Heute Abend gegen 21 Uhr habe ich den Menschen angerufen, der mir nach der Verarbeitung der Trennung doch wieder so viel bedeutet hat. Leider ging sie weder ans Telefon, noch an ihr Handy. Ich hinterließ eine Nachricht auf ihrem AB. Zu Hause angekommen fand ich einen Brief im Briefkasten, als Antwort auf meinen Brief. Auweia! Was muss sie sich bei den Anrufen gedacht haben?
Sie wunderte sich, nach so langer Zeit von mir zu hören
(wohl wahr). Sie habe sich derweil damit auseinandergesetzt und akzeptiert, dass die Beziehung nicht immer so gelaufen ist, wie sie sich das für uns gewünscht hätte. Meinem Wunsch auf ein Treffen kann sie nicht nachkommen, da sie mit uns abgeschlossen hat und dieses Kapitel nicht mehr aufmachen möchte. Sie bittet mich das zu akzeptieren und es dabei zu belassen.
(Verstehe ich)
Das klingt hart, da man ja auseinander gegangen ist, obwohl man sich noch dermaßen geliebt, zu dieser Zeit aber keinen Weg gesehen hat (oder sehen wollte/konnte), etwas an der Situation zu ändern . Ich frage mich, ob es was geändert hätte, hätte ich einen langen Brief geschrieben oder sie gleich angerufen oder irgendwo abgepasst, aber das sind wahrscheinlich nur diese hätte, wäre, wenn und aber Gedanken. Ich hätte (aber diesmal stimmt es!) einfach nicht so viel Zeit verstreichen lassen sollen
Da mir dieser Mensch mal so viel bedeutet hat, werde ich noch einen kurzen Brief senden, in dem ich schreibe, dass die Anrufe kamen, bevor ich ihren Brief las, mich sehr wohl mit mir und allem auseinandergesetzt habe und daher ihre Entscheidung verstehen kann und akzeptiere. Ich muss das ebenfalls einfach für mich machen, auch wenn das von euch als egoistisch angeklagt wird und es das tatsächlich auch ist. Für mich ist es wichtig, damit ich das Kapitel schließen kann, denn obwohl es (vielleicht aber auch nur zu 99%) geschlossen war, habe ich ja wieder alle Gefühle zugelassen, weil ich nach all der Reflektion dennoch eine Zukunft sah.
Letztendlich war es mir der Versuch für diesen Menschen wert.
Es stimmt mich natürlich traurig, damals manche Gelegenheit verpasst zu haben, diesem geliebten Menschen das zu geben, was dieser so dringend benötigt hat und ihren Kampf um mich zwar wahrgenommen, aber nicht bewusst gehandelt zu haben, obwohl es eine Selbstverständlichkeit ist. Ebenfalls macht es mich traurig, sich bei Problemen zurückgezogen und nicht nach seinen eigenen Überzeugungen gehandelt zu haben, diese Probleme zu lösen und die unendliche Liebe und Geduld des anderen nicht in gleichem Maße erwidert zu haben. Ich sehe mich bei solchen Gedanken als dummen Jungen, der es zwar besser wusste, aber sich des Grunds des Nichthandelns/der Blockade nicht bewusst war - und somit nicht nach seinem eigentlichen Wesen und nicht wie ein Mann nach seinen eigentlichen Prinzipien gehandelt hat.
Abschließend kann ich nur sagen, ist es auch das, was ich daraus gelernt habe und mitnehme:
- Immer mit offenen Augen in der Beziehung zu leben (und das nicht nur am Anfang).
- Jeden Augenblick mit dem Partner in Liebe zu verbringen (denn es lohnt sich bei vielen Dingen einfach nicht zu streiten)
- Wieder einmal hat sich bewiesen, dass die Kommunikation von Gefühlen, Gedanken und Bedürfnissen das A und O ist. (auch wenn man vor dieser Beziehung einen manipulativen Partner hatte, der damit gespielt hat und man sich dadurch nicht mehr richtig traut sich auszudrücken - der aktuelle Partner kann nichts dafür!)
- Sich über seine Ziele bewusst sein, sich nicht übernehmen und wissen, was man von einer Beziehung erwartet und zu geben bereit ist und diese Vorstellungen dann auch dem (möglichen) Partner mitteilen
- Streitigkeiten, wenn sie denn wirklich sein müssen, konstruktiv zu diskutieren und sich nicht einzuigeln (letzteres gibt dem Partner ein Gefühl von Hilflosigkeit). Sagen was man über die Situation denkt, warum man sich ärgert, dem anderen dann zuhören und gemeinsam eine Lösung suchen.
- Nicht versuchen der perfekte Partner zu sein, dieser Rolle kann kein Mensch auf Dauer gerecht werden, man ärgert sich nur über sich selbst und wenn man dieser Rolle dann nicht mehr gerecht wird, der Partner Probleme kommuniziert, schiebt man die Schuld diesem zu und schadet damit sich, sowie letztendlich der Beziehung.
- Es müssen nicht die Sterne vom Himmel geholt werden, oft langt auch schon das Salz aus dem Regal. Damit meine ich, dass es doch die kleinen Aufmerksamkeiten sind, die eine Beziehung leben und wachsen lassen.
Menschen machen Fehler und daraus ihre Erfahrung. Eine krasse, aber eine wirkungsvolle Übung, die mir dabei geholfen hat, mein Handeln neu zu überdenken, ist folgende. Lege dich auf die Couch oder ins Bett. Denke daran, was du alles von deinem Partner erwartest, was dieser tun muss, damit DU glücklich bist. Stelle dir nun vor, dein Partner wird schwer krank und ihr habt vielleicht nur noch eine bestimmte Zeit miteinander.
Wenn man sich dies vorstellt, wird einem klar, wie unsinnig die vielen kleinen Streitigkeiten im Alltag doch sind und all die negativen Gedanken gegen seinen Partner lösen sich in Luft auf. Man stellt fest, welchen Wert der Partner an der Seite hat und fragt sich, wie es sein kann, auch nur einen Augenblick nicht aus der Liebe heraus gehandelt zu haben oder unaufmerksam gewesen zu sein. Das einzige was letztendlich zählt ist die Liebe und das wertvollste dabei ist die Beziehung zum Partner.
In diesem Sinne,
Grüße
Steve
Danke für eure Nachrichten![/quote]