Hallo,
bin seit gestern hier Mitglied und wollte nur mal meine Geschichte aufschreiben. Ich habe erkannt, dass mir Schreiben hilft und ich weiß, dass so ziemlich jeder hier wenigstens versteht wovon ich rede, was ich von meinem Umfeld nicht unbedingt behaupten kann.
Der Mann, um den ich weine, war meine Jugendliebe. D.h. wir waren schon einmal zusammen, als wir Teenager waren. Es war eine schwierige Zeit-wir sind DDR-Kinder-,und einigen passte nicht, dass wir zusammen waren. Man legte mir nahe, die Beziehung zu beenden, da ich vorhatte zu studieren, ansonsten würde man mir keine Zulassung erteilen. Ich hatte mich davon nicht einschüchtern lassen. Ich liebte ihn schließlich! Mir war egal, was die anderen sagten. Ich verteidigte ihn und unsere Liebe immer wieder und deshalb traf es mich tief, als er von einem Tag zum anderen einfach Schluss machte. Ohne eine Erklärung!
Wir sahen uns viele Jahre nicht. Aber vergessen habe ich ihn nie.
Erst 25 Jahre später begegneten wir uns wieder. Und mich traf es wie ein Blitz aus heiterem Himmel! Wir waren beide verheiratet und Eltern geworden. Dass unser beider Ehe nicht gut lief, verheimlichten wir uns.
Zwei Jahre lang hatten wir sporadischen Kontakt zueinander, per Mail, SMS oder Telefon.
Als er mir eines Tages per Mail mitteilte, dass er seine Familie verlassen würde, weil nichts mehr lief, bekam ich vor lauter Schreck meine Tage (und das obwohl ich die Pille nahm!.Sie verschwand aber nach 3 Stunden wieder.) Er teilte mir mit, dass er sich wieder melden würde, wenn alles geregelt sei.
3 Monate später hielt ich es nicht mehr aus. Ich wollte wissen, wie es ihm geht. Ich schrieb ihm eine SMS mit dem Text: Wollte mal wissen, wie es dir geht, du treulose Tomate,falls du noch weißt, wer ich bin! Darauf antwortete er: Ich könnte dich doch nie vergessen. Du bist tief in meinem Herzen!
Ich fühlte mich wie 16! Dabei war ich schon 43!
Drei Wochen später verbrachten wir unser erstes gemeinsames WE miteinander und schmiedeten Pläne. Das ganze war ziemlich schwierig, weil uns mittlerweile 500 km voneinander trennten! Aber wir wollten diesen Schritt wagen.
Wir führten eine Fernbeziehung, sahen uns einmal im Monat,telefonierten jeden Abend, manchmal mehrere Stunden. Uns war klar, dass wir das ändern wollten. Also stellte ich meine Kinder vor die Entscheidung mitzuziehen oder bei ihrem Vater zu bleiben, informierte meinen Chef darüber, dass er demnächst meine Stelle neu besetzen muss, gab einen Nebenjob auf, hatte endlose Diskussionen mit meiner Familie und meinen erwachsenen Kindern, die nicht mit wollten, da sie schon ihr eigenes Leben führten, informierte die Schulen meiner drei minderjährigen Kinder (die übrigens nicht mal meine eigenen, sondern Pflegekinder sind),informierte das Jugendamt (denn die sitzen bei Pflegekindern immer mit im Boot).
Ich wollte mein Leben neu gestalten, wollte alles aufgeben, wollte meine Familie,meine Freunde, meine Arbeit, mein gewohntes Umfeld für den Mann, den ich liebe, verlassen. Ich wollte nur mit ihm zusammen sein.
Dann kam der Tag, der für mich der Supergau schlechthin war. Er rief mich an und sagte:N.,ich habe eine Entscheidung getroffen. Es wird Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen. Ich will meine Freiheit, ohne Verantwortung und Verpflichtungen. Ich will mit meinen Kumpels unterwegs sein,gehe dreimal die Woche zum Sport,habe meinen Nebenjob, den ich nicht aufgeben will, das geht in einer Beziehung nicht.
Ich habe es mir nicht leicht gemacht und das hat mit dir als Person nichts zu tun. (Häh! Mit wem denn dann? Mit dem Pabst oder was?)
Du bist eine tolle Frau und ein super Kumpel,aber es geht nicht. Kannst du das verstehen?
Ich weiß nicht, was er hören wollte, ob er die Absolution erteilt bekommen wollte. Ich wünschte ihm nur alles Gute und legte auf. Erst dann begriff ich, was gerade passiert war und brach zusammen. Die kommende Nacht tat ich kein Auge zu, war nur am Heulen. Als ich am Morgen in den Spiegel sah, erkannte ich mich selbst nicht wieder. So hatte ich mich noch nie gesehen. Und so konnte ich nicht zur Arbeit gehen (ich arbeite mit Jugendlichen). Meine Ärztin schrieb mich sofort krank, schon deshalb weil mein Blutdruck um Hilfe schrie.
Seitdem sind 5 Monate vergangen. Ich kann nicht schlafen, nicht essen,ertrage Musik nicht, mein Fernseher ist nur Deko, ich bin nur am Heulen. Mein Selbstwertgefühl ist im Keller.
Wie konnte er mir das nur wieder antun? Zum zweiten Mal? Und diesmal noch schlimmer?
Meine Ehe war nicht die beste, Gefühle nicht an der Tagesordnung und auch nicht gewollt (hat seine Ursachen in der Kindheit meines Ex-Mannes). Dann kam er und holte mich aus meinem emotionalen Gefängnis, sprengte meine Ketten und auf der Flucht zwischen Heute und Morgen hat er ohne Vorwarnung angehalten und mich allein und schutzlos im Wald ausgesetzt. Ohne Karte und Kompass!
Er hat meine Mauern durchbrochen, meinen Schutzmechanismus geknackt. Er hat mich aus dem Schneckenhaus gelockt und mich dann zertreten!
Dass ich so was in meinem Alter noch mal erleben würde,hätte ich nicht gedacht. Ich träumte von der Liebe und wollte nicht aufwachen.
Und jetzt möchte ich gern abends einschlafen und morgens nicht mehr aufwachen. Ich stecke in einer tiefen Depression.
Anfangs nahm ich Beruhigungs-und Schlaftabletten. Die verfehlten ihre Wirkung. Meine Ärztin setzte mich dann auf ein Antidepressivum. Nun kann ich wenigstens schlafen. Aber alles andere ist geblieben: kein Apetit, Gewichtsverlust, ständige Grübeleien... . Ich habe so viele Fragen, die ich nie beantwortet bekomme werde und das schmerzt zutiefst.
Ich bin eigentlich ein sozialer Mensch. Aber im Moment ziehe ich mich von allem zurück. Schließlich kann mich auch niemand verstehen. Was nützt da das Reden?
Ich fühle mich benutzt und weggeworfen wie Klopapier. Ich fühle mich nutz-und wertlos. Ich befinde mich in einem endlosen Tief und finde keinen Weg daraus. Ich glaube, so tief werde ich nie wieder empfinden.
Ich habe das Gefühl, das hört nie auf!
Rette mich wer kann, ich kann es nicht!
Wie soll das Leben ohne ihn weitergehen?
Ich schrieb ihm einen Brief, in dem ich ihm all meine Gefühle zu Füßen legte. Einen Brief, wie ich ihn noch nie geschrieben habe. Und seine Reaktion darauf waren 3 mickrige, nichtssagende Sätze :Du siehst, der Fehler liegt bei mir. Danke für den Brief.Ich hoffe, es geht dir jetzt gut.
Wie kann man seine Gefühle einfach so abstellen?
Wenn es dafür einen Schalter gibt, wüsste ich gern, wo er sich befindet.
Ich würde ihn auch gern drücken, damit dieser Schmerz endlich aufhört!
Es tut gut, darüber zu schreiben, auch wenn es nur die Kurzfassung war.
21.09.2012 17:51 •
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