Hallo, ich versuche es kurz zu halten. Wir sind Mitte 30 und seit 9 Monaten in einer Fernbeziehung. Zur Zeit sehen wir uns nicht mal jedes Wochenende und wenn mit Unterbrechungen, weil er am Wochenende Verpflichtungen hat (Arbeit, Kind). Das macht uns sehr zu schaffen.
Mein Freund bereitet unser Zusammenziehen in meine Stadt am Jahresende vor. Vor wenigen Tagen habe ich ihm eine lange Nachricht geschrieben, dass wir gemeinsam planen, damit ihm nicht alles über den Kopf wächst und er natürlich mit meiner Unterstützung rechnen kann.
Gestern gab ich auf Arbeit richtig Gas, um pünktlich gehen zu können, damit wir gemeinsam bei mir ankommen und Abendessen können. Als ich los wollte, las ich, dass er 1,5 Stunden später kommt. Ich war geknickt und rief ihn an, um nach dem Grund zu fragen. Er bemerkte meine Enttäuschung und rief mich danach mehrmals an, aber mein Handy war lautlos und ich saß mit einem Kollegen in der vollen Bahn. Ich habe es einfach nicht gesehen und das sagte ich ihm. Ich habe seit zwei Monaten eine neue Vollzeit-Stelle. Mein Vorgesetzter fehlte die meiste Zeit wegen Krankheit und Urlaub, ich hatte keine Einarbeitung, auch noch seine Projekte und bin abends fertig. Das weiß mein Freund alles.
Er schrieb, dass er erst losfährt, wenn ich ihn anrufe und sage, dass ich mich auf ihn freue. So habe er nur Schuldgefühle. Ich sagte, dass ich keine Kraft für solche Diskussionen habe. Dann begannen grundsätzliche Anschuldigen seinerseits: Ich würde ihm nicht genug den Rücken stärken, hätte nur Zweizeiler und kein liebes Wort für ihn, würde nicht hinter seiner Arbeit stehen und keinen Anteil an seinem Leben nehmen. Das war zu viel für mich, da ich ihn über alles liebe und das zeige, z. B. frage ich sehr detailliert, wie sein Tag war und es interessiert mich auch alles. Gerade erst vor 3 Tagen habe ich das letzte Mal ich liebe Dich gesagt. Ich schrieb, dass ich nicht verstehe, warum er mit mir zusammen leben will, wenn ihm so viel fehlt. Er ritt nur darauf rum, dass er es mir nicht recht machen kann und ich ihn nicht angerufen hätte, um ihm das Schuldgefühl zu nehmen. Ich sagte, dass nach der grundsätzlichen Kritik an meinem Beziehungsverhalten mir die Lust dazu fehlte, ich nicht weiß, wie ich noch weitermachen soll, weil ich das Gefühl habe, viel zu geben und so keinen Sinn mehr sehe. Er meinte nur, dass wir morgen unsere Sachen austauschen können, was ich ablehnte.
Ich finde, das liest sich wie Kindergarten. Leider ist es ein wiederkehrendes destruktives Muster: Es gibt eine Kleinigkeit, die meist er anspricht, daraus folgt plötzlich grundsätzliche Kritik von ihm (vorher wirkte er glücklich, ganz normale liebevolle Beziehung) und dann ist da Hoffnungslosigkeit, Trauer und Wut, dass einer von uns beiden die Beziehung in Frage stellt und wir von Trennung sprechen. Es eskaliert. Was kann ich gegen die Spirale tun? Wo habe ich mich gestern falsch verhalten? Ich habe das Gefühl, ich gehe seit gestern auf verbrannter Erde, bin eine unzureichende und unaufmerksame Partnerin und weiß auch nicht, wie ich das Gespräch wieder aufnehmen soll.
19.08.2017 09:00 •
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