Zitat: hatten immer die gleichen Ansichten
Naja, offenbar nicht in allen Punkten. Vor allem in einem recht wesentlichen Punkt nicht: eure Ansprüche / Erwartungen an eine Beziehung (z.B. darüber, wieviel Zeit man mit dem Partner verbringt) scheinen doch recht unterschiedlich gewesen zu sein.
Zitat: Aber manchmal hatte ich das Gefühl, dass er mich nicht als Priorität setzt. Ich wollte dass er das ändert sodass ich mir wirklich sicher sein kann, dass er auch starke Gefühle hat. Das habe ich ihm auch genauso gesagt.
Das klingt so, als wärst Du jemand, der sehr viel Bestätigung von seinem Partner braucht und diese auch vehement einfordert. Grundsätzlich finde ich gut, sich über Bedürfnisse mit dem Partner auszutauschen. Aber diese Botschaft „Du gibst mir nicht genug, ich zweifle an Deiner Liebe“ ist schon auch harter Tobak… kann durchaus verstehen, wenn der Partner – insbesondere wenn er selbst es ganz anders empfindet – sich da bedrängt, grundlos kritisiert und überfordert fühlt.
Zitat: Aber durch dieses Verhalten hatte ich ja leider noch mehr das Gefühl, er würde mich nicht wirklich lieben. Das habe ich ihm immer und immer wieder gesagt, ich weiß das das falsch war, aber ich wusste auch nicht was ich dagegen tun sollte, denn ich war sehr von seinem Verhalten verletzt.
Ihr seid da in ein sehr schädliches Muster gegenseitiger Abhängigkeit reingeraten… leider ganz typisches Verhalten bei Paaren mit unterschiedlichem Nähe-Distanz-Bedürfnis. Er zieht sich zurück, Du drängst nach, er zieht sich noch weiter zurück usw… bis einem die Schmerzgrenze überschritten ist.
Zitat: Aber ich finde, dass ich ihm sehr viel gegeben habe und ich wünschte es wäre ein bisschen mehr zurück gekommen. Er hätte mir ja dann auch mal wirklich zeigen können, dass er mich liebt und will und ich seine Priorität bin. Das wäre ja nicht schwer gewesen.
Für ihn war es offenbar schwer.
Und ja, in einer Partnerschaft sollte Nehmen und Geben auf lange Sicht ausgeglichen sein. Aber manchmal gibt es auch Durststrecken, wo einer der beiden nicht so viel geben kann, bzw. nicht das, was der Partner sich wünscht. Da zeigt sich dann, wie stabil die Partnerschaft ist. In eurem Fall konntet ihr BEIDE nicht geben, was erforderlich war. Er konnte Dir nicht die Nähe und Bestätigung geben, die Du wolltest. Und Du konntest IHM nicht den Freiraum geben, den er sich gewünscht hat.
Zitat:
Darin stand sowas wie, dass ich nicht verstehen kann das man aus solchen Gründen eine Beziehung aufgibt und dass ich finde das man so etwas besonderes nicht aufgeben sollte, wenn es so gut gepasst hat und dass ich ihn sehr geliebt habe.
Leider hat es in einem ganz wichtigen Punkt bei euch überhaupt nicht gepasst. Und das ist durchaus ein Grund, eine Beziehung aufzugeben.
Liebe ist wichtig, aber Liebe allein macht keine stabile Beziehung aus. Sie ist nur EIN Eckpfeiler, und der allein kann keine Partnerschaft tragen.
Zitat: Ich verstehe nicht wieso er Schluss gemacht hat, er meinte sogar letztens noch zu mir dass es ihm ganz und gar nicht leicht viel Schluss zu machen... Dann tut man es doch nicht!
Du schreibst, dass ihr etliche Diskussionen geführt habt und Du ihn immer und immer wieder darauf angesprochen hast, dass er Dir seine Liebe nicht genug zeigt. Da war er wohl irgendwann an dem Punkt angelangt, zu glauben, dass es dafür keine Lösung gibt, dass er Dich nicht zufriedenstellen kann und das immer so weiter gehen würde. Da war bei ihm offenbar eine Grenze erreicht. Schlussmachen hat ihm AUCH weh getan, aber letztlich schien es – entschuldige wenn ich das jetzt so hart sage – für ihn weniger schlimm als der Gedanke, diese Beziehung mit Dir so weiterzuführen.
Zitat: Dabei sagt man doch, dass jemand der einen wirklich liebt nie aufgeben könnte, egal was man macht...
Das seh ich anders. Für mich hat Liebe Ähnlichkeit mit einer Pflanze… sie braucht Pflege und gute „Umweltbedingungen“ um wachsen und gedeihen zu können… den richtigen Boden, nicht zuviel und nicht zu wenig Sonne und Wasser, Schutz vor Krankheiten und Schädlingen...
Und wie oben schon gesagt – selbst wenn beide sich sehr lieben, heißt das noch lange nicht, dass die Partnerschaft funktioniert. Eine Partnerschaft umfasst noch soviel mehr Aspekte.
Für mich hab ich als wichtige Punkte, die beide Partner beherzigen sollten, mitgenommen:
x Mach Dich nicht abhängig von Bestätigung durch den Partner. (Abgrenzung)
x Nimm die Delegation zurück. Verpflichte nicht den anderen zu etwas, das er offenbar besser kann. Du kannst es auch. (Autonomie)
x Lerne Dich selbst zu beruhigen, einen kühlen Kopf und ein warmes Herz zu bewahren. (Selbstregulierung)
x Schütze die Wunden des anderen. Verzichte auf billige Siege. (Empathie und Gleichwertigkeit)
x Gib der Liebe Raum und Zeit, sonst geht sie ein. (Gemeinsamkeit und Intimität).
x Pflege die Leidenschaft. Sie ist die Energiequelle der Liebe. (ero.)
x Bleibe neugierig auf den anderen. Er ist unergründlich. (Interesse und Anteilnahme)
x Erkenne die apokalyptischen Reiter: Kritik, Verteidigung, Blockade, Verachtung. Vermeide, sie gegen den Partner einzusetzen. (Respektvoller Umgang)
x Bilde ein Team mit Deinem Partner. Übernimm Verantwortung für die gemeinsame Sache. Im Konfliktfall besinne Dich auf das, was das Team zum Funktionieren braucht, und handle danach. (Kollaborative Allianz)