegenüber der Vorstellung, dass ich so etwas erdulden müsste.
Mit dieser naiven Einstellung kam ich im September in eine neue Stadt, da ich mein Studium gewechselt hatte. Sie war weit weg von Zuhause und nicht sehr groß. (abgesehen von der Uni gab/gibt es fast nichts in der Umgebung)
Ich kannte niemanden dort und war und bin nicht wirklich ein besonders geselliger Typ daher hatte ich mich mit damit abgefunden, dass ich vermutlich auch keine Freunde hier finden würde. Aber das war okay, ich hatte gelernt allein zu sein, als sich nach dem Abi die meisten meiner Freundschaften verlaufen hatten und ich war gerne allein.
Das Semester begann und dadurch dass wir alle am Anfang ziemlich überfordert waren und es auch einige Module mit Gruppenarbeiten gab, hatte ich unweigerlich Kontakt zu einigen meiner Kommilitonen. (ich bin mir bis heute nicht sicher, wie man dieses Wort schreibt)
Nach relativ kurzer Zeit freundete ich mich mit einem Mädchen aus meiner Seminargruppe an.
Da das Hochschulleben zu diesem Zeitpunkt schon auf Online umgeschaltet wurde, sahen wir uns zwar nicht in der Uni, allerdings gab es andere Wege zur Kommunikation. (Discord, Skype etc.)
Wir schrieben viel, arbeiteten zusammen und oft haben wir einfach nur telefoniert.
Bis zu einem gewissen Punkt sah ich sie einfach nur als eine wirklich gute Freundin, unter Anderem auch weil ich der Meinung war sie hätte einen festen Freund, weshalb in mir nie auch nur der Gedanke aufkam, daraus könnte sich mehr entwickeln.
Doch irgendwann stellte sich heraus, dass dem nicht so war.
Wir kannten uns nun schon einige Monate und tatsächlich verbrachten wir oft den Großteil unseres Tages zusammen. Häufig saßen wir noch bis tief in die Nacht im Videochat und führten angeregte Unterhaltungen.
Gegen Ende des Jahres, fingen wir immer mehr an zu flirten. Ich kann gar nicht mehr genau sage, wie das einmal angefangen hat. Jedenfalls wurde uns beiden klar, dass wir uns entscheiden mussten, ob wir Freunde bleiben wollten, oder ob wir mehr wollten als das.
In dem anschließenden Gespräch stellte sich heraus, dass sie ähnliche Vorstellungen von einer Beziehung hatte wie ich, was mich zu diesem Zeitpunkt sehr überraschte.
Kurzum, wir wurden ein Paar. Die tiefe Zuneigung, die ich schon eine Weile ihrbezüglich gespürt hatte, wurde immer stärker und zum ersten Mal in meinem Leben war ich wirklich verliebt.
Die nachfolgende Zeit war toll, auch wenn wir uns nicht so häufig real treffen konnten, aufgrund der Pandemiesituation.
Nach einigen Monaten allerdings, begannen wir uns zu streiten. Häufig wegen Missverständnissen. Subtexte, die in schriftliche Unterhaltungen hineininterpretiert wurden, von beiden Seiten usw.
Es war nie wirklich schlimm, bis auf ein Mal. Nach diesem Streit meinte sie zu mir, sie brauche erst einmal Abstand.
Zwei Wochen vergingen, die für uns beide sehr hart waren. Rückblickend betrachtet hätte man die Beziehung in bzw schon vor dieser Zeit beenden können, denn faktisch waren wir nicht mehr wirklich ein Paar.
Natürlich kam es, wie es kommen musste und sie beendete die Beziehung.
Sie hätte zwar noch Gefühle für mich, allerdings nicht genug um es noch weiter zu versuchen, da ihr dafür auch einfach die emotionale Kraft fehlen würde.
Ich war am Boden und mir ging es so schlecht wie noch nie in meinem Leben.
Ich denke ich muss nicht genauer auf meine Gefühle eingehen, die meisten wissen sicherlich wie sich sowas anfühlt.
Die Zeit danach war für mich sehr schwer, denn zum ersten Mal in meinem Leben, fühlte ich mich nicht mehr wohl damit allein zu sein. Ich konnte nicht einfach dorthin zurück wo ich vor der Beziehung war.
Wir blieben Freunde, mehr oder weniger.
Es begann mir etwas besser zu gehen und ich hatte das Gefühl, auf einem guten Weg zu sein das ganze zu Verarbeiten.
Doch dann, knapp zwei Wochen, nach der Trennung, fuhr sie zu ihrem Exfreund. Ich glaube es war nicht der mit dem sie vor mir zusammen war aber es war auch nicht ihr erster Freund. Die Beziehung lag schon gut 2 Jahre zurück.
Mir erklärte sie, dass sie vergangenes aufarbeiten wollte und vermutlich in 1/2 Wochen zurück sein würde.
Zu dieser Zeit wurde mir bewusst, dass es vielleicht nicht die beste Idee war für mich mit ihr in Kontakt zu bleiben, aber da wir nach wie vor den selben Freundeskreis haben kann ich ihr nicht vollständig aus dem Weg gehen also habe ich gedacht es spielt keine Rolle.
Von nun an wurde alles nur noch schlimmer. Ich fühlte mich jeden Tag schlechter.
Heute sind knapp 1,5 Monate seit der Trennung vergangen und sie ist immer noch bei ihm.
Auch wenn das für außenstehende naiv klingen mag, bin ich mir nicht wirklich sicher ob sie wieder mit ihm zusammen ist oder nicht. (ich weiß, ich sollte mir diese Frage eigentlich garnicht stellen)
Sie war auch während wir zusammen waren mit ihm befreundet und ich kann mir gut vorstellen, dass sie einfach bei einem Menschen sein wollte bei dem sie sich wohlfühlt um von allem wegzukommen.
Die Chancen liegen 50/50 denke ich.
Jedenfalls glaube ich, dass ich langsam halbwegs über die Trennung hinweggekommen wäre, wenn diese Situation mit ihrem Exfreund nicht wäre. Jedes Mal, wenn sie im Freundeskreis von einer Kleinigkeit aus ihrem Alltag erzählt, stelle ich mir vor, was sie mit ihm macht und wie glücklich sie mit ihm ist.
Ich habe große Schwierigkeiten damit umzugehen.
Ich bin extrem verletzt und fühle mich irgendwie verraten.
Ich bin neidisch und eifersüchtig.
Mir fehlt auch ihre Freundschaft.
Ich habe viel aus diesen wenigen Monaten Beziehung gelernt. Über mich, mein Leben, meine Ziele und auch über Beziehungen ansich. Irgendwie glaube ich, dass ich erst jetzt wirklich erwachsen geworden bin, zumindest fühlt es sich so an.
Doch auch wenn ich Dankbar für die Erfahrungen und die Erinnerungen bin, wünscht sich der Schmerz in meinem Inneren, ich hätte nie gesehen was es heißt zu lieben und geliebt zu werden, damit ich es nicht vermissen kann.
Aber ich kann die Zeit nicht zurückdrehen.
Keine Ahnung was ich mit diesem Text bezwecken wollte. Vielleicht tut es gut einfach mal davon zu erzählen.
Ich weiß nicht ob jemand einen Rat für mich hat. Eigentlich habe ich auch schon gefühlt das halbe Internet durchgelesen und alles zum Thema Trennung etc verschlungen und weiß dass es kein Geheimrezept gibt.
Ich danke jedem fürs Lesen meiner Geschichte (oder Erzählung? es ist jedenfalls alles so passiert) und versuche positiv in die Zukunft zu blicken, auch wenn es mir sehr schwer fällt.
LG
12.05.2021 11:56 •
#1