Er lebt ohne mich weiter / Facebook - es tut weh

Liebe Anna-Lotte,

danke für dein Interesse.

Also, was soll ich sagen.. gut sieht es aus mit uns.

Nachdem wir uns im Dezember wieder angenähert haben, war es dennoch ein kleiner Leidensweg für mich. Ich hatte dermaßen Angst, dass er mich wieder verlässt, dass es wieder kippt und ich nach der aufgekommenen Hoffnung wieder diese Hölle durchmachen muss.
Er war jedenfalls zu meinem Geburtstag bei mir und wir haben auch Silvester gemeinsam verbracht. Der Kontakt war stetig, aber nicht so intensiv wie zu Beziehungszeiten. Es kam vor, dass wir ein paar Tage nichts voneinander gehört haben - mein Gefühl hat mir aber gesagt, dass das das Richtige war. In dieser Zeit hab ich bemerkt, dass meiner Sehnsucht nach ihm noch eine viel stärkere Sehnsucht zugrunde liegt - nämlich die nach mir selbst! So sonderbar es klingt, in der Zeit, in der wir uns wieder angenähert haben, hab ich gelernt, ihn loszulassen. Ihn nicht wie verrückt bei mir halten zu wollen. Sondern ihn mal sein zu lassen.

Die Probe ging bis ca. ins Frühjahr. Im Februar hatte ich noch einen Test - wir sind getrennt auf Urlaub gefahren. Ich zu meinem Großonkel nach Kanada, er mit seiner besten Freundin nach Dubai. Ich habe gelitten wie ein Hund! Hab so Angst gehabt, dass da was mit ihr passieren wird, dass er zurückkommt und sagt, dass er das mit uns doch nicht mehr will, und was weiß ich... Jedenfalls hab ich in der Zeit drüben angefangen, an mir zu arbeiten. Habe mir Bücher über Selbstliebe gekauft, die Übungen gemacht, hab mit Yoga weitergemacht, etc... Und dann war er wieder von Dubai zurück (ich immer noch in Kanada) und das erste, was er getan hat, war mir zu schreiben. Und da hab ich gewusst, dass nichts passiert ist, worüber ich mir Sorgen machen müsste.

Wirklich gut lief's dann wieder ab Mai ca.. er hat sich täglich bei mir gemeldet, wunderbarer S., .. aber das Allerwichtigste: Meine Angst hat sich langsam in Luft aufgelöst. Ich habe in den Monaten gelernt, dass ich keine Angst haben brauche. Vor nichts. Und wenn er wieder Schluss macht - ich bin dann immer noch da. Ich werde alles überleben, und es ist alles in Ordnung, solange ich mich selbst lieb hab! Das wird mir niemals jemand nehmen können! Wie gesagt - meine Gedanken sind nicht mehr von ihm besessen. Ich hab mich kreativ betätigt, viel gelesen, mich weitergebildet. All das, ohne einen Gedanken an ihn zu verschwenden. Ich baue mein Leben nicht mehr um ihn auf, nein, endlich bin ich wieder der Mittelpunkt. Und eben das hat dafür gesorgt, dass ich ihn alleine Sachen machen lassen kann, ohne dabei Angst zu haben, er könnte mir fremdgehen oder er würde sich dadurch von mir entfernen. ZB geht er jetzt Anfang September den Jakobsweg allein und wir treffen uns unten in Santiago und machen dann gemeinsam Urlaub am Strand. Mein erster Impuls war: Oh nein, er ganz allein, und wie kann er es wagen, ohne mich etwas unternehmen zu wollen? Nachdem etwas Ruhe in meine Gefühlswelt gelangt ist, hab ich mich sogar für ihn gefreut. Und für mich, dass ich jetzt knapp 2 Wochen für mich allein habe und ihn in meiner Zeiteinteilung nicht berücksichtigen muss. Also alles gut!

Ähnliche Situation: Vor ein paar Wochen hat er gesagt, er würde gerne im Frühjahr nach Tschernobyl fahren, sich die Unfallstelle ansehen. Ich habe natürlich schon gedacht Na super, er fragt nicht, ob ich dabei sein will, bin dem aber offen gegenübergestanden und habe mir angehört, was er dort gerne machen würde. Und siehe da: Vor einer Woche hat er gefragt, ob ich nicht mitkommen will.

Das war wirklich eine wunderbare Reise. Und am essentiellsten ist eben für mich, dass ich mehr zu mir selbst gefunden hab.