Na gut, dann grabe ich einmal in meiner Vergangenheit.
Kennengelernt haben wir uns vor 31 Jahren. Zu Ostern, beim Schifahren.
Ich war damals 19, SIE 15. Beide gingen wir damals zur Schule.
Die Begegnung war eine zufällige, weil SIE und IHRE Familie in einer Hütte gewohnt hatten, in der meine Freunde und ich jeden Abend den Schitag beendet haben.
Nach einer Woche verabschiedeten wir uns und gaben uns alle das vage versprechen, uns im nächsten Jahr wiederzusehen. SIE wohnte ca. 200 Km von meiner Heimatstadt entfernt.
Tatsächlich trafen wir uns im April des folgenden Jahres wieder. Und diesmal funkte es.
So hat es erstmal angefangen.
Am ersten Wochenende nach Ostern bin ich dann mit dem Zug zu IHR gefahren. Der Beginn einer fast eineinhalb Jahre dauernden Fernbeziehung. (Wie gesagt, Schüler)
Im Jahr darauf verliebte ich mich in eine Mitschülerin. Und fuhr dann etwa 3 Monate doppelgleisig.
Die Besuche bei IHR reduzierten sich, bis ich dann zu IHR fuhr, IHR die Wahrheit sagte und die Beziehung beendete.
Die Geschichte mit der Mitschülerin erledigte sich ein paar Monate später, als ich nach dem Abitur zum Bund ging.
Ich muss dazu sagen, dass wir in dieser Zeit telefonisch Kontakt hielten und so fasste SIE sich ein Herz und stand eines Tages vor mir. Wir setzten unsere Beziehung fort, als ob es keine Trennung gab. Aber immer noch eine Fernbeziehung, beschränkt auf Wochenenden und Ferien, aber diesmal mit eigenen Autos.
Nach meinem Wehrdienst begann ich zu studieren und arbeitete nebenbei in einer Bar. In dieser Zeit machten wir einige ziemlich tolle Urlaube, wir flogen sogar 2x in die USA.
Es muss ca. 1993 gewesen sein, als ich in der Bar eine Frau kennenlernte, die mich zutiefst faszinierte. Sie war damals Anfang 30 und ich Mitte 20. Irgendwann trafen wir uns auch außerhalb des Lokals und führten stundenlange Gespräche. Ich fühlte mich extrem bestätigt, dass eine für mich erfahrene, reife Frau Interesse an mir hatte. Natürlich fingen wir eine Beziehung an.
Diesmal kam SIE die 200km zu mir und ich sagte IHR offen, dass ich mich verliebt hatte und es keine Zukunft gab. IHRE Reaktion war deutlich. SIE stand auf und drehte sich nicht mehr um, setzte sich in ihr Auto und fuhr davon.
Ich sollte mehr als ein Jahr nichts mehr von IHR hören oder sehen.
Bei mir war SIE fast umgehend aus dem Sinn, da ich mich wortwörtlich im Rausch meiner neuen Beziehung befand. Wir zogen zusammen und verbrachten Anfangs beinahe jeden Tag miteinander.
Dieser Rausch fand ein halbes Jahr später ein abruptes Ende. Eines Morgens erklärte sie mir, es wäre besser, sofort meine Sachen zu packen und mich zu vertschüssen. Sie hätte keine Gefühle mehr, ich sei ihr zu jung und sie sei ohnehin nicht für eine fixe Beziehung geschaffen
Bämmmm!
Wie ein begossener Pudel verlies ich ihre Wohnung und verstand die Welt nicht mehr.
Was folgte waren alle klassischen Phasen des Verlassenwerdens. Das verstärkte sich, als ich herausbekam, dass da eine Überschneidung mit einem doppelt so alten, verheirateten Vorgesetzten von ihr gab. Ich heulte tagelang.
Ich brach mein Studium ab, suchte mir einen Job und lernte erstmals in meinem Leben das Alleinsein.
Es brauchte fast ein weiteres halbes Jahr, um wieder Selbstwertgefühl und Selbstzufriedenheit zu finden.
Damit könnte jetzt die Geschichte enden. Könnte.
Denn ein paar Monate später musste ich für ein Projekt in die Nähe ihrer Heimatstadt. Und SIE kehrte wieder in mein Gedächtnis zurück. Irgendwann, abends im Hotel, dämmerte es mir, wie ich mich IHR gegenüber verhalten hatte und wie sie sich gefühlt haben mag (Erfahrung hatte ich ja mittlerweile). Anrufen wollte ich sie nicht, da mir das zu feige erschien.
Also setzte ich mich ins Auto, fuhr die paar Kilometer in IHRE Stadt, wissend, dass SIE sich wöchentlich an diesem Abend in einem bestimmten Lokal mit IHREN Freunden traf.
Ich glaube ich bin mindestens 30 Minuten vor dem Lokal gestanden, bevor ich mich traute reinzugehen. IHREN Blick werde ich nie im Leben vergessen. Erst Fassungslosigkeit, dann Ärger und schließlich Neugierde.
IHRE Freunde umstellten sie kurz, als sie aber merkten, dass das für SIE ok war, ließen sie uns alleine.
Es wurde ein langer Abend, später führ ich ins Hotel zurück mit der gegenseitigen Zusicherung, wieder mal zu telefonieren.
Das geschah etwa einen Monat später, weil der Vater eines Freundes gestorben war und SIE mit mir gemeinsam zum Begräbnis gehen wollte.
Dann, zwei Monate später etwa fragte SIE mich, ob SIE mich einmal besuchen könne. Das vorsichtige, gegenseitige herantasten endete dann 1999 in einer Ehe.
Mit mittlerweile 2 Kindern und auch ganz guten Zukunftsprognosen unsererseits.
11.04.2018 21:18 •
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